Leseprobe
Gliederung
1. Einleitung
2. Historisches
2.1. Entstehung von HipHop
2.2. Elemente des HipHops
2.3. Entwicklung der Rap-Musik
3. Die deutsche HipHop-Szene
3.1. Deutscher HipHop
3.2. Der deutsche Gangsta -Rap
4. Schlusswort
5. Literatur
1. Einleitung
Wie lässt sich HipHop definieren? Das ist ganz davon abhängig, welchem Personenkreis man HipHop erklären möchte. Wenn ich HipHop in einem Satz definieren müsste, würde ich das folgendermaßen tun: HipHop ist ein Überbegriff für einen umfassenden kulturellen Komplex, bestehend aus den vier Elementen Graffiti, Breakdance, MCing und DJing (letztere zwei werden zusammengefasst auch als Rap bezeichnet).[1] HipHop enthält aber nicht nur die vier Elemente, sondern das gesamte kulturelle Umfeld wie spezifische Mode, Stil, Einstellungen und Ideologien. HipHop ist eine (Sub-)Kultur oder Jugendkultur mit einer eigenen Sprache, mit eigenen Werten und einer ganz eigenen Weltanschauung. Unter Jugendkulturen wird hierbei ein besonderer Lebensstil der Jugendlichen verstanden, der sich von der Mehrheitsgesellschaft abgrenzt.[2] HipHop hat eine eigene Vergangenheit, konnte sich über Jahrzehnte entwickeln und weltweit ausbreiten.[3] Für Außenstehende ist es schwierig, die zahlreichen szenenspezifischen Finessen im HipHop zu verstehen. Doch das ist nicht nur für Außenstehende schwierig. George, ein bekannter Musikkritiker der USA, schreibt dazu: „Um HipHop völlig verstehen zu können, braucht man vermutlich einen Abschluss in Soziologie, mehrerer Knastaufenthalte und ein Gefühl für afrikanische Rhythmen.“[4] Wenn das stimmt, wird diese Hausarbeit für mich als Verfasser eine wahre Herausforderung.
2. Historisches
Auch wenn es scheinbar unmöglich ist, HipHop völlig zu verstehen, ist es jedoch wichtig zu wissen, worauf HipHop aufbaut. Wie ist HipHop entstanden? Was war der Auslöser? Und was wollte HipHop bewirken? Um diese Fragen beantworten zu können, muss der geschichtliche Hintergrund der HipHop-Kultur beleuchtet werden.
2.1. Entstehung von HipHop
In den schwarzen Vierteln New Yorks, Brooklyn, Harlem und in der Bronx, herrschten in den 70er Jahren unzumutbare Zustände: Drogen, Kriminalität und Gewalt zwischen verschiedenen Gangs gehörten zum Alltag.[5] Durch eine verfehlte Modernisierungspolitik wurden die Stadtviertel zerstört und waren völlig heruntergekommen. Jeder, der es sich leisten konnte, war bereits in eine bessere Gegend gezogen. Es waren nur sozial schwache Familien, vor allem schwarze und hispanische Bewohner, in den Vierteln zurück geblieben. Die Folge war die Entstehung einer von der Mehrheitsgesellschaft der Weißen abgeschlossene und heruntergekommene Ghettowelt: Leerstehende Fabriken, dreckige Straßen und ein zunehmender Zerfall wirken mehr als trostlos auf die Ghettobewohner.[6]
Die afroamerikanische Jugend, „die von den Angeboten der ‚weißen’ Unterhaltungsindustrie ebenso ausgeschlossen war wie von der ‚weißen’ Partykultur, die im Einflussbereich von Disco und Funk ganz enorm boomte“[7], entwickelte eigene Formen der kulturellen Organisation. Es fanden die ersten Block Partys statt - illegale, meist spontan organisierte Partys, die in alten Fabrikgebäuden oder unter freiem Himmel in den Parks und Straßen der Bronx stattfanden. Diese Block Partys gelten als der Anfang der HipHop-Bewegung, weil sich hier die vier Elemente (DJing, MCing, Graffiti und Breakdance) der HipHop-Kultur vereint hatten. DJs (Diskjockeys) legten Platten auf, MCs (Master of Ceremony) sprachen Reime dazu, die Breakdancer (B-Boys) kreierten ihren unverwechselbaren Tanz und die Graffitisprayer (Writer) bedeckten die Häuser und Wände mit Graffiti. Den Schwarzen aus der Bronx ging es vornehmlich darum, mit ihrer Straßenkultur auf die Missstände und ihre Lebenssituation aufmerksam zu machen. HipHop wurde zu einer Lebenshaltung, einer „Attitüde“ für die Ghettobewohner. Es formierten sich HipHop-Cliquen, die man in der Szene Possen oder Crews nannte. Die Block Partys lagen bei den Jugendlichen der Ghettos plötzlich im Trend. Jugendliche, die keine Lust mehr hatten nur vor dem Fernseher zu sitzen oder sich an bewaffneten Bandenkriegen zu beteiligen, schlossen sich der HipHop-Bewegung an.[8] Für sie war es „eine Möglichkeit, aus dem Teufelskreis krimineller Bandenherrschaft auszusteigen, ohne dadurch den Schutz und die Geborgenheit einer Gruppe zu verlieren.“[9]
2.2. Elemente des HipHops
Die vier Elemente des HipHop stellen die Grundpfeiler dieser Jugendkultur dar. Im Folgenden werden deshalb die Elemente Graffiti, Breakdance, MCing und DJing kurz beschrieben. Dabei soll der Zusammenhang der Elemente und ihr Verhältnis zueinander aufgezeigt werden. Des Weiteren soll ersichtlich werden, aus welchen Elementen sich die Rap-Musik zusammensetzt, wie sie entstanden ist und welche Bedeutung sie für diese HipHop-Bewegung hatte. Hierbei ist zu beachten, dass Rap-Musik nur einen Bestandteil der HipHop-Bewegung ausmacht und nicht synonym mit HipHop zu verwenden ist.
