Zu: Friedrich Schillers "Wallenstein"


Hausarbeit (Hauptseminar), 2005

19 Seiten, Note: 2


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Wallenstein – ein großes Werk

2. Wallenstein – von der historischen zur dramatischen Figur

3. Die Entstehung des Dramas
3.1 Wendepunkt
3.2 Goethes Einfluss
3.2.1 Schaffenskrise und Lösung
3.2.2 Eine Trilogie
3.2.3 Das Motiv der Astrologie
3.2.4 Der Zeitdruck
3.3 Die Antike als Vorbild
3.3.1 Die Versform
3.3.2 Eine Nemesis-Tragödie

4. Wallenstein – ein Bühnenstück

5. Der Prolog – Eröffnung des Theaters und der Trilogie

6. Resümee und Ausblick

7. Quellennachweise
7.1 Primärliteratur
7.2 Sekundärliteratur

1. Wallenstein – ein großes Werk

„Schillers Wallenstein ist so groß, daß in seiner Art zum zweiten Mal nicht etwas Ähnliches vorhanden ist;“[1] – so äußerte sich Goethe gegenüber Eckermann 22 Jahre nach dem Tod Schillers über dessen gewaltige Trilogie.

Mehr als 7000 Verse umfasst die Trilogie des Wallensteins. Doch es ist bei Weitem nicht allein der Umfang des Werkes, der Goethe im Zusammenhang mit diesem Stück von Größe sprechen lässt. Mit dem Wallenstein beendet Schiller seine mehr als zehn Jahre währende Dramenpause und leitet zugleich eine neue Schaffensperiode ein, in der zweifelsohne viele entscheidende und großartige Werke entstanden. Keines der folgenden Dramen allerdings konnte sich am Wallenstein messen. Im Wallenstein vereinen sich „künstlerische Kraft, [ ] Intensität von Aussage, Bildgewalt, Symbolgehalt, Repräsentanz und Realismus[2].

Schiller selbst sah sein Werk allerdings mit gemischten Gefühlen. Während er noch über seiner Arbeit sitzt, schreibt er am fünften Januar 1798 an seinen Verleger Cotta:

Auf den Wallenstein dürfen sie sich freuen, es ist mir in meinem Leben nichts so gut gelungen, und ich hoffe, in dieser Arbeit die Kraft und das Feuer der Jugend mit der Ruhe und Klarheit des reiferen Alters gepaart zu haben.[3]

Doch dieser Enthusiasmus wird von zahlreichen Schaffenskrisen getrübt, die Schiller während seiner Arbeit am Wallenstein überwinden muss. Einige davon werde ich später noch ansprechen. Zwei Jahre nach der Uraufführung seiner Trilogie schreibt Schiller sogar: „In meiner jetzigen Klarheit über mich selbst und über die Kunst, die ich treibe, hätte ich den Wallenstein nicht gewählt.[4]

2. Wallenstein – von der historischen zur literarischen Figur

Wallenstein ist keineswegs eine Figur, die der Phantasie eines Friedrich Schillers entsprungen ist. Albrecht von Wallenstein, der Graf von Friedland war ein berühmter Feldherr im 30-jährigen Krieg auf der Seite der Katholiken. Er warb im Jahre 1625 auf eigene Kosten ein Heer für Kaiser Ferdinand II Nach dem Tod seines Gegners, dem protestantischen Gustav Adolph, führte Wallenstein eigenmächtige Friedensverhandlungen mit den Schweden und den deutschen Protestanten. Daraufhin wurde er als Hochverräter vom Kaiser abgesetzt und1634 von kaiserlichen Offizieren ermordet.

Wallenstein ist nicht das erste Drama, das geschichtliche Ereignisse aufgreift und einbezieht. In den Räubern hat Schiller bereits historisch reale Geschehnisse verarbeitet. Neu ist allerdings, dass sich der Wallenstein an einer realen, historischen Persönlichkeit orientiert und diese aufnimmt.

