Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Definition von Gruppe und Team
2.1 Die Gruppe
2.2 Das Team
3. Was macht eine Gruppe zu einem Kita-Team?
3.1 Das gemeinsame Ziel
3.2 Aufgaben und Rollenverteilung
3.3 Teamkultur
4. Teambildungsphasen
4.1 Von der Gruppe zum Team
4.2 Die vier Phasen nach Bruce Tuckman
5. Teams in der Kita
5.1 Die Teammitglieder
5.2 Die Teamleitung
6. Teamentwicklung
6.1 Ein „Wir – Gefühl“ entwickeln
7. Kommunikationskultur
7.1 Grundsätzliches zur Kommunikation
7.2 Warum ist Kommunikation im Kita-Team wichtig?
7.3. Methoden für eine gelingende Kommunikation
8. Teammotivation
9. Schlusswort
10. Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Ein Kita-Team, das ist doch nichts Besonderes, das ist doch etwas Normales…! Mal funktioniert das Team mehr, mal weniger…! So oder so ähnlich habe ich auch lange Zeit darüber gedacht und mir überhaupt keine Gedanken gemacht, was ein Team eigentlich ausmacht, was die wesentlichen Faktoren für ein gutes Team sind in dem Zusammenhalt, gegenseitiges Vertrauen und eine gewisse emotionale Bindung herrscht.
Nun hat sich die Bedeutung eines Kita-Teams für mich schlagartig verändert.
Im September dieses Jahres werde ich als Kita-Leitung in einem ganz neu erbauten Kinderhaus arbeiten und treffe auf eine Gruppe von Menschen, die zwar allesamt pädagogische Fachkräfte und sonstige Fachkräfte sind, die ein Kinderhaus benötigt, aber noch nie zusammen in einem Team gearbeitet haben.
Mir war ab dem Zeitpunkt der Leitungszusage bewusst, dass jede Menge Arbeit auf mich zukommt und ich vor manchen Herausforderungen stehen werden. Aber je länger ich mir darüber Gedanken mache, sehe ich die größte Herausforderung darin, ein gutes, professionelles und erfolgreiches Team zusammen zu führen.
Aber wie funktioniert das? Was bedeutet eigentlich das Wort Team? Welche Schritte sind notwendig, um aus einer Gruppe ein Team zu bilden? Und welches vorherige Wissen ist nötig damit ich an mein Ziel gelange, ein Team zu bilden, dass sich ergänzt, einen Zusammenhalt hat, sich gegenseitig vertraut und gut miteinander kommuniziert.
Deshalb dachte ich mir, dass meine Fachwirtsarbeit eine gute Gelegenheit ist, mich intensiv mit dem Thema Teambildung und was noch alles dahinter steckt zu befassen. Ich weiß, es liegt an mir wie sich das Team bildet und einen Zusammenhalt erlangt und deshalb nutze ich die Chance mit dieser Fachwirtsarbeit mein Wissen zu vertiefen und zu erweitern und vielleicht stoße ich auf Faktoren der Teambildung an die ich ohne diese Fachwirtsarbeit gar nicht gedacht hätte.
2. Definition von Gruppe und Team
2.1 Die Gruppe
2.1.1 Was ist eine Gruppe?
Gruppen begleiten uns Menschen ein ganzes Leben lang. Ob wir es wollen oder nicht gehören wir immer zu einer Gruppe und sind somit Teil einer Gemeinschaft wie z.B. einer Familie, einer Schulklasse, eines Sportvereins…
Es gibt Gruppen die gemeinsame Interessen teilen wie ein Chor, eine Sportmannschaft oder eine Koch- und Backgruppe. Aber verfolgen alle Mitglieder dieser Gruppen auch ein gemeinsames Ziel? Oder spielen für einzelne Personen ganz andere Aspekte eine Rolle?
Manche Faktoren einer Gruppe können objektiv erfasst werden wie die Gruppengröße, das Alter der Mitglieder, besondere Merkmale der Gruppe, das Interesse der Gruppe…
Neben den objektiven Wahrnehmungen einer Gruppe spielen auch die subjektiven Faktoren eine Rolle. Diese sind von außen nur schwer wahrzunehmen. Denn diese Faktoren kommen von den Personen selbst, wie z.B. welche Gefühle, Bedürfnisse… sie an die Gruppe richten.
Wie sich eine Gruppe entwickelt, ob und wie lange sie bestehen bleibt und ob sich die Mitglieder als zugehörig fühlen, hängt davon ab, wie sie sich gegenseitig einschätzen und achten. Wenn sich Menschen in einer Gruppe unwohl fühlen und nicht miteinander auskommen, werden sie wohl kaum über längere Zeit eine Gruppe bilden, da in einer Gruppe kein Zwang besteht.
Für viele Menschen ist es einfach wichtig ein Dazugehörigkeitsgefühl zu haben, Interessen zu teilen und angenommen zu werden.
