Interesse und Ausgangssituation
Die Eltern und Lehrer erzählen immer wieder von Schülern, die Probleme in der Schule haben. Diesen Schülern fällt es schwer zu lernen. Oft liegen die Schwierigkeiten der Schüler in einem bestimmten Unterrichtfach. Es kann aber auch vorkommen, dass sich die Lernschwierigkeiten auf mehrere Unterrichtsfächer beziehen.
Die Eltern von Kindern mit Schulproblemen versuchen ihren Kindern zu helfen, indem sie zum Beispiel Nachhilfestunden für sie organisieren. Von Lehrern, Freunden und Bekannten bekommen sie Adressen von Nachhilfeinstitutionen, wie zum Beispiel die Schülerhilfe. Da einige Familien sich solche Institutionen nicht leisten können, wenden sie sich an ältere Schüler oder Studenten, aus dem Bekanntenkreis.
Da ich auf das Lehramt für die Primarstufe studiere, kamen Eltern auch auf mich zu und baten mich, ihren Kindern beim Lernen zu helfen.
Dadurch wurde ich intensiv mit Schulproblemen konfrontiert.
[…]
Durch diese Art der Erfahrungen, die ich bei Nachhilfestunden sammeln konnte, entwickelte sich bei mir ein intensives Interesse für Lernschwierigkeiten. Ich wollte nun wissen, woran es liegen könnte, dass die Schüler zu Hause gut lernen, das Erlernte aber in der Schule nicht anwenden können. Ich begann mich über Ursachenfelder für Schulprobleme zu informieren. Dabei stieß ich auf das psychische Ursachenfeld.
Dieser Bereich hat mich besonders interessiert. Denn ich, als werdende Lehrerin, habe mir vorgenommen, dass ich auf meine Schüler eingehen und ihnen helfen möchte. Natürlich weiß ich, dass es nicht immer einfach sein wird und, dass man auch als Lehrer einmal „versagen“ kann. Doch ich denke, man sollte trotzdem seine Ziele vor Augen halten und versuchen, sie so gut wie möglich zu erreichen.
Da in der heutigen Zeit, auf Grund der Arbeitslosigkeit und anderen sozialen Faktoren, wie die hohe Scheidungsrate, sich das Familienleben ändert, vermehren sich dadurch auch die Probleme der Kinder. Bei vielen Kindern können sich solche Probleme, die den Kindern oft auch seelischen Stress bereiten, als Lernschwierigkeiten in der Schule äußern.
Um als Lehrer auch für diese Fälle gewappnet zu sein, sollte man sich im Voraus schon damit beschäftigen.
Durch die Erfahrungen, die ich in den Nachhilfestunden sammeln konnte, hat sich also bei mir ein Interesse für den Umgang mit psychischen Schulproblemen entwickelt und somit auch das Thema dieser Examensarbeit.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 1.1 Interesse und Ausgangspunkt
- 1.2 Wege der Bearbeitung
- 1.3 Erklärung der gewählten Begriffe
- 2. Was sind psychische Schulprobleme? Versuch einer Definition
- 3. Drei Beispiele für Schulprobleme mit psychischen Ursachen
- 3.1 Lernhemmungen
- 3.2 Schulunlust bzw. Schulangst
- 3.3 Verhaltensstörungen
- 4. Psychische Ursachen für Schulprobleme
- 4.1 Durch die Schule bzw. den Lehrer bedingte Lernstörungen
- 4.1.1 Der Lehrerwechsel
- 4.1.2 Beziehungen im Unterricht: Lehrer-Schüler Beziehung
- 4.2 Durch die Familiensituation und die außerschulische Erziehung bedingte Lernstörungen
- 4.2.1 Formen der Familiensituation: Zerrüttete, getrennte oder geschiedene Ehen
- 4.2.2 Die Geschwistersituation
- 4.2.2.1 Das Einzelkind
- 4.2.2.2 Kinder mit mehreren Geschwistern
- 4.2.2.3 Die Geschwisterreihe
- 4.3 Durch Entwicklungsstörungen und Verhaltensstörungen des Kindes bedingte Lernstörungen
- 4.3.1 Das liebesfrustrierte oder das gequälte Kind
- 4.3.2 Das Opfer einer vernachlässigenden und verwahrlosenden Erziehung
- 5. Wie diagnostiziert man schulische Lernschwierigkeiten?
