Historisch-kritische Exegese eines alttestamentlichen Textes anhand Jes 6


Hausarbeit (Hauptseminar), 2017

28 Seiten, Note: 1,0

Anonym


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Übersetzung

3. Sprachliche Analyse

4. Literarkritik

5. Redaktionskritik

6. Formgeschichte

7. Traditionskritik

8. Fazit

9. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Die vorliegende Hausarbeit beschäftigt sich mit der historisch-kritischen Exegese der biblischen Textstelle Jes 6. Besagter Textausschnitt wird anhand exegetischer Methodenschritte untersucht und analysiert. Hierbei wird auf einen selbsterstellten Arbeitstext zurückgegriffen. Dieser wurde erarbeitet, indem ich zunächst die Textstelle Jes 6 aus dem Griechischen der LXX1 ins Deutsche übersetzt habe. Anschließend habe ich meine Übersetzung mit den Übersetzungen der Elberfelder Bibel,2 der Zürcher Bibel3 sowie der Luther- Bibel4 verglichen und so den Arbeitstext für die Proseminararbeit ermittelt.

2. Übersetzung

1 Und es war in dem Jahr, als der König Ozias5 starb, ich sah den Herrn sitzend auf dem hohen und empor gehobenen Thron und das Haus 6 voll seines Glanzes.7, 8

2 Und Seraphim stellten sich fest um ihn herum,9 sechs Flügel der eine, sechs Flügel der andere, und mit zweien umhüllten sie gänzlich das Angesicht und mit zweien umhüllten sie gänzlich die Füße10, und mit zweien flogen sie.

3 Und sie riefen einer von beiden dem anderen von beiden zu und sprachen: „Heilig, heilig, heilig der Herr Sabaoth11 und die ganze Welt ist voll von seinem Glanz.“

4 Und die Oberschwelle wurde von dem Geräusch, mit dem sie riefen empor gehoben und das Haus wurde gefüllt mit Rauch.

5 Und ich sprach: „Oh ich Unseliger, denn ich bin gelähmt, weil ich ein Mensch bin und unreine Lippen habe, inmitten eines Volkes lebe, das unreine Lippen hat und den König, den Herrn Sabaoth, habe ich mit meinen Augen gesehen.“

6 Und einer der Seraphim wurde zu mir gesandt und in der Hand hatte er ein Stück Kohle, welches er mit einem Griff12 vom Altar erfasst hatte.

7 Und er berührte meinen Mund und sprach: „Siehe, diese hat deine Lippen berührt und wird deine Gesetzlosigkeit hinfort nehmen und deine Sünden wegwaschen.“

8 Und ich hörte die Stimme des Herrn sprechen: „Wen soll ich senden und wer wird zu diesem Volke gehen?“ Und ich sprach: „Siehe, ich bin da, sende mich!“

9 Und er sprach: „Gehe hin und teile dem Volke mit: Mit dem Gehör werdet ihr hören und niemals verstehen und schauend werdet ihr schauen und niemals sehen.

10 Denn das Herz des Volkes war gemästet und mit ihren eigenen Ohren hörten sie wie betrunken13 und ihre Augen schlossen sie, um nicht mit den Augen zu sehen und mit den Ohren zu hören und mit dem Herzen zu begreifen und umzukehren, und ich werde sie heilen.“14

11 Und ich sprach: „Bis wann Herr?“ Und er sprach: „Bis die Städte brach liegen, weil sie nicht bewohnt werden, und die Häuser, weil keine Menschen da sind und die Welt wird verlassen sein.“

12 Und danach wird Gott die Menschen weit weg treiben 15 und die Verlassenen werden sich mehren auf der Welt.

13 Und ist auf ihm immer noch der Zehnte16, dann wird es noch einmal zum Futter werden wie eine Terpentin-Pistazie und wie eine Dattel, wenn sie aus ihrem Mantel fällt.

