Gespräche suchen - Gespräche führen - Förderung des Selbstvertrauens einer Schülergruppe der 9. Jahrgangsstufe


Examensarbeit, 2006

44 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Gliederung

0. Vorbemerkung

1. Theoretische Grundlagen
1.1. Sozial kompetentes Verhalten – ein Modell
1.1.1. Interpretation des Modells
1.1.2. Kommunikative Kompetenz als Teilaspekt sozialer Fertigkeiten
1.1.3. Frei sein von sozialer Angst
1.2. Das Selbstkonzept
1.3. Das Selbstvertrauen
1.4. Zusammenschau von sozial kompetentem Verhalten, Selbstkonzept und Selbstvertrauen
1.5. Eigene Arbeitsdefinition

2. Warum ist diese Theorie für die Praxis wichtig?
2.1. Lehrplanbezug
2.1.1. BLO – Lehrplan
2.1.2. Lehrplan der Schule zur individuellen Förderung
2.2. Das Selbstkonzept von Schülern/innen einer 9. Klasse an der Schule mit dem Förderschwerpunkt Lernen
2.3. Bedeutung des Vorhabens für die Schüler/innen

3. Förderausgangslage
3.1. Schüler/innenbeobachtungen
3.1.1. im Fach Deutsch
3.1.2. in ihrem Auftreten
3.1.3. im Morgenkreis
3.1.4. mit einem Beobachtungsbogen
3.2. Familiäres Umfeld
3.3. Fragebogen zu Gesprächssituationen (siehe Anhang S.32ff. )
3.4. Interview zum Selbstkonzept (siehe Anhang S.35 )
3.5. Fazit aus den Beobachtungen, Befragungen und Interviews

4. Förderziele
4.1. Gestaltung eines selbstkonzeptförderlichen Unterrichts
4.2. Anbahnung eines positiven Selbstkonzepts
4.3. Steigerung des Selbstvertrauens in Gesprächssituationen
4.4. Entwicklung von Selbstsicherheit
4.5. Anbahnung von kommunikativen Grundfähigkeiten
4.6. Umsetzungsmöglichkeiten

5. Durchführung der Förderung
5.1. Organisatorische Begebenheiten
5.2. Didaktisch-methodische Überlegungen

6. Durchführung der Förderung
6.1. Verwirklichung eines selbstkonzeptförderlichen Unterrichts
6.2. Basisbaustein: Einführung der Identifikationsfiguren (siehe Anhang S.41)
6.3. Fördereinheiten, die ein positives Selbstkonzept anbahnen
6.4. Fördereinheiten zur Stärkung des Selbstvertrauens
6.5. Fördereinheiten zur Entwicklung von Selbstsicherheit
6.6. Fördereinheiten zur Anbahnung von kommunikativen Grundfähigkeiten
6.6.1. Vorübungen zum Sprechen
6.6.2. Übungssituationen für die kommunikativen Grundfähigkeiten

7. Auswertung der Förderung
7.1. Ergebnisse der Förderarbeit (siehe 6.6.2)
7.2. Vision

8. Literaturverzeichnis

9. Anhang
9.1. Beobachtungsbogen
9.2. Interview zum Selbstkonzept
9.3. Identifikationsfiguren
9.4. Erzählung zum Vorstellungsgespräch
9.5. Lied: Du bist du
9.6. Gesprächssituationen
9.7. Wir denken positiv!

0. Vorbemerkung

In meinem ersten Ausbildungsabschnitt hospitierte und unterrichtete ich in einer 9. Klasse der Schule (Schule mit dem Förderschwerpunkt Lernen) . Der unterrichtliche Schwerpunkt in dieser Abschlussklasse der Förderschule lag auf der Berufsvorbereitung. Das nächste Ziel der Schüler/innen war der Besuch des BVJ´s, um eine bessere Startchance ins Berufsleben zu bekommen.

„Der Erwerb von berufsbezogenen Kompetenzen und von Schlüsselqualifikationen gewinnt künftig herausgehobene Bedeutung. Sie sind unverzichtbare Bausteine für die berufliche Eingliederung von jungen Menschen.“[1] Daher ist es Aufgabe der Schule, Schlüsselqualifikationen frühzeitig anzubahnen und einzuüben, damit die Schüler/innen in der Berufs- und Arbeitswelt erfolgreich bestehen können.