- 5.1 Modelle der psychologisch-pädagogische Diagnostik
- 5.2 Das medizinische Diagnosemodell
- 5.3 Prozessdiagnostik
- 6. Was kann ein Lehrer selber tun, um die Ursache von Schulproblemen herauszufinden?
- 6.1 Lerndiagnose
- 6.1.1 Zu 1.: Denkentwicklung
- 6.1.2 Zu 2.: Leistungsstand
- 6.1.3 Zu 3.: Lernmotivation
- 6.1.4 Zu 4.: Lernstrategien
- 6.1.5 Zu 5.: Lerntypen
- 6.1.6 Zu 6.: Lernbarrieren
- 7. Lernförderung/pädagogische Maßnahmen
- 7.1 Das richtige Lehrerverhalten
- 8. Der Beratungslehrer
- 8.1 Warum an Grundschulen Beratungslehrer gebraucht werden
- 9. Gesprächsführung
- 9.1 Kooperative Gesprächsführung
- 9.1.1 Verstehen
- 9.1.1.1 Aufmerksam Zuhören
- 9.1.1.2 Offene Fragen
- 9.1.1.3 Gedanken wiedergeben
- 9.1.1.4 Wiedergeben von Gefühlen
- 9.1.2 Leiten
- 9.1.2.1 Strukturieren
- 9.1.2.2 Lösungswege sammeln
- 9.1.2.3 Stellung nehmen
- 9.1.2.4 Beziehungen klären
- 9.2 Das Schüler-Lehrer Gespräch
- 9.3 Das Elterngespräch
- 9.4 Schulz von Thun: Die vier Seiten einer Botschaft
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die psychischen Ursachen von Schulproblemen bei Grundschulkindern und deren Bewältigung. Ziel ist es, Lehrkräften Handlungsmöglichkeiten aufzuzeigen, um diese Probleme zu erkennen und effektiv zu begegnen.
- Identifikation psychischer Ursachen von Schulproblemen
- Diagnostische Verfahren zur Erkennung von Lernschwierigkeiten
- Pädagogische Maßnahmen und Interventionen
- Rollen des Beratungslehrers
- Effektive Gesprächsführung mit Schülern und Eltern
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung beschreibt den Ausgangspunkt der Arbeit, der in den Erfahrungen der Autorin mit Nachhilfeschülern liegt. Sie erläutert ihr Interesse an der Thematik und skizziert den Forschungsansatz. Die Autorin verdeutlicht, wie sie durch ihre Nachhilfetätigkeit mit der Problematik von Schulschwierigkeiten konfrontiert wurde und wie dies ihre Entscheidung für dieses Forschungsthema beeinflusste.
2. Was sind psychische Schulprobleme? Versuch einer Definition: Dieses Kapitel versucht, den komplexen Begriff "psychische Schulprobleme" zu definieren. Es wird auf die Schwierigkeiten eingegangen, eine präzise Definition zu finden, und verschiedene Aspekte, wie z.B. die Unterscheidung zwischen Leistungsdefiziten und psychischen Ursachen, werden beleuchtet. Die Definition legt den Fokus auf die Interaktion von individuellen psychischen Faktoren und schulischen Anforderungen.
