Ziel dieser Arbeit ist es einen Einblick in die Komplexität der Emotionalität zu bieten und somit die Hypothese zu stützen, dass institutionelle Lehr-Lernsituationen als "soziale Interaktionsform" durch eben diese Komplexität gekennzeichnet sind. Dabei soll die Interdisziplinarität des Forschungsgegenstandes Emotionalität expliziert werden und die theoretischen Zugänge Arnolds und Giesekes näher beschrieben werden. Ebenso wird die diachron gewachsene Relation von Emotionen und Bildung aufgezeigt, da diese in Giesekes und Arnolds Veröffentlichungen eher randständig behandelt werden. Die theoretischen Zugänge werden hierbei durch aktuelle empirische Erkenntnisse der Bezugsdisziplinen angereichert. Dies mündet folglich in der Forschungsfrage, welche Bedeutsamkeit Emotionalität im Diskurs um erwachsenenbildnerischen Lehr-Lernsituationen zugeschrieben wird.
Zur Beantwortung der Forschungsfrage werden folgenden Hypothesen überprüft: Im wissenschaftlichen Diskurs werden die Lexeme Emotion und Gefühl synonym verwendet, dies führt zu einer geringen sprachlichen Trennschärfe. Emotionalität hat signifikanten Einfluss auf das Lernen Erwachsener. Die Profession der Erwachsenenbildung begibt sich bei der Auseinandersetzung mit dem Topos Emotionen auf eine Gratwanderung, um die Grenze des Psychologisch-Therapeutischen nicht zu überschreiten und damit Autonomie zu verlieren. Im ersten Teil der Masterarbeit wird der Forschungsstand beschrieben und das methodische Vorgehen expliziert. Im zweiten Teil wird der Versuch unternommen Struktur in das Begriffsdickicht der Emotionalität zu bringen und deren theoretisches Habitat zu beleuchten. Hierbei werden zunächst interdisziplinäre Theorieansätze skizziert. Die Explikation von Spannungsfeldern und Insuffizienzen dieser Ansätze kann an dieser Stelle nicht erfolgen.
Die Ansätze dienen als Reflexionsgrundlage erwachsenenbildnerischer Theorien, die im nächsten Schritt erfolgen. Folgend wird die Historizität des Nexus Bildung und Emotionen betrachtet, um anschließend mit dem Abschnitt emotionale Kompetenz den Übergang zu Emotionalität in Lehr-Lernsituationen zu vollziehen. Hierbei wird das Konzept der Lern- und Leistungsemotionen Pekruns expliziert und lernzentrierte Emotionen beschrieben. Abschließend werden die wesentlichen Aussagen und Ergebnisse im Resümee zusammengefasst und ein Überblick an anschlussfähigen Forschungen aufgewiesen.
Inhaltsverzeichnis
- Einführung
- Stand der Forschung
- Methodisches Vorgehen
- Kaleidoskop der Gefühle
- Emotion, Gefühl, Stimmung & Affekt: Etymologie und interdisziplinäre Exegese auf den Forschungsgegenstand
- Emotionalität im theoretischen Diskurs der Erwachsenenbildung
- Historizität des Nexus Emotion & Bildung
- Yes, I can: Emotionale Kompetenz als Ressource
- Emotionen in erwachsenenbildnerischen Lehr- und Lernsituationen
- Emotionen aus Sicht der Lernenden
- Aufmerksamkeit und Flow
- Aktivierende lernzentrierte Emotionen
- Deaktivierende lernzentrierte Emotionen
- Polarität Emotion und Motivation
- Emotionen aus Sicht der Lehrenden
- Methodisch-didaktische Reflexionen in Bezug auf Angst und Langeweile
- Resümee und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Masterarbeit befasst sich mit der Bedeutsamkeit von Emotionalität im Kontext erwachsenenbildnerischer Lehr-Lernsituationen. Sie beleuchtet die Komplexität des Forschungsgegenstandes Emotionalität und untersucht die theoretischen Zugänge von Rolf Arnold und Wiltrud Gieseke. Zudem wird die diachrone Relation von Emotionen und Bildung aufgezeigt und durch aktuelle empirische Erkenntnisse der Bezugsdisziplinen angereichert. Die Arbeit zielt darauf ab, die Bedeutung von Emotionalität im Diskurs um erwachsenenbildnerische Lehr-Lernsituationen zu erforschen.
