Nationalstaaten haben im 21. Jahrhundert mit einem großen Gegner zu kämpfen: Der zunehmenden Internationalisierung. Innerhalb der Europäischen Union sind im Gesetzgebungsprozess weitgehende Kompetenzen von der nationalstaatlichen auf die supranationale Ebene verlagert worden. Das diesem Prozess auch Kritik und Ablehnung entgegengebracht wird, zeigt sich nicht zuletzt im negativen Abstimmungsverhalten von Frankreich und den Niederlanden beim Referendum zur EU-Verfassung im Frühsommer 2005. Nur allzu oft wird suggeriert die EU sei ein herzloses bürokratisches Monster, dessen Leib, gleich dem eines Schwarzen Loches jegliche belebte und unbelebte Materie absorbiert und die Luft zum Atmen nimmt. Wenn der Bezugsrahmen des Nationalstaats aufgelöst wird, beziehungsweise seine Relevanz schwindet, wo lässt sich so etwas wie nationale Identität überhaupt noch realisieren? Ähnlich dem uns wohlbekannten gallischen Dorf, das nicht aufhört dem Eindringling Widerstand zu leisten, gibt es einen Bezugsrahmen, in dem der Nationalstaat wenig von seiner alten Rolle eingebüßt hat. Dieser Bezugsrahmen wird durch die Fußballnationalmannschaften gebildet, die eine Unterkategorie des Bereichs Sport sind, gleichsam aber dessen populärstes Beispiel. Auch wenn der Fußballsport selbst von der Globalisierung massiv beeinflusst wird, man denke beispielsweise nur an die Zahl der ausländischen Spieler in der Bundesliga oder die globale Vermarktung einzelner Spieler wie David Beckham, hat sich auf Ebene der Nationalmannschaften ein Konzept erhalten, das geradezu statisch an den Begriff des Nationalstaates gekoppelt ist. Das Recht als Nationalspieler in ein Trikot zu schlüpfen, ist formal gesehen streng an die Staatsangehörigkeit des jeweiligen Landes gebunden. Die Internationalisierung der Lebenswelten ist hier also an einem formalen Kriterium eingeschränkt und bietet Raum um nationale Eigenarten, Vorstellungen, Klischees und bestimmte Symbole, kurz eine nationale Identität aufrecht zu erhalten. Diese These verlangt danach, auf ihren Wahrheitsgehalt hin überprüft zu werden. Und genau damit wird sich diese Arbeit beschäftigen. Im einem ersten Schritt werden die theoretischen Grundlagen geliefert. Ausgangspunkt ist der Ansatz Benedict Andersons, dass Nationen vorgestellte konstruierte Gemeinschaften (imagined communities) sind. Es wird jedoch nur die Bedeutung für Nationalstaaten untersucht.3Nationale Identität ist demnach auch eine Konstruktion. [...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Nationale Identität und nationale Symbole
- Konstruktion nationaler Identität
- Identität als abstraktes Konstrukt
- DFB Spieler als nationale Symbole
- Die Personalisierung nationaler Identität: Eine Presseauswertung
- Michael Ballack: Der Staatsmann
- Lukas Podolski: Der Mann aus dem Volk
- Unterschiedliche Sichtweisen der ausgewerteten Zeitungen
- Schlussbemerkung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Konstruktion nationaler Identität im Kontext des Fußballs, speziell während des Konföderationen-Pokals 2005. Sie analysiert, wie die deutschen Nationalspieler Michael Ballack und Lukas Podolski als Symbole nationaler Identität fungierten und wie dies in den Medien dargestellt wurde.
- Konstruktion nationaler Identität im modernen Nationalstaat
- Die Rolle des Fußballs als Identifikationsmodell im Zeitalter der Globalisierung
- Michael Ballack und Lukas Podolski als Repräsentanten unterschiedlicher nationaler Identitätsbilder
- Medienanalyse der Berichterstattung über den Konföderationen-Pokal 2005
- Benedict Andersons Konzept der „imagined communities“ im Kontext nationaler Identität
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung stellt die zentrale These der Arbeit vor: Im Zeitalter der zunehmenden Internationalisierung und der Kritik an der Europäischen Union, behält der Fußballnationalmannschaft eine besondere Bedeutung als Ort nationaler Identifikation. Die Arbeit untersucht, wie nationale Identität im Kontext der DFB-Nationalmannschaft, insbesondere durch Michael Ballack und Lukas Podolski während des Konföderationen-Pokals 2005, konstruiert und in den Medien dargestellt wird. Der Fußball, trotz seiner Globalisierung, bietet einen Raum für die Aufrechterhaltung nationaler Eigenarten und Symbole.
Nationale Identität und nationale Symbole: Dieses Kapitel beleuchtet die theoretischen Grundlagen der nationalen Identität. Ausgehend von Benedict Andersons Konzept der „imagined communities“ wird die nationale Identität als Konstruktionsprozess verstanden, der durch verschiedene Faktoren wie historische Ereignisse, Inklusion und Exklusion beeinflusst wird. Der Fußball und internationale Turniere werden als Teil dieser „imagined communities“ betrachtet, die durch Identifikation und den Glauben an eine Gemeinschaft eine nationale Identität schaffen. Der Abschnitt unterstreicht die Bedeutung des Fußballs im Zeitalter der Globalisierung als subjektives Identifikationsmodell, das im Angesicht schwindender nationaler Grenzen an Bedeutung gewinnt.
