Projektfinanzierung des Windparks Wybelsumer Polder


Hausarbeit, 2006

24 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

II.Abkürzungsverzeichnis

1.Einleitung

2.Grundlagen der Projektfinanzierung
2.1.Historische Entwicklung
2.2.Anwendungsgebiete
2.3.Begriff und Definition

3.Merkmale der Projektfinanzierung
3.1.Charakteristika einer Projektfinanzierung
3.1.1.Off Balance Sheet
3.1.2.Cashflow related Lending
3.1.3.Risk Sharing
3.2.Projektbeteiligte
3.3.Finanzierungsstruktur
3.4.Risikostruktur

4.Praxisbeispiel
4.1.Einleitung
4.2.Projektbeteiligte
4.3.Finanzierungsstruktur
4.4.Risikostruktur
4.5.Ertragsprognose

5.Fazit

III. Literaturverzeichnis

IV. Anhang

II.Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1.Einleitung

Große Investitionsvorhaben, bei denen Kapitalbedarf und Risiko die Bereitschaft einzelner Unternehmen übersteigen, sind durch die klassischen Finanzierungsformen nicht darstellbar. Solche Fälle werden häufig über die so genannte Projektfinanzierung abgewickelt.

Zwar ist die Projektfinanzierung kein eigenständiges Finanzierungsinstrument, aber dennoch unterscheidet sie sich in einigen Punkten signifikant von der konventionellen Kreditfinanzierung.

Eine detaillierte Beschreibung aller Elemente von Projektfinanzierungen wird allerdings durch die Tatsache erschwert, dass jede Finanzierung individuell aufgebaut ist und dadurch die Vergleichbarkeit nur schwer möglich ist. Nichtsdestotrotz verfügen Projektfinanzierungen über gewisse Grundstrukturen, die im Folgenden herausgearbeitet werden sollen.

Kapitel 2 beschäftigt sich zunächst mit den Grundlagen von Projektfinanzierungen und somit mit der historischen Entwicklung sowie den gebräuchlichen Definitionen. Kapitel 3 beschreibt die grundlegenden Merkmale einer Projektfinanzierung.

Nach der theoretischen Heranführung an das Thema beschäftigt sich Kapitel 4 mit der Finanzierung des „Windpark Wybelsumer Polder“, einem Windpark westlich der Stadt Emden.

2.Grundlagen der Projektfinanzierung

2.1.Historische Entwicklung

Große Investitionen, wie z.B. Kraftwerke, Raffinerien, Rohstoffabbau-Vorhaben oder auch Infrastrukturprojekte übersteigen in der Regel die Finanzierungs- und Risikobereitschaft einzelner Investoren. Ist diese Investition jedoch attraktiv, bietet es sich an, Risiken und Chancen auf mehrere Schultern zu verteilen. Dieses Prinzip bildet den Grundgedanken jeder Projektfinanzierung.[1]

Dieser Gedanke ist keineswegs erst im 20.Jahrhundert aufgekommen, denn in ganz ähnlicher Form wurden bereits in früheren Jahrhunderten Erkundungs- und Entdeckungsfahrten der europäischen Staaten organisiert und finanziert.[2]

Der Ursprung der heutigen Projektfinanzierungen wird zumeist im 19. Jahrhundert gesehen. Während der Industrialisierung wuchs der Bedarf an größeren Infrastrukturprojekten für die volkswirtschaftliche Entwicklung, wie beispielsweise dem Eisenbahnbau. Ebenso wurden technische Großvorhaben, wie der Bau des Suezkanals, oder die Erschließung der US-amerikanischen Ölvorkommen auf diese Weise finanziert.[3]

2.2.Anwendungsgebiete

Heutzutage wird das Instrument der Projektfinanzierung äußerst vielfältig und besonders in folgenden Bereichen genutzt:[4]

