Betriebswirtschaftlich gesehen, erfordern Verluste eines Unternehmens zunächst eine Analyse der Ursachen. Insoweit ist besonders danach zu unterscheiden, ob Verluste das Ergebnis betrieblicher Anlaufmaßnahmen sind, die auf einer vorübergehenden Ertragsschwäche beruhen oder eine strukturelle Unternehmenskrise indizieren. Verluste sind jedoch auch in die Steuerplanung einzubeziehen. So können z.B. absehbare Anlaufverluste Eingang in die Rechtsformwahlentscheidung finden. In vielen Fällen ist der Steuerpflichtige oder sein Berater allerdings mit der Situation konfrontiert, dass ein Unternehmen in der Vergangenheit Verluste erzielt hat. Die Gestaltungsaufgabe besteht dann darin, diese Verluste zu verwerten, indem gegenwärtig oder künftig zu zahlende Steuern gemindert oder in der Vergangenheit gezahlte Steuern zur Erstattung gebracht werden. Insbesondere die zeitliche Komponente, die unter Zins- und Liquiditätsaspekten bedeutsam ist, wird häufig vernachlässigt. Die Verrechnung steuerlicher Verluste sollte möglichst früh, möglichst vollständig und möglichst wirkungsvoll erfolgen. Für nach internationalen Rechnungslegungsgrundsätzen bilanzierende Unternehmen ist darüber hinaus die wahrscheinlich zukünftige Nutzung von Verlust-vorträgen Voraussetzung für die Aktivierung eines Tax Assets. Die Neufassungen des § 10d Abs. 2 EStG und des § 10a GewStG haben eine zeitnahe und vollständige Verlustberücksichtigung erheblich eingeschränkt. Aufgabe der Steuerplanung ist daher die Aufdeckung steuerlicher Gestaltungsmöglichkeiten, um erwartete oder bereits bestehende steuerliche Verluste zur Verrechnung zu bringen. Aus den sich bietenden Möglichkeiten sind entsprechende Verlustverwertungsstrategien zu entwickeln. Titel und Gegenstand dieser Arbeit ist die Analyse der Verlustberücksichtigung auf der Ebene des Steuersubjekts. Das Thema behandelt damit lediglich einen Ausschnitt steuerlicher Verlustverwertungsstrategien. Untersucht werden soll, ob und in welchem Umfang ohnehin steuerpflichtiges Besteuerungssubstrat anderer Steuersubjekte als Verlustverrechnungspotential genutzt werden kann. Analysiert werden die Möglichkeiten der Verlustberücksichtigung durch Zurechnung fremden Einkommens im Wege der Begründung einer Organschaft sowie durch die Zusammenführung von Gewinn- und Verlustquellen im Rahmen der Gesamtrechtsnachfolge durch Verschmelzung und Spaltung. [...]
Inhaltsverzeichnis
- 1 Problemstellung und Gang der Untersuchung
- 2 Grundlagen der Verlustberücksichtigung im Steuerrecht
- 2.1 Berücksichtigung steuerlicher Verluste
- 2.2 Verlustverrechnung bei der Einkommensteuer
- 2.2.1 Der Verlustausgleich
- 2.2.2 Der Verlustabzug
- 2.3 Verlustverrechnung bei der Körperschaftsteuer
- 2.4 Verlustverrechnung bei der Gewerbesteuer
- 2.5 Der Grundsatz der Personenidentität
- 3 Erweiterung der Verlustberücksichtigung durch Begründung einer Organschaft
- 3.1 Der Begriff der Organschaft
- 3.2 Voraussetzungen der ertragsteuerlichen Organschaft
- 3.2.1 Subjektive Merkmale
- 3.2.2 Eingliederungsmerkmal
- 3.2.3 Ergebnisabführung
- 3.3 Folgen der Organschaft im Körperschaftsteuerrecht