3. Drei Beispiele für Schulprobleme mit psychischen Ursachen: Anhand von drei Beispielen – Lernhemmungen, Schulunlust/Schulangst und Verhaltensstörungen – werden konkrete Manifestationen psychischer Schulprobleme veranschaulicht. Die Beispiele dienen dazu, die Vielfalt und Komplexität der Thematik aufzuzeigen und den Leser auf die folgenden Kapitel vorzubereiten, die sich mit den Ursachen dieser Probleme auseinandersetzen.
4. Psychische Ursachen für Schulprobleme: Dieses Kapitel analysiert die verschiedenen psychischen Ursachen, die zu Schulproblemen beitragen können. Es werden drei Hauptgruppen von Ursachen unterschieden: schulspezifische Faktoren (Lehrerwechsel, Lehrer-Schüler-Beziehung), familiäre Faktoren (zerrüttete Familienverhältnisse, Geschwistersituation) und kindesbezogene Faktoren (Entwicklungsstörungen, Verhaltensstörungen). Jeder dieser Punkte wird detailliert untersucht und mit Beispielen illustriert.
5. Wie diagnostiziert man schulische Lernschwierigkeiten?: Das fünfte Kapitel befasst sich mit der Diagnostik schulischer Lernschwierigkeiten. Es werden verschiedene Modelle der psychologisch-pädagogischen Diagnostik vorgestellt, darunter das medizinische Diagnosemodell und die Prozessdiagnostik. Der Fokus liegt auf der ganzheitlichen Betrachtung des Kindes und seiner Lernumgebung. Es wird auf die Notwendigkeit einer differenzierten Diagnostik hingewiesen, um die Ursachen der Lernschwierigkeiten zu identifizieren.
6. Was kann ein Lehrer selber tun, um die Ursache von Schulproblemen herauszufinden?: Dieses Kapitel liefert konkrete Handlungsempfehlungen für Lehrkräfte. Es beschreibt die Lerndiagnose, die eine umfassende Analyse der Lernprozesse, des Leistungsstands, der Lernmotivation, der Lernstrategien, der Lerntypen und der Lernbarrieren umfasst. Es werden Methoden und Werkzeuge vorgestellt, die Lehrern ermöglichen, die individuellen Lernbedürfnisse ihrer Schüler zu erkennen und zu berücksichtigen.
7. Lernförderung/pädagogische Maßnahmen: Dieses Kapitel befasst sich mit konkreten pädagogischen Maßnahmen zur Lernförderung. Es betont die Bedeutung des „richtigen“ Lehrerverhaltens und vermittelt Strategien, um ein positives Lernklima zu schaffen und Schüler individuell zu fördern.
8. Der Beratungslehrer: Dieses Kapitel widmet sich der Rolle des Beratungslehrers an Grundschulen. Es wird erläutert, warum Beratungslehrer essentiell für die Unterstützung von Schülern und Lehrkräften bei der Bewältigung von Schulproblemen sind und welche Aufgaben sie übernehmen.
9. Gesprächsführung: Das Kapitel beschreibt verschiedene Gesprächsführungstechniken, die für Lehrer im Umgang mit Schülern und Eltern wichtig sind. Die kooperative Gesprächsführung wird detailliert erläutert, einschließlich der Aspekte Zuhören, Fragen stellen und das Wiedergeben von Gedanken und Gefühlen. Auch das Modell von Schulz von Thun wird besprochen.
Schlüsselwörter
Psychische Schulprobleme, Grundschule, Lernstörungen, Diagnostik, Lernförderung, Lehrerrolle, Beratungslehrer, Gesprächsführung, Familie, Entwicklungsstörungen.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu "Psychische Ursachen von Schulproblemen bei Grundschulkindern"
Was ist der Inhalt dieser Arbeit?
Diese Arbeit untersucht die psychischen Ursachen von Schulproblemen bei Grundschulkindern und bietet Lehrkräften Handlungsmöglichkeiten zur Erkennung und Bewältigung dieser Probleme. Sie beinhaltet eine Einleitung, eine Definition psychischer Schulprobleme, Beispiele für solche Probleme (Lernhemmungen, Schulunlust/Schulangst, Verhaltensstörungen), eine Analyse der Ursachen (schulische, familiäre, kindesbezogene Faktoren), Methoden zur Diagnostik schulischer Lernschwierigkeiten, pädagogische Maßnahmen und die Rolle des Beratungslehrers, sowie Techniken der Gesprächsführung mit Schülern und Eltern.