- Erschließung und Förderung von Öl- und Gasvorkommen
- Anlagenbau (besonders in Entwicklungsländern)
- Verkehrsinfrastrukturvorhaben (z.B. der Euro-Tunnel)
- Öffentliche Infrastrukturvorhaben (zur Entlastung der öffentlichen Haushalte)
- Energieversorgung (z.B. Kraftwerks- und Windparkbau)
- Telekommunikation (z.B. Aufbau des E-Plus-Funknetzes)
- Immobilien (z.B. Frankfurter Messeturm)

Hinzu kommt, dass viele dieser Großprojekte in Schwellen- und Entwicklungsländern erstellt werden, in denen es neben dem nötigen Kapital auch an der Rechtssicherheit mangelt. An dieser Stelle stößt also die traditionelle Kreditfinanzierung an ihre Grenzen, so dass Risiken und Finanzierung auf mehrere Schultern verteilt werden müssen, damit ein Projekt überhaupt realisiert werden kann.

2.3.Begriff und Definition

Trotz der langen Geschichte der Projektfinanzierungen bestand in der Fachwelt lange Zeit Uneinigkeit über eine einheitliche Definition. Das heutige Begriffsverständnis basiert in der Regel auf dem Financial Accounting Standard No. 47 aus dem Jahre 1981, in dem Projektfinanzierung als die Finanzierung einer sich selbst tragenden Wirtschaftseinheit definiert wird, bei der „die erwirtschafteten Projekt-Cashflows neben den Projektaktiva einen Kreditsicherheiten ähnlichen Charakter für die Kreditgeber besitzen.“[5]

Projektfinanzierung zielt somit nicht auf die Finanzierung eines Unternehmens im Allgemeinen, sondern auf die Finanzierung des eigentlichen Projektes. In diesem Punkt unterscheiden sich Projekt- und Unternehmensfinanzierung.[6] Im Gegensatz zur herkömmlichen Kreditfinanzierung, bei der es im Wesentlichen auf entsprechende Sicherheiten sowie die Bonität des Unternehmens ankommt, das die Gelder aufnimmt, steht bei der Projektfinanzierung die erwartete Rentabilität und damit der zu erwartende Cashflow des zu finanzierenden Projektes im Fokus.

3.Merkmale der Projektfinanzierung

3.1.Charakteristika einer Projektfinanzierung

3.1.1.Off Balance Sheet

Für die Finanzierung eines Projektes gelten verschiedene Besonderheiten, die sich von der klassischen Unternehmensfinanzierung unterscheiden.

Träger und damit Darlehensnehmer ist in der Regel die Projektgesellschaft. Somit entsteht den Sponsoren aus dem aufgenommenen Fremdkapital keine bilanzierungspflichtige Verbindlichkeit. Aus Sicht der Sponsoren ist dies wünschenswert, da zum einen verfügbare Kreditlinien nicht ausgenutzt werden und somit für alternative Investitionsmöglichkeiten zur Verfügung stehen. Zum anderen bleiben die Bilanzkennzahlen der Sponsoren durch die Fremdkapitalaufnahmen unberührt.[7]

Eingeschränkt wird dies jedoch durch die aktuelle Konzernrechnungslegung, also durch die Aufnahme von Haftungszusagen (§251 HGB) und langfristigen Leistungsbeziehungen (§285 Nr. 3 HGB) in die Bilanz.[8]

Durch Spielraum in der Gestaltung der Beteiligungsverhältnisse und anderen Konzernrechnungslegungspflichten lässt sich jedoch die Einbeziehung in den Konzernabschluss umgehen.[9]

3.1.2.Cashflow related Lending

Im Gegensatz zur klassischen Kreditfinanzierung stehen bei der Projektfinanzierung nicht die Unternehmensbonität und die freien Sicherheiten im Vordergrund einer Kreditentscheidung. Da die Sponsoren üblicherweise keine Sicherheiten stellen wollen oder gar können, müssen die Fremdkapitalgeber einer Projektfinanzierung ihr Engagement ähnlich wie die Eigenkapitalgeber anhand der prognostizierten Cashflows aus dem Projekt beurteilen[10], da der Cashflow die zentrale Größe für die Deckung der Betriebskosten sowie des geplanten Schuldendienstes ist.[11] Grundlage für die Beurteilung sind glaubhafte Ausgangsdaten über das Investitionsprojekt sowie dessen abzusehende Entwicklung. Um diese Daten zu untermauern, erhalten aussagefähige Studien und Prognosen eine besondere Bedeutung. Bestandteile dieser Studien sollten technische Prüfungsberichte – technical due dilligance- von unabhängigen Beratern (inkl. Durchführbarkeitsstudien, Vorschlägen zu Risikooptimierung und Projektmonitoring) sowie betriebswirtschaftliche Studien – financial due dilligance – über die zukünftig zu erwartenden Cashflows sein.[12]

