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Zusammenfassung und Rezension von "Retrotopia" von Zygmunt Baumann

Titel: Zusammenfassung und Rezension von "Retrotopia" von Zygmunt Baumann

Rezension / Literaturbericht , 2020 , 14 Seiten , Note: 1,0

Autor:in: Valentin Müller (Autor:in)

Soziologie - Kultur, Technik, Völker
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"Retrotopia" ist in neben Einleitung und Epilog in vier Kapitel aufgeteilt, die jeweils eine Dimension des vom Autor diagnostizierten Paradigmenwechsels aufzeigen.

Inhaltlich folgt der Aufbau einer Bewegung von den Grundlagen des gesellschaftlichen Miteinanders über die globalisierte Ordnung der National- und der kapitalistischen Wohlfahrtsstaaten bis hin zum spätmodernen Subjekt, das sich in dieser Ordnung zunehmend verliert. Ein Epilog stellt die Frage, unter welchen Umständen echter zivilisatorischer Fortschritt noch möglich wäre. "Retrotopia" war das letzte Werk von Zygmunt Bauman vor seinem Tod 2018. Es hat 220 Seiten und ist im Suhrkamp Verlag erschienen.

Als "Retrotopie" bezeichnet Zygmunt Bauman die Vorstellung von einer idealen Gesellschaft, die sich nicht mehr aus dem Glauben an wirtschaftlichen, politischen oder technischen Fortschritt in der Zukunft speist, sondern ihre Strahlkraft aus der Sehnsucht nach einer umgedeuteten und neubewerteten Vergangenheit bezieht. Im Gegensatz zur Utopie hängt die "Retrot-opie" an keinem Fixpunkt soziokultureller Entwicklung, an dem die gesellschaftlichen Verhältnisse in Ordnung gewesen wären beziehungsweise erst noch sein werden, fest, sondern aktualisiert und moduliert ihre Bezüge ständig.

So rufen sich derzeit etwa einige Mitgliedsstaaten der Europäischen Union ausgewählte Ereignisse und Verhältnisse der Vergangenheit ins Gedächtnis, um ihre Ansprüche als Nation geltend zu machen und die internationale Kooperation zu verweigern. Dadurch entwickelt die Retrotopie eine ungeheure Attraktivität bei der Behandlung von Gerechtigkeits- und Verteilungsfragen. Retrotopien seien jedoch laut Bauman nicht nur auf der Ebene politischer Organisation zu finden.

Weil es hinsichtlich der Wahl seiner Quellen und der Auslegung ihrer Inhalte derart vielfältig und flexibel ist, konnte sich das Retrotopische über die politische Sphäre hinaus zu einem allgemeinen Denkschema in Bezug auf die Gesellschaft überhaupt entwickeln. "Retrotopia" sei – so Baumans These – bereits Realität.

Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

  • Kapitel 1 – „Zurück zu Hobbes?“
  • Kapitel 2 – „Zurück ans Stammesfeuer“
  • Kapitel 3 – „Zurück zur sozialen Ungleichheit“
  • Kapitel 4 – „Zurück in den Mutterleib“
  • Epilog

Zielsetzung und Themenschwerpunkte

Das Werk analysiert Zygmunt Baumans Konzept der „Retrotopie“ – die Sehnsucht nach einer idealisierten Vergangenheit als Reaktion auf die Herausforderungen der Moderne. Bauman untersucht, wie diese Sehnsucht sich in verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen manifestiert und welche Folgen sie hat.

