Die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte und die darauf aufbauenden Konventionen unterstreichen die universelle Gültigkeit, Unveräußerlichkeit, Natürlichkeit und Untrennbarkeit der Menschenrechte. Die Theorie der Universalität des Menschenrechtskonzepts wird von den Vereinten Nationen sowie von vielen Regierungen und Nichtregierungsorganisationen unterstützt; dennoch ist sie nicht unumstritten:
Die These des Kulturrelativismus betrachtet das Menschenrechtskonzept der Vereinten Nationen als Wertekonstrukt, das in einem bestimmten Kulturkreis verankert ist, und verneint die Legitimation einer Universalisierung dieses Konstruktes. In diesem Zusammenhang wird der UNO und besonders den westlichen Staaten unterstellt, dass sie mit der Idee der Menschenrechte eine Art Werteimperialismus betreiben, um eigene politische Machtansprüche zu sichern. Dieser Einspruch wird wiederum kritisiert mit dem Argument, dass der Kulturrelativismus die Politik repressiver Regime begünstige und von deren Menschenrechtsverletzungen ablenken wolle. Die zentrale Fragestellung der Arbeit lautet daher: Inwieweit ist das Konzept der Menschenrechte mit davon abweichenden kulturellen Traditionen vereinbar? Kann oder darf es Subjekt der Modifizierung sein, um sich einzelnen kulturellen Traditionen anzupassen? Oder müssten vielmehr die jeweiligen kulturellen Traditionen, die nicht mit dem Menschenrechtskonzept vereinbar sind, angepasst und modifiziert werden?
Die vorliegende Arbeit stellt zunächst das Konzept universell gültiger Menschenrechte vor und schließt daraufhin eine Diskursanalyse der beiden konträren Theorien des Universalismus und des Kulturrelativismus an. Innerhalb dieses ersten Hauptteils werden die verschiedenen Herangehensweisen und Begründungszusammenhänge der beiden Theorien erläutert und analysiert. Im zweiten Hauptteil der Arbeit wird die Entwicklung der kulturrelativistischen Theorie von Adamantia Pollis und Peter Schwab aufgezeigt, die den Diskurs nachhaltig geprägt hat. Das Fazit beschäftigt sich mit der Frage nach einer möglichen Annäherung des Menschenrechtskonzepts und konträren kulturellen Traditionen im Rahmen eines interkulturellen Dialogs.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Definition der zentralen Begriffe
- Der „Westen“
- Einführung in die Debatte
- Universalismus
- Kulturrelativismus
- Methode und Verortung
- Zur Literaturlage
- Gliederung der Arbeit
- Das Konzept der Menschenrechte
- Menschenrechte als moralisch-normative Kategorie
- Unteilbarkeit der Menschenrechte
- Exkurs: „Kann mal einer amnesty helfen, bitte?“
- Menschenrechte als völkerrechtlich-positivistische Kategorie
- Die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte
- Aufbau und Inhalt der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte
- Bedeutung der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte in der internationalen Politik
- Die Internationalen Pakte von 1966
- Weitere Menschenrechtskonventionen und regionale Abkommen
- Die Theorie des Universalismus
- Die normativ-ontologische Herangehensweise
- Naturrechtliche Begründung der Universalität
- Begründungsansatz in der Aufklärung
- Die theologische Begründung des Universalismus
- Die ubiquitäre Begründung des menschenrechtlichen Universalitätsanspruchs
- Völkerrechtlich-positivistischer Ansatz
- Fazit Universalismus
- Die Theorie des Kulturrelativismus
- Konstruktivismus
- Der Kulturbegriff
- Westliche Prägung des Menschenrechtskonzepts
- Politische Rechte vs. soziale Rechte
- Afrikanisches Verständnis von Menschenrechten
- Werteimperialismus
- Individualismus versus Kollektivismus
- Rechte und Pflichten
- Asian Values
- Islam und Menschenrechte
- Fazit Kulturrelativismus
- Ubiquität und Diffusion
- Ubiquität
- Diffusion
