Die großen Bubbles in Großbritannien und Frankreich: South Sea Bubble und Law-Skandal


Seminararbeit, 2006

26 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhalt

Einleitung

1. John Law of Lauriston
1.1 Die Flucht auf den europäischen Kontinent
1.2 Erste finanzwissenschaftliche Erkenntnisse
1.3 Rückkehr nach Kontinentaleuropa

2. Law-Skandal in Frankreich
2.1 Die Lawsche Finanztheorie
2.2 Die Ausgangslage in Frankreich
2.3 Die Compagnie d´Occident
2.4 Höhepunkt und Niedergang des Lawschen Finanzsystems in Frankreich
2.5 Gründe für den Niedergang

3. Die Südseegesellschaft
3.1 Gründungsjahre
3.2 Aufstieg der Südseegesellschaft
3.3 Höhepunkt und Niedergang der Südseegesellschaft
3.4 Gründe für die Spekulationsblase

4. Zusammenfassung und Fazit

Abbildungsverzeichnis:

Literaturverzeichnis:

Einleitung

Die ersten eigenen Erfahrungen mit Börsencrashs dürften viele erst im Jahr 2000 mit dem Platzen der sog. „Dotcom“-Blase und den damit verbundenen Kursstürzen vieler Internetaktien gemacht haben. Anderen ist bereits der sog. „Schwarze Donnerstag“[1] vom 24. Oktober 1929 ein Begriff, welcher ein Wegbereiter für die Weltwirtschaftskrise war.

Die ersten großen Börsenzusammenbrüche ereigneten sich jedoch bereits Mitte des 17. Jahrhunderts in den Niederlanden und Anfang des 18. Jahrhunderts in Frankreich und England.

Die beiden Letzteren, die Mississippi Bubble (als Teil des Law-Skandals in Frankreich in Abschnitt 2) und die South Sea Bubble (vgl. Abschnitt 3), möchte der Autor mit dieser Seminararbeit darzustellen. Im ersten Teil der Arbeit wird daher die mit beiden Ereignissen verbundene Person John Law of Lauriston vorgestellt, ehe dann im zweiten Teil auf den Law-Skandal in Frankreich in seiner Entstehung und auf die mit ihm verbundenen Konsequenzen eingegangen wird. Im dritten Teil wird die Südseegesellschaft mit ihrem verblüffenden Höhenflug (und ebenso verblüffenden Niedergang) vorgestellt, um die gewonnenen Erkenntnisse im letzten Teil abschließend in einem Fazit zusammenzufassen.

Überblickend soll das Ziel dieser Arbeit sein, eine historische Übersicht über zwei der ersten Spekulationsblasen der europäischen Börsengeschichte und die damit in enger Verbindung stehende Persönlichkeit des John Law of Lauriston zu liefern.

1. John Law of Lauriston

John Law of Lauriston, im Folgenden nur als John Law bezeichnet, wurde im April 1671 in Edinburgh als Sohn eines Goldschmiedes geboren (Gleeson 2001).

Dort besuchte er auch die Oberschule und genoss aufgrund des elterlichen Wohlstands eine ausgezeichnete Schulbildung. Während dieser Zeit zeigte sich bereits seine „außerordentliche Befähigung für die Mathematik“ – aber auch sein Geschick bei „männlichen Betätigungen“ (Gleeson 2001, S. 36). Mit diesem veralteten Ausdruck waren vor allem sein ausgeprägter Hang zum Glücksspiel, aber auch sein nonchalanter Umgang mit Frauen gemeint, der ihm den Spitznamen „Beau Law“ einbrachte (Gleeson 2001, S. 36).

Schließlich entschloss er sich, Edinburgh zu verlassen und in London nach neuen Herausforderungen zu suchen. Diese bestanden vornehmlich in der ausschweifenden Teilnahme am gesellschaftlichen Leben, so dass er „Anfang 1692, noch vor seinem einundzwanzigsten Geburtstag, […]“ (Gleeson 2001, S. 43) sein sämtliches Vermögen ausgegeben hatte und zusätzlich einen Berg von Schulden angehäuft hatte.

