Auswirkungen von sekundärer Traumaexposition und resilienzfördernde Maßnahmen in der sozialpädagogischen Arbeit


Hausarbeit, 2020

32 Seiten, Note: 2


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Relevante Begriffe und deren Bedeutung
2.1 Trauma
2.2 Posttraumatische Belastungsstörung
2.3 sekundäre Traumaexposition
2.4 Burnout
2.5 Resilienz
2.6 Coping

3 sekundäre Traumaexposition und sekundäre Traumatisierung
3.1 Disempowerment
3.2 Fragmentierung
3.3 Problemkreisläufe
3.4 Ethische Korrumpierung von sozialen Werten
3.5 sekundäre Traumatisierung
3.6 Risikofaktoren für sekundärer Traumatisierung

4 Resilienzfördernde Maßnahmen
4.1 Teamstruktur
4.2 Ausbildung und Weiterbildung
4.3 Auszeiten
4.4 Reframing anstelle von Containing
4.5 Kennen und Verarbeiten eigener Traumata und Trigger
4.6 Humor
4.7 Sinngebung und Spiritualität
4.8 Wachsen am Trauma
4.9 Posttraumatisches Wachstum
4.10 Trauma Transformation- die Kehrseite einer Medaille
4.11 Folgewirkungen von posttraumatischem Wachstum

5 Fallbeschreibung

6 Projektbeschreibung Verein Motivum

7 Resümee und Ausblick

8 Literaturverzeichnis
8.1 Online Literatur
8.2 Abbildungsverzeichnis

Kurzfassung

Diese Arbeit behandelt zum einen mögliche Auswirkungen von sekundärer Traumatisierung, und soll auch einen Überblick herstellen über mögliche, damit verbundene Resilienzfaktoren. Im weiteren werden die Termini „sekundäre Traumatisierung“ sowie „sekundäre Traumexposition“ erläutert, weiters soll geklärt werden, welche Auswirkungen diese auf die Psyche eines Menschen haben können. Dabei wird unter anderem Bezug auf eine Studie von Daniels Judith aus dem Jahr 2008 und Literatur von Pross Christian aus dem Jahr 2009 genommen. Zusätzlich wird eine Auswahl von möglichen Resilienzfaktoren aufgezeigt und auf diese dann auch näher eingegangen.

1 Einleitung

„Welche Auswirkungen können sekundäre Traumatisierungen auf das Fachpersonal haben? Wie können sich diese darstellen und welche resilienzfördernden Präventivmaßnahmen können gesetzt werden?“

Dieser Fragestellung soll in der vorliegenden Abschlussarbeit nachgegangen werden. Die hierfür gewählte Methode zeichnet sich einerseits durch eine hermeneutische Auseinandersetzung mit dieser Thematik aus, andererseits durch die Verwendung von Fachliteratur, Fachartikeln und Onlinequellen.

Es werden vier Kernbereiche behandelt. Beginnend mit dem Kapitel Wortbeschreibung und Definition, diese soll eine Grundlage herstellen, um den Lesern und Leserinnen einen leichteren Einstieg in die Materie zu ermöglichen und eine gemeinsame Ausdrucksweise zu definieren, gefolgt vom Kapitel sekundäre Traumatisierung und sekundäre Traumaexposition. Hier wird näher auf die Gefahren und Risikofaktoren eingegangen, mit welchem sich Experten und Expertinnen stetig in ihrer Arbeit konfrontiert sehen.

Ein weiterer Abschnitt impliziert Resilienzfaktoren, die einen Gegenpol zu dem vorangegangen Kapitel bilden und zugleich aufzeigen, welche Möglichkeiten es für den Schutz der MitarbeiterInnen gibt. Abgerundet wird diese Arbeit mit dem Kapitel Resümee und Ausblick, in welchem jene Erkenntnisse beschrieben werden, die durch das Verfassen dieser Arbeit entstanden sind.

Zwei weitere Themenblöcke, welche in dieser Abschlussarbeit behandelt werden, jedoch vom Hauptthema unabhängig zu betrachten sind, sind eine Falldarstellung und die Erstellung eines traumapädagogisch relevanten Projektes.

