Viele Menschen neigen dazu, Entscheidungen zum Abschluss einer Altersvorsorgemaßnahme aufzuschieben, obwohl sie wissen, dass hier Handlungsbedarf besteht. Darüber hinaus nutzen sie, wenn sie sparen, häufig Anlageformen, die wenig rentabel und kaum geeignet sind, die inflationsbedingten Einbußen auszugleichen. Die im Langzeitvergleich deutlich lukrativeren Aktien meiden hingegen viele Anleger und Anlegerinnen und nehmen sich damit eine renditeträchtige Möglichkeit zum Aufbau von Vermögen.
Das Ziel dieser Arbeit ist es, herauszufinden, warum Menschen mit Anlageentscheidungen, die ihnen langfristig zugutekommen, Schwierigkeiten haben. Dazu sollen die Hemmnisse, in Aktien zu investieren, ergründet werden. Es wurde die folgende Forschungsfrage gestellt: Welche psychologischen Hemmnisse und irrationalen Überzeugungen halten Anleger und Anlegerinnen, aus der Sicht von Anlageberatern und -beraterinnen, davon ab, gute und zukunftsfähige Anlageentscheidungen im Hinblick auf ihre Altersvorsorge zu treffen?
Um die Forschungsfrage zu beantworten, wurden Experteninterviews mit erfahrenen Anlageberatern und -beraterinnen der Deutschen Bank durchgeführt, mit dem Ziel, die Hemmnisse ihrer Kunden in Erfahrung zu bringen. Es stellte sich heraus, dass viele Anleger mit Finanzthemen überfordert sind und ihre Kenntnisse nicht ausreichen, um gute Entscheidungen zu treffen. Auch schätzen sie ihren Bedarf und die im Alter verfügbaren Mittel falsch ein und neigen hier zu übertriebenem Optimismus.
Unter Nutzung des Expertenwissens und der Literatur zum Thema zeigt die Arbeit auf, wie durch reflektierte Anlageberatung Hemmnisse (wie z. B. Neigung zur Prokrastination und zum Optimistic Bias) aufgedeckt und abgebaut werden können. Dies soll dazu führen, Anlegern und Anlegerinnen ein zeitnahes und zielführendes Entscheiden zu ermöglichen.
Inhaltsverzeichnis
- EINLEITUNG
- PROBLEMSTELLUNG
- ZIELSETZUNG UND FORSCHUNGSFRAGE
- AUFBAU DER ARBEIT
- METHODIK
- DER ENTSCHEIDUNGSPROZESS
- DAS PARADOXON DER WAHLMÖGLICHKEITEN
- ENTSCHEIDUNGEN UNTER SICHERHEIT UND UNTER UNSICHERHEIT
- GUTE ENTSCHEIDUNGEN
- DIE VERHALTENSÖKONOMIK
- DER HOMO OECONOMICUS - RATIONALITÄT UND DEREN GRENZEN
- DER HOMO PSYCHOLOGICUS - WIR IRREN SYSTEMATISCH
- DISKUSSION ÜBER DEN NUTZEN INTUITIVER ENTSCHEIDUNGEN
- BEHAVIORAL FINANCE
- DER EINFLUSS VON EMOTIONEN BEI GELDANLAGEENTSCHEIDUNGEN
- PROKRASTINATION IN DER ALTERSVORSORGE
- NEUROBIOLOGISCHE ASPEKTE BEI DER PROKRASTINATION
- HEURISTIKEN UND BIAS IN FINANZENTSCHEIDUNGSPROZESSEN
- DER EINFLUSS DER FINANZIELLEN ALLGEMEINBILDUNG
- UNTERSUCHUNGSDESIGN UND METHODIK
- GENERALISIERENDE ANALYSE DER INTERVIEWINHALTE
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit dem Phänomen der Prokrastination im Kontext der finanziellen Altersvorsorge. Sie analysiert, warum Menschen Entscheidungen zum Abschluss einer Altersvorsorgemaßnahme aufzuschieben, obwohl sie sich der Notwendigkeit bewusst sind. Dabei wird insbesondere der Fokus auf Anlageentscheidungen gelegt, die trotz ihrer langfristigen Vorteile oft gescheut werden, und die damit verbundenen psychologischen Barrieren untersucht.
- Die psychologischen Hemmnisse und irrationalen Überzeugungen, die Anleger davon abhalten, nachhaltige Anlageentscheidungen zu treffen
- Der Einfluss der Verhaltensökonomik und Behavioral Finance auf Finanzentscheidungen
- Die Rolle von Prokrastination und Optimismus-Verzerrung (Optimistic Bias) bei der Altersvorsorge
- Die Bedeutung der finanziellen Allgemeinbildung für rationale Anlageentscheidungen
- Die Möglichkeiten, durch reflektierte Anlageberatung Entscheidungsblockaden abzubauen und ein zeitnahes und zielführendes Handeln zu ermöglichen
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung stellt die Problemstellung der Prokrastination bei der Altersvorsorge dar und führt in die Zielsetzung und Forschungsfrage ein. Außerdem werden der Aufbau der Arbeit und die angewandte Methodik beschrieben.
- Der Entscheidungsprozess: Dieses Kapitel beleuchtet den Entscheidungsprozess im Allgemeinen und fokussiert auf die Unterscheidung zwischen Entscheidungen unter Sicherheit und unter Unsicherheit. Außerdem wird der Zusammenhang zwischen gutem Entscheiden und rationalen Prozessen erörtert.
- Die Verhaltensökonomik: Dieses Kapitel widmet sich dem Konzept des Homo Oeconomicus, welches die Rationalität des Menschen postuliert, und beleuchtet die Grenzen dieser Theorie. Es stellt den Homo Psychologicus vor, der das systematische Irrationalverhalten des Menschen in den Vordergrund stellt.
- Behavioral Finance: In diesem Kapitel werden die Auswirkungen von Emotionen auf Anlageentscheidungen untersucht. Dabei wird insbesondere die Prokrastination im Zusammenhang mit der Altersvorsorge beleuchtet und der neurobiologische Hintergrund dieser Verhaltensweise erläutert. Außerdem werden Heuristiken und Bias im Finanzentscheidungsprozess betrachtet.
- Der Einfluss der finanziellen Allgemeinbildung: Dieses Kapitel untersucht die Bedeutung der finanziellen Allgemeinbildung für rationales und vorausschauendes Handeln im Finanzbereich.
- Untersuchungsdesign und Methodik: Dieses Kapitel beschreibt die angewandte Methode der Experteninterviews mit Anlageberatern, um Erkenntnisse über die Hemmnisse der Kunden im Bereich der Altersvorsorge zu gewinnen.
Schlüsselwörter
Die Arbeit fokussiert auf die Themen Prokrastination, Entscheidungsfindung, Verhaltensökonomik, Behavioral Finance, Heuristiken, Bias, Altersvorsorge, Anlageberatung, Finanzielle Allgemeinbildung und Aktien.
- Arbeit zitieren
- Sandra Mandera (Autor:in), 2019, Prokrastination bei der finanziellen Altersvorsorge, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/585257