1.1 Die Flucht auf den europäischen Kontinent

Am 9. April 1694 sollte sein Leben dann die entscheidende Wende erhalten: In der Folge eines Streits um seine Geliebte Mrs. Lawrence duellierte er sich mit tödlichem Ausgang für den anderen Duellanten und wurde, wie damals üblich, ohne Anhörung oder Verteidigung zum Tode verurteilt (Gleeson 2001). Nachdem er bereits zwei Monate in einem Londoner Kerker saß und auf seine Hinrichtung wartete, sollte es aufgrund einer veränderten Beweislage zu einem neuen Prozess kommen. Kurz bevor es jedoch zu dem neuen Prozess kam, und hierbei ist unklar, was Legende und was Wahrheit ist, gelang es John Law sich starke Opiate und Werkzeuge zu besorgen (Gleeson 2001). Er entledigte sich schließlich seiner „[…] Handschellen, betäubte seine Wächter, feilte die Gitterstäbe seiner Zelle durch, kletterte über die Gefängnismauer […]“ (Gleeson 2001, S. 68) und entschwand in einer auf ihn wartenden Kutsche zur Küste Englands, um so schließlich auf den europäischen Kontinent zu flüchten.

Wie und wo er die nächsten zwei Jahrzehnte lebte, ist ebenfalls aufgrund weniger urkundlicher Belege schwer zu bestimmen (Gleeson 2001). So ist aber bekannt, dass er sowohl von den Pariser Spielsalons „magnetisch“ angezogen wurde und verschiedenen holländischen und italienischen Städten einen Besuch abstattete: „Doch gleichgültig wo Law auch hinging, sein Leben folgte stets einem vertrauten Muster und wurde vom Glücksspiel sowie riskanten Amouren bestimmt.“ (Gleeson 2001, 76). Seine meisterhaften Fähigkeiten beim Würfel- und Kartenspiel und eine Liaison mit der französischen Adligen Katherine Seigneur waren auch der Grund dafür, warum er schließlich nach Italien flüchten musste: „[…] das Geburtsland des europäischen Bankenwesens“ (Gleeson 2001, S. 85).

1.2 Erste finanzwissenschaftliche Erkenntnisse

Um 1704 kehrte John Law aus seinem rund zehn Jahre andauernden Exil nach Edinburgh zurück. Er wurde in England immer noch als flüchtiger Verbrecher gesucht, konnte aufgrund der Eigenständigkeit der schottischen Regierung jedoch nicht für ein in London begangenes Verbrechen belangt werden (Gleeson 2001).

Ein Grund für seine Heimkehr war die Idee seine finanzwissenschaftlichen Kenntnisse der englischen Thronfolgerin, der künftigen Königin Anne, anzubieten. Seine erste Abhandlung, deren Inhalte für den Wertung seiner Ideen von besonderer Wichtigkeit sind, veröffentlichte Law 1704 unter dem Titel „Essay on a Land Bank“ (Gleeson 2001, S. 88). Seinen Beobachtungen folgend schlug er vor, eine Bank zu gründen, „die Papiergeld entsprechend dem Wert des Grund und Bodens, den jemand besaß, ausgeben sollte“ (Gleeson 2001, S. 88). Seiner Meinung nach war immobiles Besitztum als Kreditsicherheit weniger volatil als Silber, welches größeren Schwankungen unterworfen war, da der Wert von Edelmetallen vordergründig von der vorhandenen Menge abhängig war. Diese Erkenntnis leitete sich auch aus seinen für die damalige Zeit bemerkenswert klar dargestellten Definitionen ab: Law erkannte mitunter, dass der Wert von Gegenständen eher mit der Seltenheit als mit dem jeweiligen Nutzen in Zusammenhang stehen müsste (Gleeson 2001).[2] Des Weiteren erkannte er, dass Geld nicht ein Wertgegenstand sei, für den, sondern vierlmeht durch den, üter getauscht würden. Diese visionäre nutzentheoretische Vorstellung war es auch, die ihn zu seinem zentralen Vorschlag der Gründung einer Notenbank brachte.

