Die vorliegende Seminararbeit zeichnet die Entstehungsgeschichte deraÎÁdÐ×des Propheten Muhammad nach und behandelt anhand eines Überblicks über die gängigen Thesen westlicher Orientalisten und Islamwissenschaftler die Frage der Authentizität der Überlieferungen und die damit einhergehende Problematik der Datierung dieser Traditionen. Hierzu ist es unerlässlich, anhand eines kurzen Forschungsüberblicks eine Einführung in die Entwicklung des islamischen Rechtssystems zu geben und die damit verbundene historische Relevanz der prophetischen Aussagen im Islam zu klären. Konkret ist also die Frage zu untersuchen, welchen Einfluss dasÎadÐ×auf die Bildung der klassischen Rechtsschulen hatte, wie es der Unitarisierung der islamischen Gemeinde diente und welche Bedeutung den prophetischen Traditionen als Rechtsquelle insgesamt zukommt. Anschließend soll dargestellt werden wie als Folge gewachsener politischer Relevanz zahlreiche neueaÎÁdÐ×in Umlauf kamen und welche verschiedenen Methoden derÎadÐ×-Kritikdie klassischen Rechtsgelehrten entwickelt haben, um den kanonischen Bestand derÒaÎÐÎundsunan-Sammlungenaus der vermutlich seit dem 2. Jh. H. im Umlauf befindlichen Vielzahl von Traditionen herauszufiltern. Thema dieser Arbeit soll ferner die Darstellung und Analyse der Thesen westlicher Gelehrter des 19./20. Jh. (Goldziher, Schacht, Sezgin, Juynboll, Motzki u.a.) bezüglich der Authentizität der als kanonisch geltenden Traditionen sein und ihre Methodiken zur Frage der Datierung der Traditionen. Die Forschungskontroversen sollen anhand ausgewählter Quellen nachgezeichnet werden, um einen Überblick über die gängigen Lehrmeinungen zu gewinnen. Zu hinterfragen ist zunächst das Phänomen der „ÎadÐ×-Inflation“ und der Gründe für insbesondere im 2. Jh. H. zahlreich aufkommende Fälschungen. Es soll untersucht werden, warum die Zahl deraÎÁdÐ×stark zugenommen hat und welche rechtspolitische Entwicklung dieser Zunahme zugrunde liegt. Um dies anschaulich zu machen, soll die Geschichte der Entstehung der Rechtsschulen kurz skizziert werden und die dadurch entwickelten verschiedenen Interpretationsansätze bezüglich prophetischer Traditionen. [...]
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung, Fragestellung, Quellenlage
- 2. Die Problematik der Datierung der aḥādīt des Propheten
- 2.1 Einführung in das Thema anhand eines kurzen Überblicks über die Erkenntnisse der ḥadīt-Forschung des 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts
- 2.2 Die Entstehung der Rechtsschulen
- 2.3 Die Entstehung der ḥadīt-Kritik
- 2.4 Die Problematik der Datierung von Traditionen anhand der isnād-Analyse in der neueren Forschung
- 2.5 Das System der isnād-Bündel-Analyse von Juynboll am Beispiel der „Prophet - Ibn ‘Umar – Nāfi` – Mālik b. Anas“ - Tradentenkette
- 2.6 Die frühe Verschriftlichung als vermeintlicher Nachweis für die unverfälschte Tradierung in prophetischer Zeit entstandener aḥādīt
- 3. Fazit
- 4. Quellen- und Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Seminararbeit untersucht die Entstehungsgeschichte der aḥādīt des Propheten Muhammad und die Problematik ihrer Datierung im Hinblick auf ihre Authentizität. Sie beleuchtet den Einfluss der aḥādīt auf die Bildung klassischer Rechtsschulen und die Entwicklung der ḥadīt-Kritik als Reaktion auf die "ḥadīt-Inflation". Die Arbeit analysiert die Thesen westlicher Gelehrter des 19. und 20. Jahrhunderts zu diesem Thema und deren Methodiken zur Datierung von Traditionen.
- Entstehungsgeschichte der aḥādīt des Propheten Muhammad
- Problematik der Datierung und Authentizität der aḥādīt
- Einfluss der aḥādīt auf die Bildung der klassischen Rechtsschulen
- Entwicklung der ḥadīt-Kritik
- Analyse der Thesen westlicher Gelehrter des 19. und 20. Jahrhunderts
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung, Fragestellung, Quellenlage: Die Einleitung beschreibt den Fokus der Arbeit: die Erforschung der Entstehungsgeschichte der aḥādīt und deren Authentizität. Sie skizziert die Forschungsfrage nach dem Einfluss der ḥadīt auf die Bildung der klassischen Rechtsschulen und ihre Rolle als Rechtsquelle. Die Arbeit stellt die Problematik der spärlichen Quellenlage heraus und kündigt die Analyse der Thesen westlicher Gelehrter des 19./20. Jahrhunderts an, insbesondere im Hinblick auf die "ḥadīt-Inflation" im 2. Jahrhundert nach der Hidschra und die damit verbundenen rechtspolitischen Entwicklungen. Die Einleitung betont die Diskrepanz zwischen der klassisch-islamischen und der historisch-kritischen Sichtweise auf die Authentizität der Traditionen.
