Als eines der ältesten und bedeutendsten Schöffenbücher im deutschsprachigen Raum gilt das erste der Hallischen Schöffenbücher, welches - so weiß die Vorrede - im Jahre 1266 beginnt. Das sechste und letzte edierte Buch endet im Jahre 1460. In niederdeutscher Sprache sind die Bücher gehalten, dialektale Abweichungen werden meist dem jeweiligen Schreiber angerechnet. Auch tauchen einige hochdeutsche Formen auf, bis 1417 jedoch nicht in zusammenhängenden Abschnitten. Der Schöffenstuhl der Stadt Halle wurde einst zwischen 1215, als in Magdeburg ein erster Schöffenstuhl installiert worden war, und eben 1266, dem Beginn der Aufzeichnungen, eingerichtet. Doch die Geschichte des Schöffengerichts reicht weit in die karolingische Zeit zurück. Geschaffen wurde das Schöffenamt durch Karl den Großen, der damit die Gerichtsbarkeit zentralisieren und den Einfluss der Grafen zurückdrängen wollte, denn mit der neuen Amtsstellung der Schöffen wurden gleichzeitig die Richter, so der Graf oder in dessen Name der Schultheiß, aus der Rechtsprechung verdrängt und auf die Prozessleitung beschränkt. Eine allgemeine Verbreitung fand die Institution des Schöffengerichts im fränkischen Kernland zwischen 770 und 780 n. Chr.; auf dem Gebiet des Heiligen Römischen Reiches und den fränkischen Nachfolgestaaten setzte sich die karolingische Schöffenverfassung dann ebenfalls durch. Die Schöffengerichtsbarkeit war Vorbild für die dörflichen und städtischen Gerichte, die Zentgerichte sowie für die regionalen kaiserlichen Land- und Hofgerichte. In den meisten Dörfern und kleineren Städten besaß das Schöffengericht zugleich die Funktion eines kommunalen Leitungsorgans zur Unterstützung des Schultheißen. Die Aufgabe der Schöffen war in erster Linie die Erteilung eines Urteils auf die Frage des Richters, hinzu kamen im Laufe der Zeit Aufgaben der „Freiwilligen Gerichtsbarkeit“, d.h. der Beglaubigung von Pfand-, Kauf-, Tauschgeschäften, der Beurkundung von Testamenten und Schulderklärungen. Schöffen- oder Stadtbücher sind Ausdruck der städtischen Entwicklung im Mittelalter. Mit dem Bürgertum aus Kaufleuten und Handwerkern bildete sich im 11./12. Jahrhundert eine nach Unabhängigkeit strebende Schicht heraus, die zunächst in die urbane Administration vorstieß und dann selbstbewusst der traditionellen bischöflichen Stadtherrschaft entgegentrat. [...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Über die Hallischen Schöffenbücher
- Form und Inhalt
- Besonderheiten und die Frage nach der Originalität
- Das Mittelniederdeutsche
- Allgemeines
- Das Elbostfälische
- Der Übergang zum Hochdeutschen in den Hallischen Schöffenbüchern
- Vorüberlegungen
- Untersuchungen
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit der sprachlichen Entwicklung der Hallischen Schöffenbücher, insbesondere mit dem Übergang vom Mittelniederdeutschen zur mitteldeutschen Hochsprache. Ziel ist es, anhand von Beispielen aus den Schöffenbüchern den Prozess der sprachlichen Veränderung zu beleuchten.
- Die Struktur und Inhalte der Hallischen Schöffenbücher
- Die Bedeutung des Mittelniederdeutschen in der deutschen Sprachgeschichte
- Der Übergang vom Mittelniederdeutschen zur mitteldeutschen Hochsprache
- Die Rolle der Schöffenbücher in der städtischen Entwicklung
- Die Entwicklung der Schreibsprache in Halle im 15. Jahrhundert
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Einleitung gibt eine allgemeine Einführung in die Hallischen Schöffenbücher und die Geschichte der Schöffenämter im deutschsprachigen Raum. Sie beleuchtet die Bedeutung der Schöffenbücher als Ausdruck der städtischen Entwicklung und den wachsenden Bedarf an schriftlichen Rechtsbeweisen.
Über die Hallischen Schöffenbücher
Dieses Kapitel beschreibt die Form und Inhalte der Hallischen Schöffenbücher sowie Besonderheiten der Aufzeichnungen und die Frage nach der Originalität der Texte. Es beleuchtet die Rolle der Schöffenbücher in der städtischen Verwaltung und die Besonderheiten ihrer Aufzeichnungspraxis im Vergleich zu anderen Städten.
Das Mittelniederdeutsche
Das Kapitel befasst sich mit dem Mittelniederdeutschen als der dominierenden Sprache der Hallischen Schöffenbücher. Es geht auf die allgemeinen sprachlichen Merkmale des Mittelniederdeutschen ein und beleuchtet den Einfluss des Elbostfälischen auf die Schreibsprache in Halle.
Der Übergang zum Hochdeutschen in den Hallischen Schöffenbüchern
Das Kapitel untersucht den Übergang vom Mittelniederdeutschen zur mitteldeutschen Hochsprache in den Hallischen Schöffenbüchern. Es werden Vorüberlegungen zur sprachlichen Entwicklung angestellt und Untersuchungen anhand konkreter Beispiele aus den Schöffenbüchern durchgeführt.
Schlüsselwörter
Die Arbeit thematisiert die Hallischen Schöffenbücher, Mittelniederdeutsch, mitteldeutsche Hochsprache, Schreibsprache, städtische Entwicklung, Rechtsprechung, Schöffenamt, Schöffenstuhl.
- Quote paper
- Erik Springstein (Author), 2005, Die Hallischen Schöffenbücher - Untersuchungen zur Einführung der mitteldeutschen Schriftsprache im Jahre 1417, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/58881