Dennoch ließ sich Königin Anne von Laws Ideen nicht beeindrucken, da seine Vergangenheit als Schwerverbrecher noch immer auf ihm lastete.

1.3 Rückkehr nach Kontinentaleuropa

Gegen Ende des Jahres 1705 kehrte Law nach Kontinentaleuropa zurück um seine Vorstellungen anderen Herrschern zu unterbreiten (Gleeson 2001). 1706 gelang es ihm, dem damaligen französischen Generalkontrolleur der Finanzen, Chamillart, sein Memorandum zu unterbreiten. Dieser lehnte Laws Vorschläge vermutlich aus mangelndem Verständnis ab (Gleeson 2001, S. 99). Für den späteren Verlauf seiner Karriere ist es jedoch wichtig anzumerken, dass Law zu diesem Zeitpunkt den Neffen des Königs Louis XIV., Phillipe d´Orléans, kennen lernte und ihm seine Visionen vorstellte, da dieser später den Thron besteigen sollte (Gleeson 2001).

Da Laws Ideen auch zu diesem Zeitpunkt in Frankreich kein Gehör fanden, machte er sich auf, andere Fürsprecher zu finden. Zunächst zog es ihn nach Holland, ehe er nach Italien ging (1710) um schließlich nach Den Haag zurückzukehren (1712) (Gleeson 2001, S. 100ff.).

1714 kehrte Law nach Paris zurück, da dort ein Herrschaftswechsel zu erwarten war und er in Herzog Phillipe seinen größten Fürsprecher wähnte (Gleeson 2001).

2. Law-Skandal in Frankreich

2.1 Die Lawsche Finanztheorie

Nachdem John Law die Obrigkeit von seiner Finanztheorie überzeugen konnte, begann er den maroden Staatshaushalt zu sanieren. Zunächst gründete er im Mai 1716 die Banque Générale (Kiehling 2000, S. 20).

John Law war von der Idee einer Bodenkreditbank, nach dem Vorbild der Bank van Amsterdam, fasziniert. Diese sollte Grundbesitz erwerben und Kredite in Form von Papiergeld ausgeben, die wiederum durch den Grundbesitz als Gegenwert abgesichert wären. Neben der ökonomischen Notwendigkeit sollte diese Absicherung zusätzlich das Vertrauen der Bevölkerung in die neue Währung schaffen. Ein weiterer Ausgangspunkt der Lawschen Finanztheorie war die Überlegung, dass die Ausgabe von Papiergeld zu einem nachhaltigen wirtschaftlichen Aufschwung führen würde, da der Handel bzw. Warenumsatz durch die neue Form des Geldes vereinfacht würde: In einem Münzgeldsystem ohne Banken stellt die Münze ein Nettovermögen dar, deren Inhaber vor der Entscheidung steht, die Münze jetzt oder später auszugeben. Entscheidet sich der Besitzer seine Münzen zu horten, wird die im Umlauf befindliche Geldmenge faktisch reduziert und negative Einflüsse auf die volkswirtschaftliche Produktion sind die Folge.

Bei einem papiergeldgestützten System mit Banken besteht für den Vermögensbesitzer die Möglichkeit, trotz Hortung sein Vermögen zu steigern, indem er es verzinst der Bank überlässt. Da das Geld nun (z.B. durch Kredite) wieder in Umlauf gebracht werden kann, wird trotz Sparen bzw. Hortung die umlaufende Geldmenge nicht reduziert und es sind keine negativen Einflüsse auf die Produktion zu erwarten.

Law glaubte also, dass mit dem papiergeldgestützten Bankensystem eine konjunkturelle Belebung verbunden sei. Dieser Aufschwung würde gleichzeitig die Nachfrage nach Papiergeld steigen und einen deflationären Preisdruck verhindern helfen.