2. Die Authentizität der überlieferten aḥādīt des Propheten untersucht im Zusammenhang mit der Problematik der Datierung der Traditionen: Dieses Kapitel bietet einen Überblick über die Erkenntnisse der ḥadīt-Forschung des 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts, beginnend mit Ignaz Goldzihers historisch-kritischer Auseinandersetzung mit dem ḥadīt. Goldzihers These, dass ein Großteil des ḥadīt-Bestands nicht auf tatsächliche Aussagen des Propheten zurückgeht, sondern Ergebnis religiöser, historischer und gesellschaftlicher Entwicklungen ist, wird ausführlich dargestellt. Das Kapitel beleuchtet Goldzihers Analyse des ḥadīt-Textes (matn) und seine Erklärung der "ḥadīt-Inflation" im Kontext der Parteikämpfe im frühen Islam und der Instrumentalisierung der ḥadīt für politische und religiöse Zwecke. Es wird auch der Bezug zu Schachts späterer Forschung und dessen Versuch hergestellt, den Ursprung der Traditionen mit der Entwicklung der islamischen Jurisprudenz in Verbindung zu bringen.
Schlüsselwörter
aḥādīt, ḥadīt-Kritik, Authentizität, Datierung, Islamisches Recht, Rechtsschulen, Goldziher, Schacht, isnād-Analyse, „ḥadīt-Inflation“, prophetische Traditionen, kanonische Sammlungen.
Häufig gestellte Fragen zur Seminararbeit: Die Problematik der Datierung der aḥādīt des Propheten
Was ist der Gegenstand dieser Seminararbeit?
Die Seminararbeit untersucht die Entstehungsgeschichte der aḥādīt des Propheten Muhammad und die Problematik ihrer Datierung im Hinblick auf ihre Authentizität. Ein Schwerpunkt liegt auf dem Einfluss der aḥādīt auf die Bildung klassischer Rechtsschulen und die Entwicklung der ḥadīt-Kritik als Reaktion auf die "ḥadīt-Inflation". Analysiert werden die Thesen westlicher Gelehrter des 19. und 20. Jahrhunderts und deren Methodiken zur Datierung von Traditionen.
Welche Themenschwerpunkte werden behandelt?
Die Arbeit befasst sich mit der Entstehungsgeschichte der aḥādīt, der Problematik der Datierung und Authentizität, dem Einfluss der aḥādīt auf die klassischen Rechtsschulen, der Entwicklung der ḥadīt-Kritik und der Analyse der Thesen westlicher Gelehrter des 19. und 20. Jahrhunderts.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit und worum geht es in ihnen?
Kapitel 1 (Einleitung) beschreibt den Fokus der Arbeit, die Forschungsfrage und die Quellenlage. Kapitel 2 untersucht die Authentizität der aḥādīt im Zusammenhang mit der Datierungsproblematik. Es beleuchtet die Erkenntnisse der ḥadīt-Forschung des 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts, insbesondere die Arbeiten von Ignaz Goldziher und Joseph Schacht, und deren Analyse der "ḥadīt-Inflation". Kapitel 3 beinhaltet ein Fazit, und Kapitel 4 das Quellen- und Literaturverzeichnis.
Welche Rolle spielt die isnād-Analyse in der Arbeit?
Die isnād-Analyse, die Untersuchung der Überlieferungsketten der ḥadīt, spielt eine zentrale Rolle bei der Datierungs- und Authentizitätsprüfung. Die Arbeit analysiert die Methodik der isnād-Analyse, unter anderem am Beispiel der "Prophet - Ibn ‘Umar – Nāfi` – Mālik b. Anas" - Tradentenkette und im Kontext der isnād-Bündel-Analyse von Juynboll.
Welche Bedeutung hat die frühe Verschriftlichung der aḥādīt?
Die frühe Verschriftlichung wird in der Arbeit als vermeintlicher Nachweis für die unverfälschte Tradierung in prophetischer Zeit entstandener aḥādīt diskutiert und kritisch beleuchtet.
Welche Wissenschaftler werden in der Arbeit zitiert?
Die Arbeit zitiert insbesondere Ignaz Goldziher und Joseph Schacht, zwei wichtige westliche Gelehrte des 19. und 20. Jahrhunderts, die sich kritisch mit der Entstehung und Datierung der aḥādīt auseinandergesetzt haben.
Welche Schlüsselwörter beschreiben den Inhalt der Arbeit?
Schlüsselwörter sind: aḥādīt, ḥadīt-Kritik, Authentizität, Datierung, Islamisches Recht, Rechtsschulen, Goldziher, Schacht, isnād-Analyse, „ḥadīt-Inflation“, prophetische Traditionen, kanonische Sammlungen.
Welche Forschungsfrage steht im Mittelpunkt der Arbeit?
Die zentrale Forschungsfrage ist, wie die Entstehungsgeschichte der aḥādīt, deren Datierung und Authentizität die Bildung der klassischen Rechtsschulen beeinflusst haben und welche Rolle die ḥadīt-Kritik in diesem Zusammenhang spielt.
- Arbeit zitieren
- Daniel Quadbeck (Autor:in), 2005, Die Entstehung der Hadithe des Propheten Muhammad und die wissenschaftlichen Diskussionen um ihre zeitliche Datierung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/57788