- Begründung von Universalität bzw. Kulturrelativismus
- Ubiquitäre Begründung des Universalismus
- Ubiquitäre Begründung des Kulturrelativismus
- Diffusionistische Begründung des Universalismus
- Diffusionistische Begründung des Kulturrelativismus
- Fazit Teil I
- Kulturelle Differenzen
- Kritik des Artikels
- Ein westliches Konstrukt mit eingeschränkter Anwendbarkeit
- Vorstellung des Artikels
- Die westliche Prägung des Menschenrechtskonzeptes
- Ideologische Differenzen
- Die westliche Verankerung des Menschenrechtskonzepts
- Die Priorisierung der ersten Generation der Menschenrechte
- Individuum und Gemeinschaft
- Fazit: Ein westliches Konstrukt mit mangelnder
- Ein neuer Universalismus
- Inhalt des Artikels
- Einfluss der Internationalen Beziehungen auf die Universalisierung des Menschenrechtskonzepts
- Ein neuer Universalismus – Das Konzept
- Die Dichotomie zwischen individuellen und kollektiven Rechten
- Zusammenfassung des Artikels
- Kritik des Artikels
- Fazit Teil II
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht das Konzept der Menschenrechte im Kontext der unterschiedlichen kulturellen Traditionen. Sie analysiert, inwieweit das Menschenrechtskonzept mit den verschiedenen kulturellen Traditionen vereinbar ist und ob es an diese angepasst werden kann oder muss.
- Universalität versus Kulturrelativismus im Kontext der Menschenrechte
- Die westliche Prägung des Menschenrechtskonzepts
- Die Rolle von Kultur und Tradition in der Definition von Menschenrechten
- Der interkulturelle Dialog als mögliche Brücke zwischen Menschenrechtskonzepten und unterschiedlichen kulturellen Traditionen
- Die Frage nach der Modifizierbarkeit des Menschenrechtskonzepts in Abhängigkeit von kulturellen Besonderheiten
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung stellt die aktuelle Debatte um die Menschenrechte vor und beleuchtet die Frage nach ihrer Universalität und Vereinbarkeit mit verschiedenen kulturellen Traditionen. Sie definiert die zentralen Begriffe „Westen“ und „Kulturrelativismus“.
- Das Konzept der Menschenrechte: Dieses Kapitel beleuchtet die moralisch-normative und völkerrechtlich-positivistische Kategorie der Menschenrechte. Es analysiert die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte und ihre Bedeutung in der internationalen Politik.
- Die Theorie des Universalismus: Dieses Kapitel untersucht verschiedene Begründungen für die Universalität der Menschenrechte, u.a. naturrechtliche, aufklärerische und theologische Ansätze.
- Die Theorie des Kulturrelativismus: Dieses Kapitel diskutiert den Kulturrelativismus als Gegenposition zum Universalismus und analysiert, wie kulturelle Besonderheiten das Menschenrechtsverständnis beeinflussen.
- Ubiquität und Diffusion: Dieses Kapitel beleuchtet die Verbreitung des Menschenrechtskonzepts und analysiert, wie die Universalität bzw. der Kulturrelativismus begründet werden kann.
- Kulturelle Differenzen: Dieses Kapitel untersucht die Kritik an der westlichen Prägung des Menschenrechtskonzepts und analysiert, inwieweit dieses Konzept auf andere kulturelle Traditionen anwendbar ist.
- Ein neuer Universalismus: Dieses Kapitel diskutiert, wie der Einfluss der Internationalen Beziehungen zur Universalisierung des Menschenrechtskonzepts beitragen kann.
Schlüsselwörter
Die zentralen Themen der Arbeit sind Menschenrechte, Universalität, Kulturrelativismus, westliche Prägung, interkultureller Dialog, Tradition, Kultur, politische Rechte, soziale Rechte, Individualismus, Kollektivismus, Menschenrechtskonventionen, Völkerrecht.
- Arbeit zitieren
- Magistra Artium Johanna Wolf (Autor:in), 2006, Gleiche Rechte für Alle? Das Konzept der Menschenrechte zwischen Universalismus und Kulturrelativismus, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/58401