Außerdem war die Ausgabe von Papiergeld gegenüber den herkömmlichen Münzen aus Edelmetall eine für den Staat weitaus kostengünstigere Möglichkeit, Zahlungsmittel in Umlauf zu bringen. Hierdurch würde das Geld folglich billiger werden und könnte somit zu einer Senkung der Kreditzinsen beitragen, was wiederum Investitionen und Konsum stärken könnte. Schließlich war John Law davon überzeugt, dass sich das Finanzsystem selbst tragen würde, da es zuvor ungenutzte Ressourcen nutzbar machen würde und der ökonomische Aufschwung die Rückgewinnung gesellschaftlichen Vertrauens bewirken würde.

Zusammengefasst wollte John Law mit dem Papiergeldsystem, gestützt auf eine zentrale Bodenkreditbank, die Zahlungsmittel vermehren, die Kaufkraft steigern und so die Produktion erhöhen (Treue 1973). Es bedurfte also nur noch eines visionären Entrepreneurs um dieses Finanzprojekt in die Wege zu leiten.

2.2 Die Ausgangslage in Frankreich

Während John Law durch den Kauf zweier großer Aktienpakete der South Sea Company in England nicht ganz unbeteiligt an der Spekulationsblase war (s. Abschnitt 4), kam ihm in Frankreich eine weitaus zentralere Rolle zu.

Der französische Haushalt war zu dieser Zeit (1715) mit ca. 2 Mrd. Livres verschuldet und allein die dafür aufzuwendenden jährlichen Zinszahlungen betrugen 90 Mio. Livres. Den gesamten Staatsausgaben in Höhe von 146 Mio. Livres standen gerade einmal 69 Mio. an Nettosteuereinnahmen gegenüber – der französische Staat war folglich chronisch insolvent.[3] Der Bankrott Frankreichs war in erster Linie auf die Kriegsaktivitäten Louis XIV. zurückzuführen. Ein ineffizientes Steuersystem voller Privilegien und Ausnahmeregelungen wirkten sich jedoch ebenfalls nicht euphorisierend auf die Volkswirtschaft aus.

Herzog Philip II. von Orléans hatte nach dem Tod Louis XIV. im Jahr 1715 die Regentschaft übernommen. Im Jahr darauf folgenden Jahr konnte Law die Regierung von seinem Finanzkonzept überzeugen und erhielt die Lizenz zur Gründung einer Notenbank – der Banque Générale.

[...]


[1] In Europa umgangssprachlich oft als „Schwarzer Freitag“ bezeichnet, sind die unterschiedlichen Ausdrücke dem um einen Tag verspäteten Eintreffen der Informationen über den Zusammenbruch der New Yorker Börse am Donnerstag, dem 24. Oktober 1929 geschuldet.

[2] Gleeson (2001, S. 91) zitiert Law mit den Worten: „Wasser ist von großem Nutzen, doch von geringem Wert, da die vorhandene Menge von Wasser viel größer ist als der Bedarf nach ihm. Diamanten sind von geringem Nutzen, aber von großem Wert, da die Nachfrage nach Diamanten größer ist als ihre vorhandene Menge.“

[3] Zu den hier angegebenen Zahlen finden sich ebenfalls unterschiedliche Quellen. Währen die im Text verwendeten Zahlen auf Murphy (2002, S. 196) zurückzuführen sind, nennt Kiehling (2000) Gesamtsteuereinnahmen i.H.v. 160 Mio. Livres.

Ende der Leseprobe aus 26 Seiten

Details

Titel
Die großen Bubbles in Großbritannien und Frankreich: South Sea Bubble und Law-Skandal
Hochschule
Freie Universität Berlin  (Institut für Wirtschaftspolitik und Wirtschaftsgeschichte)
Veranstaltung
Seminar Europäische Börsengeschichte
Note
1,3
Autor
Jahr
2006
Seiten
26
Katalognummer
V57873
ISBN (eBook)
9783638521970
ISBN (Buch)
9783638645614
Dateigröße
666 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Bubbles, Großbritannien, Frankreich, South, Bubble, Law-Skandal, Seminar, Europäische, Börsengeschichte
Arbeit zitieren
Julian Sappelt (Autor:in), 2006, Die großen Bubbles in Großbritannien und Frankreich: South Sea Bubble und Law-Skandal, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/57873

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