Nichts ist und war für den Menschen so faszinierend wie der Mensch selbst, wie seine körperliche und seelische Beschaffenheit, seine physischen und psychischen Qualitäten. Die Kulturgeschichte der Menschheit ist überreich an Zeugnissen für das lebhafte Interesse des Menschen an seiner eigenen Spezies. Zu erfahren, wie der menschliche Körper funktioniert und wie er beschaffen ist gehört somit zu den wesentlichsten Fragen des Menschen, die Mediziner und auch Künstler von jeher aufzudecken suchten. Aber „um den lebenden Menschen verstehen zu können, muss man wissen, was der tote Mensch ist. Aus dieser Neugier heraus ist die Anatomie entstanden.“ Genauso alt wie die Faszination an der Anatomie ist ein anderes mit ihr einhergehendes, ihr gegenüberstehendes Gefühl, nämlich die Scheu, und womöglich auch der Ekel, den von Gott geschaffenen Körper aufzuschneiden, und damit in einen Teil der Schöpfung einzudringen. Dieser Zwiespalt hat sich bis heute bewahrt und findet seine aktuellste Manifestation in der Diskussion um die Ausstellung „Körperwelten“, die dank einer neuen Technik, dem sogenannten Plastinationsverfahrens, „echte“ Leichen zur Schau stellen kann. Der Initiator dieser Leichenschau fordert eine „Demokratisierung der Anatomie“, um dem Menschen seinen eigenen Körper verständlicher zu machen und näher zu bringen. Gleichzeitig behauptet er mit seinen Plastinaten eine „Ästhetische Anatomie“ geschaffen zu haben. Die meisten Menschen reagieren auf solche Aussagen jedoch mit Ekel und Unverständnis, da ihnen die Darstellung des Toten moralisch, als auch ästhetisch wenig erstrebenswert scheint. Die vorliegende Arbeit soll die in der Öffentlichkeit bereits heftig diskutierten ethisch - moralischen Hintergründe und Problematiken einer solche Ausstellung nur am Rande betrachten. Vielmehr soll hier festgestellt werden, inwiefern eine „Demokratisierung der Anatomie“ und eine „Ästhetische Anatomie“ im Rahmen der Ausstellung überhaupt möglich sind, und was es heißt einen solchen wissenschaftlichen Prozess aus dem Seziersaal zu einer für die breite Masse zugänglichen Kunst zu machen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Kleine Geschichte der Anatomie
- Demokratisierung der Anatomie
- Ästhetische Anatomie?
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit analysiert die Ausstellung „Körperwelten“ und untersucht, inwiefern eine „Demokratisierung der Anatomie“ und eine „Ästhetische Anatomie“ im Rahmen der Ausstellung möglich sind. Sie beleuchtet die Geschichte der Anatomie und die Entwicklung der Beziehung zwischen Wissenschaft und Kunst im Kontext des menschlichen Körpers.
- Die Geschichte der Anatomie
- Die Entwicklung der Anatomie von der antiken Medizin zur modernen Wissenschaft
- Die Rolle der Kunst in der Anatomie und die Verbindung zwischen Wissenschaft und Ästhetik
- Die Debatte um die „Demokratisierung der Anatomie“ und die ethischen und moralischen Fragen im Zusammenhang mit der Ausstellung „Körperwelten“
- Die Frage nach der Möglichkeit einer „Ästhetischen Anatomie“ im Rahmen der Ausstellung „Körperwelten“
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung stellt die Problematik der Ausstellung „Körperwelten“ vor und beleuchtet den Spannungsbogen zwischen Faszination und Ekel gegenüber dem menschlichen Körper. Sie skizziert die zentralen Fragestellungen der Arbeit, die sich mit der „Demokratisierung der Anatomie“ und der „Ästhetischen Anatomie“ im Rahmen der Ausstellung beschäftigen.
- Kleine Geschichte der Anatomie: Dieses Kapitel liefert einen historischen Überblick über die Anatomie, angefangen von den ersten anatomischen Studien im alten Ägypten bis hin zur Renaissance. Es beleuchtet die Entwicklung der anatomischen Forschung, die Bedeutung von Künstlern wie Leonardo da Vinci und den Einfluss von Andreas Vesalius.
- Demokratisierung der Anatomie: Dieses Kapitel untersucht die Frage, was eine „Demokratisierung der Anatomie“ im Kontext der Ausstellung „Körperwelten“ bedeuten würde. Es beleuchtet die historische Entwicklung der Anatomie als wissenschaftliche Disziplin, die traditionell auf Sektionen im Seziersaal beschränkt war. Die Arbeit beleuchtet die ethischen und moralischen Fragen im Zusammenhang mit der Ausstellung von „echten“ Leichen für die breite Öffentlichkeit.
- Ästhetische Anatomie?: Dieses Kapitel analysiert die These von der „Ästhetischen Anatomie“, die im Rahmen der Ausstellung „Körperwelten“ aufgestellt wird. Es untersucht die Frage, ob die Darstellung von menschlichen Körpern in plastinisierter Form eine ästhetische Erfahrung ermöglichen kann. Die Arbeit beleuchtet dabei die Beziehung zwischen Kunst, Wissenschaft und dem menschlichen Körper und diskutiert die Grenzen der ästhetischen Wahrnehmung.
Schlüsselwörter
Die Arbeit behandelt die Themen Anatomie, Kunst, Wissenschaft, Körperwelten, Plastination, Demokratisierung, Ästhetik, Ethische Fragen, Moralisches Dilemma, Faszination, Ekel.
- Arbeit zitieren
- Vanessa Lengert (Autor:in), 2006, Ästhetische demokratisierte Anatomie am Beispiel von Gunther von Hagens Austellung "Körperwelten", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/58561