Warum handeln Länder überhaupt miteinander?
Die vorherrschende Meinung stützte sich auf die „Neoklassische Handelstheorie“ mit ihren komparativen Vorteilen.
Steffan Burenstam Linder veröffentlichte 1961 „An Essay on Trade and Transformation“, in dem er unter anderem behauptete, dass Länder dazu neigen, die Waren zu exportieren, bei denen ihre eigene Inlandsnachfrage sehr hoch ist.
Allerdings konnte die Neoklassische Handelstheorie diesen veränderten Produktions- und Handelsstrukturen nicht mehr gerecht werden, denn ihrer Theorie zufolge führt ein Nachfrageanstieg zu einem Anstieg der Importe dieses stark präferierten Gutes.
Obwohl Burenstam Lindner eine analytische Untermauerung schuldig blieb, erschien vielen Beobachtern diese Hypothese intuitiv plausibel und erzeugte eine umfangreiche empirische Literatur.
Die sogenannte „Neue Handelstheorie“ wurde damit geboren.
Schließlich wurden von Krugman (1979 u. 1980)(im Jahre 2008 bekam er u.a. dafür den Wirtschaftsnobelpreis) und Helpman (1981) Modelle entwickelt, die u.a. unterstellen, dass es unvollständige Konkurrenz, Transportkosten und Massenproduktionsvorteile, d.h. steigende Skalenerträge, gibt. Diese Annahmen sind realitätsnäher als die idealtypischen Modelle der Neoklassischen Handelstheorie mit vollständiger Konkurrenz und ohne jegliche Kosten für den Transport.
Krugman zeigte, dass auf unvollkommenen Märkten überproportionale Nachfragestrukturen innerhalb eines Landes und positive Handelskosten den Produzenten Anreize gebe, die Produktion des überproportional nachgefragten Gutes im größeren Nachfragemarkt zu konzentrieren und somit die verhältnismäßig kleinere Nachfrage der anderen Länder von dort zu bedienen. Dies führe dazu, dass dieses Gut nicht importiert, sondern exportiert wird.
Krugman titulierte dies als „home market effect“ und die Herleitung und Erklärung genau dieses Effektes, sowie die Erweiterung dieser Modelle von Helpman und Krugman (1985) bildet den ersten von zwei Schwerpunkten dieser vorliegenden Arbeit (Kapitel 2).
Davis (1998) zeigte, dass unter gewissen Prämissen der „home market effect“ nicht auftreten wird (vgl. Kapitel 3). Dies macht den zweiten Schwerpunkt dieser Arbeit aus.
Das Kapitel 4 liefert eine Zusammenfassung und einen kurzen Ausblick.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Modelle monopolistischer Konkurrenz mit Transportkosten
- Das Grundmodell von Krugman (1980)
- Erweiterung auf zwei Länder
- Erweiterung nach Helpman-Krugman (1985)
- Ausblick von Krugman und kritische Würdigung vorgenannter Modelle
- Kritik von Davis
- Zusammenfassung und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Seminararbeit befasst sich mit der Theorie des internationalen Handels, insbesondere mit dem „Home Market Effect“ im Kontext monopolistischer Konkurrenz und Transportkosten. Sie analysiert, wie Transportkosten die Produktions- und Handelsstrukturen beeinflussen und untersucht, unter welchen Bedingungen der „Home Market Effect“ auftritt.
- Das Grundmodell von Krugman (1980) und seine Erweiterungen durch Helpman und Krugman (1985)
- Der „Home Market Effect“ und seine Entstehung durch unvollkommene Konkurrenz, Transportkosten und Skalenerträge
- Die Kritik von Davis an der Gültigkeit des „Home Market Effect“
- Die Bedeutung von Transportkosten für die internationale Spezialisierung und den Handel
- Die Rolle von Nachfrageunterschieden und Transportkosten für die Standortwahl von Unternehmen
Zusammenfassung der Kapitel
- Die Einleitung stellt die Forschungsfrage und den historischen Hintergrund der „Neuen Handelstheorie“ dar. Sie erläutert die Bedeutung des „Home Market Effect“ und skizziert die zentralen Themen der Arbeit.
- Kapitel 2 präsentiert das Grundmodell von Krugman (1980) und seine Modifikationen. Es erklärt, wie Transportkosten die Produktions- und Handelsmuster beeinflussen und zum „Home Market Effect“ führen können.
- Kapitel 3 analysiert die Kritik von Davis am Krugman-Modell und untersucht, unter welchen Bedingungen der „Home Market Effect“ nicht auftreten kann. Die Untersuchung konzentriert sich auf die unterschiedlichen Transportkosten für homogene und differenzierte Güter.
Schlüsselwörter
Monopolistische Konkurrenz, internationaler Handel, Transportkosten, Home Market Effect, Krugman-Modell, Helpman-Krugman-Modell, Davis-Kritik, Skalenerträge, Nachfrageunterschiede, Standortwahl.
- Arbeit zitieren
- Dipl.-Kaufmann/Dipl.-Volkswirt Jens Becker (Autor:in), 2006, Theorie des Internationalen Handels: Monopolistische Konkurrenz und internationaler Handel mit Transportkosten: Der Inlandsmarkteffekt (home market effect), München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/58507