„Die Erziehung verlangt größte Sorgfalt, die auch den größten Nutzen bieten wird.“ 1 . Dieser Ausspruch von Seneca greift mehrere wesentlichen Gedanken der römischen Erziehung auf. Dem Aufwachsen der Kinder sollte große Aufmerksamkeit geschenkt werden. Sie waren die zukünftige Stütze des Hauses, sie sicherten die Nachfolge der Familie und sollten als angehende Bürger eine Ausbildung erhalten, von der nicht nur sie, sondern auch ihre Eltern profitieren sollten. Der Nutzen für die Eltern, den Seneca anspricht, liegt vor allem darin, dass der Nachwuchs in die Fußstapfen der Eltern tritt, die Familientradition weiter führt und ihnen somit eine Absicherung im Alter bieten kann. Das Bebauen eines Feldes, das Erlernen eines Handwerks, die militärische Schulung oder die Ausbildung zum Politiker; genau wie heute spielte die Erziehung in der Antike eine sehr wichtige Rolle. Um seinen Platz in der Gesellschaft zu finden und erfüllen zu können, bedarf es einer Vorbereitung auf das Leben als Bürger. Wie diese Vorbereitung in der römischen Gesellschaft aussah, wird in den kommenden Seiten behandelt.
Die folgende Arbeit soll sich daher mit der antiken Erziehung in Rom beschäftigen. Wie sah die Ausbildung eines römischen Knaben aus? Welche Werte und Vorstellungen sollten dabei vermittelt werden? Welche Idealvorstellung von Erziehung hatte man in Rom? Zugleich sollen hierbei die Unterschiede und Überschneidungen zwischen der altrömischen und der griechisch-römischen Erziehung herausgearbeitet werden. Die Entwicklung der Erziehung in der frühen Republik bis hin zur späten Republik kann zwar nur exemplarisch ausgeführt werden, muss jedoch für diese Darstellung genügen. Außerdem soll sich diese Arbeit weitgehend der männlichen Erziehung und zwar insbesondere der Erziehung der römischen Oberschicht widmen. Da der Großteil der jungen Römerinnen schon früh, das heißt meist im Alter von 12 bis 14 Jahren, eine Ehe einging, hatten nur wenige das Privileg einer guten Ausbildung.
In der Forschung spielt die Erziehung in Rom eher eine kleinere Rolle. Hier wird in erster Linie auf die griechische und hellenistische Bildung eingegangen, die das Ideal der Antike verkörpert. Die römische Bildung bietet jedoch gerade mit ihrem Zusammenspiel der beiden Kulturen einen tiefen Einblick in die römische Denken. Unerlässlich für die Bearbeitung des Themas ist hierbei das Standardwerk „Geschichte der Erziehung im klassischen Altertum“ 2 von Henri-Irénée Marrou. [...]
Inhaltsverzeichnis
I. Einleitung
II. Die altrömische Erziehung
1. Erziehung im Kreis der Famili
3. Der Vater als idealer Erzieher: Cato Maio
2. Erziehungsideal
III. Die griechisch-römische Erziehung
1. Rom nimmt die griechische Erziehung an
2. Die typische römische „Schülerlaufbahn
3. Ciceros Ideal der Beredsamke
IV. Schlussbetrachtung
V. Literaturverzeichni
I. Einleitung
„Die Erziehung verlangt größte Sorgfalt, die auch den größten Nutzen bieten wird.“[1]. Dieser Ausspruch von Seneca greift mehrere wesentlichen Gedanken der römischen Erziehung auf. Dem Aufwachsen der Kinder sollte große Aufmerksamkeit geschenkt werden. Sie waren die zukünftige Stütze des Hauses, sie sicherten die Nachfolge der Familie und sollten als angehende Bürger eine Ausbildung erhalten, von der nicht nur sie, sondern auch ihre Eltern profitieren sollten. Der Nutzen für die Eltern, den Seneca anspricht, liegt vor allem darin, dass der Nachwuchs in die Fußstapfen der Eltern tritt, die Familientradition weiter führt und ihnen somit eine Absicherung im Alter bieten kann. Das Bebauen eines Feldes, das Erlernen eines Handwerks, die militärische Schulung oder die Ausbildung zum Politiker; genau wie heute spielte die Erziehung in der Antike eine sehr wichtige Rolle. Um seinen Platz in der Gesellschaft zu finden und erfüllen zu können, bedarf es einer Vorbereitung auf das Leben als Bürger. Wie diese Vorbereitung in der römischen Gesellschaft aussah, wird in den kommenden Seiten behandelt.