2.2 Das Team
2.2.1 Was ist ein Team
„ T ogether E veryone A chieves M ore“ Gemeinsam erreicht jeder mehr!
Unter einem Team versteht man eine Gruppe von Menschen, die in einem definierten und organisierten Arbeitsprozess ein gemeinsames, allen bekanntes Ziel verfolgen. Hierbei sind alle Teammitglieder beteiligt und übernehmen Verantwortung für das Ergebnis.
Indem das Team das zuvor festgelegte Ziel erreicht, wird das Zusammengehörigkeitsgefühl nochmals gestärkt, jedem wird bewusst, gemeinsam erreichen wir etwas und sind motiviert neu definierte Ziele gemeinsam zu erreichen.
In einem Team wird die emotionale Zusammengehörigkeit zu den Teammitgliedern verstärkt. Dadurch bildet das Team eine Einheit, in die sich jeder mit seinen Stärken und Ressourcen einbringen kann und somit die Leistungsfähigkeit des Teams steigert.
Ein Team ist immer ein Gefüge, das (in einigen Phasen mehr und in anderen Phasen weniger aktiv) angeleitet werden muss. Dabei kommt es nicht auf die Anzahl der Teammitglieder an: Denn auch Teams mit wenigen Mitgliedern, sind maßgeblich aufeinander angewiesen und müssen funktionieren, ebenso wie „große“ Teams.1
3. Was macht eine Gruppe zu einem Kita-Team?
Damit sich eine bunt gemischte Gruppe von Menschen zu einem Team zusammenfügt, müssen zuvor einige Faktoren erfüllt werden. Man wird nicht „einfach“ so zu einem Team.
Zuvor müssen einige Maßnahmen getroffen werden um ein Teamgefühl zu entwickeln und um sich damit identifizieren zu können. Somit wird gewährleistet, dass eine Teamfindung stattfindet und sich das Team schnell entwickelt, ein „Wir-Gefühl“ entsteht, eine Rollenfindung findet statt und Aufgaben können zugeordnet werden.
Hierzu gehören gemeinsame Ziele, Aufgaben und Rollenverteilungen und die Teamkultur.
3.1 Das gemeinsame Ziel
An erster Stelle steht ein gemeinsames Ziel. Wie ein Wegweiser und gibt die Richtung vor, in der sich das Team bewegt.2
Dieses Ziel sollte für alle gleichermaßen wichtig und relevant sein.
Zu Beginn der Neubildung eines Teams ist das oberste Ziel die anderen Teammitglieder kennenzulernen, ein Zusammengehörigkeitsgefühl zu entwickeln und Vertrauen aufzubauen.
Entsteht ein neues Kita-Team so hat dieses Team die Chance, eine Konzeption gemeinsam von Anfang an zu entwickeln und in dieser die gemeinsamen Ziele festzuhalten.
Gemeinsame Ziele verbinden und schaffen einen Grundkonsens, auf den sich alle verlassen können. Sie sind Leitlinien des Trägers und sind die Merkmale der Kita. Durch die Nennung der gemeinsamen Ziele können die Erzieher-/innen diese selbstverantwortlich umsetzen und die Ergebnisse kontrollieren.
Ziele müssen nicht immer riesengroß und kaum erreichbar scheinen. Viel wichtiger ist es die Ziele zu erreichen und daraus positive Erfahrungen zu machen.
3.1.1 Ziele definieren
Ziele müssen immer klar definiert sein und von jedem Teammitglied verstanden werden. In dem jedes Teammitglied seinen „ersten Schritt“ zur Erreichung des Ziels formuliert wird deutlich, ob das Ziel verstanden wird oder ob noch weitere Erklärungen zur Zielerreichung definiert werden müssen.
Ziele sollten für jedes Teammitglied eine Herausforderung und Motivation sein und die Interessen jedes einzelnen miteinbeziehen. Damit keine Zielkonflikte entstehen, sollten sie immer gemeinsam koordiniert und abgestimmt werden.
Ziele können anhand der SMART-Methode erarbeitet und dargestellt werden.
SMART bedeutet:
S pezifisch: Ziele so konkret und spezifisch wie möglich formulieren.
M essbar: Qualitative und quantitative Messgrößen bestimmen.
A ttraktiv: Planen Sie so, dass Sie auch Lust haben, die Ziele zu erreichen.
R ealistisch: Machbarkeit der Aufgabe innerhalb der Zeit und mit den vorhandenen Mitteln.
T erminiert: Ziele zeitlich bindend planen: Was ist bis wann zu erledigen.
3.2 Aufgaben und Rollenverteilung
Ein weiterer Faktor der eine Gruppe zu einem Team werden lässt, ist die klare Definition der Rollenverteilung. Je genauer geklärt ist, welche Aufgaben jedes Teammitglied erfüllen soll und was jeweils vom Einzelnen erwartet wird, desto besser gelingt die Zusammenarbeit.3
Zusammen wollen wir alle ein gemeinsames Ziel erreichen und haben dennoch verschiedene Voraussetzungen und fachliche Qualifikationen. Deshalb ist es wichtig, dass jedem Mitarbeiter bewusst ist, was sein Aufgabenbereich ist. Im Idealfall ist es der, welcher den fachlichen Kompetenzen, Kenntnissen, Erfahrungen und Individualität am besten entspricht.