3. Sprachliche Analyse

In der sprachlichen Analyse wird der vorliegende Arbeitstext synchron betrachtet. Auf textlinguistischer Basis soll der Text in seiner semantischen Struktur erfasst werden, „die innere Einheitlichkeit (Kohärenz) und Struktur (Gliederung)” wird herausgearbeitet.17 Dazu werden semantische Felder und Begrifflichkeiten, Akteure, Quantitäten und Wiederholungen, Tempora sowie der Aufbau des Textes analysiert.

Im vorliegenden Textausschnitt Jes 6 sind drei semantische Felder zu erkennen. Als erstes ist das Begriffsfeld „Höhe und Weite” zu finden, das sich durch Worte wie „hohen” (V.1), „aufgerichtet” (V.1 und 4) „flogen” (V. 2), „voll” (V. 3), „Welt” (V. 3, 11 und 12), „gefüllt” (V. 4) und „Oberschwelle” (V. 4) zeigt. Das zweite semantische Feld ist mit „Körper” das größte. Es wird erkennbar durch Worte wie „schauen/sehen” (V. 1, 9 und 10), „Flügel” (V. 2), „Angesicht” (V.2), „Füße” (V.2), „gelähmt” (V. 5), „Lippen” (V. 5), „Augen” (V. 5 und 10), „Hand” (V.6), „Mund” (V. 7), „Gehör” (V. 9), „hören” (V. 8, 9 und 10), „gemästet” (V.10), „betrunken” (V.10), „Ohren” (V. 10) und „Herz” (V.10). Zuletzt lässt sich das Wortfeld „Herrschaft” anhand von Begriffen wie „König” (V.1 und 5), „Thron” (V.1), „Herr” (V. 1, 3, 5, 8 und 11), „Glanz/Ehre” (V. 1 und 3), „Sabaoth” (V.3 und 5), „Volk” (V. 5, 8, 9 und 10) und „Städte” (V. 11) finden. Direkt gegensätzliche Begriffspaare erkenne ich nicht. Vielmehr scheint mir, dass sich die semantischen Felder mit einander verknüpfen lassen. Durch die „Seraphim” (V. 2 und 6), deren Körperteile „Flügel” (V. 2) und „Hand” (V. 5) genannt werden, die in die Höhe „fliegen” (V. 2) und den „Herrn Sabaoth” berufen (V. 3), werden „Höhe und Weite”, „Körper” und „Herrschaft” mit einander verflochten. Diese Verbindung der semantischen Felder bestätigt sich auch in der gleichmäßigen Verteilung der Begriffe über den gesamten Text. Eine weitere semantische Verknüpfung ergibt sich aus der dreifachen Bedeutung des Wortes δόξα (V.1 und 3), das als „Glanz” übersetzt, sinnlich wahrnehmbar und damit dem Bildfeld „Körper” zuzuordnen ist. Da es ebenfalls „Ehre” bedeutet, fällt es in das Bildfeld „Herrschaft”. Mit „Herrlichkeit” übersetzt tangiert δόξα das Bildfeld „Höhe und Weite”.

Bei dem Text Jes 6 handelt es sich um eine Erzählung, die einen durchgehenden Handlungsstrang besitzt. Ein Spannungsbogen im Erzählverlauf ist deutlich zu erkennen. Die Spannung nimmt im Verlauf der Unterhaltung Jesajas mit dem Seraph und dem Herrn zu und erfährt im Auftrag, welchen der Herr Jesaja erteilt, seinen Höhepunkt. An die Klimax schließt eine Peripetie an. Sowohl inhaltlich als auch formal erfährt die Erzählung im Vers 10 einen Umschwung. Inhaltlich wird die Verstockung des Volkes, zu welchem Jesaja gesandt wird, genauer beschrieben, wobei das Ende des zehnten Verses mit der Heilszusage wiedersprüchlich zur restlichen Aussage des Herrn in den vorausgegangenen und folgenden Zeilen ist. Formal fällt auf, dass anstatt der Verben für die sinnliche Wahrnehmung wie „sehen” und „hören” (V. 9) im zehnten Vers Substantive in Form der Sinnesorgane wie „Ohr”, „Auge” und „Herz” gebraucht werden.