- Die Komplexität des Forschungsgegenstandes Emotionalität
- Die theoretischen Zugänge von Rolf Arnold und Wiltrud Gieseke
- Die diachrone Relation von Emotionen und Bildung
- Der Einfluss von Emotionalität auf das Lernen Erwachsener
- Die Bedeutung von emotionaler Kompetenz in erwachsenenbildnerischen Lehr-Lernsituationen
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einführung in das Thema und einer Beschreibung des Forschungsstandes. Im Anschluss wird das methodische Vorgehen der Literaturanalyse erläutert. Das dritte Kapitel beleuchtet die Begriffsvielfalt des Feldes Emotionalität und untersucht die Lexeme Emotion, Gefühl, Stimmung und Affekt etymologisch und interdisziplinär.
Kapitel 4 widmet sich der Emotionalität im theoretischen Diskurs der Erwachsenenbildung. Hier werden die Theorieentwürfe von Rolf Arnold und Wiltrud Gieseke vorgestellt und kritisch analysiert. Arnold erweitert die systemisch-konstruktivistische Perspektive zu einem emotionalen Konstruktivismus und betont die Bedeutung von Selbstreflexion und Ermöglichungsdidaktik. Gieseke fokussiert auf ein entwicklungspsychologisches Modell der emotionalen Regulation und betont die Relevanz von Bindung für die Emotionsgenese. Sie kritisiert die limitations des Konstruktivismus hinsichtlich Emotionen und fordert eine relationale Didaktik.
Kapitel 5 erörtert die Bedeutung von emotionaler Kompetenz als Ressource für Lernende in der Erwachsenenbildung. Arnold definiert emotionale Kompetenz als die Fähigkeit, die Muster und Wirkmechanismen der eigenen emotionalen Systemik zu erkennen und sich von diesen mental oder tatsächlich lösen zu können. Gieseke hingegen versteht emotionale Kompetenz als Selbstwirksamkeit in emotionsauslösenden sozialen Transaktionen.
Kapitel 6 beleuchtet die Bedeutung von Emotionen in erwachsenenbildnerischen Lehr- und Lernsituationen. Es wird Pekruns Konzept der Leistungsemotionen vorgestellt und die Auswirkungen verschiedener lernzentrierter Emotionen, sowohl aktivierend als auch deaktivierend, auf den Lernprozess diskutiert.
Kapitel 7 widmet sich den Emotionen aus Sicht der Lehrenden. Es wird betont, dass Emotionen einen bedeutsamen Effekt auf die soziale Interaktion in Lehr-Lernsituationen haben und dass Lehrende ein Metawissen über Emotionen benötigen, um professionell zu handeln.
Die Arbeit endet mit einem Resümee und Ausblick, das die zentralen Ergebnisse zusammenfasst und weitere Forschungsfragen aufzeigt.
Schlüsselwörter
Die Masterarbeit beleuchtet die Bedeutung von Emotionen im Kontext der Erwachsenenbildung. Die zentralen Themen sind Emotionalität, Emotionale Kompetenz, Lern- und Leistungsemotionen, erwachsenenbildnerische Lehr-Lernsituationen, Ermöglichungsdidaktik, relationale Didaktik, Selbstreflexion, Selbstregulation und die Reflexion des Menschenbildes in der Erwachsenenbildung.
- Quote paper
- Florian Rauschert (Author), 2020, Emotionalität in Lehr-Lernsituationen. Einfluss auf die Erwachsenenbildung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/590962