Die Motivation für diese Arbeit begründet sich durch die langjährige Arbeit in einer Kriseneinrichtung. Jugendliche sollen hier einen sicheren Ort erleben, an dem sie angenommen und auch akzeptiert werden. Manche von ihnen werden hier das erste Mal sowohl versorgt als auch umsorgt. Dieser Umstand führt immer wieder dazu, dass sich diese Kinder öffnen und ihre Geschichten erzählen, beziehungsweise nach einer Zeit des Ankommens beginnen ihre angeeigneten Verhaltensweisen auszuleben. Durch dieses vermehrte Auftreten von Gewalt und Aggression und den zum Teil traurigen Geschichten dahinter entstehen für Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen immer wieder sehr belastende Situationen. Diese führen dann auch häufig dazu, sein eigenes Tun in Frage zu stellen und einen anderen Blick auf die Welt zu entwickeln.

2 Relevante Begriffe und deren Bedeutung

„Der Beginn der Weisheit, so lehrt es Sokrates, liegt in der Definition von Begriffen. Da Begriffe auf Konzepte hinweisen, auf die Art und Weise, in der etwas aufgefasst wird, führen Definitionen zu konzeptueller Klarheit“ (Nijenhuis Ellert, 2016, Seite 9).

Die Geschichte von „Trauma“ zeigt, dass ein Etablieren von Konzepten ein emotionaler Kampf sein kann. Ein Teil dieser Herausforderung ist, dass das Denken der Perspektive als auch dem Interesse unterliegt und einer fortlaufenden Weiterentwicklung folgt. Konzepte unterliegen somit immer auch persönlichen, zeitgeschichtlichen, kulturellen und politischen Entwicklungen. Schon die Griechen kannten das Konzept eines physischen Traumas. Erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts etablierte sich jedoch der Begriff des psychischen Traumas und wurde von Eulenberg im Jahr 1878 vorgeschlagen. Eine genaue Terminologie oder theoretische Parameter einer Traumatheorie wurden bis dato noch nicht festgelegt (vgl. Nijenhuis Ellert, 2016, Seite 9 bis Seite 10).

2.1 Trauma

Der Begriff Trauma leitet sich aus dem Griechischen ab und bedeutet frei übersetzt „Wunde“. In dieser Arbeit wird Trauma immer als eine Verletzung der Psyche verstanden und verwendet.

2.2 Posttraumatische Belastungsstörung

Eine Posttraumatische Belastungsstörung, im folgenden kurz PTBS genannt, ist eine mögliche Folge eines traumatischen Ereignisses, wie zum Beispiel ein Autounfall, körperliche oder sexuelle Übergriffe, Naturkatastrophen, aber auch Folter oder Krieg, welche starke Gefühle wie Furcht, Hilflosigkeit und Schrecken hervorgerufen haben. Im ICD- 10 beschrieben als „…Reaktion auf ein belastendes Ereignis oder eine Situation außergewöhnlicher Bedrohung oder katastrophenartigen Ausmaßes (kurz oder langanhaltend), die bei fast jedem eine tiefe Verzweiflung hervorrufen würde. Hierzu gehören eine durch Naturereignisse oder von Menschen verursachte Katastrophe…“ (Dilling H. (Hrsg.), Mombour W., Schmidt M. H., 2010, Seite 183).

2.3 sekundäre Traumaexposition

„Überflutung Außenstehender mit den extremen Erfahrungen von Überlebenden traumatischer Ereignisse“ (Weiß Wilma, Kessler Tanja, Gahleitner Silke B., 2016, Seite 467). Im Gegensatz zur Traumatisierung werden hierbei Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen nicht persönlich Zeuge und Zeuginnen einer traumatischen Sequenz.