Innerhalb dieser berufsbezogenen Schlüsselqualifikationen findet sich der kommunikative Bereich wieder. In diesem Bereich ist es für die Jugendlichen wichtig, dass sie in Gesprächen fähig sind zu kommunizieren. In diesem Bereich konnte ich während meines Unterrichts und in den Hospitationsstunden einen extremen Leistungsunterschied in der Klasse im kommunikativen Bereich erkennen. Insofern beobachtete ich vor allem Schüler/innen, die kommunikativ große Defizite aufwiesen. Dabei fielen drei Schüler/innen auf, die weder in ganzen Sätzen sprachen noch sich trauten zu sprechen. Um aber auch diesen Schülern/innen eine gute Startchance fürs BVJ und weiter für die Ausbildung mitzugeben, entschloss ich mich für sie eine Förderung zu konzipieren.

Dabei musste ich viel grundlegender mit der Förderung beginnen und zunächst im Bereich des Selbstvertrauens fördern, damit sie sich trauten zu sprechen, um dann noch die Art wie sie sprechen und Gespräche führen weiter zu fördern.

Aus diesem Grund habe ich folgendes Thema „ Gespräche suchen – Gespräche führen“ – Förderung des Selbstvertrauens einer Schülergruppe der 9.Klasse für meine Hausarbeit gewählt. Die ausgewählte Schülergruppe besteht aus zwei männlichen Schülern und einer weiblichen Schülerin. Diese Schüler/innen haben noch große Schwierigkeiten damit Gespräche zu suchen und müssen zunächst einmal in ihrem Selbstvertrauen gestärkt werden. Denn erst dann können sie den Mut aufbringen um „Gespräche zu suchen und Gespräche zu führen“, was auch ihre Berufschancen erhöhen kann.

Insofern geht es in der Förderung zunächst um den Aufbau von Selbstvertrauen und von selbstsicherem Auftreten, was dazu führt Gespräche zu suchen und zu führen und erst dann kommt der Aspekt des Sprechens an sich in die Förderung hinein.

1. Theoretische Grundlagen

Das Gesamtthema der Arbeit heißt „Gespräche suchen – Gespräche führen“, doch um Jugendliche darin zu bestärken, muss eine Basis – für Schüler/innen, die eine Förderschule zum Förderschwerpunkt Lernen besuchen – aufgebaut werden, die ermutigt Gespräche zu suchen, aber auch Kompetenzen und Fertigkeiten einübt, die beim Sprechen hilfreich sind.

Insofern geht es in den theoretischen Grundlagen darum, was Jugendliche brauchen, um Kontakt mit anderen in Form eines Gespräches aufzunehmen und angemessen mit dem Gegenüber zu sprechen.

Dabei bin ich auf das Modell des sozial kompetenten Verhaltens bei Petermann gestoßen, welches sich wie folgt definiert:

„Hier ist Argyle (1972) zu nennen, der sozial kompetentes Verhalten als die Fertigkeit einer Person definiert, soziale Situationen zu bewältigen.“[2]

Die soziale Situation hier ist der Umgang mit anderen im Gespräch, die es für die Jugendlichen zu bewältigen gilt. Insofern ist das Modell des sozial kompetenten Verhaltens die theoretische Grundlage meiner Arbeit.

1.1. Sozial kompetentes Verhalten – ein Modell

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

In der Abbildung auf S.2 zeigt sich, dass sozial kompetentes Verhalten von zwei Voraussetzungen abhängig ist:[3]

1 ) Frei sein von sozialer Angst;[4]
2 ) Verfügen über soziale Fertigkeiten;

Diese beiden Voraussetzungen haben folgende Elemente als Grundlage:

zu 1) Wenn Schüler/innen von sozialer Angst frei sind, haben sie ein gesundes Selbstkonzept entwickelt, zeigen Selbstvertrauen und Selbstsicherheit in ihrem Auftreten.
zu 2) Wenn Schüler/innen über soziale Fertigkeiten verfügen besitzen sie eine empathische, kommunikative und interpersonelle Kompetenz und können sich selbst behaupten.

