Hypnose. Funktion, Anwendung und Wirkung


Seminararbeit, 2000

17 Seiten, Note: sehr gut


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Geschichte

3. Was ist Hypnose?
Der Hypnosebegriff
Suggestion, Suggestibilität und Trance
Erscheinungsbild der klassischen Hypnose
Theorie und Praxis der Hypnose im heutigen Sinn des Wortes

4. Wie funktioniert Hypnose?

5. Wirkung der Hypnose
A. "Trance-Logik"
B. Dissoziation

6. Anwendungsbereiche

7. Anwendung der Hypnose in der Psychologie

8. Gegenwärtiger Stand - Ausblick

9. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Ich traf die Wahl über dieses Thema eine Arbeit zu schreiben, da ich in meinem zukünftigen Berufswunsch, Verhaltenstherapie, diese Methode einsetzen will. Leider stellte ich mir die Aufgabe, ein persönliches Kommentar über diese Technik einfließen zu lassen, etwas zu einfach vor. Diese mir relativ unbekannte Technik ist mir unerreichbar, da ich mir nicht wirklich vorstellen kann, wie diese funktionieren kann. Sie praktisch auszuprobieren wäre mir wichtig gewesen. Daher ist dies nun die fünfte Fassung meiner Arbeit.

Hypnose stellt für viele ein Geheimnis dar, teilweise auch gepaart mit sehr vielen Vorurteilen und Ängsten ihr gegenüber. Meist kann man sich deren Wirkungsweise einfach nicht vorstellen. In den letzten Jahren hat ihre Akzeptanz aber immer mehr zugenommen. In Bereichen wie Verhaltenstherapie und in anderen Therapieformen hat sie seit der kognitiven Wende, da diese Gefühle und Imaginationen in ihre Konzepte einbezogen, ihren anerkannten Platz eingenommen. Ein weiterer Grund hierfür liegt darin, daß man erkannte, daß der Mensch als Ganzes denkt, erlebt und agiert. Die Theorie der Leib-Seele-Einheit des Menschen wurde so wieder neu anerkannt.

Allerdings musste ich auch via Fernsehen feststellen, dass die zuvor getroffenen Aussage, über die zunehmende Akzeptanz gegenüber dieser Methode, eher nur auf die Wissenschaft zutrifft. Befragt man nämlich den „normalen“ Bürger, so äußert dieser meist vehemente Ängste gegenüber diesem Verfahren. Im Magazin „P.M. Die moderne Welt des Wissens“ zeigten sich auch eine gänzlich andere Seite: In der Ausgabe vom Februar 2001 wurden die Irrtümer der Psychologie aufgedeckt, darunter auch die Annahme, daß Hypnose versteckte Erinnerungen wecken könnte. Laut diesem Bericht, der sich auf das Wissen aus dem Buch „Lexikon der Psycho-Irrtümer“ und auf dessen Autor Rudolf DEGEN beruft, seien „Kindheitserinnerungen“ unter Hypnose äußerst unzuverlässig. Sogar Erinnerungen aus der nahen Vergangenheit würden nicht immer der Wahrheit entsprechen. In Deutschland hatte dieses Wissen zur Folge, daß Hypnose im §136a der Strafprozeßordnung zu den „verbotenen Vernehmungsmittel“ zu zählen ist. Die Ursache laut DEGEN wäre, daß das Gehirn kein vollständigen Gedächtnisfilm abbildet, sondern noch im Nachhinein Erinnerungen verändert.

Ich bin deshalb sehr im Zwiespalt, wie so oft in der Psychologie, in wie weit man nun allen Büchern und Artikeln über Hypnose Vertrauen schenken kann. Dieses Medium ist eben so wenig greifbar, daß ich mich nicht für eine der beiden Seiten entscheiden kann. Dies ist ein gutes Beispiel für die Aussage „auch absolute Wahrheiten haben nur eine begrenzte Haltbarkeit“.

Um gegen meine Unschlüssigkeit etwas anzukämpfen begann ich daher Bücher zu sammeln von verschiedenen Autoren und aus den verschiedensten Bereichen wie Psychotherapie, Allgemeine Psychologie etc. um mir ein möglichst objektives Bild über dieses Thema zu machen.

2. Geschichte

Hypnose ist ein in ihren Wurzeln bis in die Urzeit der Menschheitsgeschichte zurückzuverfolgendes Phänomen, welches seit jeher schon zu Heilungszwecken verwendet wurde. Sie verkörpert die älteste Form der psychotherapeutischen Methode.