Seit 1791 denkt Schiller bereits nach längerer Dramenpause – der Don Carlos erschien 1787 – wieder über ein Drama nach. Er hat auch schon grobe Vorstellung vom Thema :

Es ist mir jetzt wieder einmal so wohl, denn seit meiner Erfurter Reise bewegt sich wieder der Plan zu einem Trauerspiel in meinem Kopfe [ ] Lange habe ich nach einem Sujet gesucht, was begeisternd für mich wäre, endlich hat sich eins gefunden und zwar ein historisches.[5] Lange Zeit bleibt es jedoch bei diesen Gedanken. Erst ein Jahr später, im März 1792, greift Schiller seine Idee wieder auf. Erstmals fällt jetzt auch das Thema Wallenstein in diesem Zusammenhang:

Ich bin jetzt voll Ungeduld, etwas poetisches vor die Hand zu nehmen, besonders jückt mir die Feder nach dem Wallenstein[6].

Es scheint Schiller aber eher um die Sache selbst zu gehen, nämlich das Aufgreifen eines Historischen Sujets, und nicht um den Wallenstein speziell. Aus Briefen dieser Zeit ist bekannt, dass sich Schiller neben dem Wallenstein auch noch mit seinem Lieblingshelden, dem oben schon genannten Gustav Adolph, und mit den Maltesern, einem katholischen Orden der Johanniter, beschäftigt hat. Diese hat Schiller ebenfalls als Thema für sein neues Stück in Betracht gezogen.

Bis ins Jahr 1795 hadert Schiller über den Stoff. Noch Anfang 1796 wägt er – jetzt schon gemeinsam mit Goethe – zwischen Wallenstein und den Maltesern ab. In dieser Zeit entschließt sich Schiller dann endgültig für den Wallenstein.

Doch wie kommt Schiller gerade zu dieser historischen Figur?

Die Thematik um Wallenstein ist für Schiller keineswegs Neuland. Er hat sich bereits seit 1789 intensiv mit diesem Thema beschäftigt. Im Zusammenhang mit seiner Geschichtsprofessur in Jena veröffentlichte Schiller im Jahr 1790 die Geschichte des dreißigjährigen Krieges in Göschens historischem Kalender für Damen auf das Jahr 1791. Bei seiner Arbeit am Wallenstein erweisen sich seine früheren Entwürfe allerdings als nutzlos. Schiller steht also vor einem Neubeginn und macht sich an ein erneutes Studium der Quellen, bis er Ende 1796 endgültig die Arbeiten an der Tragödie auf sich nimmt. Am 22. Oktober schreibt Schiller dann: „An den Wallenstein gegangen.[7]

3. Entstehung des Dramas

Die Arbeit am Drama erweist sich als Drama für sich. Immer wieder wechseln sich ergiebige Schaffensperioden mit schweren Krisen ab.

Ganze zwei Jahre dauert dieses Wechselbad der Gefühle, das Auf und Ab um die Entstehung der Tragödie. Im September 1798 endlich hat Schiller die Arbeiten im Wesentlichen abgeschlossen.

Am 12. Oktober des selben Jahres wird Wallensteins Lager zur feierlichen Eröffnung des umgebauten Weimarer Theatersaales uraufgeführt.

Es folgen die Piccolomini am 30. Januar 1799 und am 20. April Wallensteins Tod.