  • Die Rückkehr zu Hobbes und der "Krieg aller gegen alle" im Kontext der Globalisierung
  • Der Aufstieg des Tribalismus und der Bedeutung nationaler Identität im 21. Jahrhundert
  • Soziale Ungleichheit und die damit verbundene Frustration als Triebfeder für Gewalt und Extremismus
  • Die Rolle der Massenmedien und des Internets in der Konstruktion und Verbreitung von Retrotopien
  • Die Frage nach der Möglichkeit echten zivilisatorischen Fortschritts in einer retrotopen Gesellschaft

Zusammenfassung der Kapitel

Kapitel 1 – „Zurück zu Hobbes?“: Zygmunt Bauman zieht Parallelen zu Thomas Hobbes' Leviathan, um die gegenwärtige gesellschaftliche Krise zu analysieren. Er argumentiert, dass die menschliche Tendenz zu Gewalt trotz des Zivilisationsprozesses bestehen bleibt und durch die Globalisierung und den ungezügelten Kapitalismus verstärkt wird. Die Unfähigkeit des Nationalstaates, Sicherheit zu gewährleisten, führt zu existentiellen Unsicherheiten, die durch den einfachen Zugang zu Waffen und die angstmachenden Berichterstattung der Medien noch verstärkt werden. Bauman betont den Wunsch nach Selbstverwirklichung und Anerkennung als weitere Triebfeder für Gewalt, insbesondere in der pluralisierten Online-Öffentlichkeit, die Nachahmung und Radikalisierung fördert. Die zunehmende soziale Ungleichheit und die daraus resultierende Frustration werden als wesentliche Ursachen für Gewalt und Terrorismus identifiziert. Der Autor schlussfolgert, dass eine neue Form des hobbesschen Kriegszustandes herrscht, in dem der Kampf gegen den sozialen Abstieg im Mittelpunkt steht.

Kapitel 2 – „Zurück ans Stammesfeuer“: Dieses Kapitel konzentriert sich auf den Tribalismus und die Renaissance nationalistischer Identität im 21. Jahrhundert. Bauman argumentiert, dass die Aufteilung der Menschheit in „Völker“ ein politisches Konstrukt ist, das durch Globalisierung verstärkt wird. Transnationale Migration wird als ein Aspekt der Globalisierung dargestellt, der starken Widerstand hervorruft, da er die vermeintliche Einheit und Reinheit der Nation bedroht. Die Erinnerung und Tradierung nationaler Mythen und die Deutungshoheit über die Vergangenheit werden zu zentralen Kampf feldern politischer Auseinandersetzungen. Moderne Medien ermöglichen eine selektive Darstellung der Geschichte und die Konstruktion einer ideologisch gefärbten Realität, welche zu einer Überheblichkeit gegenüber Andersdenkenden führt. „Zorn-Politiker“ wie Donald Trump werden als Nutznießer dieser Entwicklung identifiziert, da sie Globalisierungsverlierern einen Weg zurück zu vermeintlicher Identität und Sicherheit bieten.

Schlüsselwörter

Retrotopie, Globalisierung, Tribalismus, Soziale Ungleichheit, Gewalt, Nationalismus, Massenmedien, Identität, Zivilisation, Hobbes, Kapitalismus.

Häufig gestellte Fragen zu "Zurück zu...?" (Arbeitstitel)

Was ist das zentrale Thema des Buches?

Das Buch analysiert Zygmunt Baumans Konzept der „Retrotopie“, die Sehnsucht nach einer idealisierten Vergangenheit als Reaktion auf die Herausforderungen der Moderne. Es untersucht, wie sich diese Sehnsucht in verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen manifestiert und welche Folgen sie hat.

Welche Themen werden im Buch behandelt?

Das Buch behandelt u.a. die Rückkehr zu Hobbes und den "Krieg aller gegen alle" im Kontext der Globalisierung, den Aufstieg des Tribalismus und die Bedeutung nationaler Identität im 21. Jahrhundert, soziale Ungleichheit als Triebfeder für Gewalt und Extremismus, die Rolle der Massenmedien in der Konstruktion und Verbreitung von Retrotopien und die Frage nach der Möglichkeit echten zivilisatorischen Fortschritts in einer retrotopen Gesellschaft.

Welche Kapitel umfasst das Buch?

Das Buch besteht aus vier Kapiteln: „Zurück zu Hobbes?“, „Zurück ans Stammesfeuer“, „Zurück zur sozialen Ungleichheit“ und „Zurück in den Mutterleib“, sowie einem Epilog.