1.1.1. Interpretation des Modells

Ausgangspunkt dieses Modells ist die soziale Kompetenz, diese ist auf der einen Seite die Bedürfnisbefriedigung bezogen auf das eigene Ich, ebenso bezogen auf Fremdpersonen. Sozial kompetentes Verhalten wird auch als selbstsicheres Verhalten bezeichnet. Somit lassen sich die drei Bestimmungsstücke der Selbstsicherheit auch auf das sozial kompetente Verhalten von Petermann 19862 übertragen:

- ein positives Selbstwertgefühl;
- Selbstvertrauen
- und ein Repertoire wirksamer sozialer Fertigkeiten.[5]

Hierbei ist anzumerken, dass Schüler/innen mit spezifischen Lernbeeinträchtigungen auch wenig sozial kompetentes Verhalten zeigen. Doch kann hier nicht einseitig auf das Fehlen von sozial kompetenten Fertigkeiten verwiesen werden, sondern hängt das Zeigen von sozial kompetentem Verhalten auch von der Situation und den beteiligten Personen ab. Erwartet ein/e Schüler/in negative Äußerungen der Personen oder Misserfolge, so wird er kaum sozial kompetente Fertigkeiten anwenden. Somit kommt dem emotional-affektivem Bereich „Frei sein von sozialer Angst“ eine ebenso hohe Rolle zu, wie dem „Verfügen über soziale Fertigkeiten“.[6]

Somit bestätigt sich, dass sozial kompetentes Verhalten einerseits abhängig ist von dem Verfügen über soziale Fertigkeiten, andererseits auch von der Handlungssituation an sich abhängt, in der es angewendet werden soll.

1.1.2. Kommunikative Kompetenz als Teilaspekt sozialer Fertigkeiten

Sozial kompetentes Verhalten ist abhängig von dem Verfügen über soziale Fertigkeiten und es zeigt sich auch im Anwenden von sozialen Fertigkeiten. Da in meiner Arbeit, ein Augenmerk auf dem Bereich der interpersonellen bzw. kommunikativen Kompetenz liegt, verzichte ich auf eine theoretische Erläuterung der angemessenen Selbstbehauptung und empathischen Kompetenz. Der Schwerpunkt liegt daher auf der kommunikativen Kompetenz.

„Mauermann subsumiert unter der Kommunikationsfähigkeit all jene Dispositionen des Individuums, „die es ihm ermöglichen, sich mittels bedeutungshaltiger verbaler und nicht-verbaler Zeichen situationsangemessen mit anderen zu verständigen“ (Mauermann 1976, 46)“[7] Anhand dieser Definition wird erkennbar, dass nicht von der kommunikativen Kompetenz an sich gesprochen werden kann, vielmehr beinhaltet sie die verschiedensten Fähigkeiten, Fertigkeiten und Kenntnisse auf sehr unterschiedlichen Ebenen. Die kommunikative Kompetenz beinhaltet also:

- die linguistische oder technische Ebene;
- die kritische Handlungsebene mit emanzipativer Intention;
- die inhaltliche Ebene;
- und die sozial-praktische Ebene: „die Fähigkeit zu einer der Situation und den Interaktionspartnern angemessenen Verwendung der linguistischen Kompetenz“[8] ;

Die in der letzten Aufzählung benannte sozial-praktische Ebene wird in der nachfolgenden Definition deutlich: Kommunikative Kompetenz bedeutet die Fähigkeit, in Kommunikationsprozessen die eigenen Absichten, Bedürfnisse und Interessen angemessen darzustellen sowie die des Gegenüber wahrzunehmen…[9] Doch um kommunikative Kompetenz fassbar und förderbar zu machen, bedarf es einer noch engeren Begriffseingrenzung. Somit stütze ich mich im Förderteil der Arbeit auf folgende kommunikative Grundfähigkeiten:

„ - Sich trauen, den Mund aufzumachen,
- anderen etwas erklären und sich dabei verständlich ausdrücken,
- eigene Wünsche offen darlegen,
- sagen können, was einem nicht passt,“[10]

Diese kommunikativen Grundfähigkeiten umzusetzen bzw. überhaupt erst zu beherrschen, fällt vor allem selbstunsicheren Menschen schwer. Sie sind häufig nicht fähig „ […], mit ihrer Umwelt wirkungsvoll zu kommunizieren. Häufig sind sie im übertriebenen Maße mit den eigenen Verhaltensweisen beschäftigt. Ein Rückzug aus sozialen Beziehungen, Gefühle der Vereinsamung und eine Beeinträchtigung des Selbstkonzepts können schwerwiegende Folgen selbstunsicheren Verhaltens sein.“[11]

Somit ist es von großer Bedeutung die kommunikativen Grundfähigkeiten eines Menschen, vor allem Jugendlicher zu fördern, damit sie ein gesundes Selbstkonzept entwickeln können, wobei diese auch Basis für das Ausführen kommunikativer Handlungen sind.

