Diese Arbeit beschäftigt sich mit der Dieselaffäre aus der ethischen Perspektive. Wir treffen täglich Entscheidungen. Manchmal stehen wir bei diesen Entscheidungen vor Interessenskonflikten mit anderen oder geraten moralisch in Bedrängnis. Wenn wir an der Kasse im Supermarkt stehen und die Kassiererin uns zwei Euro zu viel Rückgeld gegeben hat, kann es verlockend sein, einfach nichts zu sagen. Ist das moralisch korrekt? Keineswegs! Und so stehen wir oftmals vor Entscheidungen, bei denen wir wählen müssen zwischen unserem eigenen Vorteil und dem, was richtig und gerecht ist. Als Privatpersonen haben unsere Entscheidungen zwar Einfluss auf die Umwelt, jedoch sind sie eher gering im Vergleich zu denen von Unternehmen. Wenn wir entscheiden unseren Abfall beim Autofahren aus dem Fenster zu werfen, ist das asozial, rücksichtslos und definitiv falsch, wenn jedoch ein großer Konzern ''seinen Müll aus dem Fenster schmeißt'', sind die Mengen weitaus größer und demnach schädlicher als ein rücksichtsloser Mitbürger.
Die Folgen sind dabei nicht nur für das Unternehmen, sondern auch für Umwelt, Bürger, Wirtschaft und Staat katastrophal. Ein bis heute aktueller ''moralischer Fehltritt'' war die Wahl des VW Konzerns, anstatt auf echten Fortschritt, lieber auf gefälschte Zahlen und manipulierte Software zu setzen. Bereits im Jahr 2005 begannen die ersten Probleme bei dem Konzern VW in Amerika. Hohe finanzielle Einbußen, technische Fortschritte der Konkurrenten und abnehmende Verkaufszahlen verleiteten VW zu dem wohl größten Skandal in der Automobilbranche. Über die Entscheidungsgrundlage kann nur spekuliert werden, doch war den ''hohen Tieren'' sicherlich das Risiko bewusst, als man die Manipulation von hunderttausenden von Autos weltweit zuließ und sogar veranlasste. Dass hier auch bewusst mit Umweltschäden gespielt wurde, ist unbestreitbar, doch welche Auswirkungen hatte das kriminelle Benehmen auf Abnehmer und den Konzern selbst? Hat es sich für sie gelohnt?
Inhaltsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
1 Einleitung
2 Der Volkswagen Konzern
2.1 Der VW Abgasskandal
2.2 Wie funktioniert die manipulierte Software?
2.3 Die Gründe für den VW Abgasskandal
2.4 Ethische Auswirkungen des VW Abgasskandals
2.5 Ansätze zur Vertrauensrückgewinnung
3 Fazit
Literaturverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
1 Einleitung
Wir treffen täglich Entscheidungen. Manchmal stehen wir bei diesen Entscheidungen vor Interessenskonflikten mit anderen oder geraten moralisch in Bedrängnis. Wenn wir an der Kasse im Supermarkt stehen und die Kassiererin uns zwei Euro zu viel Rückgeld gegeben hat, kann es verlockend sein, einfach nichts zu sagen. Ist das moralisch korrekt? Keineswegs! Und so stehen wir oftmals vor Entscheidungen, bei denen wir wäh-len müssen zwischen unserem eigenen Vorteil und dem, was richtig und gerecht ist. Als Privatpersonen haben unsere Entscheidungen zwar Einfluss auf die Umwelt, jedoch sind sie eher gering im Vergleich zu denen von Unternehmen. Wenn wir entscheiden unseren Abfall beim Autofahren aus dem Fenster zu werfen, ist das asozial, rücksichtslos und definitiv falsch, wenn jedoch ein großer Konzern ''seinen Müll aus dem Fenster schmeißt'', sind die Mengen weitaus größer und demnach schädlicher, als ein rücksichts-loser Mitbürger. Die Folgen sind dabei nicht nur für das Unternehmen, sondern auch für Umwelt, Bürger, Wirtschaft und Staat katastrophal. Ein bis heute aktueller ''moralischer Fehltritt'' war die Wahl des VW Konzerns, anstatt auf echten Fortschritt, lieber auf ge-fälschte Zahlen und manipulierte Software zu setzen. Bereits im Jahr 2005 begannen die ersten Probleme bei dem Konzern VW in Amerika. Hohe finanzielle Einbußen, techni-sche Fortschritte der Konkurrenten und abnehmende Verkaufszahlen verleiteten VW zu dem wohl größten Skandal in der Automobilbranche. Über die Entscheidungsgrundlage kann nur spekuliert werden, doch war den ''hohen Tieren'' sicherlich das Risiko bewusst, als man die Manipulation von hunderttausenden von Autos weltweit zuließ und sogar veranlasste. Dass hier auch bewusst mit Umweltschäden gespielt wurde, ist unbestreitbar, doch welche Auswirkungen hatte das kriminelle Benehmen auf Abnehmer und den Kon-zern selbst? Hat es sich für sie gelohnt?