3.1.3.Risk Sharing

Das Wesen einer Projektfinanzierung ist es, die Projektrisiken auf mehrere Schultern zu verteilen. Ziel ist es somit, alle identifizierbaren Projektrisiken auf diejenigen Projektbeteiligten zu übertragen, die sie am besten beherrschen (risk sharing). Die Bereitschaft der einzelnen Beteiligten zur Übernahme von Risiken richtet sich dabei nach dem zu erwartenden Nutzen aus dem Projekt.[13]

Die Sponsoren einer üblicherweise als Kapitalgesellschaft ausgestalteten Projektgesellschaft sind in ihrer Haftung zunächst nur auf ihre Einlage beschränkt (Non Recourse Financing). Da die Fremdkapitalgeber jedoch kaum bereit sein werden, als Sicherheit für das bereitgestellte Kapital lediglich den prognostizierten Cashflow zu akzeptieren, was der Bereitstellung von Venture Capital gleichkommen würde, wird in der Regel eine begrenzte Haftung auf bestimmte Beträge, Projektphasen oder Situationen vereinbart (Limited Recourse Financing).[14]

Im Fall des vollen Rückgriffs auf die Sponsoren (Full Recourse Financing) würde es sich nicht mehr um eine Projektfinanzierung per Definition handeln.[15]

3.2.Projektbeteiligte

Bei einer Projektfinanzierung hat jede Partei mehr oder weniger große Beiträge beizutragen, womit ein rechtlich zuverlässiges Vertragsnetz erforderlich wird, „um die spezifischen Projektrisiken auf einzelne Projektbeteiligte“[16] zu verteilen und auf diese Weise das Sicherheitsbedürfnis aller Beteiligten zu befriedigen.

Obwohl es für Projektfinanzierungen kein allgemeingültiges Schema gibt, lassen sich doch bestimmte Strukturen erkennen. Nachfolgend werden die wichtigsten Projektbeteiligten beschrieben (siehe auch Abb.1 im Anhang).

Für die Realisierung des Projektes wird eine Projektgesellschaft gegründet. Aus Gründen der Haftungsbeschränkung auf das Gesellschaftsvermögen, der größeren Unabhängigkeit von Partikularinteressen der Beteiligten und der klareren Zuweisung von Verantwortung und Zuständigkeiten wird als Rechtsform für die Projektgesellschaft (auch Single Purpose Vehicle genannt) in aller Regel eine Kapitalgesellschaft gewählt. Aus verschiedenen Gründen, meist jedoch, wenn steuerliche Verlustzuweisungen eine Rolle spielen, kann auch eine Personengesellschaft zu tragen kommen.[17]

Die Projektgesellschaft ist das Sammelbecken für Eigen- und Fremdkapital und damit der Träger der mit dem Projekt verbundenen Rechte und Pflichten.

Die Sponsoren sind die treibende Kraft eines Projektes und mit einer eigenkapitalmäßigen Beteiligung mit der Projektgesellschaft verbunden.[18] Sie initiieren, planen und organisieren das Projekt. Je nach Projekt kann es sich dabei um verschiedene Personengruppen handeln:[19]

- Unternehmen, die aufgrund des Finanzierungsvolumens oder eines höheren Risikos nur ein begrenztes Eigenengagement eingehen wollen und aus diesem Grunde eine Projektfinanzierung nutzen.
- (Anlagen-)Lieferanten, deren Hauptinteresse die Erstellung der Anlage ist, um auf diese Weise die Leistungserbringung sicherzustellen.
- Privatanleger, die sich aus Renditeüberlegungen an einem Projekt beteiligen wollen.
- Öffentliche Träger mit dem Ziel der Wirtschaftsförderung.
Der Hauptbeitrag der Sponsoren ist somit die Mitwirkung am Projekt sowie die Stellung von Eigenkapital.