Welche psychischen Ursachen für Schulprobleme werden behandelt?
Die Arbeit differenziert zwischen schulspezifischen Faktoren (z.B. Lehrerwechsel, negatives Lehrer-Schüler-Verhältnis), familiären Faktoren (z.B. zerrüttete Familienverhältnisse, Geschwistersituation) und kindesbezogenen Faktoren (z.B. Entwicklungsstörungen, Verhaltensstörungen). Diese Ursachen werden detailliert erklärt und mit Beispielen illustriert.
Wie werden schulische Lernschwierigkeiten diagnostiziert?
Die Arbeit beschreibt verschiedene Modelle der psychologisch-pädagogischen Diagnostik, darunter das medizinische Diagnosemodell und die Prozessdiagnostik. Der Fokus liegt auf einer ganzheitlichen Betrachtung des Kindes und seiner Lernumgebung, um die Ursachen der Lernschwierigkeiten zu identifizieren.
Welche konkreten Handlungsempfehlungen gibt es für Lehrer?
Die Arbeit bietet Lehrkräften praktische Tipps zur Lerndiagnose (Analyse von Denkentwicklung, Leistungsstand, Lernmotivation, Lernstrategien, Lerntypen und Lernbarrieren). Sie betont auch die Bedeutung des richtigen Lehrerverhaltens und die Schaffung eines positiven Lernklimas.
Welche Rolle spielt der Beratungslehrer?
Die Arbeit hebt die wichtige Rolle des Beratungslehrers an Grundschulen hervor. Es wird erläutert, warum Beratungslehrer essentiell für die Unterstützung von Schülern und Lehrkräften bei der Bewältigung von Schulproblemen sind und welche Aufgaben sie übernehmen.
Welche Gesprächsführungstechniken werden empfohlen?
Die Arbeit beschreibt die kooperative Gesprächsführung mit Schülern und Eltern, inklusive Techniken wie aufmerksames Zuhören, das Stellen offener Fragen, das Wiedergeben von Gedanken und Gefühlen. Das Vier-Seiten-Modell nach Schulz von Thun wird ebenfalls erläutert.
Welche Beispiele für Schulprobleme mit psychischen Ursachen werden genannt?
Die Arbeit nennt Lernhemmungen, Schulunlust bzw. Schulangst und Verhaltensstörungen als Beispiele für Schulprobleme mit psychischen Ursachen. Diese Beispiele werden verwendet, um die Komplexität der Thematik zu veranschaulichen.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit ist in Kapitel gegliedert, beginnend mit einer Einleitung und einer Definition von psychischen Schulproblemen. Es folgen Kapitel zu den Ursachen, Diagnostik, pädagogischen Maßnahmen, der Rolle des Beratungslehrers und der Gesprächsführung. Jedes Kapitel enthält eine Zusammenfassung.
Welche Schlüsselwörter beschreiben den Inhalt?
Schlüsselwörter sind: Psychische Schulprobleme, Grundschule, Lernstörungen, Diagnostik, Lernförderung, Lehrerrolle, Beratungslehrer, Gesprächsführung, Familie, Entwicklungsstörungen.
Für wen ist diese Arbeit gedacht?
Diese Arbeit richtet sich in erster Linie an Lehrkräfte an Grundschulen, die sich mit den psychischen Ursachen von Schulproblemen auseinandersetzen möchten und nach praktischen Handlungsempfehlungen suchen.
- Arbeit zitieren
- Arzu Getboga (Autor:in), 2005, Umgang mit psychischen Schulproblemen in der Grundschule, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/59515