Was ist der Inhalt von Kapitel 1 ("Zurück zu Hobbes?")?

Kapitel 1 zieht Parallelen zu Thomas Hobbes' Leviathan, um die gegenwärtige gesellschaftliche Krise zu analysieren. Es argumentiert, dass die menschliche Tendenz zu Gewalt durch Globalisierung und ungezügelten Kapitalismus verstärkt wird. Die Unfähigkeit des Nationalstaates, Sicherheit zu gewährleisten, der einfache Zugang zu Waffen und die angstmachende Berichterstattung der Medien werden als Faktoren hervorgehoben. Soziale Ungleichheit und Frustration werden als wesentliche Ursachen für Gewalt und Terrorismus identifiziert. Das Kapitel schlussfolgert, dass eine neue Form des hobbesschen Kriegszustandes herrscht.

Was ist der Inhalt von Kapitel 2 ("Zurück ans Stammesfeuer")?

Kapitel 2 konzentriert sich auf den Tribalismus und die Renaissance nationalistischer Identität. Es argumentiert, dass die Aufteilung der Menschheit in „Völker“ ein politisches Konstrukt ist, das durch Globalisierung verstärkt wird. Transnationale Migration wird als ein Aspekt der Globalisierung dargestellt, der starken Widerstand hervorruft. Die Erinnerung und Tradierung nationaler Mythen und die Deutungshoheit über die Vergangenheit werden als zentrale Kampf felder politischer Auseinandersetzungen betrachtet. Moderne Medien ermöglichen eine selektive Darstellung der Geschichte und die Konstruktion einer ideologisch gefärbten Realität.

Welche Schlüsselwörter beschreiben das Buch?

Schlüsselwörter sind: Retrotopie, Globalisierung, Tribalismus, Soziale Ungleichheit, Gewalt, Nationalismus, Massenmedien, Identität, Zivilisation, Hobbes, Kapitalismus.

Für wen ist dieses Buch gedacht?

Das Buch ist für ein akademisches Publikum gedacht, das sich mit den Themen Globalisierung, soziale Ungleichheit, Nationalismus und dem Konzept der Retrotopie auseinandersetzen möchte. Es eignet sich insbesondere für Studierende der Sozialwissenschaften, Politikwissenschaften und Geschichte.

Welche Art von Analyse wird im Buch verwendet?

Das Buch verwendet eine sozialtheoretische Analyse, die auf den Arbeiten von Zygmunt Bauman aufbaut und aktuelle gesellschaftliche Phänomene im Kontext von historischen und philosophischen Perspektiven betrachtet.

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Details

Titel
Zusammenfassung und Rezension von "Retrotopia" von Zygmunt Baumann
Hochschule
Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg  (Institut für Soziologie)
Veranstaltung
Masterkurs „Soziologische Theorie“
Note
1,0
Autor
Valentin Müller (Autor:in)
Erscheinungsjahr
2020
Seiten
14
Katalognummer
V580719
ISBN (eBook)
9783346180667
ISBN (Buch)
9783346180674
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Zygmunt Bauman Zeit Zeitregime Moderne Modernisierung Postmoderne Zeitgeist Kultursoziologie Globalisierung Digitalisierung Sozialstaat Nationalstaat Thomas Hobbes Leviathan Zeitdiagnose Tribalismus Nationalismus Rechtsruck Nachtwächterstaat Fanatismus Migration Soziale Ungleichheit Nation Volk Europa Populismus Donald Trump Fortschritt Hass Gewalt Individualisierung Filterblase Hetze Kapitalismus Partikularismus Utopie Spätmoderne Reflexive Moderne Neoliberalismus Terrorismus Terror Systemtheorie Autokratie Deprivation Arm und Reich Kriegszustand Abstiegskampf Gesellschaftsdiagnose Rezension Zusammenfassung Neue Rechte Konservatismus Hate Speech
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Arbeit zitieren
Valentin Müller (Autor:in), 2020, Zusammenfassung und Rezension von "Retrotopia" von Zygmunt Baumann, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/580719
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