Das Erstarken der Wirtschaftsleistung der Volksrepublik China ist eng verknüpft mit der seit 1994 de facto bestehenden Fixierung der chinesischen Währung Renminbi an den US-Dollar. Sowohl der Exportsektor als auch die Attraktivität des Standortes China für ausländische Investoren profitieren in herausragender Weise von der durch die Fixierung induzierten Stabilität der Währung und der damit verbundenen Planungssicherheit. Die ins Land fließenden Direktinvestitionen beschleunigen den technologischen Aufholprozess, der florierende Außenhandel ist noch immer das wichtigste Standbein der chinesischen Volkswirtschaft. Die Eignung der Währungsanbindung für den staatlich geplanten Aufstieg war vor allem zu Beginn der wirtschaftlichen Öffnung weitgehend unbestritten.
Die steigende Integration Chinas in die Weltwirtschaft und die permanent zu verzeichnenden Zahlungsbilanzüberschüsse legen in den letzten Jahren allerdings zunehmend die Schwächen und Risiken des Festkurssystems offen. Die enormen Dollarreserven setzen den Renminbikurs einem starken Aufwertungsdruck aus. Die zur Vermeidung von Preisanpassungen implementierte Politik der Geldmengensterilisation ist nur mittels repressiver und regulierender Maßnahmen durchsetzbar und mit hohen Kosten verbunden. Aus dem Ausland mehrt sich Kritik an der Praxis der Währungspolitik der chinesischen Zentralbank, da der durch das Währungsregime unterbewertet gehaltene Renminbi vielfach als unlauterer Wettbewerbsvorteil der chinesischen Exportindustrie interpretiert wird.
Auch binnenwirtschaftlich ergeben sich vielfältige Probleme. Mit zunehmender Öffnung wächst die Abhängigkeit Chinas von globalen Wirtschaftsentwicklungen und damit das Risiko, von exogenen Schocks getroffen zu werden. Mit dem Verzicht auf den Wechselkurs als makroökonomische „Stellschraube“ steigt die Gefahr, nicht angemessen auf derartige Störungen reagieren zu können.
Das Spannungsverhältnis zwischen Wechselkurflexibilisierung und dem Beharren auf dem Festkurs bildet den Hintergrund dieser Arbeit, die das chinesische Wirtschaftswunder unter einem monetären Gesichtspunkt beleucht. Die Diskussion umfasst sowohl binnen- als auch außenwirtschaftliche Aspekte.
Inhaltsverzeichnis
- Einführung
- Die Dollarbindung des Renminbi als Beispiel eines einseitig fixierten Wechselkurses
- Grundlagen der Theorie fester Wechselkurse
- Die stabilisierende Wirkung des Festkurses auf die Wettbewerbsfähigkeit auf dem Gütermarkt
- Zahlungsbilanzausgleich
- Zahlungsbilanzfinanzierung
- Geldmengensterilisation
- Die Wechselkursanbindung Chinas in der Praxis
- Aspekte des Renminbi-,,Peg"
- Kapitalverkehrskontrollen
- Internationale Kritik
- Grundlagen der Theorie fester Wechselkurse
- Der Effekt einer Renminbi-Aufwertung auf die US Leistungsbilanz
- Einführung
- Die Rolle Chinas als Exportplattform
- Außenhandel und Direktinvestitionen in China – Empirische Befunde
- Interpretation der Ergebnisse - Chinas Rolle im ostasiatischen Produktions- und Handelsnetzwerk
- Die zu erwartende Reaktion der amerikanischen Leistungsbilanz auf eine Renminbi-Aufwertung
- Der Einfluss des Festkurses auf die chinesische Binnenwirtschaft
- Einführung
- Grenzen der Geldmengensterilisation
- Inflationsgefahr
- Ineffiziente Ressourcenallokation und der marode Bankensektor
- Das Problem der „,Conflicted Virtue”
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht die Auswirkungen des festen Wechselkurses zwischen dem Renminbi und dem US-Dollar auf die chinesische Binnenwirtschaft sowie auf die US-Leistungsbilanz. Ziel ist es, die ökonomischen Herausforderungen und Chancen zu analysieren, die mit diesem einseitigen fixierten Wechselkurs verbunden sind.
- Die Theorie fester Wechselkurse und ihre Anwendung in der Praxis
- Die Folgen der Dollarbindung des Renminbi für die chinesische Wirtschaftspolitik
- Die Auswirkungen des festen Wechselkurses auf die US-Leistungsbilanz
- Die Grenzen der Geldmengensterilisation in China
- Die Rolle Chinas als Exportplattform im globalen Handel
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einführung in die Problematik fester Wechselkurse am Beispiel des Dollar-Renminbi-Kurses. Im zweiten Kapitel werden die theoretischen Grundlagen des Festkurses sowie die praktische Umsetzung in China erläutert. Das dritte Kapitel analysiert den Effekt einer Renminbi-Aufwertung auf die US-Leistungsbilanz. Kapitel vier befasst sich mit dem Einfluss des Festkurses auf die chinesische Binnenwirtschaft.
Schlüsselwörter
Fester Wechselkurs, Dollarbindung, Renminbi, Geldmengensterilisation, Leistungsbilanz, Kapitalverkehrskontrollen, Inflationsgefahr, Exportplattform, China, USA.
- Arbeit zitieren
- Michael Nagl (Autor:in), 2006, Die Problematik fester Wechselkurse am Beispiel des Dollar-Renminbi-Kurses. Zur Praxis der chinesischen Währungspolitik, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/59344