Der Value- und Growth-Investmentansatz im Vergleich


Seminararbeit, 2018

17 Seiten, Note: 2,3


Leseprobe


ABKURZUNGSVERZEICHNIS

1 EINLEITUNG

2 VALUE-INVESTING
2.1 Geschichte
2.2 Vorgehensweise
2.3 Kennzahlen
2.4 Perspektiven

3 GROWTH-INVESTING
3.1 Grundgedanke
3.2 Vorgehensweise
3.3 Kennzahlen

4 VERGLEICH DER INVESTMENTANSATZE
4.1 Vorgehensweise
4.2 Value Investing am Beispiel des KGV
4.3 Growth Investing am Beispiel des KGWV
4.4 Vergleich der Wertentwicklungen
4.5 Growth at a reasonable price

5. FAZIT

LITERATURVERZEICHNIS

ANHANG

Abkiirzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1 Einleitung

Deutschland gilt als ein klassisches „Sparerland“. Viele Biirgerinnen und Burger legen Monat fur Monat einen Teil ihres Einkommens zuriick, um sich ein Vermogen aufzubauen. So ver- wundert es auch nicht, dass das Geldvermogen der privaten Haushalte in Deutschland in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen ist (siehe Abb. 1).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 1: Indexierte Wertentwicklung des Vermogens privater Haushalte in Deutschland von 2013-2017, eigene Darstellung in Anlehnung an: Deutsche Bundesbank (Hrsg.) (2016,2018), S. *57.

Im aktuellen Niedrigzinsumfeld erzielen Sparer jedoch kaum noch Renditen mit klassischen Sparprodukten, wie z.B. Sparkonten und Lebensversicherungen. Lediglich Altvertrage weisen noch eine attraktive Rendite auf. Durch die Inflation erleiden viele sogar einen Verlust an Kaufkraft. Um diesem zu entgehen, ist es notwendig, sich nach Altemativen mit mehr Rendite umzuschauen. In der Vergangenheit haben sich hierbei vor allem die Aktienmarkte hervorge- tan, wo teils zweistellige Renditen uber Jahre hinweg erzielt werden konnten.1 Daher entschie- den sich in den letzten fiinf Jahren sehr viele Privatanleger fur eine Investition in Aktien (siehe Abb. 1).

Doch der Aktienmarkt unterliegt starken Schwankungen und nicht alle Aktienkurse steigen kontinuierlich. So stellt sich fur viele Anleger in Aktien die Frage, wie sie Hire Einzeltitel aus- wahlen. Die beiden am weitesten verbreiteten Anlagestrategien sind der Value-Investmentan- satz und der Growth-Investmentansatz (im Folgenden auch als Value-Investing bzw. Growth- Investing bezeichnet). Diese Arbeit soli der Frage nachgehen, welcher dieser beiden Invest- mentansatze in der Vergangenheit mehr Rendite fur den Anleger erzielen konnte. Dabei wer­den zunachst die beiden Strategien kurz vorgestellt und anschlieBend die Investmententschei­dungen anhand einfacher Bewertungszahlen getroffen. Sie sind somit auch fur den Privatanle- ger leicht nachzuvollziehen.

2 Value-Investing

2.1 Geschichte

Als die Begrunder des Value-Investings gelten Benjamin Graham und David Dodd. In Ihrem 1934 veroffentlichten Buch „Security Analysis"2 formulieren Sie erste Investmentregeln. Fur sie ist die „Sicherheitsmarge“ das wichtigste Instrument der Wertpapieranalyse. Sie wird durch die Differenz von innerem Wert und Marktpreis eines Wertpapiers berechnet. Der Investor sollte das Wertpapier nur bei einer positiven Sicherheitsmarge erwerben, da die Aktie nur bei einem solchen Szenario steigen muss, um fair bewertet zu sein. Je hoher die Sicherheitsmarge ist, desto hoher ist das Wertsteigerungspotenzial und desto geringer ist das Risiko fur den In­vestor.

Diese Erkenntnisse wurden durch beriihmte Investoren wie Warren Buffett und Peter Lynch in den Funfzigerjahren des 20. Jahrhunderts popular und werden seitdem von vielen Investoren angewandt.

2.2 Vorgehensweise

Die Grundannahme des Value Investings ist die Theorie der ineffizienten Markte.3 In einem Aktienkurs sind nach der Auffassung von Value Investoren nie alle Faktoren eingepreist, so­dass mit gezieltem Investieren Uberrenditen erzielt werden konnen. Bei effizienten Markten ware dies nicht moglich, da in diesem Fall der Wert und der Marktpreis eines Wertpapiers gleich waren.4