2.4 Burnout

Burnout ist ein Zustand, welcher durch eine prozesshafte Entwicklung gekennzeichnet ist. Um von einem Burnout sprechen zu können, müssen immer drei Symptome zeitgleich vorhanden sein:

- emotionale Erschöpfung
- Depersonalisierung
- geringere Leistungszufriedenheit oder verringerte Leistung

Erst wenn alle drei Kriterien vorliegen, spricht man von einem Burnout (vgl. Sonneck Gernot, Pucher-Matzner Ingeborg, 2005, Seite 29).

2.5 Resilienz

Eine Fähigkeit, welche zeitlich und situativ variabel ist und die Verarbeitung einer pathogenen Situation ohne Schädigung davonzutragen ermöglicht (vgl. Von Hagen Cornelia, Röper Gisela, 2009, Seite 17). Weiters beschreibt das Wort Resilienz „die Fähigkeit eines Körpers, zurückzuweichen oder die ursprüngliche Größe oder Form nach Zusammendrücken, verbiegen oder Dehnung wiederzuerlangen“ (Grossmann Klaus, Grossmann Karin, 2009, Seite 29).

2.6 Coping

Der Begriff Coping leitet sich aus dem Englischen ab, „cope with“ à etwas überwinden oder bewältigen und beschreibt eine Bewältigungsstrategie, um mit belastenden oder schwierigen Situationen umgehen zu können. In der Psychologie werden im Allgemeinen zwei Arten von Coping Mechanismen unterschieden (vgl. Stangl, 2019, https://lexikon.stangl.eu).

Hier gibt es zum einen das problemorientierte Coping, in welchem versucht wird, eine Lösung für ein Problem zu finden, um solche Situationen in Zukunft zu vermeiden.

Die zweite Variante von Coping ist das emotionsorientierte Coping, in welchem es vor allem darum geht, Emotionen, welche zu Stresssituationen führen, zu regulieren und so eine Überschwemmung mit diesen Emotionen zu verhindern (vgl. Stangl, 2019, https://lexikon.stangl.eu).

3 sekundäre Traumaexposition und sekundäre Traumatisierung

In der Begleitung von traumatisierten Kindern und Jugendlichen im professionellen Arbeitskontext konnten immer wieder zentrale Wirkungen festgestellt werden, welche sich auf verschiedene Ebenen auswirken können. Diese Auswirkungen betreffen unter anderem die Ebenen Familie, Arbeit, Team, Zeit, Gesellschafft und Individuum. Im folgenden Abschnitt wird näher auf einige Phänomene eingegangen, welche bei einer sekundären Traumaexposition auftreten können.

3.1 Disempowerment

Kollegen und Kolleginnen, welche wiederholt mit den Folgen von Traumatisierungen konfrontiert sind, erleben immer wieder, dass ihr Selbstwirksamkeitserleben an ihre Grenzen stößt. Sie spüren Hilflosigkeit und Irritation. Diese Machtlosigkeit kann letztendlich das gesamte Team betreffen und dadurch ein Gefühl der Lähmung hervorrufen, welches sich auch in Desorganisation auswirken kann. Erfahrungen von Entmachtung und Hilflosigkeit können sich in Kombination mit sekundärer Traumaexposition weiter verstärken und schaffen dementsprechend einen gefährlichen Kreislauf, der jene Kollegen und Kolleginnen, welche schon Gefühle von Disempowerment erfahren haben, schneller an ihre Belastungsgrenzen führt und so ein erhöhtes Risiko für eine sekundäre Traumatisierung darstellen (vgl. Jegodtka Renate, 2016, Seite 147).

3.2 Fragmentierung

Unter dem Fachbegriff der Fragmentierung wird Zersplitterung verstanden, welche eine Folge der posttraumatischen Belastungsstörung sein kann. Diese Fragmentierung, als Folge von psychosozialer Gewalt kann sich auf differente Strukturen auswirken wie zum Beispiel auf verschiedene, an einem Fall arbeitende Institutionen, Teams können sich spalten, aber auch Familien von betreuten Kindern sind nicht selten zerstritten (vgl. Jegodtka Renate, 2016, Seite 147).