3.1 Wendepunkt

Die Schaffensperiode am Wallenstein war vor Allem gekennzeichnet durch die Kritik und Distanzierung Schillers gegenüber seinen früheren Werken. Besonders vom Don Carlos möchte Schiller Abstand nehmen. An Körner schreibt er sogar, dass ihn „ein Machwerk wie der Carlos“ ekle.[8] Es stört ihn die fehlende Wahrheit des Stückes und, dass das Erfundene durch Idealismus überdeckt wird. Diesem Idealismus stellt Schiller mit der historischen Person Graf Wallenstein Realismus gegenüber. Doch Realität ist hier nicht gleichzusetzen mit Wahrheit, sondern gemeint ist eher die Wirklichkeit im Sinne der tragischen Handlung, die immer im Rahmen der historischen Möglichkeiten bleibt. Wallenstein ist kein historisches Portrait, das unbedingten Wahrheitsanspruch erhebt. Er soll vielmehr am Fall des konkreten, historischen Beispiels allgemeine Prinzipien verdeutlichen, die auch außerhalb des Dramas gelten. Im Frühjahr 1796 deutet Schiller gegenüber Humboldt den Wandel in seiner dramatischen Arbeit an: „Vordem legte ich das ganze Gewicht in die Mehrheit des Einzelnen; jetzt wird Alles auf die Totalität berechnet.[9] Diese „Totalität“ begründet Schiller im realistischen Charakter Wallensteins, weil dieser „nur im Ganzen, aber nie im Einzelnen interessieren kann[10]

Zusammenfassend hat die Distanzierung vom Don Carlos also zwei Gründe:

Zum Einen erscheint es Schiller als zu einfach, ja sogar fast „billig“, für eine ideale Figur Partei zu ergreifen. Außer diesem moralischen Gesichtspunkt bemängelt Schiller, dass man im Sinne des realistischen Lebens der umfassenden Wahrheit keine punktuelle Darstellung einer einzigen Tat gleichstellen dürfe.

3.2 Goethes Einfluss

Schon zwei Jahre besteht die Freundschaft zwischen Schiller und Goethe als Schiller die Arbeit zum Wallenstein beginnt. Von Anfang an war der Briefwechsel ein wichtiger Bestandteil dieser Verbindung. Man tauschte sich über gemeinsame und eigene Projekte aus, wobei es nicht an gegenseitiger Kritik mangelte. Ideen wurden ausgetauscht und prinzipielle Überlegungen zur Literatur diskutiert. Der Höhepunkt des Briefwechsels liegt in den Jahren 1797 und 1798, zur selben Zeit also, als Schiller am Wallenstein arbeitet.

Sicher war es nicht allein Goethe, der Einfluss auf die Arbeit Schillers nahm. Auch mit Humboldt und Körner fand ein Austausch statt, doch bei schwerwiegenden Problemen und Krisen ist es immer wieder Goethe, der Schiller ermuntert sich ja an seinen Wallenstein zu halten[11]. Schon bei der Auswahl des Themas für seine Tragödie half Goethe Schiller bei seiner Entscheidung zwischen Maltesern, Gustav Adolph und Wallenstein. Teile des Wallensteins sind sogar das Ergebnis einer Gemeinschaftsarbeit Schillers und Goethes, wie der Prolog, die Kapuzinerpredigt und das Soldatenlied.

[...]


[1] Goethe im Gespräch mit Eckermann

[2] Diwald, S. 67

[3] Schiller an Cotta am 5.1 1798

[4] Schiller an Körner 18.5.1801

[5] Schiller an Körner am 12. Januar 1791

[6] Schiller an Körner am 30. März 1792

[7] Tagebucheintrag vom 22.10.1796

[8] 21.03.1796 Schiller an Körner

[9] Schiller an Humboldt am 21.3.1796

[10] ebd.

[11] Goethe an Schiller am 6.12.1797

Ende der Leseprobe aus 19 Seiten

Details

Titel
Zu: Friedrich Schillers "Wallenstein"
Hochschule
Bayerische Julius-Maximilians-Universität Würzburg
Veranstaltung
Hauptseminar
Note
2
Autor
Jahr
2005
Seiten
19
Katalognummer
V59607
ISBN (eBook)
9783638534963
ISBN (Buch)
9783638902847
Dateigröße
521 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Friedrich, Schillers, Wallenstein, Hauptseminar
Arbeit zitieren
Daniela Söffner (Autor:in), 2005, Zu: Friedrich Schillers "Wallenstein", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/59607

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.
Blick ins Buch
Titel: Zu: Friedrich Schillers "Wallenstein"



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden