Nicht nur der eben zitierte Präsident der Deutschen Bundesbank Herr Ernst Welteke, sondern auch jüngste Wirtschaftswachstumsprognosen des Internationalen Währungsfonds (IWF), zeichnen für das Jahr 2001 ein düsteres Bild für die konjunkturelle Lage in der Bundesrepublik Deutschland und den führenden Industrienationen.2 Das Wirtschaftswachstum der bedeutensten Volkswirtschaften, das sich an der Veränderung des Bruttoinlandsproduktes (BIP) im Vergleich zum Vorjahr ablesen lässt, hat sich dabei dramatisch verringert. Erst 2002 wird sich laut aktueller IWF-Studie die weltweite Wirtschaftslage wieder erholen. Wie nachfolgende Grafik zeigt, fällt dabei die Konjunkturdelle in Italien, Frankreich und Großbritannien geringer aus als in Deutschland und in den Vereinigten Staaten:
[Abbildung in dieser Online-Vorschau nicht enthalten]
Abb. 1: „Die Veränderung des BIP im Vergleich zum Vorjahr“3
Wie eben erwähnt, lässt sich also an der prozentualen Veränderung des Bruttoinlandsproduktes im Verhältnis zum Vorjahr das Wirtschaftswachstum eines Landes ablesen.
Der Wert des Bruttoinlandsproduktes ist somit eine wichtige Kenngröße, die in Deutschland mit Hilfe der sogenannten Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung durch das Bundesamt für Statistik ermittelt wird.
Das Ergebnis dient als Grundlage weiterer wirtschaftspolitischer Entscheidungen. Innerhalb der EU dienen die Angaben zum Bruttonationaleinkommen (BNE) beispielsweise zur Berechnung der Eigenmittel, also der Mitgliedsbeiträge der einzelnen Staaten an die EU. In der vorliegenden Studienarbeit soll deshalb die Berechnung des Bruttoinlandsproduktes thematisiert werden. Dazu gliedert sich die Studienarbeit inhaltlich in mehrere Abschnitte. In den ersten Kapiteln sollen zunächst grundlegende volkswirtschaftliche Zusammenhänge und Begriffsdefinitionen behandelt werden, um dann in den weiteren Kapiteln explizit auf die Berechnung und die verschiedenen Ermittlungsarten des Bruttoinlandsproduktes einzugehen. Gegenstand der weiteren Ausführungen werden die Probleme bei der Berechnung des Bruttoinlandsproduktes und die Thematisierung verschiedener Prognosemethoden zur Schätzung des zukünftigen Bruttoinlandsproduktes sein.
[...]
Inhaltsverzeichnis:
Abbildungsverzeichnis II
Vorwort
1 Grundlagen der Volkswirtschaftslehre
1.1 Methoden der Analyse des Wirtschaftsprozesses
1.2 Der Wirtschaftskreislauf einer geschlossenen Volkswirtschaft
1.3 Die Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung (VGR)
1.4 Die Bedeutung wirtschaftlichen Wachstums
2 Begriffsdefinitionen: Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) und andere volkswirtschaftliche Kenngrößen
2.1 Das Bruttoinlandsprodukt
2.2 Die Abgrenzung der Begriffe Bruttoinlandsprodukt und Bruttonationaleinkommen
2.3 Die Unterscheidung zwischen nominalem und realem Bruttoinlandsprodukt.
2.4 Der Preisindex für das Bruttoinlandsprodukt
3 Das Ergebnis des Wirtschaftskreislaufes
3.1 Das nationale Produktionskonto
3.2 Die Berechnung des Bruttoinlandsproduktes
4 Die Berechnungs- und Ermittlungsarten des Bruttoinlandsproduktes
4.1 Die Entstehungsrechnung
4.1.1 Wirtschaftsbereiche der Entstehungsrechnung
4.1.2 Exkurs: „Die Drei-Sektoren-Hypothese“
4.1.3 Berechnungswege der Entstehungsrechnung
4.2 Die Verwendungsrechnung
4.3 Die Verteilungsrechnung
4.4 Die Zusammenhänge der Berechnungsarten im Überblick
5 Probleme bei der Berechnung des Bruttoinlandsproduktes und anderer volkswirtschaftlicher Kenngrößen
5.1 Konzeptprobleme
5.2 Zuordnungsprobleme
5.3 Erfassungsprobleme
5.4 Bewertungsprobleme
6 Praktische Methoden der Bruttoinlandsproduktprognose
6.1 Das Prognoseziel
6.2 Der Indikatorenansatz
6.3 Die ökonometrische Prognose
6.4 Die iterativ-analytische Prognose
7 Aussagefähigkeit des BIP - Kritische Würdigung des BIP als Wohlfahrtsindikator
8 Schaubilder zum Bruttoinlandsprodukt in der Bundesrepublik Deutschland
Literatur- und Quellenverzeichnis
Verzeichnis verwendeter Internetquellen
Abbildungsverzeichnis:
Abb. 1: „Die Veränderung des BIP im Vergleich zum Vorjahr“
Abb. 2: „Teilbereiche der Makroökonomie“
Abb. 3: „Das volkswirtschaftliche Kreislaufdiagramm“
Abb. 4: „Das Nationale Produktionskonto“
Abb. 5: „Zusammenhang der Inlandsproduktbegriffe“
Abb. 6: „Zusammenhang der Inländerproduktbegriffe“
Abb. 7: „Die Berechnungsarten in den Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen“
Abb. 8: „Entstehung des Bruttoinlandsproduktes“
Abb. 9: „Verwendung des Bruttoinlandsproduktes“
Abb. 10: „Verteilung des Volkseinkommens“
Abb. 11: „Entwicklung des Bruttoinlandsproduktes in konstanten Preisen für die BRD
(Angaben in Mrd. DM)
Wir können glücklich sein, wenn wir 0,8 Prozent erreichen.“1
Ernst Welteke(Präsident der Bundesbank)zum Wachstum der deutschen Wirtschaft in diesem Jahr
Vorwort:
Nicht nur der eben zitierte Präsident der Deutschen Bundesbank Herr Ernst Welteke, sondern auch jüngste Wirtschaftswachstumsprognosen des Internationalen Währungsfonds (IWF), zeichnen für das Jahr 2001 ein düsteres Bild für die konjunkturelle Lage in der Bundesrepublik Deutschland und den führenden Industrienationen.2 Das
Wirtschaftswachstum der bedeutensten Volkswirtschaften, das sich an der Veränderung des Bruttoinlandsproduktes (BIP) im Vergleich zum Vorjahr ablesen lässt, hat sich dabei dramatisch verringert. Erst 2002 wird sich laut aktueller IWF-Studie die weltweite Wirtschaftslage wieder erholen. Wie nachfolgende Grafik zeigt, fällt dabei die Konjunkturdelle in Italien, Frankreich und Großbritannien geringer aus als in Deutschland und in den Vereinigten Staaten:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 1: „Die Veränderung des BIP im Vergleich zum Vorjahr“3
Wie eben erwähnt, lässt sich also an der prozentualen Veränderung des Bruttoinlandsproduktes im Verhältnis zum Vorjahr das Wirtschaftswachstum eines Landes ablesen.
Der Wert des Bruttoinlandsproduktes ist somit eine wichtige Kenngröße, die in Deutschland mit Hilfe der sogenannten Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung durch das Bundesamt für Statistik ermittelt wird.
Das Ergebnis dient als Grundlage weiterer wirtschaftspolitischer Entscheidungen. Innerhalb der EU dienen die Angaben zum Bruttonationaleinkommen (BNE) beispielsweise zur Berechnung der Eigenmittel, also der Mitgliedsbeiträge der einzelnen Staaten an die EU.
In der vorliegenden Studienarbeit soll deshalb die Berechnung des Bruttoinlandsproduktes thematisiert werden. Dazu gliedert sich die Studienarbeit inhaltlich in mehrere Abschnitte. In den ersten Kapiteln sollen zunächst grundlegende volkswirtschaftliche Zusammenhänge und Begriffsdefinitionen behandelt werden, um dann in den weiteren Kapiteln explizit auf die Berechnung und die verschiedenen Ermittlungsarten des Bruttoinlandsproduktes einzugehen. Gegenstand der weiteren Ausführungen werden die Probleme bei der Berechnung des Bruttoinlandsproduktes und die Thematisierung verschiedener Prognosemethoden zur Schätzung des zukünftigen Bruttoinlandsproduktes sein.
Abschließend soll auf das Bruttoinlandsprodukt in der Bundesrepublik Deutschland eingegangen werden. Dazu sollen aktuelle Zahlen und Entwicklungen in verschiedenen Bereichen des Bruttoinlandsproduktes dargestellt und erörtert werden.
Da zu speziellen Teilbereichen von institutioneller Seite keine bzw. kaum Informationen zu bekommen waren, sollen diese Themenbereiche der Studienarbeit theoretisch erörtert werden.
Noch anzumerken bleibt, dass der verspätete Bezug einiger Informationen dazu führte, dass diese nicht mehr hinreichend be- und verwertet werden konnten und daher auch keine Berücksichtigung in dieser Studienarbeit fanden. Auf diese Informationsquellen soll jedoch im Literaturverzeichnis gesondert hingewiesen werden.
Für die Bereitstellung von Publikationen und Informationsmaterialien sei an dieser Stelle dem Statistischen Bundesamt, dem Ifo-Institut für Wirtschaftsforschung und dem Betreuer dieser Studienarbeit Herrn Lang herzlichst gedankt.
Aktueller Nachtrag zum Inhalt des Vorwortes und zur Abbildung 1: „Die Veränderung des BIP im Vergleich zum Vorjahr“:
Im Herbstgutachten der sechs führenden Wirtschaftsinstitute vom 27.10.2001 wurde die Prognose für das Wachstum des Bruttoinlandsproduktes in der Bundesrepublik Deutschland nochmals nach unten korrigiert. Danach erwarten die sechs Wirtschaftsinstitute für das Gesamtjahr 2001 lediglich ein Wirtschaftswachstum von 0,7%.
Wassertrüdingen, im November 2001 Christian Schreitmüller
1 Grundlagen der Volkswirtschaftslehre
Im ersten Kapitel dieser Studienarbeit sollen zunächst grundlegende volkswirtschaftliche Sachverhalte dargestellt werden, die zum Verständnis der später beschriebenen Berechnung des Bruttoinlandsproduktes und anderer volkswirtschaftlicher Kenngrößen beitragen sollen.
1.1 Methoden der Analys e des Wirtschaftsprozesses
Die Aufgabe der Volkswirtschaftslehre ist es, den Wirtschaftsprozess einer Volkswirtschaft in seiner Gesamtheit darzustellen und mit Hilfe geeigneter Untersuchungsmethoden zu durchdringen. „Dabei führt man die Analyse zweckmäßigerweise auf zwei Ebenen durch. In einem ersten Schritt erfolgt die Beschreibung des Wirtschaftsprozesses, der dann in einem darauf aufbauenden zweiten Schritt auf seine Entstehungsgründe hin untersucht wird.“5 Nachfolgende Abbildung zeigt die beiden Teilbereiche der Makroökonomie:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb.2: „Teilbereiche der Makroökonomie“
Bei der ersten Methode, der Darstellung und Beschreibung des Wirtschaftsgeschehens, (die sogenannte deskriptive Methode) handelt es sich um eine Einteilung der wirtschaftlichen Geschehnisse in gleichartige Kategorien. Für diese Klassifikation ist es zunächst erforderlich, die ökonomischen Größen begrifflich zu bestimmen, also Definitionen zu bilden. Die definierten Variablen lassen sich dann in der Realität ermitteln, d.h. empirisch erfassen. Auch das Bruttoinlandsprodukt, das im Verlauf dieser Studienarbeit noch näher thematisiert werden soll, ist eine definierte volkswirtschaftliche Größe, die in Deutschland vom Statistischen Bundesamt errechnet wird. Im Zuge der Festlegung und Feststellung dieser Größen gilt es zudem, Beziehungen zu identifizieren, die zwischen den unterschiedlichen Variablen bestehen. Dieses Vorgehen mündet in eine Systematisierung des Wirtschaftsprozesses. Dabei bleibt anzumerken, dass dieser erste Teil der Wirtschaftsanalyse rückblickend erfolgt. Für dieses Vorgehen hat sich die Bezeichnung „Ex-post-Analyse“ durchgesetzt.
Während also im ersten Schritt eine rückblickende Bestandsaufnahme des Wirtschaftsgeschehens erfolgt, versucht man in einem zweiten Schritt den Wirtschaftsprozess mit Hilfe von identifizierten Ursache-Wirkungszusammenhängen zu erklären. „Hier steht also die Frage im Mittelpunkt, weshalb sich die wirtschaftlichen Größen in ganz bestimmter Höhe einstellen bzw. weshalb bestimmte Veränderungen zustande kommen.“6
Mit Hilfe des zweiten Ansatzes, der Analyse kausaler volkswirtschaftlicher Zusammenhänge, sollen also die Ursachen der Entwicklung ökonomischer Variablen aufgedeckt werden. Bei dieser Methodik steht die Frage im Mittelpunkt, welche Determinanten in welcher Weise die makroökonomischen Aggregate beeinflussen. Man bezeichnet diese Form der Analyse als „Ex-ante-Analyse“.
1.2 Der Wirtschaftskreislauf einer geschlossenen Volkswirtschaft
Unter dem Etikett des Wirtschaftskreislaufes werden sämtliche während eines Zeitraumes zu verzeichnenden wirtschaftlichen Transaktionen systematisch registriert. Die nachfolgend dargestellte Abbildung zeigt ein komplexes Kreislaufdiagramm, welches das Wirtschaftsgeschehen in realen Volkswirtschaften genauer beschreiben soll. Dabei wurde bei dieser Darstellung aus Gründen der Übersichtlichkeit bewusst auf die wirtschaftlichen Transaktionen zwischen Volkswirtschaften verzichtet. Die folgende Grafik zeigt daher das Abbild einer geschlossenen Volkswirtschaft ohne außenwirtschaftlicher Verflechtungen. Die am Wirtschaftsleben teilnehmenden Akteure (Haushalte, Staat und Unternehmen) werden durch die drei auf halber Höhe nebeneinander stehenden Kästen repräsentiert. Die Märkte der Volkswirtschaft (Güter-, Faktor-, und Finanzmärkte) werden durch die übrigen Kästen dargestellt.
Die eingezeichneten Pfeile zeigen die Geldströme, die zwischen den Akteuren über die drei Markttypen fließen.
Abb. 3: „Das volkswirtschaftliche Kreislaufdiagramm“7
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
1.3 Die Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung (VGR)
Die Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen haben die Aufgabe, ein möglichst umfassendes, übersichtliches, hinreichend gegliedertes, quantitatives Gesamtbild des wirtschaftlichen Geschehens einer Volkswirtschaft, wie beispielsweise das der Bundesrepublik Deutschland, abzugeben.8
In die Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen werden alle Wirtschaftseinheiten (Personen, Institutionen) mit ihren für die Beschreibung des Wirtschaftsablaufs wichtigen wirtschaftlichen Tätigkeiten und damit verbundenen Vorgängen einbezogen.
Um eine gewisse Übersichtlichkeit zu wahren, wird die Vielzahl der Wirtschaftseinheiten und ihrer Tätigkeiten zu großen Gruppen (sogenannte Sektoren bzw. Wirtschaftsbereiche) zusammengefasst.
Die Ergebnisse der amtlichen Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen werden in Form eines geschlossenen Kontensystems mit doppelter Buchung aller nachgewiesenen Vorgänge ermittelt und in einer Reihe von Tabellen, die das Kontensystem ergänzen, dargestellt. In den Tabellen werden die Kontenpositionen teils tiefer untergliedert, teils nach besonderen Gesichtspunkten zusammengefasst, teils in sonstiger Hinsicht erweitert (z.B. Angaben in konstanten Preisen oder Angaben je Einwohner).
1.4 Die Bedeutung wirtschaftlichen Wachstums
Wirtschaftliches Wachstum wird aus verschiedenerlei Gründen für wünschenswert gehalten. Der wichtigste Aspekt hierfür ist wohl darin zu sehen, dass sich durch wirtschaftliches Wachstum eine höhere Beschäftigung erreichen lässt und wirtschaftliches Wachstum meist mit Wohlstandssteigerungen gleichgestellt wird. Man geht davon aus, dass ein wachsendes Bruttoinlandsprodukt auch zu einem höheren Wohlstand und damit zu einem höheren Lebensstandard für die in einer Volkswirtschaft ansässigen Bevölkerung führt.9 Wenn auch in der heutigen Zeit die Sichtweise dahingehend modifiziert wurde, dass wirtschaftliches Wachstum wegen der häufig damit verbundenen negativen Begleiterscheinungen (wie beispielsweise durch externe Effekte wie Umweltverschmutzung) vielfach auch kritischer gesehen wird, wird dennoch das Ziel wirtschaftlichen Wachstums verfolgt.
Verwiesen sei an dieser Stelle der Studienarbeit auch auf den Gliederungspunkt 7 dieser Arbeit: „Aussagefähigkeit des BIP - Kritische Würdigung des BIP als Wohlstandsindikator“ Wie bereits im Vorwort dieser Studienarbeit angesprochen, wird dabei das wirtschaftliche Wachstum in aller Regel primär am prozentualen Zuwachs des Bruttoinlandsproduktes (BIP) oder des Bruttonationaleinkommens (BNE) gemessen.
Wirtschaftliches Wachstum wird häufig auch als Zwischenziel zur Vollbeschäftigung angesehen. Durch das Wachstum des Sozialproduktes lässt sich ein höherer Beschäftigungsgrad erzielen, der je nach Höhe, auch die durch technischen Fortschritt bedingten Freisetzungseffekte kompensieren kann. Daneben ist mit der eben beschriebenen Zielsetzung die Tatsache verbunden, dass sich in einer wachsenden Wirtschaft sowohl soziale als auch strukturelle Probleme leichter lösen lassen. „Eine wachsende Volkswirtschaft kann aus dem Zuwachs Mittel für sozialpolitische und strukturelle Maßnahmen aufwenden, ohne dass ein Eingriff in die Vermögensbestände der Wirtschaftssubjekte erforderlich würde.“10
Die sogenannte Redistribution (= der Umverteilungsspielraum) wird also größer, wodurch sich eine Erhöhung der gesamtwirtschaftlichen Wohlfahrt erzielen lässt.
2 Begriffsdefinitionen: Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) und andere volkswirtschaftliche Kenngrößen
2.1 Das Bruttoinlandsprodukt
„Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) ist die Summe aller in einer Periode in einer Volkswirtschaft produzierten Waren und Dienstleistungen ohne die eingesetzten Vorleistungen, d.h. das BIP misst die wirtschaftliche Leistung einer Volkswirtschaft.“11 Das Bruttoinlandsprodukt ist damit also ein Maß für den Wert der wirtschaftlichen Leistung, die aus der Produktionstätigkeit einer Volkswirtschaft in einer bestimmten Berichtsperiode resultiert und stellt damit in erster Linie einen Produktionsindikator dar. Aus gütermäßiger Sicht entspricht das Bruttoinlandsprodukt dem Geldwert aller in einer Berichtsperiode im Inland produzierten Waren und Dienstleistungen nach Abzug des Wertes der im Produktionsprozess als Vorleistungen verbrauchten sowie der importierten Güter. Es wird - ausgehend von der bereinigten Bruttowertschöpfung aller Wirtschaftsbereiche - durch Addition des Saldos aus Gütersteuern abzüglich der Gütersubventionen ermittelt.
Das Bruttoinlandsprodukt ist gleich der Summe aller Primäreinkommen, die in der Berichtsperiode im Zuge der Produktion im Inland entstanden sind, zuzüglich der Abschreibungen.
Sofern für die zu bewertenden wirtschaftlichen Tätigkeiten Marktpreise existieren, wird das Bruttoinlandsprodukt nach dem Marktpreiskonzept ermittelt und dargestellt,. (vgl. hierzu auch Gliederungspunkt 5: „Konzept-, Zuordnungs-, Erfassungs- und Bewertungsprobleme bei der Berechnung volkswirtschaftlicher Kenngrößen“)
Das Inlandsprodukt kann auch „netto“ nachgewiesen werden. Das Nettoinlandsprodukt errechnet sich aus dem Bruttoinlandsprodukt reduziert um die Höhe der Abschreibungen einer Periode. Die Höhe der Abschreibungen einer Periode entsprechen dabei der im Produktionsprozess durch Verschleiß oder Veralterung eingetretenen Wertminderung des Anlagevermögens.