Vor diesem Hintergrund wird im vorliegenden Scientific Essay die Thematik der Die-selaffäre aus der ethischen Perspektive betrachtet.
2 Der Volkswagen Konzern
Der Volkswagen Konzern mit Sitz in Wolfsburg ist einer der weltweit größten Autobauer und einer der führenden Automobilhersteller. Bereits im Jahr 1937 wurde das Unterneh-men gegründet. Der Volkswagen Konzern beinhaltet insgesamt zwölf Marken mit Sitz in sieben Ländern. Zu dem Volkswagen Konzern gehört u.a. auch die Volkswagen AG, wel-chen einen Marktanteil der Privaten Kraftfahrzeuge von 12,3% vorweist. Aktuell werden rund 610.000 Mitarbeiter weltweit beschäftigt, welche täglich ca. 42.000 Fahrzeuge pro-duzieren. Der Umsatz lag im Jahr 2015 bei 213,3 Milliarden Euro.1
2.1 Der VW Abgasskandal
Der VW Abgasskandal, der weltweit Wellen schlug, ist auch unter den Begriffen „VW-Dieselaffäre“, „VW-Dieselgate“ oder auch „VW-Dieselskandal“ bekannt und bezeichnet dabei die Manipulation an Dieselmotoren. Über mehrere Jahre hinweg soll der Volkswagen Konzern Dieselfahrzeuge mit einer eigens entwickelten Software so verändert haben, dass bei einer Prüfung des Fahrzeuges vorgeschriebene Abgaswerte eingehalten wurden. Jedoch war dies im realen Fahrbetrieb nicht der Fall und es kam zum Ausstoß von Schad-stoffen in bis zu 40-facher Höhe, sobald das Fahrzeug nicht auf dem Prüfstand war. Die Manipulation der Abgaswerte wurde erst im September 2015 durch einen Zufall in den USA aufgedeckt. Dieselfahrzeuge erfreuten sich in den Staaten zu der Zeit nicht an großer Beliebtheit, denn Diesel war als Traktor-Kraftstoff verschrien. Mit dem Versprechen „Clean Diesel“ warb VW in den USA mit niedrigen Schadstoff-Emissionen, jedoch wurde dies als große Lüge enttarnt. Ein Forscher der West Virginia University entdeckte die Auffälligkeiten bei zwei Modellen von VW: dem VW Jetta, sowie dem VW Passat. Diese beiden Modelle wurden mit Diesel angetrieben und verfügten über einen Motor mit der Bezeichnung EA 189. 2 Die Erkenntnisse wurden an Volkswagen weitergeleitet, je-doch ohne Ergebnis. Zu diesem Zeitpunkt wurden die Manipulation noch nicht als Betrug wahrgenommen.Wegen Ausbleiben einer Reaktion der Verantwortlichen wurden die neuen Erkenntnisse an die kalifornische Regulierungsbehörde für Luftreinhaltung “CARB” und die US-amerikanische Umweltbehörde “Environmental Protection Agency’’ weitergeleitet und diese informierten Volkswagen erneut darüber. Erst dann reagierte der Autobauer endlich und begründete die Auffälligkeiten mit einem Fehler der Software. Die erste Stellungnahme nach Aufdeckung der Unstimmigkeiten, erfolgte von Martin Winterkorn, dem damaligen Vorstandschef des VW-Konzerns. Seine Worte an die Öffentlichkeit waren wie folgt: „Ich persönlich bedauere zutiefst, dass wir das Ver-trauen unserer Kunden und der Öffentlichkeit enttäuscht haben.“ 3 Um dieses Problem zu lösen, startete VW eine große Rückrufaktion von 500.000 betroffenen Autos in den USA, um ein Software Update durchzuführen, welches den Fehler beheben sollte. Jedoch zeig-ten Folgeuntersuchungen durch CARB, dass es keine deutliche Verbesserung der Abgas-werte nach dem Software Update gab. Langsam, aber sicher, nahm der VW Abgasskandal Gestalt an. Die Behörden drohten keine Zulassungen für die Modelle des Baujahres 2016 zu erteilen, wenn sich Volkswagen nicht ausreichend zu den Vorwürfen erklärt. Das Zu-geständnis machte Volkswagen im Beisein der US-amerikanischen Behörden am 03.09.2015 und räumte öffentlich ein, dass die Software so programmiert wurde, dass bessere Abgaswerte bei einer Prüfung erreicht wurden und diese im Alltag um ein Viel-faches höher sind. Die US-amerikanische Umweltbehörde Environmental Protection Agency machte den Betrug circa zwei Wochen später publik und schlagartig wurde der VW Abgasskandal weltweit in den Medien präsent und heiß diskutiert
2.2 Wie funktioniert die manipulierte Software?
Das Abgas-Kontrollsystem registrierte mithilfe einer manipulierten Software keine Ge-schwindigkeit, Rollbewegungen und Lenkbewegungen. Das Programm erkannte sofort, wenn sich ein Fahrzeug auf einem Rollenprüfstand befand und gab verfälschte Werte weiter. Dafür schaltete die Software automatisch in einen umweltfreundlichen Modus. Dadurch stieß das Auto deutlich weniger Abgase, insbesondere Stickoxide, aus. Sobald sich das Fahrzeug jedoch auf einer richtigen Straße befand, kamen die realen, hohen Ab-gaswerte zum Vorschein.