- 3.3.1 Rechtsfolgen einer körperschaftsteuerlichen Organschaft
- 3.3.2 Einkommensermittlung im Organkreis
- 3.4 Folgen der Organschaft im Gewerbesteuerrecht
- 3.4.1 Rechtsfolgen der gewerbesteuerlichen Organschaft
- 3.4.2 Ermittlung des Gewerbeertrags im Organkreis
- 3.5 Verlustberücksichtigung im Organkreis
- 3.5.1 Während der Organschaft entstandene Verluste
- 3.5.2 Nachorganschaftliche Verluste
- 3.5.3 Vororganschaftliche Verluste
- 3.6 Kritische Würdigung und Gestaltungshinweise
- 4 Erweiterung der Verlustberücksichtigung durch Verschmelzung
- 4.1 Die Verschmelzung in der Systematik des UmwG und des UmwStG
- 4.2 Besteuerungskonzeption der Verschmelzung einer Kapitalgesellschaft auf eine Personengesellschaft
- 4.2.1 Steuerliche Bilanzierung beim übertragenden Rechtsträger
- 4.2.2 Steuerliche Behandlung des Übernahmeergebnisses
- 4.3 Berücksichtigung von Verlustvorträgen bei Verschmelzung einer Kapitalgesellschaft auf eine Personengesellschaft
- 4.3.1 Berücksichtigung von Verlustvorträgen der übertragenden Kapitalgesellschaft
- 4.3.2 Berücksichtigung von Verlustvorträgen der übernehmenden Personengesellschaft
- 4.4 Besteuerungskonzeption der Verschmelzung einer Kapitalgesellschaft auf eine Kapitalgesellschaft
- 4.4.1 Auswirkungen bei den beteiligten Steuersubjekten
- 4.4.2 Steuerliche Behandlung des Übernahmeergebnisses
- 4.4.3 Hinzurechnung eines Beteiligungskorrekturgewinnes
- 4.5 Berücksichtigung von Verlustvorträgen bei Verschmelzung einer Kapitalgesellschaft auf eine Kapitalgesellschaft
- 4.5.1 Übertragung von Verlustvorträgen
- 4.5.1.1 Ermittlung eines verbleibenden Verlustvortrags
- 4.5.1.2 Voraussetzung für die Übertragung von Verlustvorträgen
- 4.5.2 Fortführung von Verlustvorträgen
- 4.5.2.1 Voraussetzung für die Fortführung von Verlustvorträgen
- 4.5.2.2 Das Sanierungsprivileg
- 4.5.3 Das Konkurrenzverhältnis von § 8 Abs. 4 KStG und § 12 Abs. 3 S. 2 UmwStG
- 4.5.1 Übertragung von Verlustvorträgen
- 4.6 Kritische Würdigung und Gestaltungsansätze
- 5 Erweiterung der Verlustberücksichtigung durch Spaltung
- 5.1 Arten der Spaltung im Umwandlungsrecht
- 5.2 Besteuerungskonzeption der Auf- und Abspaltung
- 5.3 Spaltungsspezifische Voraussetzungen
- 5.3.1 Sachliche Komponente
- 5.3.2 Persönliche Komponente
- 5.4 Sonderregelungen zur Verlustbehandlung
- 5.5 Berücksichtigung von Verlustvorträgen bei Spaltung auf Kapitalgesellschaften
- 5.5.1 Die Teilbetriebseigenschaft als spaltungsspezifische Voraussetzung
- 5.5.2 Das Aufteilungsverhältnis der Verlustvorträge
- 5.5.3 Wechselwirkung zwischen Aufteilungsverhältnis und Fortführungserfordernissen
- 5.6 Berücksichtigung von Verlustvorträgen bei Spaltung auf Personengesellschaften
- 5.7 Kritische Würdigung und Gestaltungsansätze
- 6 Schlussbetrachtung und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Diplomarbeit analysiert die Berücksichtigung von Verlusten bei Umstrukturierungen auf der Ebene des Steuersubjekts. Ziel ist es, die steuerlichen Regelungen für die Verlustverrechnung im Zusammenhang mit Organschaft, Verschmelzung und Spaltung zu untersuchen und kritisch zu würdigen.