Der Value Investor sucht sich zunachst nach dem Stock Picking Ansatz einzelne Aktien heraus und berechnet den inneren Wert mithilfe einer Fundamentalanalyse. Dabei werden oft einfache Kennzahlen wie z.B. das Kurs-Gewinn-Verhaltnis (KGV) oder das Kurs-Buchwert-Verhaltnis (KBV) betrachtet.5 Die konkreten Regeln fur diese Kennzahlen werden im nachsten Unterka- pitel erortert. Bei dieser Fundamentalanalyse wird nur der Gegenwartswert des Wertpapiers berechnet, Vermutungen uber zukiinftige Entwicklungen werden nicht getroffen.6

Nach der Berechnung des inneren Werts wird dieser mit dem Marktpreis verglichen, der sich aus Angebot und Nachfrage errechnet. Das Wertpapier wird nur gekauft, wenn der innere Wert tiber dem Marktpreis liegt, da bei einer fairen Bewertung des Wertpapiers der Kurs steigen muss.7

2.3 Kennzahlen

Bei der Auswahl von Value Aktien werden meist einfache Bewertungszahlen verwendet. Die am weitesten verbreiteten Bewertungszahlen werden nachfolgend kurz erlautert8:

- Bei Untemehmen mit niedrigem Kurs-Gewinn-Verhaltnis (KGV) ist der Marktpreis gemessen an den Ertragen relativ niedrig. Diese Aktien sind demzufolge meist unter- bewertet.
- Untemehmen mit einem niedrigen Kurs-Buchwert-Verhaltnis (KBV) weisen einen relativ hohen Eigenkapitalanteil pro Aktie aus. Ausgehend von traditionellen Value In- vestoren, dass ein Untemehmen fair bewertet ist, wenn der Marktpreis dem Buchwert entspricht, sind Aktien mit einem KBV von unter eins demnach unterbewertet.
- Auch bei einem niedrigen Kurs-Umsatz-Verhaltnis (KUV) gelten Untemehmen als unterbewertet. Hierbei wird der Kurs der Aktie durch den Umsatz pro Aktie dividiert. Das KUV ignoriert jedoch die Profitabilitat der Untemehmen, deshalb findet das KGV haufiger Anwendung.

2.4 Perspektiven

Aktuelle empirische Untersuchungen zeigen, dass Investmententscheidungen, die mithilfe ein- facher Kennzahlen wie dem KGV oder dem KBV getroffen werden, in der Vergangenheit uberdurchschnittliche Renditen erzielen konnten.9

Dennoch zeigte sich, dass unter Hinzunahme weiterer Kennzahlen die Rendite erhoht werden konnte. So hatten Untemehmen, die zusatzlich eine hohe Eigenkapitalrendite und geringere Insolvenzwahrscheinlichkeit -d.h. ein besseres Rating- vorwiesen, hohere Renditen erzielt als welche, bei denen nur die einfachen Bewertungszahlen betrachtet wurden.10

Diese Erweiterung des klassischen Value Investings wird als Quality Investing bezeichnet. Hierbei flieBt die Profitabilitat als ein wesentlicher Aspekt der Qualitat zusatzlich zu einfachen Bewertungszahlen in die Analyse der Aktien mit ein.11

3 Growth-Investing

3.1 Grundgedanke

Investoren, die den Growth Investment-Ansatz verfolgen, investieren in Untemehmen, die in der Zukunft ein hohes Wachstum versprechen.12 Dabei wird im Gegensatz zum Value Inves­ting nicht auf den Gegenwartswert geachtet, sondem auf den Zukunftswert des Untemeh- mens.13 Das Ziel des Growth Investings ist demzufolge, eine hohere Rendite als die zugrunde- liegende Benchmark zu erzielen.

Die Untemehmen, die bei diesem Ansatz betrachtet werden, sind meist noch relativ jung und erwirtschaften haufig noch Verluste. Dennoch weisen sie gute Zukunftsaussichten vor, die in der Zukunft zu hohem Gewinn fuhren konnen.14

Diese Untemehmen schutten meist auch nur sehr wenig aus. AuBerdem erzielen sie meist nied- rige Gewinne, da viele Investitionen getatigt werden, um ein schnelles Untemehmenswachs- tum zu erzielen.15

Da bei Growth Untemehmen nur der Zukunftswert betrachtet wird, sind viele Growth Unter- nehmen tiberbewertet. Dadurch unterliegen sie hohen marktbedingten Kursrisiken und weisen eine hohe Volatilitat auf. In Phasen der Rezession fallen diese Aktien besonders stark, da hinter den oft noch jungen Untemehmen wenig Substanz steht. Bei vielen Untemehmen ist sogar ein Totalverlust moglich, wenn die Untemehmen nachhaltig keinen Gewinn erzielen oder die Pro- dukte nicht die prognostizierten Absatzzahlen erreichen.

3.2 V orgehensweise

Bei der Auswahl der Untemehmen schauen Growth Investoren zunachst nach Wachstumsbran- chen.16 Innerhalb dieser Wachstumsbranchen werden nun die Untemehmen ausgewahlt, die den hochsten Marktanteil innerhalb der Branche haben und vom Wachstum dieser Branche am Meisten profitieren konnen.