Die Hauptakteure des Textabschnitts sind Jesaja und der Herr, wobei der Herr mit den Seraphim eine Akteurgruppe bildet. Jesaja spricht jeweils zu ihnen. Der Redeanteil der Seraphim ist am geringsten. Jesaja und der Herr führen einen in Bezug auf die Redeanteile ausgeglichenen Dialog, der durch Fragen und Antworten lebendig wirkt. Die Seraphim sind körperlich sehr aktiv, während Jesaja und der Herr statisch beschrieben werden.

Bezüglich der Quantitäten und Wiederholungen ist bemerkenswert, dass jeder Vers mit Ausnahme des zehnten mit „und“ beginnt, wodurch eine Einheitlichkeit und gleichmäßige Struktur entsteht. Ferner wird so eine Beziehung zwischen den einzelnen Versen hergestellt. Des Weiteren wird durch die häufige Wiederholung von „und … sprach“ (V. 5, 7, 8, 9, und zweimal V. 11) eine gewisse Strukturierung hergestellt. Als weitere Wie- derholung ist die Gottesbezeichnung „Herr“ (V. 1, 8 und 11) und attributiert „Herr Sebaoth“ (V. 3 und 5) zu nennen. In Vers 5 zeigt sich mit „König [den] Herrn Sebaoth“ sogar ein parallelismus membrorum. Einzig in Vers 11 ist von „Gott“ die Rede. Die hohe Quantität der Gottesbezeichnung lässt eine thematische Schwerpunktsetzung erkennen. Die Verse 9 und 10 weisen mehrere partielle Rekurrenzen in Bezug auf die Sinneswahrnehmungen auf. Ebenso wird „unreine Lippen“ innerhalb des fünften Verses wiederholt.

Da es sich um eine Erzählung handelt, wird das im Textausschnitt vorherrschende Tempus Aorist von mir vorzüglich im Präteritum wiedergegeben. Die wörtliche Rede enthält zweimal den als Signalwort fungierenden Imperativ „Siehe“. Innerhalb des Dialogs zwischen dem Herrn und Jesaja ist der zehnte Vers im Präteritum geschrieben, während die restliche wörtliche Rede des Herrn sowie die Prognose in den zwei abschließenden Versen im Futur verfasst ist. Der Tempuswechsel innerhalb der artgleichen Passagen von Vers 9 zu Vers 10 könnte ein Hinweis auf eine redaktionelle Zusammenstellung sein. Hierauf wird in der Redaktionskritik weiter eingegangen.

Eine Gliederung des Textes bietet sich auf der formalen Ebene an. Orientiere ich mich an der Funktion der Textteile, lässt sich Jes 6 in drei Abschnitte einteilen. Am Anfang bis Vers 4 wird der Herr als König bildlich beschrieben. Die Verse 5 bis 11 sind dann ein Gespräch, was durch den großen Anteil an wörtlicher Rede deutlich wird. Die Unterhaltung kann nochmal unterteilt werden, da sich zunächst einer der Seraphim mit Jesaja unterhält, bis dann im Vers 8 ein Dialog zwischen dem Herrn und Jesaja wiedergegeben wird. Der Abschluss der Textstelle ist dann mit Vers 12 und 13 eine Prognose für das Ergehen der Menschheit.

In der Erzählung ist ein roter Faden zu erkennen. Inhaltlich und formal liegen diverse Merkmale vor, welche Jes 6 zu einem kohärenten Text machen. Einzig in Vers 10 wird die Kohärenz durch verschiedene Elemente gestört. Die auf Inkohärenz des Textes deutenden Aspekte werden in weiteren Methodenschritten aufgegriffen.

4. Literarkritik

Die Literarkritik geht der Frage nach der Einbettung und Einheitlichkeit eines Textes nach.18 Dabei wird davon ausgegangen, dass die Bücher des Alten Testaments nicht von einem einzigen Autor stammen.19 Dazu betrachte ich zunächst den Anfang und das Ende des Textes, um eine sinnvolle Abgrenzung zu erhalten. Anschließend wird geklärt, ob der vorliegende Textausschnitt als homogenes literarisches Produkt gelten kann. Dabei überprüfe ich, inwiefern verschiedene literarische Bestandteile eine Inkohärenz stiften. Zudem werden Brüche, Dopplungen, Wiederholungen, Spannungen und Widersprüche im Text analysiert.