3.3 Problemkreisläufe

Martin Kühn beschreibt exemplarisch und sehr gut nachvollziehbar die destruktiven Problemkreisläufe, welche immer wieder entstehen können, wenn Helfer überfordert sind. Er beschreibt dies als „ Eskalation der Hilfen“ (Kühn Martin, 2006, Seite 2). Bei den betroffenen Pädagogen und Pädagoginnen bleibt häufig ein Gefühl des Scheiterns zurück und eine destabilisierende Verfassung, welche einen Umgang mit sekundärer Traumaexposition erschwert (vgl. Kühn Martin, 2006, Seite 2 bis Seite 4).

3.4 Ethische Korrumpierung von sozialen Werten

Experten und Expertinnen, welche im pädagogischen Setting arbeiten, berichteten in Supervisionen immer wieder davon, dass ihre eigenen Wertesysteme sowie ihre eigenen Menschenbilder mit den Dynamiken in Trauma behafteten Organisationen kollidierten. Dies resultierte in Spaltungen von Teams, Mobbing und das Entstehen von destruktiven Teamdynamiken, welche es erschwerten, gemeinsam getragene Werte entstehen zu lassen und zu finden (vgl. Jegodtka Renate, 2016, Seite 148).

3.5 sekundäre Traumatisierung

Einer Studie von Daniels Judith (vgl. Daniels Judith, 2008, Seite 4 bis Seite 5) zufolge sind mögliche Folgen von sekundärer Traumatisierung unter anderem:

- Hyperarousal

Hierunter wird im Allgemeinen eine Übererregung des Nervensystems verstanden, welcher unter Stress entstehen kann. Symptome hiervon können unter anderem eine stärkere Reizbarkeit, mangelnde Affekttoleranz und Schlafstörungen sein (vgl. Stangl, 2019, https://lexikon.stangl.eu). Weiters kann sich dieser langanhaltende Stress auch negativ auf die Konzentrationsfähigkeit auswirken. In der Studie von Daniels wird ein IP1 zitiert, welcher bestätigt hatte, dass sich seine Konzentrationsfähigkeit in hohem Grad verschlechtert hatte, indem er auf den Weg in den Keller sich nicht mehr in Erinnerung rufen konnte, warum er sich dort hinbegeben wollte, oder unentschuldigt einem Termin verabsäumte, da es ihm entfallen war. Diese Ereignisse wurden nicht nur vergessen, sie wurden niemals abgespeichert (vgl. Daniels Judith, 2008, Seite 5).

- Vermeidung

„Dieses Symptomcluster umfasst zum einen Verhaltensweisen, die bewusst dazu dienen Reize zu vermeiden, die mit dem Trauma assoziiert sind. Zum andern umfasst es eine Abflachung der allgemeinen Reagibilität, wie Interessensverlust und Entfremdung“ (Daniels Judith, 2008, Seite 5).

- Intrusion

„Das Symptomcluster Intrusion bildet das Leitsymptom der PTBS. Es umfasst verschiedene Formen des Wiedererlebens sowie psychische und physiologische Belastungsreaktionen auf Hinweisreize. Am häufigsten wurde bildhaftes Wiedererleben mit einer Qualität der Unwillkürlichkeit und eingeschränkten Kontrolle genannt. Bei dieser Form der Intrusion befanden sie die Therapeuten nicht mit im Bild, beschrieben dies aber qualitativ als sehr nah. Träume, in denen das Trauma wiedererlebt wurde, waren etwas seltener. Im Gegensatz zu den Intrusionen im Wachzustand gaben die interviewten Kolleginnen jedoch an, sich dabei mit dem Opfer zu identifiziert zu haben. Handelte es sich bei dem Ausgangstrauma der Klientin um sexualisierte Gewalt, so kam es oft auch bei den Therapeutinnen zu Veränderung in der eigenen Sexualität“ (Daniels Judith, 2008, Seite 5). Laut dieser Studie können weitere Folgen Depression, Substanzgebrauch, Entgrenzung und Parapsychotisches Bedrohungserleben sein (vgl. Daniels Judith, 2008, Seite 6 bis Seite 7).