Diese Untemehmen haben durch ihren hohen Marktanteil eine bessere Stellung am Markt und aktuell auch das Untemehmenskonzept, das von den meisten Kunden angenommen wird. Au­Berdem sind diese Untemehmen bei einer Krise der entsprechenden Branche am ehesten uber- lebensfahig.

Haufig wird auch in Untemehmen investiert, die nicht aus der Wachstumsbranche kommen aber vom Wachstum dennoch profitieren konnen wie z.B. Zulieferer und Handler.

3.3 Kennzahlen

Beim Growth Investing werden die Investmententscheidungen nicht wie beim Value Investing oft mit Hilfe von einfachen Kennzahlen getroffen. Dennoch gibt es einige Kennzahlen, nach denen einige Growth Investoren ihre Investmententscheidungen ableiten17:

- Beim Kurs-Gewinn-Wachstums-Verhaltnis teilt man das KGV des Untemehmens durch das prozentuale Gewinnwachstum. Dabei wird angenommen, dass eine Aktie mit einem Kurs-Gewinn-Wachstums-Verhaltnis von unter eins unterbewertet ist und bei einem Wert groBer eins uberbewertet ist. Daher werden hier Aktien mit niedrigem Kurs-Gewinn-Wachstums-Verhaltnis (KGWV) gewahlt.
- Eine hohe Gewinnmarge lasst auf Untemehmen schlieBen, die in der Vergangenheit erfolgreich waren und deren Wettbewerbsposition stark ist. Diese Vergangenheitser- folge spiegeln sich bereits in den Kursen wieder. Bei Untemehmen mit niedriger Ge­winnmarge wird dagegen angenommen, dass diese in der Zukunft ein deutlich hoheres Steigerungspotenzial besitzen

4 Vergleich der Investmentansatze

4.1 Vorgehensweise

Um nun beide Investmentansatze miteinander zu vergleichen, werden beide Strategien anhand einer einfachen Bewertungszahl analysiert. Dabei wird der Deutsche Aktienindex (DAX) als Aktienpool gewahlt.18 Er stellt gleichzeitig die Benchmark dar. Fur jede Kennzahl werden die drei besten und die drei schlechtesten Aktien jedes Jahr ausgewahlt. Bei diesen wird anschlie- Bend der Kurs des nachsten Jahres betrachtet.19 20

Der betrachtete Zeitraum liegt zwischen 2012 und 2018. Die Kurse vom 01.05. wurden als Starttermin genutzt, wenn das vergangene Geschaftsjahr abgeschlossen war und die Vorjah- resergebnisse bereits offentlich zuganglich waren. Der Kurs vom 01.05.2013 steht dann fur den Endjahreswert 2012, da er die Information uber das vergangene Jahr enthalt. Die folgenden Kurse wurden immer exakt 12 Monate nach den ersten erhoben. Die Bewertungszahlen und Kurse wurden von www.boerse-stuttgart.de entnommen. Depotkosten und Transaktionsgebuh- ren werden nicht betrachtet.

[...]


1 Vgl. Deutsches Aktieninstitut (Hrsg.) (2018).

2 Vgl. Dodd, David/ Graham, Benjamin (2009).

3 Vgl. De Bondt, Werner/ Thaler, Richard (1985), S. 793.

4 Vgl. GleiBner, Werner (2017), S. 108.

5 Vgl. ebd., S. 103.

6 Vgl. ebd., S. 103.

7 Vgl. ebd. (2017), S. 103.

8 Vgl. Jehmlich, Tommy u.a. (2017), S. 9-11.

9 Vgl. Walkshausl, Christian (2014), S. 124-128.

10 Vgl. Joyce, Chuck/ Mayer, Kimball (2012), S. Iff.

11 Vgl. GleiBner, Werner (2017), S. 105.

12 Vgl. Corporate Finance Institute (Hrsg.) (2018).

13 Vgl. Fidelity (Hrsg.) (2016).

14 Vgl. Cunningham, Lawrence (2006), S. 10.

15 Vgl. Corporate Finance Institute (Hrsg.) (2018).

16 Vgl. ebd.

17 Vgl. Jehmlich, Tommy u.a. (2017), S. 12-14.

18 Es werden jedes Jahr die zu der Zeit im DAX gelisteten Untemehmen betrachtet.

19 AnschlieBend wird die im letzten Jahr gezahlte Dividende zum Endkurs addiert.

20 Die Berechnungs- und Auswahlgrundlagen sind im Anhang aufgefuhrt.

Ende der Leseprobe aus 17 Seiten

Details

Titel
Der Value- und Growth-Investmentansatz im Vergleich
Hochschule
Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin
Note
2,3
Autor
Jahr
2018
Seiten
17
Katalognummer
V583600
ISBN (eBook)
9783346168788
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Value, Growth, Investmentstil, KGV, KBV, PEG-Ratio
Arbeit zitieren
Florian Beyer (Autor:in), 2018, Der Value- und Growth-Investmentansatz im Vergleich, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/583600

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