2.3 Die Gr ünde für den VW Abgasskandal
Doch was waren die Hintergründe, dass ein großer und erfolgreicher Konzern wie Volkswagen auf so einen massiven Betrug zurückgriff? Der wohl wichtigste Beweggrund war der finanzielle Aspekt. 4 Martin Winterkorn, der zum damaligen Zeitpunkt Vorstandsvor-sitzender war, wollte Volkswagen zum Weltmarktführer in der Automobilbranche ma-chen. Dazu gehörte auch, die bisherigen Verkaufszahlen in Amerika zu steigern und somit erfolgreicher und größer auf dem amerikanischen Markt zu werden. In Amerika galten sehr strenge Abgasnormen, welche Volkswagen nur durch die Entwicklung eines neuen Motors hätte erfüllen können. Die Entwicklung wäre jedoch sehr kostenintensiv für Volkswagen gewesen, was für höhere Verkaufspreise gesorgt und eine Verringerung des Absatzes bewirkt hätte. Da dies nicht realisierbar war, beziehungsweise als nicht kosten-günstig realisierbar empfunden wurde, suchte man nach einer günstigeren Lösung für das Problem und ließ sich zur Entwicklung der verbotenen Betrugssoftware verleiten. 5 Win-terkorn selbst, sowie weitere Mitglieder der Führungsetage, wollen von all den Manipu-lationen nichts gewusst haben. Als der Abgasskandal im vollen Umfang bekannt wurde, trat Winterkorn als Vorstandsvorsitzender zurück.6 Es wurden Ermittlungen, sowohl in den USA, als auch in Deutschland, gegen ihn eingeleitet, die bis heute andauern.7
2.4 Ethische Auswirkungen des VW Abgasskandals
Betrachtet man den VW Abgasskandal aus der wirtschaftlichen und ethischen Sicht, so sieht man zwei Seiten einer (kapitalistischen) Medaille.8
Als wirtschaftliches Unternehmen legte der Konzern sein Hauptaugenmerk auf die Ge-winnmaximierung und Vergrößerung des Marktanteils und vernachlässigte die ökologi-schen und sozialen Ziele, die ein Unternehmen klassischerweise haben und anstreben sollte. Natürlich könnte man im Hinblick auf die wirtschaftlichen Beweggründe be-stimmte Verlockungen und Anreize für solch eine massive Manipulation geliefert sehen.
[...]
1 Vgl. Osterloh, B., https://www.volkswagenag.com/presence/nachhaltigkeit/documents/shift/shift-01-kapitel/Shift_VW_Magazin_S_53.pdf, Zugriff am 07.05.2020
2 Vgl. Bombosch, H., https://www.diesel-abgasskandal.de/betroffene-fahrzeuge/?gclid=EAIaIQob-ChMIoM--5d6z6QIVGed3Ch2tCgOPEAAYAiAAEgIRffD_BwE, Zugriff am 10.05.2020
3 Vgl. Volkswagen AG, https://www.volkswagen-media-services.com/detailpage/-/detail/Erklrung-des-Vorstandsvorsitzenden-der-Volkswagen-AG-Professor-Dr-Martin-Winter-korn/view/2709299/695c350828ea471a4eee72381b5ec2a2?p_p_auth=gC1ZjkLn, 2015Zugriff am 08.05.2020
4 Vgl. © Handelsblatt GmbH, https://www.wiwo.de/technologie/mobilitaet/vw-abgasaffaere-warum-volkswagen-ueberhaupt-manipuliert/12349856-2.html, 2017, Zugriff am 11.05.2020
5 Vgl. Bratzel, 2018, Der Abgaskanal und die Vertrauenskrise im Automobilmarkt - Ursachen, Lösungen und Auswirkungen auf den Verbraucher, S. 16 f.
6 Vgl. mm-newsdesk, https://www.manager-magazin.de/unternehmen/artikel/ruecktritt-erklaerung-von-martin-winterkorn-im-wortlaut-a-1054423.html, 2015, Zugriff am 11.05.2020
7 Vgl. Hapke, T., https://www.tagesschau.de/wirtschaft/winterkorn-anklage-103.html, 2019, Zugriff am 12.05.2020
8 Vgl. Bannenberg, B., Jehle, J.-M., 2010, Wirtschaftskriminalität, S.200
- Arbeit zitieren
- Mirjam Haug (Autor:in), 2020, Der VW-Abgasskandal und die Dieselaffäre. Ethische Auswirkungen und Ansätze der Vertrauensrückgewinnung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/595292
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