1.1.3. Frei sein von sozialer Angst

Unter dem Begriff Angst versteht man einen Gefühlszustand, der sich bei einer Person einstellt, wenn sie eine Situation als unangenehm und beklemmend empfindet.[12] Mit sozialer Angst ist eine Angst gemeint, die in Verbindung mit sozialen Situationen auftritt oder sogar mit Gedanken an soziale Situationen einhergeht. Solche sozialen Situationen können sein:

- Begegnung mit Fremden (Kontaktangst);
- negative Bewertung (Kritikangst);
- öffentliches Sprechen (soziale Hervorhebung);[13]

Direkten Einfluss auf einen sozial Ängstlichen hat die Reaktion des Umfeldes, weil er sich seines Selbstbildes nicht sicher ist und daher auf die anderen angewiesen ist. „Der sozial Ängstliche […] zeigt unruhiges, verwirrtes, gehemmtes, verkrampftes bzw. linkisches Verhalten.“[14]

Das beschriebene Verhalten tritt vor allem in folgenden Situationen auf:

- bei sozialer Hervorhebung (vor der Klasse stehen; im Mittelpunkt stehen);
- bei Beurteilungen von Arbeitsergebnissen;
- bei Konflikten mit Autoritätspersonen;

In diesen Situationen ist es sozial ängstlichen Personen natürlich nicht möglich sozial kompetentes Verhalten zu zeigen, da sie durch ihre Angst gehemmt werden. Dazu kommt, dass viele ängstliche Menschen solche Situationen vermeiden um die Angst zu umgehen. Deshalb werden sozial Ängstliche selten Gespräche suchen und nur mit bestimmten Personen bzw. im kleinen Kreis Gespräche führen.

Somit kann das Zeigen von selbstunsicherem Verhalten als Folge von sozialen Ängsten und Hemmungen gesehen werden. Die Versagensangst kann die Basis für soziale Angst sein, gerade sie ist in unserer Leistungsgesellschaft sehr verbreitet.[15] Betrachten wir als Sonderpädagogen die Biografien unserer Schüler/innen, so finden sich bei einem hohen Prozentsatz der Schüler/innen bereits massive Versagenserfahrungen, die häufig zu einer Überweisung an die Förderschule führten. Aus diesem Grund haben Schüler/innen an Schulen mit dem Förderschwerpunkt Lernen Ängste und Hemmungen in sozialen Situationen. Wie kann man sozialen Ängsten und Hemmungen entgegenwirken?

Die Angst kann sich in einer akzeptierenden Umwelt verringern. Es sind Menschen nötig, die einen akzeptieren und annehmen. Das muss demjenigen bewusst sein, denn dann kann er es wagen seine Angst zu überwinden und eine positive Erfahrung bekommen. Diese Personen, die einen annehmen, ermöglichen bzw. bauen ein positives Selbstkonzept auf, welches für ein angstfreies Agieren notwendig ist.[16]

1.2. Das Selbstkonzept

Der Zusammenhang zwischen sozialen Ängsten und dem Selbstkonzept besteht darin, dass ängstliche Menschen eine deutlich negativere Bewertung von sich selbst vornehmen als weniger ängstliche Menschen. Das bedeutet sie haben ein weit aus negativeres Selbstkonzept von ihrer Person entwickelt.[17] Betrachten wir das Selbstkonzept näher, so lässt es sich wie folgt definieren:

„Der Begriff bringt die Tatsache zum Ausdruck, dass jeder Mensch über ein inneres Bild der eigenen Person und seiner Beziehungen zur Umwelt verfügt.“[18] Dieses Selbstkonzept entwickelt sich über viele Lebensjahre und ist Ergebnis von Selbsterfahrungen. Bei Kindern und Jugendlichen finden sich drei sehr bedeutungsreiche Schwerpunkte des Selbstkonzepts:

1) Das Selbstwertgefühl, es entsteht in der Auseinandersetzung mit der Umwelt und der darauf folgenden Selbstbewertung. Wurde ein positives Selbstwertgefühl entwickelt, so hat der-/diejenige eine positive Einstellung zu sich selbst.
2) Das Fähigkeitsselbstkonzept als persönliche Handlungskompetenz im Hinblick auf schulische Anforderungen.
3) Die Kausalattribuierungen von Schulleistungen: Meine Schulleistungen sind auf meine eigene Anstrengung und auf mein Können zurück zu führen.