2.2 Die Abgrenzung der Begriffe Bruttoinlandsprodukt und Bruttonationaleinkommen
Vorab ist anzumerken, dass nach dem seit 1999 verbindlichen Europäischen System Volkswirtschaftlicher Gesamtrechnungen die Bezeichnung „Bruttosozialprodukt“ durch die Bezeichnung „Bruttonationaleinkommen“ ersetzt wurde.12
Vom Bruttonationaleinkommen unterscheidet sich das Bruttoinlandsprodukt dadurch, dass es die im Inland entstandene wirtschaftliche Leistung misst, unabhängig davon, in welchem Umfang inländische oder ausländische Wirtschaftseinheiten dazu beigetragen haben (Inlandskonzept), wohingegen das Bruttonationaleinkommen als Maßstab für die von Inländern erbrachte wirtschaftliche Leistung dient. Dabei ist es unerheblich, ob diese Leistung im Inland oder in der übrigen Welt erfolgt ist (Inländerkonzept). Die Differenz zwischen Bruttoinlands- und Bruttonationaleinkommen besteht rechnerisch aus dem Saldo der Primäreinkommen aus der übrigen beziehungsweise an die übrige Welt.
Die Unterscheidung zwischen Inlands- und Inländerkonzept kann nochmals folgendermaßen zusammengefasst werden:
-Inlandseinkommen: was im Inland durch den Einsatz in- und ausländischer Produktionsfaktoren produziert wurde.
-Inländereinkommen: was den Inländern durch den Einsatz ihrer Produktionsfaktoren im In- und/oder Ausland zugeflossen ist.
2.3 Die Unterscheidung zwischen nominalem und realem Bruttoinlandsprodukt
Weiterhin wird zwischen „nominalem“ und „realem“ Bruttoinlandsprodukt unterschieden.
Zur Beobachtung der mengenmäßigen Entwicklung des Bruttoinlandsproduktes werden vergleichbare Zeitreihen in konstanten Preisen (derzeit durch die Bewertung mit den Preisen von 1995) berechnet. Das in konstanten Preisen ausgedrückte Bruttoinlandsprodukt wird als „reales“ Bruttoinlandsprodukt bezeichnet.
Im Gegensatz dazu werden beim „nominalen“ Bruttoinlandsprodukt die produzierten Güter und Dienstleistungen mit den Preisen des jeweiligen Jahres bewertet.13
2.4 Der Preisindex für das Bruttoinlandsprodukt
„Beim Preisindex für das Bruttoinlandsprodukt handelt es sich um einen Index mit jährlich wechselnder Gewichtung (Paasche-Formel), der die Verteuerung der wirtschaftlichen Leistung des Berichtsjahres gegenüber dem Basisjahr misst.“14 Allerdings muss hier einschränkend angemerkt werden, dass ein Vergleich der Preisentwicklung mit dem unmittelbar vorangehenden Zeitraum wegen Änderungen in der Gewichtung beeinflusst werden kann und dadurch die Aussagefähigkeit „leiden“ kann.
3 Das Ergebnis des Wirtschaftskreislaufes
3.1 Das nationale Produktionskonto
Die Erfahrung zeigt, dass die Bedürfnisse der Menschen die Menge der vorhandenen Güter in einer Volkswirtschaft übersteigen. Letztendlich ist in diesem Umstand die Triebfeder für wirtschaftliches Handeln zu sehen. Vor diesem Hintergrund ist auch das unter Gliederungspunkt 1.2 dargestellte Kreislaufgeschehen zu verstehen. Die auftauchenden Aktivitäten haben dabei stets die Herstellung von Gütern zur Zielsetzung, die wiederum am Gütermarkt umgesetzt werden. Das Ergebnis des Wirtschaftskreislaufes mündet damit in die Gesamtproduktion. Wie bereits ausgeführt, entsteht bei der Produktion im selben Umfang, d.h. wertgleich, Einkommen. Deshalb lässt sich das Produktionsresultat einer Volkswirtschaft methodisch auch über das Gesamteinkommen errechnen.