Jes 6 wird häufig als „Berufung des Propheten“ bezeichnet. Im Unterschied zu anderen prophetischen Berufungsdarstellungen steht das Kapitel allerdings nicht am Anfang. Die vorausgehenden Kapitel 1 bis 5 können in dem Zusammenhang als „Ruf zu einer möglichen Umkehr“ gesehen werden. Dadurch erhält Jes 6 eine rückschauende Perspektive, die sich explizit im sogenannten „Verstockungsauftrag“ (V. 9 und 10) abzeichnet. 20 Willem Beuken schlägt für Jes 6 die Überschrift „Beauftragung des Propheten“ vor, was mir passend erscheint.21

Sprachlich ist deutlich zu erkennen, dass sich das sechste Kapitel von dem vorausgehenden und dem folgenden Text abgrenzt. Die Zeitangabe des königlichen Todesjahres und die einleitende Formel „Und es war ...“ markieren explizit den Beginn einer neuen Erzählung. Kapitel 7 beginnt mit einer neuen Zeitangabe und zieht somit eine Grenze zu Jes 6. Hans Wildberger bezeichnet das Kapitel als „kerygmatische Einheit“, die in ihrem Ende einen wichtigen Heilsausblick gewehrt.22 Allerdings fehlt in der LXX die zweite Hälfte des dreizehnten Verses: „ Ein heiliger Samen ist, was von ihm stehen bleibt.“23

Das Kapitel 6 des Jesajabuches kann grob in zwei Teile gegliedert werden, nämlich in Vision (V.1-7) und Auftrag (V. 8-13). Ausgehend von den einleitenden Satzanfängen „Ich sah“ (V. 1) und „Ich hörte“ (V. 8) bezeichnet Beuken die zwei Textteile als „Vision“ und „Audition“.24

Die Verse 1 bis 4 stellen Gott als König vor. Bemerkenswert ist, dass der griechische Übersetzer des Jesajabuches eine Präferenz für das Wort δόξα hatte. Im hebräischen Text steht im ersten Vers nicht wie im dritten „Herrlichkeit“, mit welcher Gott den Raum erfüllt. Vielmehr ersetzte der griechische Übersetzer δόξα für den Begriff „Säume“ (eines Mantels). Hinter diesem Vorgang vermutet Wildberger eine dogmatische Korrektur des durch den Königsmantel zu anthropomorphistischen Gottesbildes. Ferner fliegen die Seraphim im hebräischen Text über dem Herrn, während sie im griechischen um ihn herum sind. Auch hier unterstellt Wildberger eine tendenziöse Änderung auf Seiten des Übersetzers.25 Sprachlich oder inhaltlich kommen in den ersten vier Versen keine Auffälligkeiten vor. Einzig die Schilderung der Seraphim als sechsflügelig sei laut Schmidt ungewöhnlich. In der Regel erschienen diese Wesen in der zeitgenössischen Siegelkunst als vierflügelig.26

In Vers 1 sieht Jesaja den Herrn auf einem Thron sitzen. Seine Vision datiert er in das Todesjahr des Königs Ozias. Anschließend beschreibt er die äußere Gestalt der Seraphim (V. 2). Diese rufen in Vers 3 das Trishagion „Heilig, heilig, heilig“. Es folgt die Schilderung der Konsequenz ihres Rufes, indem die Oberschwelle aus der Fassung gehoben wird und Rauch das Haus erfüllt. Während der Herr in den ersten vier Versen äußerlich wie ein irdischer König mit Attributen wie Thron und edlem Gewand dargestellt wird, fällt im fünften Vers zum ersten mal die Bezeichnung König.27 Jes 6,5 ist vermutlich der älteste Beleg für die Benutzung des Königstitels für den Herrn, wobei die im weiteren Jesaja-Text geschilderte Königs-Tradition Voraussetzung gewesen sein muss.28 Die demütige Reaktion Jesajas in Vers 5 ist laut Wildberger einleuchtend vor dem Hintergrund, dass Jesaja sich im Angesicht der Majestät Gottes seiner menschlichen Sündhaftigkeit gewahr wird.29 Die Verse 6 bis 7 betitelt Beuken als „Scharnierszene“ der Erzählung. Da die Heiligkeit des Herrn keine Gesetzlosigkeit und Sünde duldet, muss Jesaja von selbigen reingewaschen werden, damit er seinen weiteren Auftrag erhalten kann.30

