Einführung in die Thematik-
Kriminalität ist immer verbunden mit Abweichungen von herrschenden Normen, wer sich kriminell verhält, verstößt gegen geltende Rechtsnormen. "Kriminalität" meint in diesem Bezugsrahmen die Summe der strafrechtlich missbilligten Handlungen. Das Strafrecht bestimmt also, was als Rechtsbruch zu gelten hat, d.h. es legt Umfang und Inhalt der als Rechtsbruch anzusehenden Teilmenge des abweichenden Verhaltens fest. Diese Normen existieren nicht als unumstößliche ewig geltende Gesetze, sondern werden durch soziale Prozesse hergestellt, in denen mittels Bewertungen das produziert wird, was von den Normen abweicht. Das bedeutet, dass Kriminalität keine feste und unabänderliche Größe ist, denn das was in einer Gesellschaft als kriminell gilt, wird von dieser festgelegt und kann im Verlauf der Entwicklung einer Gesellschaft und insbesondere unter veränderten (Macht-)Verhältnissen auch modifiziert werden. Trotzdem bedeuten kriminelle Delikte immer einen Verstoß gegen die jeweils gültigen Normen. Diejenigen, die sich - nach den jeweils gültigen Kriterien - kriminell verhalten, riskieren ihren Ausschluss aus der Normen-Gemeinschaft. Die folgenden Ausführungen zur Devianz von Ausländern, insbesondere die der jungen Ausländer, sollen einen Einblick in die verschieden Interpretationsmöglichkeiten von Kriminalstatistiken bieten. Hierbei kommt es auf eine wertungsfreie und unabhängige Betrachtung der Tatverdächtigenzahlen in der Polizeilichen Kriminalstatistik an. Sinn dieser Betrachtungsweise soll die Interpretation der vorhandenen Datensammlungen sein. Die angestellten Überlegungen sollen zur Thematik der Ausländerkriminalität in Deutschland verschiedene Blickwinkel ermöglichen.
[...]
Inhaltsverzeichnis
- Einführung in die Thematik
- Die Kontroverse um die Kriminalität junger Ausländer
- Die Polizeiliche Kriminalstatistik
- Die „Gefährdungsthese“
- Die „Kriminalisierungsthese“
- Verzerrungseffekte
- Der Regionaleffekt
- Der Anzeige- und Polizeieffekt
- Generationsspezifische Betrachtung der Ausländerkriminalität
- Resümee
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit befasst sich mit dem abweichenden Verhalten junger Ausländer aus äthiologischer und reaktionstheoretischer Perspektive. Sie zielt darauf ab, die Aussagekraft von Kriminalstatistiken zu hinterfragen und die tatsächlichen Ursachen für die vermeintlich hohe Kriminalitätsbelastung von Ausländern in Deutschland zu ergründen. Dabei werden Verzerrungseffekte und Fehlinterpretationen aufgrund wenig repräsentativer Vergleichsgruppen analysiert.
- Verzerrungseffekte in Kriminalstatistiken
- Äthiologische Erklärungen für abweichendes Verhalten
- Reaktionstheoretische Ansätze zur Ausländerkriminalität
- Generationsspezifische Unterschiede in der Kriminalität
- Die Rolle der Strafverfolgungsbehörden
Zusammenfassung der Kapitel
- Einführung in die Thematik: Das Kapitel definiert den Begriff „Kriminalität“ als Abweichung von gesellschaftlichen Normen und erläutert, wie Kriminalität durch soziale Prozesse und Machtverhältnisse definiert wird. Es stellt die verschiedenen Interpretationen von Kriminalstatistiken, insbesondere im Kontext der Ausländerkriminalität, vor.
- Die Kontroverse um die Kriminalität junger Ausländer: Dieses Kapitel beleuchtet die Debatte um die Kriminalität junger Ausländer, die sich in zwei gegensätzliche Thesen gliedert: die „Gefährdungsthese“, die Ausländer für eine erhöhte Gefahr darstellt, und die „Kriminalisierungsthese“, die die Ursachen für die statistische Überrepräsentation von Ausländern in Kriminalstatistiken in der ungleichen Behandlung durch die Behörden sieht.
- Verzerrungseffekte: Dieses Kapitel analysiert zwei wichtige Verzerrungseffekte in Kriminalstatistiken: den Regionaleffekt und den Anzeige- und Polizeieffekt. Es wird deutlich gemacht, wie die räumliche Konzentration von Migranten in bestimmten Regionen und die unterschiedliche Anzeigenbereitschaft in verschiedenen Bevölkerungsgruppen die Statistiken verfälschen können.
Schlüsselwörter
Ausländerkriminalität, Kriminalstatistik, Verzerrungseffekte, Äthiologie, Reaktionstheorie, Devianz, Strafverfolgung, soziale Prozesse, Machtverhältnisse, Generationenunterschiede, Integration.
- Arbeit zitieren
- Christian Schäfer (Autor:in), 2002, Das abweichende Verhalten junger Ausländer aus äthiologischer und reaktionstheoretischer Perspektive, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/5907