Der dem Lehrstuhl für Erwachsenenbildung/Weiterbildung der Universität zu Köln angegliederte Projektbereich UNIvation nahm sich 1997 eines interkulturellen Problemfeldes an, dem bislang kaum Aufmerksamkeit geschenkt wurde. Ausgangspunkt der Initiative waren Beobachtungen, dass im Strafvollzug nicht selten brisante interkulturelle Konflikte zwischen Bediensteten und Inhaftierten sowie zwischen den Gefangenen selbst ausgetragen werden.
Im Unterschied zu anderen Bereichen multikulturellen Zusammenarbeitens, in denen es nicht mehr ungewöhnlich ist, ethnisch geprägten Problemen mit speziell zugeschnittenen Bildungskonzepten zu begegnen, stellte sich der Strafvollzug in dieser Hinsicht als kaum bearbeitetes Feld dar. Vor allem Bedienstete des Allgemeinen Vollzugsdienstes erscheinen, was die Bearbeitung interkultureller Fragen im Rahmen einer zeitgemäßen Fortbildung angeht, weitgehend unversorgt.
In Zusammenarbeit mit dem Justizministerium des Landes Nordrhein-Westfalen, der Justizakademie Recklinghausen sowie den Justizvollzugsanstalten Köln, Siegburg und Willich wurde ein Pilotprojekt ins Leben gerufen, mit dem Ziel, durch die Entwicklung eines zielgruppenspezifischen Fortbildungskonzeptes eine Lücke im Bildungsangebot der Justiz zu schließen.
Im diesem Buch werden neben der vorgefundenen Ausgangslage vor allem der Planungsprozess, die Durchführung sowie zentrale Ergebnisse dieses Modellprojektes vorgestellt und bewertet. Bevor die konzeptionellen Eckpunkte der Pilotmaßnahme beleuchtet werden, sind zunächst die Hintergründe und die mit dem Gesamtprojekt verbundene Problemlage darzustellen. Im Anschluss daran wird im "Evaluationsreport" dezidiert auf die Inhalte sowie die Bewertung der Modellmaßnahme durch die Zielgruppe eingegangen. Abschließend werden begründet Möglichkeiten aufgezeigt, wie interkulturelle Lernangebote für Bedienstete in den Institutionen des Strafvollzugs verfestigt werden könnten. Außer der Absicht, mehr über die Notwendigkeit eines interkulturellen Lernangebotes zu erfahren, geht es bei der Evaluation vor allem um die Überprüfung, was getan werden kann/muss, damit interkulturelle und arbeitsplatznahe Bildungsinhalte sowie deren Vermittlung von der Zielgruppe akzeptiert werden. Auf der Grundlage dieser Untersuchung ist ein Fortbildungsmanual erarbeitet worden, das außer in NRW auch von der Justiz in Sachsen´erfolgreich eingestetzt wurde.
Hinweis: Das vorliegende Buch folgt den Regeln der „alten“ Rechtschreibung!
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Strafvollzug in Nordrhein-Westfalen
- Grundzüge der Entwicklung und Intentionen des Strafvollzugs
- Zur Situation des Behandlungs- bzw. Resozialisierungsvollzugs
- Anforderungen an den allgemeinen Vollzugsdienst
- Problemskizze einer Berufsgruppe
- Ausländische Inhaftierte im Strafvollzug
- Aus- und Weiterbildungssituation des allgemeinen Vollzugsdienstes
- Ausbildung des AVD am Beispiel der Justizvollzugsschule Wuppertal
- Weiterbildung des AVD am Beispiel der Justizakademie Recklinghausen
- Zusammenfassende Betrachtung
- Interkulturelles Lernen in einer multikulturellen Gesellschaft
- Daten und Fakten zu relevanten Migrationsprozessen
- "Zu Gast auf dem deutschen Arbeitsmarkt': Arbeitsmigration
- 'Sturm auf die Festung Europa': Flüchtlingsmigration
- 'Aus historischer Verantwortung': Aussiedlermigration
- Entwicklung und Zielsetzung interkulturellen Lernens
- Von der 'Ausländerpädagogik' zum ‘interkulturellen Lernen'
- Zielsetzungen interkulturellen Lernens
- Interkulturelles Lernen in der Erwachsenenbildung/Weiterbildung
- Interkulturelles Lernen in der Erwachsenenbildung
- Interkulturelles Lernen in der Weiterbildung
- Interkulturelles Lernen in Betrieben mit hohem Ausländeranteil
- Interkulturelles Lernen für Führungskräfte
- Interkulturelles Lernen für spezielle Berufsgruppen
- Zusammenfassende Betrachtung
- Daten und Fakten zu relevanten Migrationsprozessen
- Zur Bedeutung von Arbeiten und Lernen in der Weiterbildung
- Qualifikationsanforderungen zwischen ‘Realität' und 'Reflexivität'
- Geteilte Erwachsenenbildung: Ein ‘Schisma‘?
