Im ersten Teil der Arbeit soll der Frage nachgegangen werden, bis zu welchem Grade die Menschen der Antike in der Lage waren, eine Unterscheidung zwischen der Abtreibung und der Empfängnisverhütung vorzunehmen. Diese heute so selbstverständliche Abgrenzung darf in römischer Zeit keineswegs als gegeben vorausgesetzt werden. Zugleich soll anhand der überlieferten Quellen untersucht werden, in wieweit sich aus ihnen Rückschlüsse auf den Umfang und die Art und Weise schließen lassen, in denen Empfängnisverhütung tatsächlich praktiziert wurde. Denn Schriften zu dessen Anwendung existieren in beachtlicher Anzahl. Diese werden im zweiten Teil behandelt, in dem aus einer engen Auswahl von erhaltenen medizinischen Schriften einige dort beschriebene Verhütungsmethoden vorgestellt werden. Dies wird größtenteils unter dem Aspekt ihrer mit heutigem Wissen feststellbaren Wirksamkeit geschehen, wobei sowohl wirksame als auch vollkommen wirkungsfreie Verfahren genannt werden.
Sowohl zur Empfängnisverhütung als auch zu den drei weiteren Mittel der Begrenzung der Familiengröße ist bis zum heutigen Tag eine stattliche Menge an wissenschaftlicher Literatur veröffentlicht worden. Die überlieferten medizinischen Schriften wurden ediert und übersetzt, die beschriebenen Methoden, Präparate und Substanzen analysiert und teilweise auf ihre Wirksamkeit überprüft. Hier kann auf die geleistete Arbeit zurückgegriffen werden.
In den Fragen nach dem Ausmaß und der Art der tatsächlich erfolgten Praktizierung sowie nach der bereits genannten Unterscheidungsfähigkeit der Menschen in der Antike sind nach wie vor einige Fragen offen geblieben. Der Umfang der Anwendung von Verhütungsmitteln wird häufig als nicht feststellbar aufgrund der kaum vorhandenen schriftlichen Erwähnung bezeichnet. Dieser Mangel kann eine direkte Ursache in der mangelnden Unterscheidungsfähigkeit beziehungsweise der mangelnden Kenntnis von Empfängnisverhütung der antiken Menschen besitzen, denn ein Autor kann nicht etwas benennen, das ihm nicht bekannt ist. Deshalb sind die zwei genannten Fragestellungen schwer voneinander trennbar und werden hier gemeinsam erörtert. In der wissenschaftlichen Literatur ist häufig die Fähigkeit antiker medizinischer Gelehrter, zwischen Abtreibung und Empfängnisverhütung klar zu trennen, auf das medizinisch ungebildete Volk übertragen worden, für das die Verfahren bestimmt gewesen sind.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Die Fragen nach der Fähigkeit der Menschen der Antike zur Unterscheidung zwischen Empfängnisverhütung und Abtreibung sowie dem Umfang der praktizierten Verhütung
- 3. Auswahl einiger der in antiken Werken beschriebenen Verhütungsmethoden
- 4. Resümee
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Empfängnisverhütung im Römischen Reich. Sie befasst sich mit der Frage, inwieweit die Menschen der Antike zwischen Empfängnisverhütung und Abtreibung unterscheiden konnten und wie weit verbreitet Verhütungsmethoden tatsächlich waren. Die Arbeit analysiert antike Texte, um ein Bild der damaligen Praktiken und des medizinischen Wissens zu zeichnen.
- Unterscheidung zwischen Empfängnisverhütung und Abtreibung in der Antike
- Ausmaß und Methoden der Empfängnisverhütung im Römischen Reich
- Analyse antiker medizinischer Texte zu Verhütungsmethoden
- Vergleich antiker und moderner Ansätze zur Empfängnisverhütung
- Sprachliche und konzeptuelle Herausforderungen bei der Erforschung antiker Verhütungsmethoden
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik der Familienplanung im Römischen Reich ein und benennt die vier damals bekannten Methoden zur Geburtenkontrolle: Empfängnisverhütung, Abtreibung, Kindesaussetzung und Kindstötung. Der Fokus liegt auf der Empfängnisverhütung als frühestes Eingreifen in den Fortpflanzungsprozess und deren Abhängigkeit von medizinischem Wissen über Embryonalentwicklung und Befruchtung. Die Arbeit kündigt die Untersuchung der Fähigkeit der Menschen der Antike zur Unterscheidung zwischen Abtreibung und Empfängnisverhütung und die Analyse des Umfangs der tatsächlich praktizierten Verhütung an.