3.3 Teamkultur
In einem Team gibt es auch bestimmte Regeln, welche den Umgang miteinander bestimmen, die sogenannte Teamkultur.
Aus einer Gruppe wird nicht einfach so ein Team. Das „Miteinander“ muss zusammen definiert und gemeinsam erarbeitet und kommuniziert werden.
Regeln sind bewusst gesetzte und getroffene Vereinbarungen des gesamten Teams, die die Verhaltensweisen in bestimmten Situationen regelt.
Diese Regeln dienen dazu, Arbeitsabläufe zu steuern, zu vereinfachen und Vorgehensweisen für alle verständlich zu machen.4
Die Teamkultur setzt sich aus vier Bestandteilen zusammen:
1. Erwartungen = Was verstehen wir unter einem kollegialen Miteinander?
2. Kommunikation = Wie leben wir eine wertschätzende Begegnung?
3. Unterstützung = Wie und wann müssen/können wir uns gegenseitig unterstützen? Wann erwarten wir Unterstützung?
4. Werte = Welche Werte vertreten wir in der Kita und möchten sie im Team vorbildlich vorleben?5
Wir alle sitzen im gleichen Boot!
Diese Regeln können in einem Qualitätshandbuch zusammengefasst werden und somit für jedermann einsichtbar sein.
Hilfreich ist hierbei auch wenn manche Regeln, wie z.B. Kommunikationsregeln oder Umgangsregeln im Teamraum aufgehängt werden.
Eine einmal entwickelte und eingeführte Teamkultur muss nicht dauerhaft kommuniziert werden, sie kann immer wieder neu reflektiert und festgehalten werden.
So bleibt eine Teamkultur lebendig, wird weiterentwickelt und gewinnt an Bedeutung im Team.6
4. Teambildungsphasen
4.1 Von der Gruppe zum Team
Damit sich diese buntgemischte Gruppe von Personen weiterhin von der Gruppe zu einem Team entwickeln kann, muss diese Gruppe verschiedene Phasen der Teamentwicklung durchlaufen.
Es genügt nicht alle Personen nur zusammen kommen zu lassen und abwarten was dann passiert. Es muss eine Teambildung stattfinden, das ist der Beginn eines gut funktionierenden Teams.
Ein Kita-Team wird immer, sei es bei einer Neubildung eines Teams oder bei einem schon bestehenden Team, mit den verschiedensten Faktoren konfrontiert. Das Team muss sich mit personellen Veränderungen sowie stark prägende äußerliche Einflüsse auseinandersetzen, besonders durch die intensive Zusammenarbeit mit den Eltern und die Vorgaben des Trägers. Im Gegensatz zu einer Gruppe ist ein Team fähig mit Veränderungen und Entwicklungen umzugehen. Ein Team kann außergewöhnliche Leistungen vollbringen und schwierige Phasen überstehen.
4.2 Die vier Phasen nach Bruce Tuckman
Bruce Tuckman ist ein amerikanischer Psychologe, der im Jahre 1965 das „Modell der vier Teamphasen“ entwickelte. Dieses Modell zeigt den typischen Verlauf eines Gruppenprozesses vom Kennenlernen bis zum gemeinsamen Arbeiten auf. Die Schlagwörter für diese vier Phasen sind:
- Forming = die Einstiegs- und Findungsphase / Orientierungsphase
- Storming = die Auseinandersetzungs- und Konfliktphase / Konfrontationsphase
- Norming = die Regelungs- und Übereinkommensphase / Kooperationsphase
- Performing = die Arbeits- und Leistungsphase
Bruce Tuckman ergänzte das vier Phasenmodell im Jahre 1977 um eine fünfte Phase, die sogenannte
- Adjourningphase = die Auflösungsphase / getrennte Wege gehen
Auf die fünfte Phase werde ich nicht weiter eingehen.
[...]
1 Fernakademie für Pädagogik und Sozialberufe, Heft 4, Personalmanagement, S.82
2 Lindner, Ulrike: Ihre Kolleginnen, Ihr Team. Methoden und Übungen zur Teamentwicklung und Motivation in der Kita. Cornelsen-Verlag 2016.
3 Lindner, Ulrike: Ihre Kolleginnen, Ihr Team. Methoden und Übungen zur Teamentwicklung und Motivation in der Kita. Cornelsen Verlag, 2016, S. 7
4 Pfreundner Michael: Teamentwicklung Kindergarten heute. Leiten kompakt. Verlag Herder, 2017, S. 6
5 Fernakademie für Pädagogik und Sozialberufe, Heft 4, Personalmanagement, S. 99
6 Fernakademie für Pädagogik und Sozialberufe, Heft 4, Personalmanagement, S. 100