Als 1993 der US-Sender Fox die Serie „The X-Files“ in ihr Herbstprogramm aufnahm, galt die Serie als fast sicherer Flop-Kandidat. Kaum jemand glaubte an die Erfolgschancen einer Serie über phantastische Phänomene, nachdem zwei Jahre zuvor erst „Twin Peaks“ nach einem vielversprechenden Anfang gescheitert war, und der Wechsel der Serie von einer leicht verqueren Krimiserie in eine Krimiserie mit der Darstellung eines durch und durch dualistischen Weltbildes über den Kampf zwischen Gut und Böse dafür verantwortlich gemacht worden war. In den Jahren 1990 bis 1993 starteten im US-Fernsehen zwar eine ganze Reihe von Familien- und Krimiserien sowie einige wenige Serien in deren Mittelpunkt eine Art „Superheld“ stand. Aber neben „Twin Peaks“ ist „The X-Files“ die einzige in der Gegenwart angesiedelte Mystery/Science Fiction-Serie der frühen 90er Jahre und neben Paramounts „Star Trek: Deep Space Nine“ und TNTs „Babylon 5“ nur eine von drei neu gestarteten Science-Fiction-Serien im Jahr 1993. Von Anfang an stehen die beiden Hauptfiguren Fox Mulder und Dana Scully und deren Darsteller David Duchovny und Gillian Anderson im Mittelpunkt des öffentlichen Interesses. Die Produzenten der Serie hatten eine sexuelle Beziehung zwischen den beiden bei Beginn ausgeschlossen und stellten stattdessen gegenseitigem Respekt und Gleichwertigkeit in den Mittelpunkt. Gleichzeitig stachen beide Figuren, sowohl Andersons „Scully“ als auch Duchovnys „Mulder“, scheinbar aus dem vorherrschenden Geschlechterbild des US-Fernsehens heraus, weil sie dominierende Klischees von Männer-und Frauenbildern und deren Beziehungen miteinander in Film und Fernsehen, wie sie Teile der Feministischen Filmkritik seit den frühen 70er Jahren dargestellt hatte, nicht zu bedienen schienen. Thema dieser Arbeit wird sein, inwieweit diese Einschätzung der Figuren und ihrer Beziehung zueinander der Wahrheit entspricht, indem untersucht wird, wie in der Serie Geschlechterbilder konstruiert werden. [...]
Inhaltsverzeichnis
- I. Einleitung
- II. Sehen und gesehen werden in der Feministischen Filmtheorie und -kritik
- II.I. Der Beginn des psychoanalytischen Ansatzes
- II.II The Monstrous-Feminine: Die präödipale Mutter
- II.III Das Final Girl
- II.IV Spectacular Bodies: Maskulinität als Schauobjekt
- II.V Von neuen Männern und arbeitenden Frauen
- III. Agent Coopers Schweigen der Lämmer: Vorbilder
- III.I Clarice Starling
- III.II Dale Cooper
- IV. ,,The X-Files”
- IV.I Entstehung & Inhalt
- IV.II Episodenauswahl
- V. Man/Woman. Geschlechterkonstruktionen in “The X-Files”
- V.I. ,,man/woman are here to help you.”: Feminisierung, Maskulinisierung, Rollentausch
- V.II. „After everything we've seen...\": Scully in Mulders Welt
- V.III,,My parents think it was an act of rebellion.“: Scully gegen das Patriarchat
- V.IV "To survive the Boys' Club”: Die Frau als Objekt
- V.V \"The future looks just like him.\": Die Monstrosität des Körpers
- V.VI \"My God. Look at you.\": Das Sehen
- VI. Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert die Konstruktion von Geschlechterrollen in der Fernsehserie "The X-Files" (USA, 1993-2002) im Kontext der feministischen Filmtheorie und -kritik. Sie untersucht, wie die Figuren Fox Mulder und Dana Scully dargestellt werden und inwieweit diese Darstellung gängige Geschlechterklischees bestätigt oder untergräbt.
- Die Rolle des männlichen und weiblichen Blicks in Film und Fernsehen
- Die Darstellung der Frau im Horrorfilm als "Monster" und "Final Girl"
- Die Konstruktion von Maskulinität im Film der 80er Jahre
- Die Beziehung der Geschlechter in den 1990er Jahren
- Die Geschlechterkonstruktionen in "The X-Files" und ihre Beziehung zu den Figuren Mulder und Scully
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einleitung, die die Entstehungsgeschichte von "The X-Files" und die Bedeutung der Figuren Mulder und Scully beleuchtet. Im zweiten Kapitel werden wichtige Theorien der feministischen Filmkritik und Filmtheorie seit den 1970er Jahren vorgestellt, die als Grundlage für die Analyse der Serie dienen. Das dritte Kapitel widmet sich den Figuren Clarice Starling und Dale Cooper, die als Vorbilder für Scully und Mulder fungieren. Kapitel vier bietet eine Übersicht über "The X-Files", ihre Entstehung und ihren Inhalt. Das fünfte Kapitel analysiert die Darstellung von Geschlechterrollen in der Serie, insbesondere die Beziehung zwischen Scully und Mulder und die Darstellung von Frauen in der patriarchalischen Welt der Serie. Die Arbeit endet mit einer Zusammenfassung.
Schlüsselwörter
Feministische Filmkritik, Filmtheorie, "The X-Files", Geschlechterrollen, Gender, Maskulinität, Femininität, Scully, Mulder, Horrorfilm, "Final Girl", Blick, Patriarchat, Monstrosität.
- Arbeit zitieren
- Mareen Schmidt (Autor:in), 2004, Man/Woman - Geschlechterkonstruktionen in 'The X-Files', München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/57842