In frühester Zeit waren es magisch-mystische Zeremonien und Rituale, bei denen man sich hypnoider Zustände bediente. Die Geschichte der Hypnose läßt sich bis in das 7. Jahrtausend v. Chr. nach Mesopotamien zurückverfolgen. Hinweise auf uralte hypnotische Formeln wurden auf Papyrus, aus dem Jahre 1550 v. Chr., in Ägypten gefunden.

Hypnose fand auch bei den "heilsamen Tempelschlafkuren" des Asklepioskultes der Griechen in der Antike statt.

Die wissenschaftliche Ära der Hypnose begann mit F.A. MESMER, welcher erstmals um eine, wenn auch falsche, wissenschaftliche Erklärung der Hypnose bemüht war. Er vertrat die Fluidiumtheorie und führte das Phänomen auf Magnetismus zurück.

Der Begriff Hypnose stammt aus der Mitte des vorigen Jahrhunderts und kommt von dem Wort "Hypnos", Schlaf. Die Methode etablierte sich vorerst in Frankreich, wo sie auf universitärem Niveau vertreten wurde. Durch CHARCOT, ein Neurologieprofessor aus Paris wurde FREUD inspiriert. Erstere stellte auch die These auf, daß der hypnotische "Schlaf" verschiedene Stadien habe. Zudem nahm er auch die erste Klassifikation der hypnotischen Phänomene vor.

Den wahren therapeutischen Wert erkannte BERNHEIM, ein College CHARCOTs. FREUD lernte bei ihm Hypnose. Nach anfänglichem überschwenglicher Begeisterung war letzterer schlussendlich sehr enttäuscht von dieser Methode. Die Grenzen des Verfahrens bei der Aufdeckung und Behandlung von seelischen Ursachen psychischer Störungen führten ihn schließlich zur Abkehr von dieser Technik. Aus diesem "Versagen" entwickelte FREUD schließlich die bekannte Technik der freien Assoziation und in Folge daraus die Psychoanalyse. Dies ist vermutlich auch der Grund dafür, daß dieses Verfahren dermaßen in Verruf geriet, und erst seit kurzem wieder einen Aufschwung erlebt. Zudem taten die magisch-mystische Wurzel hypnoider Trancezustände früherer Zeiten, die Unerklärbarkeit der hypnotischen Phänomene und der varietéhafte Mißbrauch der Technik ihr übriges. Erst infolge besserer Aufklärung über die Möglichkeiten und Erfolge dieser und ihrer Weiterentwicklung gewann diese Behandlungsform in letzter Zeit wieder an Bedeutung.

3. Was ist Hypnose?

Fakt ist, daß die Hypnosetechnik bereits seit Jahrtausenden von Jahren in verschiedensten Kulturen besteht. Allerdings überall dort mit verschiedenen Zielsetzungen und Verfahren und sie wird bis heute noch immer durchgeführt. Man kann mit ihr gezielt subkortikale Filter- und Bewertungsprozesse erreichen und dadurch steuerbar machen.

Für die meisten Menschen übt Hypnose eine eigenartige Faszination aus. Durch das bloße aussprechen von Wörtern, scheint es, kann ein Hypnotiseur wesentliche Veränderungen im Verhalten des Hypnotisierten herbeiführen. Angesichts dieser augenscheinlichen Macht einer Person über eine andere, dessen Verwundbarkeit offensichtlich ist, fühlen sich viele sehr unbehaglich.

Es gibt viele unterschiedliche Vorstellungen und Definitionen von Hypnose. Eine allgemein anerkannte lautet:

Bei Hypnose handelt es sich um einen veränderten Zustand der Bewußtheit, der durch unterschiedliche Techniken herbeigeführt werden kann und für den die besondere Fähigkeit einiger Menschen, auf Suggestionen mit Veränderungen der Wahrnehmung, des Erinnerungsvermögens, der Motivation und des Gefühls der Selbstkontrolle zu reagieren, typisch ist (ORNE, 1980)“

Einfacher gesagt, wird Hypnose oft mit „Hypersuggestibilität“ gleichgesetzt, einem Zustand erhöhter Reaktionsbereitschaft auf die Suggestionen einer anderen Person oder auf eigene Suggestionen während einer Selbst-Hypnose. Die hypnotisierte Person befolgt dabei nicht nur diese Suggestionen, sondern meist entsteht ein Gefühl, daß das Verhalten „wie von selbst“, ohne Intuition oder bewußte Anstrengung seitens des Hypnotisierten, entstehen würde.