Gleichsam wird er von der Schuld, welche das ganze Volk betrifft, befreit und so in einem Vorgang der „allumfassenden Neubestimmung“ von der Seite des sündigen Menschen auf die Seite des reinen Herrn gestellt.31

Wie schon erwähnt, ist Jesaja ab Vers 8 dann in der Lage, die Stimme des Herrn zu hören. Hierin liegt kein Widerspruch. Vielmehr erscheint es logisch, dass der Prophet erst entsühnt wird, bevor er den Auftrag des Herrn erhalten kann. Der kommende Auftrag wird in Vers 8 eingeleitet, indem der Herr fragt:

„Wen soll ich senden?“. Jesaja gibt eine euphorische Antwort. Es stellt sich die Frage, inwiefern Jesajas Ausruf zur Bereitschaft ausdrückt, dass er eine Heilsprophetie erwartet? Ins Auge sticht der deutliche Kontrast zu Vers 5, in welchem Jesaja „gelähmt“ und unglücklich ist.

[...]


1 Rahlfs, Alfred (Hg.), Septuaginta. Id est Vetus Testamentum graece iuxta LXX interpretes. Duo volumina in uno, hg. von Robert Hanhart, Stuttgart 2006.

2 Die Bibel. Elberfelder Übersetzung. Revidierte Fassung, Wuppertal 82000.

3 Zürcher Bibel, hg. von Kirchenrat der Evangelisch-reformierten Landeskirch des Kantons Zürich, Zürich4 2012.

4 Die Bibel nach der Übersetzung Martin Luthers. Mit Apokryphen. Bibeltext in der revidierten Fassung von 1984, hg. von der Evangelischen Kirche in Deutschland, Stuttgart 2009.

5 Auch Usija (hebr. für „Jahwe meine Stärke“) oder Asarja (hebr. für „Jahwe hat geholfen“) genannt, war ca. 773–736 v. Chr. König von Juda. Vgl. Görg, M., Art. Asarja, in: NBL 1 (1991), Sp.181.

6 Aus dem Hebräischen mit „der Tempel” zu übersetzen.

7 δόξα bedeutet auch Ehre oder Herrlichkeit. Ich habe mich für die Übersetzung mit „Glanz“ entschieden, da dieser sichtbar ist und die Sehorgane im weiteren Text eine wichtige Rolle spielen.

8 Im hebräische Text steht an dieser Stelle „Säume”. Diese Tatsache wird in 4. Literarkritik diskutiert.

9 Indem die Seraphim sowohl stehen als auch fliegen, verbinden sie das Menschliche und das Göttliche miteinander.

10 τοὺς πόδας wird im hebräischen Text als Euphemismus für die Scham gebraucht. Vgl. Kraus, Wolfgang, mit M. Karrer (Hgg.), Septuaginta Deutsch. Das griechische Alte Testament in deutscher Übersetzung, Stuttgart2 2010, S. 1236.

11 Zebaoth ist hebräisch und kann „Mächtigkeit” bedeuten. Im attributiven Sinne des Wortes wäre die Phrase mit „Herr der Herrscharen” zu übersetzen. Vgl. Rad, Gerhard v., Theologie des alten Testaments. Die Theologie der geschichtlichen Überlieferung Israels (Bd. 1), München 1957, S. 28.

