Seit dem Ende des Kalten Krieges gab es weitreichende Veränderungen in den Staaten südlich der Sahara. In nahezu jedem afrikanischen Land südlich der Sahara sind repressive Einparteien-und Militärregime von innergesellschaftlichen Gruppen unter internationalen Druck gesetzt worden demokratische Reformen einzuleiten sowie die Menschenrechtslage zu verbessern. Insbesondere in den fragilen Staaten Subsahara-Afrikas erweist sich die Umsetzung der Forderungen als äußert schwierig, zäh und langwierig. Weit über die Hälfte dieser Staaten gehören zu den am wenigsten entwickelten Ländern (LLDC: „Least Developed Countries“) und besitzen ebenfalls einen niedrigen „Human Development Index“ (HDI). Die damit einhergehende zusätzliche Überwindung der besonders verheerenden sozioökonomischen und soziokulturellen Schwächen hin zu einer „funktionierenden“ Demokratie, gelang bis heute lediglich 15 bis 18 Ländern. Etwas mehr als eine Dekade nach der einsetzenden Demokratisierungswelle weisenausgehend von insgesamt 48 Staaten - drei Fünftel dieser Länder Strukturdefizite, Prozesse staatlicher Destabilisierung und letztlich Staatszerfallprozesse auf (Erdmann 2003: 268). Während sich in einigen Ländern diese Entwicklung bereits nach den fehlgeschlagenen Gründungswahlen abzeichnete, kam es in anderen vorübergehend zu Verletzungen „politischer und bürgerlicher Freiheitsrechte“, infolge derer sich die alten Machthaber, beziehungsweise Anhänger von ihnen durchsetzten (Erdmann 2000: 5) und ein „neopatrimoniales“ Regime aufbauten. Beteiligt an diesen Rückschritten sind Rebellen, die - utilitaristisch motiviertethnisch konstruierte Bürgerkriege entfachen sowie Eliten, welche mit allen Mitteln ihre einst eingenommene Machtposition zu verteidigen versuchen. Sie bilden die wichtigste Achse der internen Akteure, die den Staatszerfall fördern. Ziel dieser Arbeit ist es jedoch, die Gründe für diesen negativen Wandel in Subsahara-Afrika, unter der besonderen Berücksichtigung der Rolle von äußeren Faktoren, genauer, den westlichen Staaten zu beleuchten. Um die Entwicklung der staatlichen Zerfallprozesse besser zu verstehen, wird zuerst kurz auf die in den 1990er Jahren in Afrika einsetzende Demokratiewelle eingegangen. Dem schließt sich die Betrachtung des Staatszerfalls an, wobei zum einen die Folgen des Wandels in der Politik der Geberländer durch den Wegfall der Bipolarität analysiert werden. [...]
Inhaltsverzeichnis
- I. Einleitung
- II. Die Anfänge der demokratischen Transition in Subsahara-Afrika
- 1) Was ist Demokratie?
- 2) Staatliche Unabhängigkeitsbestrebungen zur Zeit des Kalten Krieges und die Demokratisierungswelle Anfang 1990
- III. Die Rolle der westlichen Geberländer am Staatszerfall in Subsahara-Afrika
- 1) Was ist Staatszerfall?
- 2) Staatszerfall, eine Folge des Wandels westlicher Afrikapolitik mit dem Ende der Biopolarität
- a) IWF und Weltbank in den 1980ern: Initiatoren der Auflagenpolitik
- b) Marginalisierung und „Non-Intervention“ Politik der westlichen Staaten nach dem Kalten Krieg
- 3) Die Entstehung von „,Fassadendemokratien“ durch ambivalente und interessengeleitete Politik des Westens
- IV. Resümee
- V. Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht die Gründe für den negativen Wandel in Subsahara-Afrika und beleuchtet dabei besonders die Rolle der westlichen Staaten. Die Studie konzentriert sich auf die Demokratisierungswelle der 1990er Jahre und analysiert den Einfluss des Wandels in der Politik der Geberländer nach dem Ende des Kalten Krieges auf den Staatszerfallsprozess. Im Fokus stehen dabei die Folgen der Politik des Internationalen Währungsfonds (IWF) und der Weltbank, die Marginalisierung und „Non-Intervention“ Politik der westlichen Staaten sowie die Entstehung von „Fassadendemokratien“.
- Die Demokratisierungswelle in Subsahara-Afrika in den 1990er Jahren
- Der Staatszerfall als Folge des Wandels in der westlichen Afrikapolitik
- Die ambivalente und interessengeleitete Politik des Westens
- Die Entstehung von „Fassadendemokratien“
- Die Rolle der westlichen Staaten im Prozess des Staatszerfalls
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt den Kontext des Staatszerfalls in Subsahara-Afrika dar und erläutert die Herausforderungen der Demokratisierung in der Region. Das zweite Kapitel befasst sich mit der Demokratisierungswelle in Afrika und beleuchtet die Entstehung des modernen Demokratieverständnisses. Es werden die staatlichen Unabhängigkeitsbestrebungen während des Kalten Krieges sowie die Forderungen nach demokratischen Reformen im Kontext der Bipolarität analysiert. Das dritte Kapitel behandelt die Rolle der westlichen Geberländer im Staatszerfallprozess. Es wird die Veränderung der westlichen Afrikapolitik nach dem Ende des Kalten Krieges untersucht, insbesondere die Auswirkungen der Auflagenpolitik des IWF und der Weltbank, sowie die Folgen der Marginalisierung und „Non-Intervention“ Politik. Zudem werden die Ursachen für die Entstehung von „Fassadendemokratien“ im Zusammenhang mit der ambivalenten Politik des Westens beleuchtet.
Schlüsselwörter
Staatszerfall, Subsahara-Afrika, Demokratisierung, westliche Geberländer, IWF, Weltbank, „Non-Intervention“ Politik, „Fassadendemokratien“, Politikwandel, Bipolarität, Afrikapolitik, Demokratie, Demokratiebegriff, Repressive Regime, Menschenrechtslage, sozioökonomische und soziokulturelle Schwächen, ethnische Spannungen, Bürgerkriege.
- Arbeit zitieren
- Sebastian Menk (Autor:in), 2005, Transition und Staatszerfall in Subsahara-Afrika - die Rolle des Westens, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/58795