- Verlustverrechnung im deutschen Steuerrecht
- Verlustberücksichtigung bei der Begründung einer Organschaft
- Steuerliche Behandlung von Verlustvorträgen bei Verschmelzungen
- Verlustvorträge bei Spaltungen von Unternehmen
- Gestaltungshinweise und kritische Würdigung der Regelungen
Zusammenfassung der Kapitel
1 Problemstellung und Gang der Untersuchung: Die Arbeit leitet die Forschungsfrage ein und beschreibt den methodischen Aufbau der Untersuchung zur Verlustberücksichtigung bei Umstrukturierungen. Der Fokus liegt auf der steuerlichen Behandlung von Verlusten im Kontext von Organschaften, Verschmelzungen und Spaltungen, wobei der Gang der Argumentation und die Struktur der Analyse dargelegt werden.
2 Grundlagen der Verlustberücksichtigung im Steuerrecht: Dieses Kapitel legt die Grundlagen der Verlustverrechnung im deutschen Steuerrecht dar, einschließlich der verschiedenen Arten der Verlustverrechnung bei Einkommensteuer, Körperschaftsteuer und Gewerbesteuer. Es erläutert den Grundsatz der Personenidentität und seine Relevanz für die Verlustberücksichtigung. Die verschiedenen Verlustausgleichs- und Verlustabzugsmechanismen werden detailliert beschrieben und in ihren Anwendungsbereichen differenziert.
3 Erweiterung der Verlustberücksichtigung durch Begründung einer Organschaft: Dieses Kapitel behandelt die Auswirkungen der Begründung einer Organschaft auf die Verlustverrechnung. Es definiert den Begriff der Organschaft, erläutert die Voraussetzungen für deren steuerliche Anerkennung und beschreibt detailliert die Rechtsfolgen im Körperschaftsteuer- und Gewerbesteuerrecht, einschließlich der Verlustberücksichtigung während und nach der Organschaft. Der Schwerpunkt liegt auf der Frage, wie Verluste eines Organschaftsmitglieds berücksichtigt werden und welche Gestaltungsmöglichkeiten sich daraus ergeben.
4 Erweiterung der Verlustberücksichtigung durch Verschmelzung: Das Kapitel analysiert die Verlustberücksichtigung bei Verschmelzungen von Kapitalgesellschaften auf Personengesellschaften und von Kapitalgesellschaften auf Kapitalgesellschaften. Es betrachtet die steuerlichen Konsequenzen für die beteiligten Steuersubjekte, die Behandlung des Übernahmeergebnisses und die Übertragung bzw. Fortführung von Verlustvorträgen. Der Schwerpunkt liegt auf der Klärung des Konkurrenzverhältnisses zwischen den entsprechenden gesetzlichen Regelungen und den damit verbundenen Gestaltungsmöglichkeiten.
5 Erweiterung der Verlustberücksichtigung durch Spaltung: Dieses Kapitel befasst sich mit der Verlustberücksichtigung bei Spaltungen, unterscheidet dabei verschiedene Arten von Spaltungen und beleuchtet die spaltungsspezifischen Voraussetzungen, insbesondere die Teilbetriebseigenschaft. Es analysiert die Aufteilung der Verlustvorträge auf die entstehenden Gesellschaften und die Wechselwirkung zwischen der Aufteilung und den Fortführungserfordernissen. Die unterschiedlichen Behandlungen bei Spaltungen auf Kapital- und Personengesellschaften werden detailliert dargestellt.
Schlüsselwörter
Verlustberücksichtigung, Umstrukturierung, Organschaft, Verschmelzung, Spaltung, Steuerrecht, Körperschaftsteuer, Einkommensteuer, Gewerbesteuer, Verlustverrechnung, Verlustvorträge, Steuergestaltung.
Häufig gestellte Fragen zur Diplomarbeit: Verlustberücksichtigung bei Umstrukturierungen
Was ist das Thema der Diplomarbeit?