Der wichtigste Einzelfaktor bei der Hypnose ist die Fähigkeit oder „das Talent“ eines Teilnehmers, sich hypnotisieren zu lassen. Hypnotisierbarkeit steht für das Ausmaß, in welchem ein Individuum auf Standardsuggestionen reagiert. Dabei gibt es große individuelle Unterschiede für deren Empfänglichkeit. Das Spektrum reicht von Personen, die auf gar keinen Suggestionen in irgendeiner Weise reagieren, bis zu denen, die auf praktisch alle Suggestionen vollständig reagieren. Eine hochgradig hypnotisierbare Person kann in Reaktion auf Suggestionen

a. Die motorische Reaktionen verändern (angespannte oder gelockerte Gliedmaßen)
b. Halluzinationen und Amnesien erleben
c. Und mächtigen Reizen gegenüber unempfindlich werden

Jemanden zu hypnotisieren bedeutet, eine Technik anzuwenden, die seine Repräsentation der Realität verändert.

Der Hypnosebegriff

Die Vorstellung über die Hypnose hat sich in letzter Zeit ziemlich geändert. Jede Zeit versuchte hypnoide Zustände auf ihre Weise und ihrem soziokulturellen und wissenschaftlichen Stand entsprechend zu erklären. "Alle Hypnosetheorien bemühen sich immer, die alten Erfahrungen mit den jeweils gültigen Theorien der Psychologie zu koordinieren. Eine evidente Theorie kann niemals zustande kommen, weil eben unser psychologisches Einfühlungsvermögen die Grenze der artifiziellen Ich-Spaltung in der Hypnose nicht überschreiten kann" (HATTINGBERG 1961). Alle Definitionen vermögen wegen der außerordentlichen Vielgestaltigkeit und Vielfältigkeit dieses Phänomens lediglich Teilaspekte zu erfassen.

Suggestion, Suggestibilität und Trance

Suggestion heißt wortwörtlich „eingeben“, „unterschieben“ und meint die Induktion eines unbewußten Impulses durch eine Vorstellung, die durch Wort, Bild oder Gebärde im Unbewußten einer Person erzeugt wird und eine sinngemäße Reaktion hervorruft. Sie kann primär in einer Person selbst entstehen (Autosuggestion) oder von außen her induziert sein (Heterosuggestion), direkt oder indirekt (direkte oder indirekte Suggestion), beabsichtigt oder unbeabsichtigt sein.

Suggestibilität ist eine Grundfähigkeit des Menschen. Vorstellungen lösen zumindest ansatzweise Antwortreaktionen aus. Die Suggestibilität ist von verschiedenen Faktoren (personalen und situativen) abhängig. Die Fremdsuggestibilität einer Person nimmt mit dem Vertrauen, der Einengung des kritischen Bewußtseins und bei positiver Haltung zu.

Trance ist ein verändertere Bewußtseinszustand, bei welchem die Aufmerksamkeit auf äußere Umstände vermindert und in erhöhtem Masse der inneren Vorstellungs- und Erlebniswelt zugewendet ist. Trance kann spontan auftreten (Alltagstrance, z.B. das In-Gedanken-Versunkensein) oder herbeigeführt werden (induzierte Trance). Währenddessen können auch sinnvolle komplexe Handlungsabläufe stattfinden, wobei diese von unbewußten, unwillkürlichen Impulsen her gesteuert werden. Sie kann verschiedenen Tiefengrade erreichen. Hypnose kann auch als ein künstlich herbeigeführte Trancezustand angesehen werden.

[...]

Ende der Leseprobe aus 17 Seiten

Details

Titel
Hypnose. Funktion, Anwendung und Wirkung
Hochschule
Universität Wien  (Psychologie)
Veranstaltung
Wissenschaftliches Arbeiten
Note
sehr gut
Autor
Jahr
2000
Seiten
17
Katalognummer
V5890
ISBN (eBook)
9783638136143
ISBN (Buch)
9783656829515
Dateigröße
540 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Geschichte der Hypnose, Suggestion, Suggestibilität, Trance, Hypnosebegriff, Funktion und Wirkung, Showhypnose, Anwendungsbereiche
Arbeit zitieren
Elisabeth Janisch (Autor:in), 2000, Hypnose. Funktion, Anwendung und Wirkung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/5890

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