2.2.1. Graffiti
Graffiti war und ist ebenfalls ein wichtiger Bestandteil des HipHop, jedoch keine Erfindung der HipHop-Bewegung, sondern Graffiti war schon immer Zeichen einer unterprivilegierten Gesellschaftsschicht und Zeichen einer Zeitepoche.[10] Graffiti gab es lange vor HipHop und vor den Streetpartys. Graffitisprayer beschrieben in den Anfangszeiten des HipHop ihre Probleme in Form von Bildern. Sie waren diejenigen, die aus alten verlassenen Hallen oder hässlichen Wänden kunstvolle und bunte Flächen schufen. Sie versuchten so, ihre unmittelbare Umgebung zu gestalten und zu verändern. Durch die Graffitis wurde HipHop auch nach Außen transportiert und somit für Außenstehende sichtbar. Natürlich war diese Form der Kunst vielen auch ein Dorn im Auge, da auch öffentliche Flächen und Privatgebäude als Grundlage für Graffitis verwendet wurden. Aber genau das war für die Graffitisprayer reizvoll. Es entstand ein Wettstreit. Illegales Malen galt als besonders schwierig und gefährlich. Hatte ein Graffitisprayer es trotzdem geschafft seinen Künstlername auf einer illegalen Fläche zu hinterlassen, zog er damit die Aufmerksamkeit seiner Mitstreiter auf sich und ihm wurde somit Ruhm und Respekt (‚ fame’ und ‚ respect’) zugesprochen. Doch nicht nur die Mitstreiter wurden aufmerksam. Die Konfrontation mit der Polizei war damit ebenfalls oft unvermeidlich.[11]
2.2.2. Breakdance
Breakdance (auch B-Boying genannt) ist ein weiteres Element des HipHop und entstand zur Zeit der Streetpartys. Es ist ein Mix aus afroamerikanischen Tänzen, brasilianischem Capoeira und asiatischen Kampfsportarten.[12] Die B-Boys oder Breaker „verbinden verschiedene Tanzstile und Bewegungen zu einem eigenen Tanz. Im Breakdance vereinen sich Rhythmusgefühl und Artistik in einer Tanzform, die die Energie der Musik und das Lebensgefühl widerspiegeln (soll).“[13] Wie beim Graffiti, gibt es auch beim Breakdance einen starken Wettbewerb ssinn. Die B-Boys treten ebenfalls in Battles tänzerisch gegen andere B-Boys an und können sich so auf eine gewaltlose Art mit ihren Gegnern messen[14]. Auch hier geht es den B-Boys darum, dass ihre Fähigkeiten von ihren Mitstreitern anerkannt werden und somit ebenfalls wieder um Ruhm und Respekt.
2.2.3. Rap-Musik
Der Begriff Rap ergibt sich aus zwei Elementen – MCing und DJing. Mit dem Begriff „HipHop“ wird jenseits der Szenegrenzen meist die Musikkultur, also die Rap-Musik, assoziiert. Das liegt daran, dass bislang nur die DJs und MCs den kommerziellen Durchbruch geschafft haben.[15] Die HipHop-Kultur begann durch das DJing. Der DJ war die wichtigste Figur zu Beginn des HipHops. Er hatte nicht nur die Aufgabe für die Musik zu sorgen, er musste auch die Fähigkeit besitzen, zwei gleiche Schallplatten auf zwei verschiedenen Plattenspielern abwechselnd abzuspielen. Er schuf eine Alternative zur Disco, die als teuer und versnobt galt. DJs spielten Musik, die im Radio nicht gespielt wurde, da sie "too black for the charts" war (so der damalige Ausdruck der Musikbranche).[16] Die Kultfiguren des HipHops sind nicht ohne Grund alle DJs: Kool Herc, Grandmaster Flash und Afrika Bambaataa zählen zu den Gründungsvätern des HipHop.[17] Sie waren es, welche die ersten HipHop-Partys in den Stadtvierteln organisierten. Unterstützung bekamen sie durch B-Boys, Graffitisprayer und die MCs.
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[1] Vgl. Großegger/Heinzlmaier 2002, S. 30.
[2] Vgl. Farin 2002, S. 19.
[3] Vgl. Menrath 2001, S. 2.
[4] George 2002, S. 10.
[5] Vgl. Biedert 1999, S. 37.
[6] Vgl. Häfner 2003, S. 56.
[7] Großegger/Heinzlmaier 2002, S. 30.
[8] Vgl. Ebd., S. 30 f.
[9] Büsser 2004, S. 146.
[10] Vgl. Krekow/Steiner 2000, S. 310.
[11] Vgl. Hitzler/Bucher/Niederbacher 2001, S. 104 f.
[12] Vgl. Khazaleh 2000
[13] www.jugendszenen.com, 02.11.2005.
[14] Vgl. Rose 1997, S. 142 ff.
[15] Vgl. Großegger/Heinzlmaier 2002, S. 31.
[16] Vgl. Khazaleh 2000.
[17] Vgl. George 2002, S. 41.