Fremdkapitalgeber stellen in der Regel den größten Teil des Gesamtkapitals, da es das Bestreben der Sponsoren ist, ihr Risiko und damit ihre Eigenkapitalbeteiligung zu begrenzen. Neben den klassischen Projektkrediten der Geschäfts- oder Förderbanken gibt es mittlerweile jedoch eine ganze Reihe weiterer Fremdfinanzierungsmöglichkeiten:[20]

- Abnehmer- und Lieferantenkredite (mit dem Ziel des Anlagevertriebs)
- Finanzmarktinstrumente wie Commercial Papers oder Bonds
- Leasing
- Kapitalmarktfinanzierungen wie Projektfonds, die auch zur Eigenkapital-beschaffung eingesetzt werden können
- Seltener mezzanines Kapital, wie Genußscheine, Wandel- und Optionsanleihen usw.

Die Anlagenlieferanten erbringen in der Regel den technischen Beitrag zum Projekt. Zum einen sind sie für Lieferung und Montage der Anlagen zuständig, zum anderen können noch langfristige Wartungs- und Instandhaltungsaufgaben oder andere Dienstleistungen, wie die Betriebsführung hinzukommen.[21] Gerade bei hochtechnischen Einrichtungen wie Kraftwerken kann oft nur der Hersteller seine Einrichtung auch betreiben, so dass in diesem Fall auch das Management von ihm gestellt wird. In diesem Fall spricht man auch von Betreibermodellen.[22]

[...]


[1] Vgl. Fahrholz 1998, S.254

[2] Vgl. Reuter 1999, S.31

[3] Vgl. Reuter 1999, S.31

[4] Reuter 1999, S.31

[5] Backhaus / Werthschulte 2003, S.13

[6] Reuter 1999, S.32

[7] Vgl. Backhaus / Werthschulte 2003, S.19

[8] Vgl. Reuter 1999, S.33

[9] Vgl.Achleitner 2000, S.439

[10] Vgl. Achleitner 2000, S. 439

[11] Vgl. Bachhaus / Sandrock / Schull / Ueckermann 1990, S.18

[12] Vgl. Backhaus / Werthschulte 2003, S.15

[13] Vgl. Achleitner 2000, S.456

[14] Vgl. Bachhaus / Sandrock / Schull / Ueckermann 1990, S.19

[15] Vgl. Reuter 1999, S.32

[16] Achleitner 2000, S. 441

[17] Vgl. Fahrholz 1998, S.261

[18] Vgl. Bachhaus / Sandrock / Schull / Ueckermann 1990, S.1

[19] Vgl. Reuter 1999, S.34

[20] Vgl. Achleitner 2000, S.450 ff

[21] Vgl. Backhaus / Werthschulte 2003, S.24

[22] Vgl. Backhaus / Werthschulte 2003, S.24

Ende der Leseprobe aus 24 Seiten

Details

Titel
Projektfinanzierung des Windparks Wybelsumer Polder
Hochschule
Fachhochschule Oldenburg/Ostfriesland/Wilhelmshaven; Standort Emden
Veranstaltung
Unternehmensfinanzierung
Note
1,3
Autor
Jahr
2006
Seiten
24
Katalognummer
V59286
ISBN (eBook)
9783638532761
ISBN (Buch)
9783656771463
Dateigröße
1574 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Projektfinanzierung am Praxisbeispiel Beispielhaft dokumentiert am Windpark "Wybelsumer Polder", dem langezeit größten deutschen Windpark
Schlagworte
Projektfinanzierung, Praxisbeispiel, Windpark, Wybelsumer, Polder, Unternehmensfinanzierung
Arbeit zitieren
Markus Naber (Autor:in), 2006, Projektfinanzierung des Windparks Wybelsumer Polder, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/59286

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