Die folgende Arbeit soll sich daher mit der antiken Erziehung in Rom beschäftigen. Wie sah die Ausbildung eines römischen Knaben aus? Welche Werte und Vorstellungen sollten dabei vermittelt werden? Welche Idealvorstellung von Erziehung hatte man in Rom? Zugleich sollen hierbei die Unterschiede und Überschneidungen zwischen der altrömischen und der griechisch-römischen Erziehung herausgearbeitet werden. Die Entwicklung der Erziehung in der frühen Republik bis hin zur späten Republik kann zwar nur exemplarisch ausgeführt werden, muss jedoch für diese Darstellung genügen. Außerdem soll sich diese Arbeit weitgehend der männlichen Erziehung und zwar insbesondere der Erziehung der römischen Oberschicht widmen. Da der Großteil der jungen Römerinnen schon früh, das heißt meist im Alter von 12 bis 14 Jahren, eine Ehe einging, hatten nur wenige das Privileg einer guten Ausbildung.
In der Forschung spielt die Erziehung in Rom eher eine kleinere Rolle. Hier wird in erster Linie auf die griechische und hellenistische Bildung eingegangen, die das Ideal der Antike verkörpert. Die römische Bildung bietet jedoch gerade mit ihrem Zusammenspiel der beiden Kulturen einen tiefen Einblick in die römische Denken. Unerlässlich für die Bearbeitung des Themas ist hierbei das Standardwerk „Geschichte der Erziehung im klassischen Altertum“[2]von Henri-Irénée Marrou. Auch wenn dies ein älteres Werk aus den 50er Jahren ist, verschafft es eine hilfreiche und umfassende Darstellung über die Erziehung in der Antike. Auch der Aufsatz „Zur Sozialgeschichte des Kindes im römischen Altertum“[3]von Emiel Eyben bietet einen sehr guten Überblick über das Aufwachsen römischer Kinder. Die sonstigen meist englischsprachigen Werke schneiden zwar das Themengebiet nur am Rande, ergänzen jedoch in wichtigen Punkten die Argumentation dieser Arbeit.
II. Die altrömische Erziehung
1. Erziehung im Kreis der Familie
In den Anfängen der römischen Republik spielte sich die Erziehung der Kinder hauptsächlich innerhalb derfamiliaab. Diese Ordnung der römischen Gesellschaft, die unter dem Rechtsbereich des Hausvaters, despater familias,stand, sollte dem Nachwuchs Werte und Fähigkeiten vermitteln und auf das herkömmliche Leben vorbereiten. Für die Römer galt die Familie als der natürliche Lebenskreis, in dem das Kind „aufwachsen und sich bilden soll“. Die Erziehung der Sprösslinge wollte man keinem Fremden überlassen, Eltern, Verwandte und Freunde wurde hierfür herangezogen.[4]
Die Vermittlung von praktischen Fertigkeiten und traditionellen Werten stand dabei im Vordergrund. Die Erziehung in frühen Rom war vor allem eine praktische Angelegenheit, die von Generation zu Generation weitergegeben wurde. Die alte römische Erziehung ist daher im wesentlichen ein praktisches Anlernen, bei den die Knaben zu Ackerbau, Kriegsdienst und politischem Handeln ausgebildet werden. Die Kinder sollten lernen, was sie „demnächst selbst zu tun und gewissermaßen von Hand zu Hand an Jüngere weiterzugeben hatten. [...] Jedem galt sein eigener Vater als Lehrer, und anstelle des Vaters alle angesehenen Herren, wenn jemand keinen Vater mehr hatte.“[5]Der Mittelpunkt des Kindes in Rom, das oft auch als „Stadt der Väter“ bezeichnet wird, war somit vor allem diefamiliaund dessen Vorstand, derpater familia. Ausgehend von dieser Einheit des Staates wurde der junge Römer langsam ins Leben und in die Gesellschaft eingeführt.[6]
Der Brauch der Vorfahren,dermos maiorum, stellt hierbei die Grundlage für die Vermittlung von Werten dar. Man lernte von den älteren Mitgliedern der Gesellschaft und führte die Traditionen der Familie und der Gesellschaft weiter. Die Achtung der Vorväter galt als Norm und als Ideal des Handelns und Denkens: Die Jungen lernen von den Alten und werden dadurch in das gesellschaftliche Leben eingeführt.[7]Doch wie wurden diese Vorstellungen umgesetzt, von wem diese Werte vermittelt?