Die Diplomarbeit analysiert die steuerliche Behandlung von Verlusten bei Unternehmens-Umstrukturierungen, insbesondere im Kontext von Organschaft, Verschmelzung und Spaltung. Der Fokus liegt auf der Verlustverrechnung auf Ebene des Steuersubjekts und der kritischen Würdigung der geltenden Regelungen.
Welche Steuerarten werden betrachtet?
Die Arbeit behandelt die Verlustverrechnung im Zusammenhang mit der Einkommensteuer, Körperschaftsteuer und Gewerbesteuer.
Was sind die zentralen Themen der Untersuchung?
Zentrale Themen sind die Verlustverrechnung im deutschen Steuerrecht, die Verlustberücksichtigung bei der Begründung einer Organschaft, die steuerliche Behandlung von Verlustvorträgen bei Verschmelzungen und Spaltungen, sowie Gestaltungshinweise und eine kritische Würdigung der Regelungen.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit gliedert sich in sechs Kapitel: Kapitel 1 beschreibt die Problemstellung und den methodischen Aufbau. Kapitel 2 legt die Grundlagen der Verlustberücksichtigung im Steuerrecht dar. Die Kapitel 3, 4 und 5 behandeln die Verlustberücksichtigung bei Organschaft, Verschmelzung und Spaltung. Kapitel 6 enthält die Schlussbetrachtung und einen Ausblick.
Welche Aspekte der Organschaft werden behandelt?
Kapitel 3 untersucht detailliert die Auswirkungen der Begründung einer Organschaft auf die Verlustverrechnung. Es werden der Begriff der Organschaft, die Voraussetzungen für deren steuerliche Anerkennung und die Rechtsfolgen im Körperschaftsteuer- und Gewerbesteuerrecht (inkl. Verlustberücksichtigung während und nach der Organschaft) erläutert.
Wie werden Verschmelzungen im Hinblick auf Verlustvorträge behandelt?
Kapitel 4 analysiert die Verlustberücksichtigung bei Verschmelzungen von Kapitalgesellschaften auf Personengesellschaften und von Kapitalgesellschaften auf Kapitalgesellschaften. Es beleuchtet die steuerlichen Konsequenzen, die Behandlung des Übernahmeergebnisses und die Übertragung bzw. Fortführung von Verlustvorträgen, inklusive des Konkurrenzverhältnisses zwischen relevanten gesetzlichen Regelungen.
Wie werden Spaltungen im Hinblick auf Verlustvorträge behandelt?
Kapitel 5 befasst sich mit der Verlustberücksichtigung bei Spaltungen, einschließlich verschiedener Spaltungsarten, spaltungsspezifischer Voraussetzungen (insbesondere der Teilbetriebseigenschaft), der Aufteilung von Verlustvorträgen und der Wechselwirkung zwischen Aufteilung und Fortführungserfordernissen. Die unterschiedliche Behandlung bei Spaltungen auf Kapital- und Personengesellschaften wird detailliert dargestellt.
Welche Schlüsselbegriffe sind relevant?
Wichtige Schlüsselbegriffe sind Verlustberücksichtigung, Umstrukturierung, Organschaft, Verschmelzung, Spaltung, Steuerrecht, Körperschaftsteuer, Einkommensteuer, Gewerbesteuer, Verlustverrechnung, Verlustvorträge und Steuergestaltung.
Welche methodischen Ansätze werden verwendet?
Die Arbeit verwendet eine analytische Methode, die auf der Auslegung der relevanten Steuergesetze und der juristischen Literatur basiert. Der methodische Aufbau wird im ersten Kapitel detailliert beschrieben.
Gibt es eine Zusammenfassung der einzelnen Kapitel?
Ja, die Arbeit enthält eine Zusammenfassung der einzelnen Kapitel, die die wichtigsten Ergebnisse und Erkenntnisse jedes Kapitels zusammenfasst.
- Arbeit zitieren
- Florian Darmstadt (Autor:in), 2006, Analyse der Verlustberücksichtigung bei Umstrukturierung auf der Ebene des Steuersubjekts, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/57903