2. Die Fragen nach der Fähigkeit der Menschen der Antike zur Unterscheidung zwischen Empfängnisverhütung und Abtreibung sowie dem Umfang der praktizierten Verhütung: Dieses Kapitel diskutiert die Unterscheidung zwischen Empfängnisverhütung und Abtreibung im Kontext des römischen Wissens und der Quellenlage. Es vergleicht die Ansichten verschiedener Gelehrter, wie Soranus von Ephesos und Keith Hopkins, die unterschiedliche Schlüsse aus den vorhandenen Quellen ziehen. Hopkins hebt hervor, dass die Quellen häufiger über Abtreibung als über Verhütung berichten und argumentiert, dass die Unterscheidung zwischen den beiden Methoden möglicherweise nicht allen Römern vertraut war. Die Analyse der sprachlichen Verwendung von Begriffen wie "abortio" bei Plinius dem Älteren unterstreicht die Unschärfe der terminologischen Abgrenzung in der damaligen Zeit. Die unterschiedlichen sprachlichen Herkünfte der verwendeten Begriffe deuten auf ein mangelndes Verständnis und eine fehlende Konzeption des Begriffs "Empfängnisverhütung" im römischen Sprachgebrauch hin.
Schlüsselwörter
Empfängnisverhütung, Abtreibung, Römisches Reich, Antike, Familienplanung, medizinisches Wissen, Soranus von Ephesos, Keith Hopkins, Plinius der Ältere, lateinische Terminologie, Quellenanalyse.
Häufig gestellte Fragen zu: Empfängnisverhütung im Römischen Reich
Welche Themen werden in der Arbeit behandelt?
Die Arbeit untersucht die Empfängnisverhütung im Römischen Reich. Sie befasst sich mit der Frage, ob die Menschen der Antike zwischen Empfängnisverhütung und Abtreibung unterscheiden konnten und wie verbreitet Verhütungsmethoden waren. Analysiert werden antike Texte, um die damaligen Praktiken und das medizinische Wissen zu rekonstruieren. Weitere Schwerpunkte sind der Vergleich antiker und moderner Ansätze sowie die sprachlichen Herausforderungen bei der Erforschung antiker Verhütungsmethoden.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in eine Einleitung, ein Kapitel zur Unterscheidung zwischen Empfängnisverhütung und Abtreibung sowie zum Umfang der praktizierten Verhütung, ein Kapitel zur Auswahl antiker Verhütungsmethoden und ein Resümee. Die Einleitung führt in die Thematik ein und benennt die vier damals bekannten Methoden zur Geburtenkontrolle (Empfängnisverhütung, Abtreibung, Kindesaussetzung und Kindstötung). Das zweite Kapitel diskutiert die Unterscheidung zwischen den Methoden im Kontext des römischen Wissens und der Quellenlage unter Einbezug verschiedener Gelehrtermeinungen (z.B. Soranus von Ephesos, Keith Hopkins). Das dritte Kapitel behandelt ausgewählte Verhütungsmethoden aus antiken Quellen. Das vierte Kapitel fasst die Ergebnisse zusammen.
Wie wird die Unterscheidung zwischen Empfängnisverhütung und Abtreibung in der Antike behandelt?
Die Arbeit untersucht, ob und wie die Menschen der Antike zwischen Empfängnisverhütung und Abtreibung unterschieden haben. Sie analysiert die Quellenlage und die unterschiedlichen Interpretationen von Gelehrten wie Soranus von Ephesos und Keith Hopkins. Die Analyse der sprachlichen Verwendung relevanter Begriffe (z.B. "abortio") in antiken Texten spielt dabei eine wichtige Rolle und zeigt die Unschärfe der terminologischen Abgrenzung auf. Die unterschiedlichen sprachlichen Herkünfte der Begriffe deuten auf ein mangelndes Verständnis und eine fehlende Konzeption des Begriffs "Empfängnisverhütung" im römischen Sprachgebrauch hin.
Welche Quellen werden in der Arbeit verwendet?
Die Arbeit analysiert antike medizinische Texte und betrachtet die unterschiedlichen Interpretationen verschiedener Gelehrter. Genannt werden explizit Soranus von Ephesos, Keith Hopkins und Plinius der Ältere. Die Analyse konzentriert sich auf die sprachliche Verwendung und die Interpretation der Quellen, um ein Bild der damaligen Praktiken und des medizinischen Wissens zu erhalten.
Welche Schlüsselwörter beschreiben den Inhalt der Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Empfängnisverhütung, Abtreibung, Römisches Reich, Antike, Familienplanung, medizinisches Wissen, Soranus von Ephesos, Keith Hopkins, Plinius der Ältere, lateinische Terminologie, Quellenanalyse.
Welches Ziel verfolgt die Arbeit?
Die Arbeit zielt darauf ab, ein umfassendes Bild der Empfängnisverhütung im Römischen Reich zu zeichnen. Sie untersucht das Ausmaß und die Methoden der Empfängnisverhütung sowie das Verständnis der Antike bezüglich des Unterschieds zwischen Empfängnisverhütung und Abtreibung. Die Arbeit analysiert dazu die verfügbaren antiken Quellen und beleuchtet die sprachlichen und konzeptuellen Herausforderungen dieser Forschung.
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- Michael Treichler (Author), 2002, Empfängnisverhütung im Römischen Reich, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/5879