Die Personalisierung nationaler Identität: Eine Presseauswertung: Dieses Kapitel analysiert die Medienberichterstattung über Michael Ballack und Lukas Podolski während des Konföderationen-Pokals 2005. Es untersucht, wie beide Spieler unterschiedliche Aspekte nationaler Identität repräsentierten: Ballack als der „Staatsmann“, Podolski als der „Mann aus dem Volk“. Die Analyse verschiedener Zeitungen zeigt unterschiedliche Perspektiven und Interpretationen auf, wie diese Spieler zur Konstruktion nationaler Identität beitragen. Der Vergleich der unterschiedlichen Darstellungen verdeutlicht die Vielschichtigkeit der nationalen Identität und wie sie medial konstruiert und vermittelt wird.
Schlüsselwörter
Nationale Identität, Fußball, Konföderationen-Pokal 2005, Michael Ballack, Lukas Podolski, Medienanalyse, Imagined Communities, Benedict Anderson, Globalisierung, Nationalstaat, Konstruktion nationaler Identität.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Arbeit: Nationale Identität im Kontext des Fußballs
Was ist das zentrale Thema dieser Arbeit?
Die Arbeit untersucht die Konstruktion nationaler Identität im Kontext des Fußballs, speziell während des Konföderationen-Pokals 2005 in Deutschland. Sie analysiert, wie die Nationalspieler Michael Ballack und Lukas Podolski als Symbole nationaler Identität fungierten und wie dies in den Medien dargestellt wurde.
Welche Spieler stehen im Mittelpunkt der Analyse?
Die Arbeit konzentriert sich auf Michael Ballack und Lukas Podolski, zwei deutsche Nationalspieler, und vergleicht deren mediale Darstellung und die damit verbundene Konstruktion nationaler Identität.
Welche theoretischen Konzepte werden verwendet?
Die Arbeit stützt sich auf Benedict Andersons Konzept der „imagined communities“, um die nationale Identität als einen konstruierten Prozess zu verstehen, der durch verschiedene Faktoren beeinflusst wird. Die Rolle des Fußballs als Identifikationsmodell im Zeitalter der Globalisierung wird ebenfalls thematisiert.
Welche Methoden werden angewendet?
Die Arbeit beinhaltet eine Medienanalyse der Berichterstattung über den Konföderationen-Pokal 2005. Sie untersucht, wie verschiedene Zeitungen Michael Ballack und Lukas Podolski darstellten und welche Aspekte nationaler Identität damit verbunden wurden.
Wie werden Ballack und Podolski in der Medienanalyse dargestellt?
Die Analyse zeigt, dass Ballack und Podolski unterschiedliche Aspekte nationaler Identität repräsentieren: Ballack als der „Staatsmann“, Podolski als der „Mann aus dem Volk“. Die unterschiedlichen Darstellungen in verschiedenen Zeitungen verdeutlichen die Vielschichtigkeit der nationalen Identität und deren mediale Konstruktion.
Welche Bedeutung hat der Fußball im Kontext nationaler Identität?
Die Arbeit argumentiert, dass der Fußball, trotz seiner Globalisierung, einen wichtigen Raum für die Aufrechterhaltung nationaler Eigenarten und Symbole bietet. Insbesondere im Kontext der zunehmenden Internationalisierung und Kritik an der Europäischen Union, behält die Fußballnationalmannschaft eine besondere Bedeutung als Ort nationaler Identifikation.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Nationale Identität, Fußball, Konföderationen-Pokal 2005, Michael Ballack, Lukas Podolski, Medienanalyse, Imagined Communities, Benedict Anderson, Globalisierung, Nationalstaat, Konstruktion nationaler Identität.
Was ist der Aufbau der Arbeit?
Die Arbeit ist in Einleitung, ein Kapitel über nationale Identität und nationale Symbole, ein Kapitel über die Personalisierung nationaler Identität (inkl. Presseauswertung) und eine Schlussbemerkung gegliedert.
Welche Kapitelzusammenfassungen bietet die Arbeit?
Die Arbeit beinhaltet detaillierte Zusammenfassungen der Einleitung, des Kapitels über nationale Identität und Symbole, und des Kapitels über die Personalisierung nationaler Identität mittels Presseauswertung. Diese Zusammenfassungen geben einen Überblick über die Kernaussagen jedes Kapitels.
Für wen ist diese Arbeit bestimmt?
Diese Arbeit ist für akademische Zwecke bestimmt und dient der Analyse von Themen im Zusammenhang mit nationaler Identität und Fußball im Kontext der Medienberichterstattung. Die OCR-Daten sind ausschließlich für die akademische Nutzung vorgesehen.
- Arbeit zitieren
- Martin Höche (Autor:in), 2005, Nation und Fußball: Fußballnation? Michael Ballack und Lukas Podolski als zentrale Akteure zur Konstruktion nationaler Identität während des Konföderationenpokals 2005 , München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/58055