Im Buch von Eggert/Reichenbach/Bode: Das Selbstkonzeptinventar, Dortmund 2003 wird das Selbstkonzept in verschiedene Teilbereiche untergliedert. Diese bilden ein lebendiges, veränderbares und vernetztes System. Folgende werden dort aufgeführt:

- Selbstbewertung;
- Selbstbild;
- Selbsteinschätzung;
- Fähigkeitskonzept;
- Körperkonzept;

Der Grundstein für die Entwicklung eines individuellen Selbstkonzepts ist die individuelle Selbsteinschätzung. Die Selbsteinschätzung bildet hier den Schwerpunkt. „Eine Einschätzung seiner Selbst besteht zum einen aus einer gedanklichen Vorwegnahme (Selbstvertrauen), aus einer aktuellen Komponente (Selbstwertgefühl) und aus einer übersituativen bzw. generalisierten Einschätzung (Selbstwertschätzung) (vgl. NEUBAUER 1976).“[19] Haben Schüler/innen eine sehr negative Selbsteinschätzung von sich selbst, führen sie ihre Erfolge nicht auf ihr eigenes Können zurück, sondern auf einen Zufall und sind misserfolgsorientiert – das Ergebnis ist eine erlernte Hilflosigkeit (Seligman&Peterson, 1986)[20] Solche Menschen halten sich für unfähig und trauen sich nichts zu. Die Folge einer negativen Selbsteinschätzung ist das Gefühl, dass man nichts leisten kann und somit auch keinen Erfolg hat. Man fühlt sich sozial inkompetent und zeigt ein sozial unsicheres Verhalten. Solchen Menschen fehlt die soziale Akzeptanz.

Bleibt das negative Selbstwertkonzept bestehen, so ist eine Änderung des Verhaltens kaum möglich. Wichtig ist im Auge zu behalten, dass ein negatives Selbstkonzept sowohl Folge als auch Ursache von selbstunsicherem Verhalten sein kann. Die Beziehung dieser beiden Komponenten ist wechselseitig.[21]

Ein positives Selbstkonzept ist Grundlage einer gesunden Entwicklung und führt dazu, dass die Schüler/innen Selbstvertrauen entwickeln können.

1.3. Das Selbstvertrauen

Das Selbstvertrauen wird von Bandura als „self-efficiacy“ bezeichnet. Es entsteht bei der Person durch ihre subjektive Einschätzung ihrer Fähigkeiten bezogen auf die Aufgabe und dem Anforderungsniveau. Selbstvertrauen ist das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten in der Erwartung eines Erfolges.

In der Schule spielen affektive Variablen eine entscheidende Rolle, sie beeinflussen das Lernen und die Leistung.[22] Will man also Schüler/innen zum Sprechen bringen, dann müssen dabei auch die affektiven Aspekte beachtet werden und zwar vorrangig das Selbstvertrauen. „Selbstvertrauen (bzw. Vertrauen in die eigenen Möglichkeiten) ist ein Komplex von Einstellungen der Persönlichkeit zu sich selbst und gehört zu den psychischen Erscheinungen des Selbstbewußtseins.“[23] Aus dieser Definition geht hervor, dass es nicht nur ein Selbstvertrauen bei einer Person gibt, sondern auf die Anforderungen bezogen, ein jeweils spezielles Selbstvertrauen entwickelt. Somit hat jedes Individuum mehrere SV´s, je nach Situation und Anforderungsebenen. Das Selbstvertrauen in die eigenen Möglichkeiten/Fähigkeiten steht in enger Verbindung mit Emotionen. Glaubt der Schüler/die Schülerin daran, dass er diese Aufgabe erfüllen kann, so verbindet er es mit positiven Emotionen (Freude, Stolz) und sein Selbstvertrauen wird gestärkt. Tritt jedoch der umgekehrte Fall ein, so verbindet der Schüler/die Schülerin negative Emotionen (Angst) damit und sein Selbstvertrauen wird geschwächt.

[...]


[1] Bayerisches Staatsministerium für Unterricht und Kultus (Hrsg.): Lehrplan für den Lernbereich Berufs- und Lebensorientierung BLO in der Schule zur Lernförderung und im Sonderpädagogischen Förderzentrum, München 2004, S. 10.

[2] vgl. Petermann, U.: Training mit sozial unsicheren Kindern. Einzeltraining, Kindergruppen, Elternberatung, München-Weinheim 19862, S.10.

[3] vgl. ebd. S.14ff.

[4] Abb. aus ebd. S.15.