Anders als bei den Griechen wurde der römische Nachwuchs in den ersten Jahren nicht von einer Amme aufgezogen, sondern die Mutter selbst übernahm meist diese Aufgabe. Bis zu einem Alter von sieben Jahren machte sie sich zur „Dienerin ihrer Söhne“ und prägte deren wichtige erste Lebensphase. Der große Einfluss und die Achtung der erziehenden Mutter zeigt sich beispielsweise bei Cornelia, der Mutter der Gracchen, die sich aufopferungsvoll um ihre Kinder kümmerte und dadurch zum Symbol der tugendhaften Matrone gemacht wurde. Sie prägte das Ideal einer Mutter und erhielt schließlich für die Bedeutung ihrer Mutterrolle die erste weibliche Statue auf dem Forum.[8]
Ab dem siebten Lebensjahr übernahm meist der Vater die Erziehung der Söhne. Das Kind wurde nun unter seiner Obhut in das öffentliche Leben eingeführt: Er begleitete ihn bei seinen täglichen Pflichten und Aufgaben, auf das Forum und in den Senat und bot ihm somit einen Einblick in das Leben der Erwachsenen. Die Römer speisten nach Plutarch niemals außer Haus ohne ihre Söhne, „solange diese im Alter der Kindheit standen“[9]. Mit Anlegen dertoga virilis, der Männertoga, einer Zeremonie, die meist zwischen dem 15. und 17. Lebensjahr stattfand, wurde der junge Römer offizieller Bürger. Nun wurde die Erziehung einem Freund der Familie, meist ein angesehner und renommierter Redner, anvertraut. In dieser politischen Lehrzeit, der so genanntentirocinium fori,wurde der junge Mann auf seine politische Laufbahn vorbereitet und in die Fähigkeiten eines Politikers und Redners eingeweiht. Der Knabe begleitete diesen „bei allem, was er redete, seis [sic!] in Gerichten oder Volksversammlungen, so dass er selbst Wortwechsel auffasste, an Streitreden teilnahm und sozusagen mitten im Kampfe kämpfen lernte“[10].[11]
[...]
[1]Seneca: De ira 2, 18, 2.
[2]Marrou, Henri-Irénée: Geschichte der Erziehung im klassischen Altertum, Freiburg-München 1957.
[3]Eyben, Emiel: Sozialgeschichte des Kindes im römischen Altertum, in: Martin/Nitschke (Hg.): Zur Sozialgeschichte des Kindes, Freiburg-München 1986, S. 317-364.
[4]Vgl. Marrou: S. 429f.
[5]Plinius der Jüngere: Epistulae 8, 14, 4-6.
[6]Eyben, S. 337f.
[7]Skiba, Ernst-Günther (Hg): Erziehung im Jugendalter, Stuttgart 1983, S. 25. und Marrou 428f.
[8]Vgl. Marrou, 430 und Geschichte der Jugend, S. 24.
[9]Plutarch: Quaestiones romanae 33, 272 C.
[10]Tacitus: Dialogus de oratoribus 28.
[11]Vgl. Eyben, S. 337- 340 und Fraschetti, Augusto: Die Welt der jungen Römer, in: Levi/Schmitt (Hg.): Geschichte der Jugend. Bd.1: Von der Antike bis zum Absolutismus, Frankfurt 1996, S. 90.
- Arbeit zitieren
- Jochen Engelhorn (Autor:in), 2006, Die Erziehung in der Römischen Republik, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/57988
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