Christian Kohlross, geb. 1963, PD Dr., Kulturwissenschaftler an der Universität Mannheim, mehrere Gastprofessuren (u.a. Walter Benjamin Chair, Hebräische Universität, Jerusalem), Dozent in der Psychotherapiefortbildung sowie psychotherapeutisch tätig in eigener Berliner Praxis.
Laut Kohlross kommt man ohne Psychologie nicht aus, wenn man Politik begreifen will. Um politische Auseinandersetzungen verstehen zu können, muss man sich massenpsychologischen Fragestellungen zuwenden. Denn in der Politik kommt es nicht nur auf Vorstellungen, Inhalte und Überzeugungen an, sondern auch „den Akteuren nur halb- oder auch ganz und gar unbewusste Motive“ an (vgl. S.7). „Politik, das ist dem psychologischen Blick eben keine Sache nur für Politiker, sondern eine Sache der Grenzüberschreitung, der Kunst, wie Brecht es einmal genannt hat, in anderer Leute Köpfe zu denken.“ Eine geeignete rhetorische Form, um Grenzen zu überschreiten ist die Metapher. „Gesellschaften zum Beispiel so [zu sehen], als ob sie Personen wären und deshalb auch an Persönlichkeitsstörungen, wie es Hysterie oder Depression, Narzissmus oder Zwang sind, erkranken zu können.“ (S.8) Mit Hilfe eines metaphorischen Blickes kann die kollektivneurotische Seite des Gesellschaftslebens besser verstanden werden.
Inhaltsverzeichnis
- Gesellschaft und Neurose - Vorwort
- Die depressive Gesellschaft
- Definition und Ursachen
- Symptome und Beispiele
- Die hysterische Gesellschaft
- Definition und Ursachen
- Symptome und Beispiele
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Das Buch untersucht den Zustand der gegenwärtigen westlichen Gesellschaft und argumentiert, dass sie von Persönlichkeitsstörungen geprägt ist. Es erforscht den Zusammenhang zwischen Personen und Gesellschaft und erklärt, wie Massenpsychologie ein Verständnis politischer Prozesse ermöglicht.
- Die Bedeutung von Massenpsychologie für das Verständnis politischer Prozesse
- Die Entstehung von Persönlichkeitsstörungen in Gesellschaften
- Die Rolle von Verdrängung und Aggression in der kollektiven Psyche
- Die Analyse verschiedener Persönlichkeitsstile in der Gesellschaft
- Die Auswirkungen von Kultur, Technik und Medizin auf die kollektive Psyche
Zusammenfassung der Kapitel
Gesellschaft und Neurose - Vorwort
Das Vorwort erläutert die zentrale These des Buches, dass die westliche Gesellschaft von Persönlichkeitsstörungen geprägt ist. Es erklärt den Zusammenhang zwischen Personen und Gesellschaft, die Rolle der Psychologie im Verständnis politischer Prozesse und die Bedeutung der Metapher für die Analyse des kollektiven Bewusstseins.
Die depressive Gesellschaft
Dieses Kapitel untersucht die Depression als eine kollektive Persönlichkeitsstörung, die die moderne Gesellschaft prägt. Es diskutiert die Ursachen, Symptome und Beispiele für depressive Tendenzen in der Gesellschaft, einschließlich der Überforderung durch das Narrativ, Bindungslosigkeit und die Diskrepanz zwischen wissenschaftlich-technischer und seelischer Entwicklung.
Die hysterische Gesellschaft
Dieses Kapitel analysiert die Hysterie als kollektiven Modus, der sich in Form von Massenhysterie manifestiert. Es betrachtet die Rolle von Gefühlen in der Politik und die Auswirkungen von Angst, Unsicherheit und Kontrollverlust auf die kollektive Psyche. Das Kapitel beleuchtet außerdem die Verbindung zwischen Hysterie und dem Verlust von Urteilskraft.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter des Buches sind: Persönlichkeitsstörungen, kollektive Neurose, Massenpsychologie, Depression, Hysterie, Verdrängung, Aggression, Bindungslosigkeit, Angst, Kontrollverlust, Urteilskraft, Politik, Gesellschaft, Moderne, Metapher.
- Arbeit zitieren
- Martha Ekiert (Autor:in), 2018, Exzerpt zu "Kollektiv Neurotisch - Warum die westlichen Gesellschaften therapiebedürftig sind." von Christian Kohlross, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/592960