Zur Ermittlung dieser Werte bedient man sich der Hilfe von Produktionskonten. Darin werden die mit der Herstellung von Waren und Dienstleistungen verbundenen ökonomischen Tätigkeiten erfasst. Die Aufstellung eines Produktionskontos geschieht in der Form, dass auf der linken Seite die während einer Zeitperiode in die Produktion eingesetzten Faktoren registriert werden. Diese Positionen bilden damit quasi den Input in der Volkswirtschaft. Auf der rechten Seite stehen die gesamten im Produktionsprozess hergestellten Erzeugnisse, also der Output.
Man ordnet den Output seinen Verwendungsmöglichkeiten nach an und unterscheidet dabei:
-Verkauf (Umsatz)
-Lagerung
-Eigennutzung / Eigenverbrauch
Um den Wert der Gesamtproduktion zu ermitteln, werden die Aufwendungen und Erträge, die im Rahmen des Produktionsprozesses während einer Periode in den Produktionsstätten anfallen, buchhalterisch erfasst. Dies geschieht mit der sogenannten Betriebserfolgsrechnung, die für jeden Produzenten aufzustellen ist. Auf der Aufwandsseite werden die Inputgrößen registriert wie die bereits angesprochenen Vorleistungen (Einkäufe von Waren und Dienstleistungen bei inländischen und/oder ausländischen Unternehmen), Abschreibungen (Abnutzung und Werteverzehr des Sach- und Anlagevermögens) und die Faktoreinkommen (Zinsen, Löhne und Gehälter sowie der als Saldo ermittelte Gewinn). Auf der Ertragsseite sind die Umsätze, Lagerbestandsveränderungen sowie der Wert selbsterstellter Anlagen enthalten. Fasst man die Summen der linken bzw. rechten Seite zusammen, so ergibt sich daraus der Bruttoproduktionswert. Subtrahiert man hiervon die Vorleistungen, so gelangt man zum Nettoproduktionswert.15
Anmerkend sei an dieser Stelle erwähnt, dass die der Studienarbeit beiliegenden CD-ROM eine exemplarische Berechnung des Bruttoinlandsproduktes und anderer volkswirtschaftlicher Kenngrößen enthält. Verwiesen sei hierzu explizit auf die Folien 15 und 16 der PowerPointPräsentationsunterlagen.
[...]
[1] Ernst Welteke: Wirtschaftswoche, Nr. 42, 2001, Seite: 20 / [02.10.2001]
[2] vgl. Focus, Nr. 41, 2001, Seite: 256
[3] eigene Darstellung in Anlehnung an Focus, Nr. 41, 2001, Seite: 256
[4] zum Öffnen und Lesen der Datei muss das Programm „Acrobat-Reader“ auf dem PC installiert sein. Die Software ist lizenzkostenfrei und kann unter http://www.acrobat.com kostenlos heruntergeladen werden.
[5] Mussel, Gerhard „Einführung in die Makroökonomik“, Seite: 4
[6] Mussel, Gerhard „Einführung in die Makroökonomik“, Seite: 4
[7] eigene Darstellung in Anlehnung an Mankiw, N. Gregory: „Makroökonomik“, Seite: 52
[8] vgl. Statistisches Bundesamt: „Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung - Wichtige Zusammenhänge im Überblick“, Seite: 6
[9] vgl. Neubauer, Günter: „Grundzüge der Volkswirtschaftslehre“, Seite: 107
[10] Neubauer, Günter: „Grundzüge der Volkswirtschaftslehre“, Seite: 107
[11] Majer, Helge: „Moderne Makroökonomik“, Seite: 60
[12] vgl. http://www.commerzbank.de/privat/lexikon/HTML/Brnatei.htm
[13] vgl. Barro, Robert: „Makroökonomie“, Seite: 18
[14] Statistisches Bundesamt: „Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung - Wichtige Zusammenhänge im Überblick“, Seite: 10
[15] Anmerkung: Gelegentlich trägt der Nettoproduktionswert auch die Bezeichnung Bruttowertschöpfung
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