3.6 Risikofaktoren für sekundärer Traumatisierung

Als ein Risikofaktor für die Entstehung von sekundärer Traumatisierung wird in der Fachliteratur immer wieder eine Bereitschaft zu erhöhter Empathie genannt und dadurch eine Sensibilisierung von Gehirnregionen, welche verantwortlich sind für die Verarbeitung von Emotionen (vgl. Jegodtka Renate, 2016, Seite 24). Drin Renate Jegodtka betont weiters, dass Menschen, die mit traumatisierten Individuen arbeiten, eine Motivation beziehungsweise eine Ressource benötigen, um eine Sinnhaftigkeit in ihrem Agieren zu erkennen. Geht jedoch diese Wahrnehmung verloren, kann dies die Gefahr einer sekundären Traumatisierung steigern. Durch diese psychosoziale Traumatisierung kann sich eine Dynamik in Gang setzen, welche aus Pädagogischen Systemen traumadeterminierte Systeme entstehen lässt (vgl. Jegodtka Renate, 2016, Seite 29 bis Seite 30).

Weitere Risikofaktoren können unter anderem auch die Stundenanzahl der Arbeitszeit sein, welche geleistet werden. Durch das Ungleichgewicht der erhöhten Dienstzeit und der reduzierten Auszeit, steigt adäquat die Gefahr, dass die Mitarbeiter zu Opfer von sekundärer Traumatisierung werden. Um diesem vorbeugen zu können, benötigt der Angestellte ausreichend und genügend Pausen, um den Stress, welcher durch die Tätigkeit entsteht, zu relativieren und sich von diesem zu erholen, denn manches Thema birgt so manche Betroffenheit in sich (vgl. Daniels Judith, 2008, Seite 7).

Andere Risikofaktoren, welche das Entstehen von sekundären Traumatisierungen begünstigen, sind unter anderem ein Märtyrerkomplex und eine damit verbundene Selbstaufopferung für seine Klienten sowie Klientinnen, indem man permanent erreichbar sein will, sowohl tagsüber als auch nachts. Dieser hohe Moralische Anspruch kann zur Abspaltung und Unterdrückung eigener eigennütziger Motive führen wie zum Beispiel das Streben nach Karriere und einer guten Bezahlung, welche in anderen Bereichen, zum Beispiel in Wirtschaftlichen Betrieben eine Selbstverständlichkeit darstellen (vgl. Pross Christian, 2009, Seite 101). Laut der Studie von Daniels Judith erzählten Experten und Expertinnen wiederholt von dissoziativen Zuständen, welche sie in der Arbeit bei sich selbst erlebt hatten. Es wurden stets Sätze beschrieben, in welchen die InterviewpartnerInnen ihre eigenen Gefühle nicht mehr als Teil von sich selbst wahrgenommen haben und diese dem Klienten oder der Klientin zuschrieben (vgl. Daniels Judith, 2008, Seite 7).

4 Resilienzfördernde Maßnahmen

Das Kapitel Resilienzfaktoren soll einen Einblick ermöglichen über die vielen positiven Auswirkungen von alltäglichen Handlungen und erläutern warum diese für die psychische Balance wichtig sind.

4.1 Teamstruktur

Als ein positiv gewichtiger Faktor zum Schutz vor sekundärer Traumaexposition und auch der häufig damit verbundenen sekundären Traumatisierung mit ihren möglichen Folgen zählt unter anderem eine offene Teamstruktur, in welcher über Themen, die in der sozialpädagogischen Arbeit immer wieder auftreten können, gesprochen wird. Hier bedarf es einer akzeptierenden offenen Haltung, welche einen „sicheren Ort“ für Mitarbeiter möglich macht (vgl. Jegodtka Renate, 2016, Seite 43). Ein essentieller Baustein hierfür ist das Vertrauen, welches immer vorausgesetzt wird und als Grundlage jeglicher Kooperation dient. Fehlt dieses Vertrauen ist eine Zusammenarbeit des Teams schwierig und die aktive als auch interaktive Kommunikation könnte letztendlich zusammenbrechen. Um Vertrauen herstellen zu können, bedarf es bestimmter Regeln und Fakten, welche in der täglichen Arbeit berücksichtigt werden sollten. Hierzu zählen unter anderem:

- „ Wir können mit anderen nur reden, aber nicht mit ihnen denken und genau darin, im Denken ist Vertrauen und Zuversicht beheimatet“ (Kühn Martin, 2006, Seite 7).
- Positive Bedeutungszuweisungen, widergespiegelt durch Einigkeit der Beteiligten und gegenseitiges Verständnis. In diesem Sinne sind die Regeln der gewaltfreien Kommunikation nach Rosenberg zu beachten und anzuwenden. Hierdurch ist es möglich ein Feld der Kommunikation zu erschaffen, welches von Vertrauen getragen wird.
- Vertrauen ist nicht erzwing- oder verhandelbar, Vertrauen kann nur gewährt werden.

Kühn beschreibt weiters, dass es für eine professionelle Tätigkeit, welche geprägt ist von besonderen kommunikativen Leistungen, bestimmte Parameter gibt, die eine signifikante Relevanz haben, um Vertrauen zu fördern. Diese sind wie folgt:

- „ Dialoge fördern
- Den vereinbarten Inhalten verpflichtet sein
- Konstruktiv bleiben
- Orientierung am Kind als Grundhaltung einnehmen
- Differenzen erfolgreich zum Thema machen
- Zuversicht und Vertrauen beschützen“

(Kühn Martin, 2006, Seite 8)

- Widerspruchsfähigkeit- Ermöglicht das Lernen und Verbessern eigener Ideen durch Widersprüche, mit welchen man sich auseinandersetzen muss
- In einem Dialog müssen Zweideutigkeiten vermieden werden, da eine mögliche Kausalität Missverständnisse impliziert wie zum Beispiel, dass der Dialogpartner den Verdacht hegt, dass das Wort gebrochen sei und die Konsequenz der Entzug des Vertrauens wäre (vgl. Kühn Martin, 2006, Seite 7 bis Seite 8).

4.2 Ausbildung und Weiterbildung

Als ein weiterer gewichtiger Resilienzfaktor fungiert die Ausbildung und auch Weiterbildung. Durch das Verstehen von psychischen- und gruppendynamischen- Vorgängen und deren Benennbarkeit können problembehaftete Kreisläufe leichter erkannt, und in Folge auch durchbrochen werden. Durch gezielte Weiterbildungen können Teammitgliedern Handlungsfähigkeiten vermittelt werden, welche es ihnen ermöglichen, sich gezielt abzugrenzen und so das Erlebte nicht mehr so nah an sich heranzulassen. Schulz von Thun entwickelte ein Persönlichkeitsquadrat. Im Idealfall sollte man hier immer wieder je nach den Erfordernissen der Situation zwischen den Punkten Anteilnahme, Mitleid und Abgrenzung wechseln. Ziel sollte es hier sein ein grundlegendes Verständnis für die zentrale Aufgabe der Balance der inneren Abgrenzung zu schaffen. Wichtig sind regelmäßige Supervisionen und Selbsterfahrungen (vgl. Schachameier Armin, 2013, Seite 420 bis Seite 421).

[...]


1 IP wird in der Studie und auch in dieser Arbeit als Abkürzung für Interview Partner verwendet.

Ende der Leseprobe aus 32 Seiten

Details

Titel
Auswirkungen von sekundärer Traumaexposition und resilienzfördernde Maßnahmen in der sozialpädagogischen Arbeit
Hochschule
Fachhochschule OberÖsterreich Standort Linz
Note
2
Autor
Jahr
2020
Seiten
32
Katalognummer
V591247
ISBN (eBook)
9783346197658
ISBN (Buch)
9783346197665
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Traumapädagogik, Sozialpädagogik, Trauma, sekundäre Traumaexposition
Arbeit zitieren
Daniel Berndorfer (Autor:in), 2020, Auswirkungen von sekundärer Traumaexposition und resilienzfördernde Maßnahmen in der sozialpädagogischen Arbeit, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/591247

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