- Arbeitsplatznahes Lernen in der Weiterbildung
- Zusammenfassende Betrachtung
- Das Projekt 'Möglichkeiten interkultureller Weiterbildung im Strafvollzug'
- Projektverlauf im Überblick
- Ausgangslage und Zielsetzung
- Projektphasen
- Das Konzept des Pilotseminars
- Vorüberlegungen
- Grundlagen der Planung
- Bedingungsfelder der Planung
- Entscheidungsfelder der Planung
- Seminarbeteiligte
- Termine und Veranstaltungsorte
- Einleitung des empirischen Teils der Untersuchung
- Evaluation des Pilotseminars aus Sicht der Teilnehmer
- Evaluationsforschung in der Erwachsenenbildung/Weiterbildung
- Begriffsbestimmung
- Historischer Abriß
- Evaluationsmodelle in der Erwachsenenbildung/Weiterbildung
- Von den Schwierigkeiten der Evaluation in der Erwachsenenbildung/Weiterbildung
- Evaluationsdesign
- Methodologischer Begründungszusammenhang
- Erhebungsmethode
- Rolle des Forschers
- Durchführung der Untersuchung
- Dokumentation und Aufbereitung der Daten
- Evaluationsreport
- Erster Seminartag ‘Einführung‘
- Kennenlernen
- Vorstellen des Seminarkonzeptes und des Programmablaufs
- Wanderungsbewegungen
- Gruppengespräch mit Zeitzeugen
- Bilanz der TN zum Seminartag
- Konsequenzen für den Seminarverlauf
- Zweiter Seminartag ‘Interkulturelle Grundlagen'
- Begriffe
- Fremdheit
- Vorurteile
- Bilanz der TN zum Seminartag
- Konsequenzen für den Seminarverlauf
- Dritter Seminartag ‘Die Türkei zwischen Vergangenheit und Moderne
- Kleine Geschichtskunde
- Atatürk - Lehrer der Nation
- Deutschland – Türkei – EU. Ein spannendes Verhältnis!?
- Aktuelle Probleme
- Bilanz der TN zum Seminartag
- Erster Seminartag ‘Einführung‘
- Evaluationsforschung in der Erwachsenenbildung/Weiterbildung
- Interkulturelles Lernen im Strafvollzug
- Entwicklung eines arbeitsplatznahen Fortbildungskonzeptes
- Herausforderungen der interkulturellen Kommunikation im Strafvollzug
- Integration und Resozialisierung von Inhaftierten mit Migrationshintergrund
- Praxisrelevante Anwendung interkultureller Kompetenz im Strafvollzug
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Diplomarbeit beschäftigt sich mit der Entwicklung und Erprobung eines arbeitsplatznahen Fortbildungskonzeptes im Strafvollzug unter besonderer Berücksichtigung interkultureller Fragestellungen. Das Ziel der Arbeit ist es, einen Beitrag zur Verbesserung der interkulturellen Kompetenz von Bediensteten im Strafvollzug zu leisten.
Zusammenfassung der Kapitel
Die Diplomarbeit beginnt mit einer Einleitung, die den Hintergrund und die Motivation der Arbeit erläutert. Anschließend werden in Kapitel 2 die Grundlagen des Strafvollzugs in Nordrhein-Westfalen, insbesondere die Situation des Behandlungs- bzw. Resozialisierungsvollzugs und die Herausforderungen des allgemeinen Vollzugsdienstes im Umgang mit ausländischen Inhaftierten, dargestellt. Kapitel 3 widmet sich dem Thema des interkulturellen Lernens in einer multikulturellen Gesellschaft und beleuchtet die Entwicklung und Zielsetzung dieses Lernbereichs. Kapitel 4 analysiert die Bedeutung von Arbeiten und Lernen in der Weiterbildung, insbesondere im Kontext des arbeitsplatznahen Lernens. Kapitel 5 präsentiert das Projekt ‘Möglichkeiten interkultureller Weiterbildung im Strafvollzug‘, das als Ausgangspunkt für die Entwicklung des Pilotseminars dient. Kapitel 6 beschreibt das Konzept des Pilotseminars, das in Kapitel 7 evaluiert wird. Die Evaluation des Pilotseminars aus Sicht der Teilnehmer wird in Kapitel 8 detailliert dargestellt.
Schlüsselwörter
Interkulturelle Kompetenz, Strafvollzug, Fortbildung, Weiterbildung, Resozialisierung, Ausländische Inhaftierte, Migration, Integration, Arbeitsplatznahes Lernen, Evaluation.
- Quote paper
- Jochen Schiffer (Author), 1999, Zur Entwicklung und Erprobung eines arbeitsplatznahen Fortbildungskonzeptes im Strafvollzug unter besonderer Berücksichtigung interkultureller Fragestellungen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/58495