12 Die Konkordanz übersetzt das Wort λαβίς, das in zwei weiteren Stellen des AT so auftaucht, mit „Griff“. Der Seraph bedarf keines Werkzeugs, sondern nimmt die Kohle mit der eigenen Hand. Dieser habtische Vorgang verdeutlicht meiner Meinung nach die Vermittlungsfunktion der Seraphim als Mischwesen: Sie haben menschliche Hände, können aber „göttliche” Kohle anfassen. Vgl. Rehkopf, Friedrich, Septuaginta-Vokabular, Göttingen 1989, S. 177.

13 βαρέως im Sinne von „von Wein beschwert“ ist auf körperlicher Ebene intensiver als „schwer hören”.

14 καὶ ἰάσομαι αὐτούς heißt soviel wie „auf dass ich sie heilen werde”. Ich habe mich für die Übersetzung im Sinne einer Heilszusage entschieden. Die Gründe hierfür werden in den folgenden Methodenschritten (speziell in der Redaktionskritik) verdeutlicht. Vgl. Kraus, Wolfgang, Septuaginta Deutsch, S. 1236.

15 μακρυνεῖ bedeutet ursprünglich „sie werden sich weit ausdehnen“.

16 Der Zehnt ist eine Anspielung auf den Kult in Jerusalem; gemeint ist ein Zehntel der Bevölkerung. Vgl. Septuaginta Deutsch, S. 1236.

17 Erlemann, Kurt / Wagner, Thomas, Leitfaden Exegese. Eine Einführung in die exegetischen Methoden für das BA- und Lehramtsstudium (UTB 4133), Tübingen 2013, S. 42.

18 Vgl. Becker, Uwe, Exegese des Alten Testaments (UTB 2664), Tübingen 2005, S. 8.

19 Vgl. ebd., S. 39.

20 Vgl. Schmid, Konrad, Jesaja, Band I: Jes 1-23. In: Krüger, Thomas et al. (Hgg.), ZBK.AT, Zürich 2011, S. 88.

21 Vgl. Beuken, Willem A. M., Jesaja 1-12. In: Zenger, Erich (Hg.), HThKAT, Freiburg / Basel / Wien 2003, S. 162.

22 Vgl. Wildberger, Hans, Jesaja. 1. Teilband, Jesaja 1-12, in: Herrmann, Siegfried / Wolff, Hans Walter (Hgg.), BKAT (Bd. X), Neukirchen-Vluyn2 1980, S. 234.

23 Vgl. Zürcher Bibel, Jes 6,13b.

24 Vgl. Beuken, Willem A. M., Jesaja 1-12. HThKAT, S. 163.

25 Vgl. Wildberger, Hans, Jesaja. BKAT, S.232.

26 Vgl. Schmid, Konrad, Jesaja. . ZBK.AT, S. 88.

27 Vgl. Erlemann, Kurt / Wagner, Thomas, Leitfaden Exegese, S. 38.

28 Vgl. Janowski, Bernd, Art. Königtum Gottes im Alten Testament. Historische und religionsgeschichtliche Aspekte, in: RGG4 (Bd. 4), Tübingen, 2001, Sp. 1592.

29 Vgl. Wildberger, Hans, Jesaja. BKAT, S. 323.

30 Vgl. Beuken, Willem A. M., Jesaja 1-12. HThKAT, S.173.

31 Vgl. ebd., S. 175.

Ende der Leseprobe aus 28 Seiten

Details

Titel
Historisch-kritische Exegese eines alttestamentlichen Textes anhand Jes 6
Hochschule
Christian-Albrechts-Universität Kiel  (Institut für Alttestamentliche Wissenschaft und Biblische Archäologie)
Veranstaltung
Einführung in die exegetischen Methoden (ohne Hebräisch)
Note
1,0
Jahr
2017
Seiten
28
Katalognummer
V590991
ISBN (eBook)
9783346175380
ISBN (Buch)
9783346175397
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Altes Testament, Exegese, Jesaja 6, Propheten, historisch-kritisch, Literarkritik, Formgeschichte, Redaktionskritik, Sprachliche Analyse, Übersetzung
Arbeit zitieren
Anonym, 2017, Historisch-kritische Exegese eines alttestamentlichen Textes anhand Jes 6, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/590991

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