[5] Vgl. Bernath-Kaufmann, L.: Selbstsicherheit als Lernprozess: Ein kognitiv orientiertes Trainingsseminar in der Erwachsenenbildung zum Erlernen von mehr Selbstsicherheit: Entwicklung, Durchführung, Wirkungskontrolle, Münster 1985, S. 13.

[6] Vgl. Gasteiger-Klicpera B., Klicpera C. u. Hippler K.: Soziale Anpassungsschwierigkeiten bei lernbehinderten Schülern und Schülern mit speziellen Lernbeeinträchtigungen – Eine Literaturübersicht. 1. Der Beitrag sozial-kognitiver und kommunikativer Kompetenzen in: Heilpädagogische Forschung 2/2001, S. 72-83.

[7] nach Weiß,R.: Förderung der Kommunikationsfähigkeit unter curricularem Aspekt, 219-251, S. 221f. in: Baumgardt, J. u. Schmiel, M. (Hrsg.): Studienbücher zur Wirtschafts- und Berufspädagogik Band 3: Kramer, B., Nibbrig, B., Reicherts, H.-J. (Hrsg.): Kommunikation und Kommunikationsförderung im Unterricht an beruflichen Schulen, Trier 1980.

[8] Ebd. S. 222.

[9] vgl. Schaub, H., Zenke K.-G.: Wörterbuch Pädagogik, München 20004, S. 325.

[10] vgl. Fittkau B., Müller-Wolf H.-M., Schulz von Thun F. Kommunizieren lernen (und umlernen): Trainingskonzeptionen u. Erfahrungen, Braunschweig 1977, S. 102.

[11] Siegmund, R.: Kognitiv orientiertes Selbstsicherheitstraining. Konstruktion eines Trainings zum Erlernen von mehr Selbstsicherheit und Erprobung in der Lehrerausbildung, Münster 1986, S. 2.

[12] vgl. Schaub, H., Zenke K.-G.: Wörterbuch Pädagogik, München 20004, S. 32.

[13] vgl. Petermann, U.: Training mit sozial unsicheren Kindern, München-Weinheim 19862, S.7.

[14] vgl. ebd. S.11.

[15] vgl. Wendlandt W., Hoefert H.-W.: Selbstsicherheitstraining. Zum Selbst- und Gruppenstudium für Psychologen, Erwachsenenbildner, Sozialarbeiter, Lehrer und Lernende, Salzburg 1976, S.26-30.

[16] vgl. Schwäbisch L., Siems, M.: Anleitung zum sozialen Lernen für Paare, Gruppen und Erzieher, Reinbek bei Hamburg 1974, S. 47f.

[17] vgl. Petermann, U.: Training mit sozial unsicheren Kindern, München-Weinheim 19862, S.14.

[18] Schaub, H., Zenke K.-G.: Wörterbuch Pädagogik, München 20004, S.503.

[19] Eggert D./Reichenbach C./Bode S.: Das Selbstkonzept Inventar (SKI) für Kinder im Vorschul- und Grundschulalter. Theorie u. Möglichkeiten der Diagnostik, Dortmund 2003, S.30.

[20] vgl. ebd. S.30.

[21] vgl. Ullrich R. u. R.: Das Assertiveness-Training-Programm ATP: Einübung von Selbstvertrauen und sozialer Kompetenz, Teil I, München 19946, S. 62f.

[22] Vgl. Helmke, A.: Selbstvertrauen und schulische Leistungen, Göttingen-Bern-Toronto-Seattle 1992, S. 11.

[23] Stannieder, G.: Selbstvertrauen und Möglichkeiten seiner Beeinflussung bei Schülern, Berlin 1988, S. 41.

Ende der Leseprobe aus 44 Seiten

Details

Titel
Gespräche suchen - Gespräche führen - Förderung des Selbstvertrauens einer Schülergruppe der 9. Jahrgangsstufe
Hochschule
Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt  (Studienseminar Forchheim)
Note
2,0
Autor
Jahr
2006
Seiten
44
Katalognummer
V59602
ISBN (eBook)
9783638534932
ISBN (Buch)
9783656815396
Dateigröße
713 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Gespräche, Förderung, Selbstvertrauens, Schülergruppe, Jahrgangsstufe
Arbeit zitieren
Sandra Schmidt (Autor:in), 2006, Gespräche suchen - Gespräche führen - Förderung des Selbstvertrauens einer Schülergruppe der 9. Jahrgangsstufe, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/59602

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