Hochdynamische Entwicklungen im Bereich der Informations- und Kommunikationstechnologien sowie die fortschreitende Globalisierung setzen Tourismusorganisationen unter Handlungsdruck, eröffnen ihnen aber auch neue Chancen. Die Märkte rücken durch Informationstechnologien und die erhöhte Mobilität der Bevölkerung (neue Verkehrstechnologien, verbilligte Flugreisen) immer näher zusammen. Parallel dazu änderte sich das Konsumentenverhalten des Gastes vom passiven zum aktiven Marktteilnehmer. Er ist unter anderem weniger loyal, ändert oft seine Präferenzen, verlangt besseren Service, stärker auf ihn zugeschnittene („individualisierte“) Angebote und bessere Informationen über das Zielgebiet seiner Reise. Dem stehen geschichtlich gewachsene, sich meist an politischen Grenzen orientierende Tourismusorganisationen gegenüber. Doch diese Tourismusorganisationen mit ihren meist starren Strukturen beginnen sich nur langsam zu verändern und sich den neuen Gegebenheiten anzupassen.
Die grundlegende Aufgabe einer Tourismusorganisation – den Raum, in dem sie agiert, optimal zu vertreten und zu repräsentieren – verlangt den Einsatz neuer, auf Geographischen Informationssystemen (GIS) basierenden Technologien. Ihr Einsatz bietet sich auch insofern an, als 80 % der Informationen in den Organisationen über einen Raumbezug verfügen. Diese Informationen sind geeignet, in Form von digitalen Karten oder kartenverwandten Darstellungen visualisiert zu werden und bilden somit den Ausgangspunkt der Informationstechnologien, die als Web Mapping, Location Based Services und Business Mapping im Mittelpunkt der Arbeit stehen.
Generelle Arbeiten zu den Technologien Web Mapping, Location Based Services und Business Mapping wurden bereits von zahlreichen Autoren verfasst, jedoch ohne Bezug auf den Tourismus oder Tourismusorganisationen. Auch zu speziellen Projekten in diesem Zusammenhang gibt es nur vereinzelte Ausführungen. Eine empirische Arbeit, die einen umfassenden Überblick über den Einsatz, die Hemmnisse und Potenziale dieser Technologien in regionalen Tourismusorganisationen gibt, ist noch nicht abgefasst worden. Dieses Buch liefert einen Beitrag zum Schließen dieser „Forschungslücke“.
Inhaltsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Tabellenverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
1. Problematik, Abgrenzung und Methodik der Arbeit
1.1 Problematik
1.2 Zielsetzung
1.3 Abgrenzung von Untersuchungsthema, -raum und -zielgruppe
1.4 Aufbau und Methodik der Arbeit
2. Tourismus als Informationsgeschäft
2.1 Bedeutung der Information im Tourismus
2.1.1 Aus Sicht des Gastes
2.1.2 Aus Sicht der Tourismusorganisationen
2.2 Informationssysteme im Tourismus
2.2.1 Touristische Informations- und Kommunikationssysteme (TIKS)
2.2.2 Management Informationssysteme (MIS)
2.2.3 Geographische Informationssysteme (GIS)
2.2.3.1 Die Prozesse und Aufgaben eines Geographischen Informationssystems
2.2.3.2 Die Komponenten eines Geographischen Informationssystems
3. Tourismus als Netzwerkgeschäft
3.1 Die Tourismusorganisation: Definition, Aufgaben und Funktionen
3.2 Die Destination: Definition und neue Wertenetze
3.3 Netzeffekte, Kernkompetenzen und neue Geschäftsmodelle
4. GI-Technologien in Destinationen
4.1 Web Mapping
4.1.1 Entwicklung und Definition
4.1.2 Typisierung und Technologie
4.1.3 Einsatzmöglichkeiten in Destinationen
4.2 Location Based Services
4.2.1 Entwicklung und Definition
4.2.2 Typisierung und Technologie
4.2.3 Einsatzmöglichkeiten in Destinationen
4.3 Business Mapping
4.3.1 Entwicklung und Definition
4.3.2 Typisierung und Technologie
4.3.3 Einsatzmöglichkeiten in Destinationen
5. Ergebnisse der empirischen Arbeit
5.1 Einsatz der Technologien in Tourismusorganisationen
5.1.1 Web Mapping
5.1.2 Location Based Services
5.1.3 Business Mapping
5.1.4 Thematische Differenzierung
5.1.4.1 Räumliche Unterschiede
5.1.4.2 Finanzielle Ausstattung der Tourismusorganisationen
5.1.4.3 Geschäftsfelder der Tourismusorganisationen
5.1.4.4 Gewerbliche Übernachtungen in den Regionen
5.2 Hemmnisse in Tourismusorganisationen
5.2.1 Web Mapping
5.2.2 Location Based Services
5.2.3 Business Mapping
5.2.4 Thematische Differenzierung
5.2.4.1 Räumliche Unterschiede
5.2.4.2 Personelle Ausstattung der Tourismusorganisation
5.3 Potenziale der Technologien in Tourismusorganisationen
5.3.1 Web Mapping
5.3.2 Location Based Services
5.3.3 Business Mapping
5.3.4 Thematische Differenzierung
5.3.4.1 Räumliche Unterschiede
5.3.4.2 Ausbildungsabschluss und Zugehörigkeitsdauer der Entscheider
5.3.4.3 Rechtsform der Tourismusorganisation
5.4 Gegenüberstellung der empirischen Ergebnisse
6. Best Practices für GI-Technologien
6.1 Web Mapping in Osttirol (Österreich)
6.2 Web Mapping- und LBS-System ReGeo
6.3 Business Mapping in Graubünden (Schweiz)
7. Handlungsempfehlungen für Tourismusorganisationen
7.1 Voraussetzungen und Rahmenbedingungen für den Einsatz von GISen in Tourismusorganisationen
7.1.1 Technologische Rahmenbedingungen
7.1.2 Interne Rahmenbedingungen in den Organisationen
7.1.3 Politische Rahmenbedingungen
7.2 Die GIS-Einführung im Überblick
7.3 Die Aufwand-Nutzen-Analyse
7.4 Finanzierungsmöglichkeiten für Geographische Informationssysteme
7.4.1 Projektfinanzierung durch Sponsoring
7.4.2 Projektfinanzierung durch Landes-, Bundes-, und EU-Mittel
7.4.3 Projektfinanzierung durch Registrierungsgebühren
7.4.4 Projektfinanzierung direkt durch Dienstleistungen
7.4.5 Kooperationen und Netzwerke
7.5 Der Schlüsselfaktor Innovation
7.6 Destinationsbildung als logische Schlussfolgerung
aaa8. Zusammenfassung der Ergebnisse und Ausblick
Literaturverzeichnis
Anhang
Anhang I: Profil der befragten Organisationen
Anhang II: Teil-Standardisierter Fragebogen
Anhang III: Leitfaden der problemzentrierten Experteninterviews
Eidesstattliche Erklärung
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Aufbau und Methodik der Arbeit
Abbildung 2: Daten und Informationen als Grundlage fundierter Entscheidungen
Abbildung 3: Komponenten und Prozesse eines Geographischen Informationssystems
Abbildung 4: Aufgaben und Funktionen der Tourismusorganisationen
Abbildung 5: Von der Dienstleistungskette zum Dienstleistungsnetz
Abbildung 6: GIS-Software-Lösungen für das Business Mapping
Abbildung 7: Prozentualer Rücklauf differenziert nach Ländern
Abbildung 8: Einsatz von Web Mapping auf der Homepage der TO
Abbildung 9: Relevanz von Web Mapping in den TOs
Abbildung 10: Einsatz von Location Based Services in den TOs
Abbildung 11: Relevanz von Location Based Services in den TOs
Abbildung 12: Einsatz von Karten im Business Mapping
Abbildung 13: Einsatz konventioneller und digitaler Karten
Abbildung 14: Relevanz von Business Mapping
Abbildung 15: Prozentualer Einsatz nach Ländern
Abbildung 16: Einsatz der Kartentypen nach Ländern
Abbildung 17: Assoziationsmaß Lambda
Abbildung 18: Chi-Quadrat-Test und Cramers V
Abbildung 19: Prozentualer Einsatz nach Jahresbudget
Abbildung 20: Prozentualer Einsatz nach Geschäftsfeldern
Abbildung 21: Prozentualer Einsatz nach gewerblichen Übernachtungen
Abbildung 22: Hemmnisse nach Kartentypen
Abbildung 23: Hemmnisse für Web Mapping in den TOs
Abbildung 24: Hemmnisse in den TOs für Web Mapping
Abbildung 25: Hemmnisse nach LBS-Dienstleistungen
Abbildung 26: Einsatzhemmnisse für Location Based Services
Abbildung 27: Hemmnisse in den TOs für LBS
Abbildung 28: Hemmnisse für den Einsatz digitaler Karten in den TOs
Abbildung 29: Hemmnisse in den TOs für Business Mapping
Abbildung 30: Hemmnisse Web Mapping nach Ländern
Abbildung 31: Hemmnisse LBS nach Ländern
Abbildung 32: Hemmnisse Business Mapping nach Ländern
Abbildung 33: Hemmnisse nach Ländern
Abbildung 34: Hemmnisse Web Mapping nach Mitarbeiterzahl
Abbildung 35: Hemmnisse Location Based Services nach Mitarbeiterzahl
Abbildung 36: Hemmnisse Business Mapping nach Mitarbeiterzahl
Abbildung 37: Hemmnisse nach Mitarbeiterzahl
Abbildung 38: Mittelfristiger Einsatz von neuen Web Mapping-Systemen
Abbildung 39: Priorität der Kartentypen
Abbildung 40: Einsatzpotenzial (P) der Kartentypen
Abbildung 41: Einsatzpotenzial des Web Mappings
Abbildung 42: Mittelfristiger Einsatz von neuen Location Based Services
Abbildung 43: Priorität der LBS-Dienstleistungen
Abbildung 44: Einsatzpotenzial (P) der LBS-Dienstleistungen
Abbildung 45: Funktionen, die mobile Dienste beinhalten sollten
Abbildung 46: Einsatzpotenzial von LBS
Abbildung 47: Mittelfristiger Einsatz neuer Computerprogramme zur Kartenauswertung und Kartenansicht
Abbildung 48: Mittelfristig neuer digitaler Karteneinsatz nach Managementbereichen und -analysen
Abbildung 49: Priorität der Managementbereiche und -analysen
Abbildung 50: Einsatzpotenzial (P) nach Managementbereichen und -analysen
Abbildung 51: Einsatzpotenzial des Business Mappings
Abbildung 52: Mittelfristiger Einsatz der Technologien nach Ländern
Abbildung 53: Mittelfristiger Einsatz der Kartentypen nach Ländern
Abbildung 54: Mittelfristiger Einsatz der LBS-Dienstleistungen nach Ländern
Abbildung 55: Potenziale der Technologien nach Ländern
Abbildung 56: Mittelfristiger Einsatz der Technologien nach Ausbildungsabschluss
Abbildung 57: Potenziale der Technologien nach Ausbildungsabschluss
Abbildung 58: Mittelfristiger Einsatz der Technologien nach Rechtsform
Abbildung 59: Mittelfristiger Einsatz der Kartentypen nach Rechtsform
Abbildung 60: Potenziale der Technologien nach Rechtsform
Abbildung 61: Mittelwerte der Relevanz der Technologien
Abbildung 62: Mittelwerte des Einsatzpotenzials und der Hemmnisse
Abbildung 63: Die GIS-Einführung im Überblick
Abbildung 64: Aufwand-Nutzen-Komponenten eines GIS-Projekts
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Die Nutzen-Komponenten der GISe nach GI-Technologien
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
1. Problematik, Abgrenzung und Methodik der Arbeit
1.1 Problematik
Hochdynamische Entwicklungen im Bereich der Informations- und Kommunikations-technologien sowie die fortschreitende Globalisierung setzen Tourismusorganisationen unter Handlungsdruck, eröffnen ihnen aber auch neue Chancen. Die Märkte rücken durch Informationstechnologien und die erhöhte Mobilität der Bevölkerung (neue Verkehrstechnologien, verbilligte Flugreisen) immer näher zusammen (vgl. Ullmann 2000, S. 61ff.). Parallel dazu änderte sich das Konsumentenverhalten des Gastes vom passiven zum aktiven Marktteilnehmer. Er ist unter anderem weniger loyal, ändert oft seine Präferenzen, verlangt besseren Service, stärker auf ihn zugeschnittene („individualisierte“) Angebote und bessere Informationen über das Zielgebiet seiner Reise. Dem stehen geschichtlich gewachsene, sich meist an politischen Grenzen orientierende Tourismusorganisationen gegenüber. Doch diese Tourismusorganisationen mit ihren meist starren Strukturen beginnen sich nur langsam zu verändern und sich den neuen Gegebenheiten anzupassen.
Die grundlegende Aufgabe einer Tourismusorganisation – den Raum, in dem sie agiert, optimal zu vertreten und zu repräsentieren – verlangt den Einsatz neuer, auf Geographischen Informationssystemen basierenden Technologien. Ihr Einsatz bietet sich auch insofern an, als 80 % der Informationen in den Organisationen über einen Raumbezug verfügen (vgl. Czeranka 2001, S. 8; Bernhardt 2002, S. 44). Diese Informationen sind geeignet, in Form von digitalen Karten oder kartenverwandten Darstellungen visualisiert zu werden und bilden somit den Ausgangspunkt der Informationstechnologien, die als Web Mapping, Location Based Services und Business Mapping im Mittelpunkt der vorliegenden Arbeit stehen.
1.2 Zielsetzung
Generelle Arbeiten zu den Technologien Web Mapping, Location Based Services und Business Mapping wurden bereits von zahlreichen Autoren verfasst, jedoch ohne Bezug auf den Tourismus oder Tourismusorganisationen. Auch zu speziellen Projekten in diesem Zusammenhang gibt es nur vereinzelte Ausführungen. Eine empirische Arbeit, die einen umfassenden Überblick über den Einsatz, die Hemmnisse und Potenziale dieser Technologien in regionalen Tourismusorganisationen gibt, ist noch nicht abgefasst worden. Deshalb soll die vorliegende Arbeit einen Beitrag zum Schließen dieser „ Forschungslücke “ liefern.
Die Zielsetzung – den Einsatz, die Hemmnisse und Potenziale des Web Mappings, der Location Based Services und des Business Mappings in regionalen Tourismusorganisationen im deutschsprachigen Raum unter besonderer Berücksichtigung von Geographischen Informationssystemen aufzuzeigen – beinhaltet mehrere Forschungsaspekte.
In der Arbeit werden
- die potenziellen Einsatzmöglichkeiten der Technologien in Tourismus-organisationen vorgestellt,
- der aktuelle Einsatz von Web Mapping, Location Based Services und Business Mapping unter besonderer Berücksichtigung von Geographischen Informationssystemen in regionalen Tourismusorganisationen dargestellt und erläutert,
- die Einschätzungen der Hemmnisse und Potenziale von Web Mapping, Location Based Services und Business Mapping in den Organisationen vorgestellt und erklärt,
- Best-Practices ausgewiesen,
- Handlungsempfehlungen und Entscheidungshilfen für regionale Tourismus-organisationen aus den theoretischen und empirischen Ergebnissen und den Erfahrungen aus den Best-Practices abgeleitet.
1.3. Abgrenzung von Untersuchungsthema, -raum und -zielgruppe
Die thematische Abgrenzung und der Untersuchungsgegenstand erschließen sich aus den soeben aufgeführten Zielsetzungen. Die Analyse des Einsatzes wird den Ist-Zustand der Technologien in Tourismusorganisationen umfassend abbilden. Sie soll sich zudem, gleichermaßen wie bei den Einschätzungen der Hemmnisse und Potenziale der Technologien, nicht auf die Geographischen Informationssysteme im klassischen Sinn beschränken. Detailliert werden die verschiedenen Technologien in den jeweiligen Abschnitten von Kapitel 4 abgegrenzt.
Wie bereits erwähnt, können im Rahmen der Arbeit nur Einschätzungen der Tourismusorganisationen in Bezug auf die Hemmnisse und Potenziale der Technologien wiedergegeben werden. Gestützt werden die Beurteilungen durch Interviews mit Herstellern von Geographischen Informationssystemen. Dies bedeutet allerdings ebenfalls, dass eine Subjektivität gegeben ist, die nur bedingt mit der Wahrnehmung anderer relevanter Gruppen, wie zum Beispiel Touristen, Politiker oder touristischer Leistungsträger, übereinstimmt. Sie wurden im Rahmen der Arbeit nicht befragt, da sie einen eigenen Untersuchungsgegenstand und somit eine eigene Arbeit darstellen würde. Daneben ist die Befragung mit alleinigem Fokus auf den deutschsprachigen Raum wenig aussagekräftig und nur in einem lokal bzw. regional begrenzten Gebiet realistisch durchführbar.
Als Untersuchungsraum wurde der deutschsprachige Raum gewählt. Er beinhaltet in dieser Arbeit Deutschland, Österreich, Schweiz und die autonome Provinz Bozen-Südtirol in Italien. Das bedeutet, dass auch zwei- bzw. dreisprachige Regionen in der Schweiz ohne Sonderbehandlung in die Befragung miteinbezogen wurden.
Die Zielgruppe der Arbeit ist die regionale Tourismusorganisation (TO). Sie wurde bei Pretests als ideales Untersuchungsobjekt identifiziert bzw. ist sie für gastorientierte Technologien die ideale Distributions- und Kommunikationsinstanz. Lokale Organisationen (z.B. Tourismusinformationen) wurden nach den Pretests infolge mangelnder finanzieller Kapazitäten und fehlenden Know-hows ausgeklammert; auch wenn es durchaus Organisationen auf dieser Ebene gibt, in denen entsprechende Voraussetzungen für den Einsatz von Geographischen Informationssystemen gegeben sind. Organisationen auf Landes- und Bundesebene wurden nicht berücksichtigt, da sie das Ergebnis der regionalen Ebene verfälschen würden. Nicht zuletzt ein Grund für die Wahl regionaler Tourismusorganisationen als Untersuchungsobjekt ist das Potenzial dieser Ebene eine Destination darzustellen, die der Wahrnehmung der Gäste entspricht.
1.4. Aufbau und Methodik der Arbeit
Aufbau und Methodik der Arbeit mit den jeweiligen Kapitelziffern lassen sich in Abbildung 1 erkennen. Diese verdeutlicht die Leitlinien der Arbeit von theoretisch-inhaltlichen Faktoren über die empirische Forschung hin zu den Handlungsempfehlungen für TOs:
Die nichtlineare Darstellung zeigt den bipolaren theoretischen Zugang (Tourismus als Informationsgeschäft (Kapitel 2) & Tourismus als Netzwerkgeschäft (Kapitel 3)), der die Basis für die Erläuterungen der Thematik darstellt.[1] In diesen Kapiteln soll ebenso die Notwendigkeit Geographischer Informationssysteme aus wissenschaftlicher Sicht aufgezeigt werden. Die Systeme, ihre Entwicklung, Begriffsbestimmung, Technologie und Einsatzmöglichkeiten sind Bestandteil des vierten Kapitels. Kapitel 5 beschäftigt sich ausführlich mit den empirischen Ergebnissen, mit deren Hilfe „Best Practices“ identifiziert werden konnten, die ihrerseits in Kapitel 6 aufgeführt sind. Aus den theoretischen und empirischen Ergebnissen der Arbeit werden in Kapitel 7 Handlungsempfehlungen und Entscheidungshilfen für TOs abgeleitet und im abschließenden Kapitel 8 zusammengefasst.
Abbildung 1: Aufbau und Methodik der Arbeit
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: eigene Darstellung
Die Methodik stützt sich auf ein zweidimensionales Untersuchungsdesign:
- Zum einen wurde eine schriftliche quantitative Befragung von allen regionalen TOs im deutschsprachigen Raum mittels teil-standardisiertem Fragebogen[2] durchgeführt, der mittels Email an die Organisationen versendet wurde. Dies kommt einer Vollerhebung gleich, d.h. es wurde keine Stichprobe gezogen, sondern die Grundgesamtheit erfasst. Die Zusammenstellung erfolgte mithilfe des TID – Touristik-Kontakt (TourCon Hannelore Niedecken GmbH 2004, S. 614-666), von Mitgliederlisten des Deutschen Tourismusverbandes (DTV), der Österreich Werbung (ÖW) und des Schweizer Tourismus Verbandes (STV), gestützt durch eigene Internetrecherchen. Die Wahl der zu befragenden organisatorischen Ebene (regionale TOs) und die endgültige Fragebogenkonstruktion erfolgte nach ausführlichen Pretests.[3] Die Organisationen wurden unter Zusicherung der anonymen Behandlung der Antworten befragt. Die Auswertung der Ergebnisse der schriftlichen Befragung erfolgte im Statistikprogramm SPSS 13.0 der Firma SPSS GmbH.
- Zum anderen wurden mündliche qualitative Interviews mit Herstellern und Weisungsbefugten in Tourismusorganisationen als Methode gewählt. Informatorische Interviews mit Herstellern von Systemen auf der AGIT 2004 sowie mit Tourismusorganisationen auf der Internationalen Tourismus Börse 2005 (ITB) bildeten einen Bestandteil der Einstiegsphase. Analytische Interviews nach Abschluss der schriftlichen Befragung hingegen ergänzten und untermauerten die bereits vorhandenen empirischen Ergebnisse. Diese problemzentrierten Experteninterviews (face-to-face & telefonisch) mit Herstellern und Weisungsbefugten in Tourismusorganisationen wurde gewählt, da sie einen Kompromiss zwischen leitfadenorientierten und narrativen Gesprächsformen darstellen. Die Methode richtet sich, wie der Begriff bereits wiedergibt, nach einer Problemstellung, gesteht aber sowohl dem Interviewer als auch den Experten die Freiheit zu, die die Komplexität des Themas erfordert. Alle Interviews wurden mit Zustimmung der Experten elektronisch aufgezeichnet und in Auszügen (Zitaten) in die Arbeit übernommen. Für die Interviews wurden folgende acht Experten ausgewählt, die ihre Kompetenz in zahlreichen Projekten im Tourismus und / oder Geoinformationssektor aufgezeigt haben bzw. für diese Arbeit einen wichtigen Beitrag zur Zielerfüllung zu leisten im Stande waren:[4]
(a) Herr Jörg Billwitz, Geschäftsführer der Vianovis GmbH (Dienstag 11.10.05, Firmensitz der Vianovis GmbH in Betzigau)
(b) Frau Kornelia Hüttner, Marketing und Entwicklung der Allgäu Marketing GmbH (Dienstag 11.10.05, Firmensitz der Allgäu Marketing GmbH in Kempten)
(c) Herr Dr. Felix Keller, Abteilungsleiter Forschung des Instituts für Tourismus und Landschaft (ITL) an der Academia Engiadina (Montag 24.10.05, telefonisch)
(d) Herr Matthias Knoll, Abteilungsleiter Vertrieb der Alpstein GmbH (Dienstag 11.10.05, Firmensitz der Alpstein GmbH in Thalkirchdorf)
(e) Herr Lukas Krösslhuber, Geschäftsführer Osttirol Werbung (Freitag, 04.11.05, telefonisch)
(f) Herr Dr. Thomas Schorr, Entwicklungsleiter Web-GIS der geo-konzept GmbH (Donnerstag 20.10.05, Firmensitz der geo-konzept GmbH in Adelschlag)
(g) Herr Christian Vonach, Geschäftsführer intermaps AG Pfäffikon (Freitag 28.10.05, telefonisch)
(h) Herr Andreas Wüstefeld, Leiter Tölzer Land Tourismus (Mittwoch 26.10.05, telefonisch)
Zur weiterführenden Information der TOs und Hersteller sowie zum Download des Fragebogens in verschiedenen Dateitypen (.doc, .pdf, .rtf) bestand eine Info-Homepage, auf welche die Organisationen und Hersteller gezielt hingewiesen wurden. Diese Homepage existiert auch nach Abschluss der Arbeit unter der Adresse http://www.geographen-netzwerk.de/Fragebogen/index.htm weiter, um ausgewählte Ergebnisse für interessierte Organisationen und Hersteller zur Verfügung zu stellen.[5]
2. Tourismus als Informationsgeschäft
Tourismus kann infolge der hohen Informationsintensität touristischer Produkte und Prozesse grundsätzlich als Informationsgeschäft verstanden werden.[6] Der strategische Erfolgsfaktor „Information“ trägt maßgeblich zur zukünftigen Ertragskraft des Tourismus bei. Im nachfolgenden Abschnitt wird auf die Bedeutung des Faktors „Information“ sowohl aus Sicht des Gastes als auch aus Sicht der Tourismusorganisation eingegangen.
2.1. Bedeutung der Information im Tourismus
2.1.1 Aus Sicht des Gastes
Die wichtigste und erste Phase für einen Gast bei der Wahl seines Reiseziels ist die Informationsphase. Die Reiseentscheidung des unberechenbaren Hyperkonsumenten[7] ist sehr stark von seinen Informationsbedürfnissen und den ihm zur Verfügung stehenden Informationsquellen abhängig. Die zunehmende Bedeutung des Internets muss besonders hervorgehoben werden. Wurde vor wenigen Jahren in den „Reiseanalysen“ das Internet kaum erwähnt, so hat es rapide an Bedeutung gewonnen (vgl. Kulinat 2003, S. 107). „Bei 19 % aller Haupturlaubsreisen 2004 informierte man sich dort, mehr als dreimal so häufig wie vier Jahre zuvor“ (Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen e.V. 2005, S. 6).
Die Thematik „Information“ ist sehr eng mit den Besonderheiten des Dienstleitungsprodukts verflochten. Die touristische Dienstleistung ist immateriell und intangibel. Zunächst ist sie ein bloßes Versprechen der Leistungsfähigkeit eines Anbieters. Es fehlt ein vorfabriziertes Produkt, denn die Dienstleistungsproduktion entsteht erst, wenn Anbieter und Nachfrager zusammentreffen (uno-actu Prinzip) und damit ein Leistungsversprechen eingelöst wird. Während die Qualität und Quantität der physischen Faktoren (Tangibles) meistens schon vor dem Leistungsbezug eingeschätzt werden können, sind andere Leistungskriterien wie
- Reliability (Fähigkeit, die versprochenen Leistungen zu erfüllen),
- Responsiveness (Bereitschaft auf den Kunden einzugehen),
- Assurance (Wissen, Höflichkeit und Fähigkeit Vertrauen sicherzustellen) und
- Empathy (Sicherstellung einer individualisierten Aufmerksamkeit)
kaum fassbar (vgl. Lässer 1998, S. 10f).
Diese sind im Gegensatz zu den Tangibles nur schwer durch Informationssysteme kommunizierbar. Die Technologien können nur indirekt wirken, indem sie den Gästen z.B. individualisierte Aufmerksamkeit ermöglichen und die Bereitschaft aufzeigen auf den Kunden einzugehen. Dass der Gast aus der Qualität der Information auf die Qualität der später zu beziehenden touristischen Dienstleistung schließt, gilt speziell bei Erfahrungseigenschaften. Anders ausgedrückt: schafft es der Leistungsträger, dem potenziellen Gast bei der Informationsgewinnung eine positive Erfahrung zu vermitteln, ist die Wahrscheinlichkeit einer daraus folgenden Nutzung der Leistung relativ (zur negativen Erfahrung) größer. Der potenzielle Gast kann grundsätzlich davon ausgehen, dass beim effektiven Leistungsbezug nur mit geringer Wahrscheinlichkeit eine negative Erfahrung droht. Er kann sich folglich relativ risikolos für diese touristische Dienstleistung entscheiden (vgl. Lässer 1998, S. 14). Die Vorabinformation in all ihren Ausprägungen wird damit zum Vorläufer und Erstindikator der nachgelagerten, effektiven touristischen Dienstleistungen, die Qualität und Quantität der zu Verfügung gestellten Information und damit touristische GI-Systeme (Web Mapping und Location Based Services) zum strategischen Erfolgsfaktor.
2.1.2 Aus Sicht der Tourismusorganisationen
Strategisch geführte Destinationen müssen sich einen Überblick über ihre Managementbereiche und Wettbewerbsposition verschaffen, um aktuelle und zukünftige Entwicklungen abschätzen und fundierte Entscheidungen treffen zu können. Grundlage dafür ist die Beschaffung hochwertiger interner und externer Daten, als Vorstufe von Informationen, Wissen und Erkenntnissen (vgl. Abbildung 2).
Abbildung 2: Daten und Informationen als Grundlage fundierter Entscheidungen
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: eigene Darstellung in Anlehnung an Bernhardt 2002, S. 36
„Für das Management von Destinationen sind Daten auf operativer, taktischer und strategischer Ebene erforderlich“ (Beritelli et al. 2004, S. 52). Die Generierung von Informationen aus diesen Daten entwickelt sich im heutigen nachfrage- und serviceorientierten Markt für jede Destination zu einem wichtigen Wettbewerbsfaktor. „Wissensvorsprung sichert Wettbewerbsvorteile“ (Bernhardt 2002, S. 45). Dadurch wird es immer wichtiger, möglichst flexibel auf den Markt reagieren zu können und schnell handlungsfähig zu sein. Infolge des rasanten Anstiegs der Datenflut wächst die Menge nicht verwertbarer Daten und Informationen. Informationen steigen aber auch im Wert, je mehr Menschen sie nutzen. Ihre Verbreitung schafft Netzwerke, die durch Netzeffekte Mehrwert in den Tourismusorganisationen schaffen (vgl. Abschnitt 3.3). Zudem ergibt sich aufgrund der externen Effekte des Tourismus und der zum Teil öffentlichen Finanzierung von Tourismusorganisationen ein Interesse der Öffentlichkeit an umfassenden Informationen zur Leistungsbeurteilung des Managements der Destination. Dieses Informationsinteresse steigt mit der Verknappung öffentlicher Mittel. Gleichzeitig darf sich die Tourismusorganisation im heutigen Wettbewerbsumfeld keine gravierenden betriebswirtschaftlichen Fehlentscheidungen erlauben (vgl. Beritelli et al. 2004, S. 52). Geographische Informationensysteme gepaart mit Datenhaltungs- und Analysemethoden bewältigen die Nachteile der Informationsflut und verwandeln den verborgenen Schatz an komplexen Informationen in leicht verständliche digitale[8] thematische[9] Karten.
2.2. Informationssysteme im Tourismus
Ein Informationssystem definieren Bill und Zehner als ein „System zur Aufnahme, Speicherung, Verarbeitung und Wiedergabe von Informationen. Es besteht aus der Gesamtheit von Daten und Verarbeitungsanweisungen“ (Bill & Zehner 2001, S. 137). Die Erfassung, Verwaltung, Analyse und Präsentation von Daten, als Grundlage von Informationen, sind Aufgabenblöcke eines Informationssystems, wobei die Verwaltung von Daten konkret die Datenmodellierung, -strukturierung und -speicherung umfasst. Ein wesentliches Charakteristikum eines Informationssystems ist die Zusammenführung von mehreren Datenbeständen unter einem gemeinsamen thematischen Bezug und die Möglichkeit eines problemzentrierten Zugriffs auf diese Informationen (vgl. Bill & Zehner 2001, S. 137). Diese Definition zeigt, dass Informationssysteme mit den verschiedensten Ausprägungen und Schwerpunkten möglich sind. Auf problemorientiert ausgewählte Informationssysteme im Tourismus wird im Folgenden eingegangen.
2.2.1 Touristische Informations- und Kommunikationssysteme (TIKS)
„Touristische Informations- und Kommunikationssysteme“ ist der Sammelbegriff für Informationssysteme im Tourismus. Schertler unterteilt diese weiter in Computer-Reservierungs-Systeme (CRS) und in Destinationsinformationssystemtechnologien (DIS) (vgl. Schertler 1994, S. 527f). Auf CRS wird im Weiteren nicht eingegangen, da CRS-Systeme für diese Arbeit von untergeordneter Bedeutung sind und es zahlreiche Ausführungen verschiedenster Autoren zu dieser Thematik gibt.[10] Destinations-informationssysteme können auf unterschiedlichen Medien mit variierendem Inhalt (Content) verwirklicht werden. Die Bandbreite der Medien reicht von klassischen Datenträgern (Festplatten, CDs, DVDs) über elektronische Infotafeln und -terminals (Innen- und Außeninformationssysteme) hin zu Informationssystemen im Internet und auf mobilen Endgeräten. Oft sind es auch integrierte Systeme, die unabhängig vom letztendlichen Wiedergabemedium Informationen speichern, verarbeiten und wiedergeben.
Im deutschsprachigen Raum ist die Bandbreite an Herstellern touristischer Informations- und Kommunikationssysteme groß. Der führende Anbieter im DIS-Bereich ist die Tiscover AG, auf die exemplarisch eingegangen wird, um die Relevanz dieser Systeme am Beispiel des Internets zu verdeutlichen. Zu ihren Kunden zählen Tourismusorganisationen auf nationaler, regionaler und lokaler Ebene ebenso wie touristische Leistungsträger (z.B. Hotels). Die Kundenzahl weltweit belief sich 2004 auf rund 2000 Tourismusorganisationen und rund 16.000 Betriebe (vgl. Tiscover AG 2004, S. 1f). Das Unternehmen mit Hauptsitz in Innsbruck bietet seit 1995 Lösungen für Informationssysteme für Touristen vor allem im Internet. Mittlerweile zählt Tiscover zu den Top-Reisewebseiten und hat sich in Europa als eine der erfolgreichsten Marken im Tourismus etabliert. Auf www.tiscover.com vereinen sich große Informationstiefe und vielfältige Buchungsmöglichkeit zu einer Urlaubsplattform mit entsprechendem Inhalt (Content) zu den Regionen, Orten, Städten und buchbaren Unterkünften. Zusatzinformationen wie Wetter, Veranstaltungen, Live-Cams etc. komplettieren das Angebot des touristischen Informationssystems. Seit 1.1.2005 können alle wesentlichen Inhalte der Tiscover-Homepage in angepasstem Layout auch über ein mobiles Endgerät (alle Handys der neuen Generation, PDAs) abgerufen werden. Zudem besteht die Möglichkeit des Zugriffs über Informationsterminals, die den Gästen in verschiedenen Standorten in den Tourismusregionen zur Verfügung stehen (vgl. Steinbach 2003, S. 204). Im Jahr 2004 summierten sich die Seitenzugriffe auf 330 Millionen. Daraus resultierten 857.000 Buchungen und Reservierungsanfragen im Jahr 2004 über das Informationssystem (vgl. Tiscover AG 2005, S. 1).
Dies verdeutlicht nachdrücklich, dass touristische Informationssysteme aus den Tourismusorganisationen nicht mehr wegzudenken und ein wichtiger Informations- und Distributionskanal für touristische Leistungen sind.
2.2.2 Management Informationssysteme (MIS)
Der Begriff „Management Informationssystem“(MIS) ist in der Wirtschaftsinformatik mit zwei Bedeutungen belegt. Zum einen wird unter MIS die Gesamtheit aller computergestützten Planungs- und Kontrollsysteme verstanden. Andererseits sind MISe die erste Generation von entscheidungsunterstützenden Informationssystemen (vgl. Schlothmann 2001, S. 23f). In dieser Arbeit soll der Begriff MIS aber als Überbegriff der managementunterstützenden Informationssysteme und somit als Management Support Systeme (MSS) verstanden werden. Auf eine Differenzierung in die verschiedenen, in der Literatur ausführlich beschriebenen Generationen wird in diesem Rahmen verzichtet.[11]
Weltweit ausgerichtete Unternehmen in der Industrie aber auch im Dienstleistungssektor, die auf den hart umkämpften globalen Märkten mit wachsendem Erfolg agieren, leben ihr MISe als einen natürlichen Bestandteil ihrer Unternehmenskultur. Im Tourismus und speziell in Tourismusorganisationen ist ihre Nutzung keinesfalls üblich. Dies kommt einer Verschwendung des strategischen Erfolgsfaktors „Information“ gleich. Vor allem da im Tourismusmanagement im Vergleich zu anderen Managementbereichen besonders komplexe Ziele und vielfältige Handlungsalternativen bestehen, die Informationen auf operativer, taktischer und strategischer Ebene benötigen.
Die Beispiele für Management Informationssysteme sind u.a. aufgrund mangelnder Ausbildung vieler Tourismusmanager und fehlenden finanzieller Mittel einzelner Tourismusorganisationen (vgl. Wöber 2002, S. 32) rar gesät. Das Exempel im deutschsprachigen Raum bildet das Tourismus-Marketinginformationssystem TourMIS. Die Entwickler dieses internetbasierten Projekts sind die Österreich Werbung und das Institut für Tourismus- und Freizeitwirtschaft (ITF) an der Wirtschaftsuniversität Wien. Hauptziel des Informationssystems ist die optimale Informationsversorgung und Entscheidungsunterstützung für die österreichische Tourismuswirtschaft (vgl. Wöber 2002, S.35). Dieses Ziel wird auch durch die finanzielle Unterstützung von Akteuren und Organisationen der regionalen, nationalen und internationalen Tourismuswirtschaft[12] mit aktuellen Tourismusstatistiken und -analysen erreicht, wodurch ferner, bis auf wenige Ausnahmen, der gesamte Funktions- und Datenbestand unentgeltlich zur Verfügung gestellt werden kann. Die Informationen und somit das MIS beziehen sich nicht nur auf Österreich (Statistik Austria, Österreichischer Hotel- und Gaststättenbetriebsvergleich, Besucherzahlen österreichischer Sehenswürdigkeiten), sondern auch auf die europäische Ebene (Daten der European Travel Commission und des europäischen Städtetourismusverbands) und sind folglich nicht nur für Touristiker in Österreich von Interesse. Die Informationsversorgung der TourMIS-Benutzer erfolgt zum Beispiel mittels vordefinierter Tabellen und Berichte, die für den Benutzer im Echtzeitbetrieb erstellt werden. Für bestimmte Thematiken stehen auch unterschiedliche deskriptive Analysemöglichkeiten (Mittelwertvergleiche, Kreuztabellen, etc.) zur Verfügung. Die Berichtslegung erfolgt in Form von Tabellen, Texten und Grafiken bzw. im Datenformat ASCII, das dem Benutzer eine Weiterverarbeitung mit anderen Softwareprodukten (z.B. Excel, SPSS) ermöglicht. Eine Darstellung der Ergebnisse der Abfragen in Karten bzw. eine Verortung der Ergebnisse ist mit dem TourMIS direkt allerdings nicht möglich. Dies wäre in Geographischen Informationssystemen dagegen der Fall, die den Inhalt des folgenden Abschnitts darstellen.
2.2.3 Geographische Informationssysteme (GIS)
Bill und Zehner definieren ein Geographisches Informationssystem (GIS) als „ein rechnergestütztes System, das aus Hardware, Software, Daten und den Anwendungen besteht. Mit ihm können raumbezogene Daten digital erfasst und redigiert, gespeichert und reorganisiert, modelliert und analysiert sowie alphanumerisch und graphisch präsentiert werden“ (Bill & Zehner 2001, S. 105). Abbildung 3 fasst die Definition der beiden Autoren in einer Darstellung zusammen und gibt einen Überblick über die jeweils vier Komponenten und Prozesse als Bestandteile eines GISes. Neben obiger Definition existieren weitere GIS-Definition anderer Autoren, denen aktuell jedoch allen die Komponenten und Prozesse der GISe[13] gemeinsam sind, weswegen auf weitere Aufführungen von Definitionen verzichtet wird.
Abbildung 3: Komponenten und Prozesse eines Geographischen Informationssystems
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: eigene Darstellung
Um die Entwicklung der Geographischen Informationssysteme zu verdeutlichen, sind vor allem ältere Definitionen von großem Interesse. So fehlt zum Beispiel bei Dollinger und Strobl im Jahr 1989, aber auch in anderen Definitionen aus dieser Zeit, die „Präsentation“ als Prozess völlig: „Ein Geographisches Informationssystem ist ein Computersystem zur Erfassung, Verwaltung und Analyse großer Mengen räumlich verorteter Daten und darauf bezogener thematischer Attribute“ (Dollinger & Strobl 1989, S. 10). Somit scheinen sich die GISe auch in der jüngeren Vergangenheit noch verändert zu haben. Deshalb soll in der Folge kurz auf die historische Entwicklung in fünf sich teilweise überlappender Phasen eingegangen werden (vgl. Bartelme 2000):
- 1955 - 1975: Zeit der Pioniere: Individuelle, isolierte Lösungswege der Entwickler.
- 1970 - 1985: Zeit der Behörden: Entwicklung von Konzepten und beginnende Umstellung von Basisdaten in digitale Form, GIS als Erfassungswerkzeug.
- 1982 - 1990: Zeit der Firmen: Es entsteht ein GIS-Markt, die Hardware wird leistungsfähiger und eine Umstellung von Großrechnern auf Workstations findet statt.
- 1988 - 1998: Zeit der Nutzer: GISe entwickeln sich mehr und mehr weg von Universalwerkzeugen hin zu Systemen, die - modular aufgebaut - einen Werkzeugkasten darstellen, der jeweils an Benutzerwünsche angepasst, zu so genannten Fachschalen zusammengestellt werden kann.
- Ab ca. 1995: Zeit des offenen Marktes: Angebot und Nachfrage bestimmen den Markt, anstatt behördliche Vorgaben und einige Großprojekte.
2.2.3.1 Die Prozesse und Aufgaben eines Geographischen Informationssystems
Die Evolution der Technologie hat ihre Spuren in den vier Prozessen bzw. Aufgaben der Geographischen Informationssysteme hinterlassen, die im Nachfolgenden am Rande behandelt werden können.
Erfassung
Unter Erfassung wird nicht nur die direkte Eingabe der Daten am Rechner, sondern auch die Gewinnung von Daten mittels einer Vielzahl von Methoden verstanden. Zu Beginn der GIS-Entwicklung stand vor allem die Datenerfassung im Mittelpunkt. In der Tat ist die Datenerfassung die primäre Aufgabe eines GIS. In der Forschung haben sich nachstehende Schwerpunkte[14] in diesem Bereich gebildet:
- Standardisierung des Datenaustauschs und Interoperabilität,[15]
- Automatisierung der Daten- und Geodatengewinnung,[16]
- Aufbau und Verbesserung von Geodateninfrastrukturen[17] und
- neue Erfassungsmethoden und Fusion bekannter Erfassungsmethoden.
Verwaltung
In einem GIS sind Daten zu verwalten, d.h. zu speichern, zu ordnen und zu reorganisieren. Dafür sind geeignete Datentypen und -strukturen notwendig, die in einer Datenbank abgespeichert werden können. Gegenwärtige Forschungsschwerpunkte in der Verwaltung raumbezogener Daten sind:
- Aufbau von Geodatenwarenhäusern,[18]
- objektorientierte Ansätze zur Speicherung von und zum Zugriff auf Geodaten,
- offene Systemarchitekturen und Interoperabilität im Internet und
- raumbezogene Datenbeschreibungs- und Abfragesprachen.
Analyse
Die Analyse ist eine ganzheitliche, systematische Untersuchung, bei der die Daten untergliedert, in ihre Bestandteile zerlegt und diese anschließend geordnet, untersucht und ausgewertet werden. Diese Vorgehensweise dient, wie in Punkt 2.1.2 bereits angesprochen, der Informations- und Erkenntnisgewinnung. GISe bieten vielfältige Analysemöglichkeiten, die die Grundlage fundierter Entscheidungen sein können. GISe ermöglichen zudem eine a priori nicht gegebene logische Verbindung und Analyse thematisch verschiedener Daten und Informationen aus unterschiedlichen Quellen (vgl. Bernhardt 2002, S. 35). Die Auswertung der Daten kann über geometrische, logische und relationale Verknüpfungen sowie über statistische Verfahren erfolgen. Aufgaben der Datenanalyse, speziell bei der gemeinsamen Verarbeitung von Vektor- und Rasterdaten, sind Generalisierung und Konvertierungen, Verschneidungen, Transformationen von Vektor-[19] und Rasterdaten,[20] Simulationen, Modellierungen und Animationen. Die Forschung beschäftigt sich primär mit der Verbesserung der Leistungsfähigkeit und Automatisierung der Analysen:
- Neue Methoden und Algorithmen,
- Abfrageräume für Geometrie- und Sachdaten und
- Integration von wissensbasierten Systemen.
Präsentation
Die Präsentation beinhaltet die Darstellung oder Darbringung von Informationen gegenüber dem Nutzer des GISes. Die Präsentation der Daten stellt heute den wichtigsten Aspekt in einem GIS aus der Sicht der Nutzer dar, da die Visualisierung der Daten die Akzeptanz eines GIS bei den Nutzern erhöht. Auf die Effizienz der Informationsübermittlung wirkt sich diese Visualisierung günstig aus, denn bildliche Raumbezüge werden deutlich besser wahrgenommen als sprachlich kodierte Raumbezüge, die schnell die Grenzen der menschlichen Aufnahmefähigkeit übersteigen. Die aktuelle Forschung konzentriert sich auf:
- Standardisierung des Datenaustauschs,
- Präsentations- und Visualisierungstechniken, z.B. 3D-Visualisierung,
- Optimierung in Richtung Produkte für Nichtspezialisten,
- Generalisierung hinsichtlich verschiedener Aggregationsstufen und
- Präsentations- und Visualisierungshardware, zum Beispiel das Internet oder mobile Endgeräten.
Der Tourismus und vornehmlich Tourismusorganisationen spielen in der GIS-Prozessforschung eine untergeordnete bzw. überhaupt keine Rolle. Vereinzelt werden im deutschsprachigen Raum GIS-Forschungsprojekte im Tourismus realisiert. Allerdings behandeln sie touristische Fragestellungen auf Organisationsebene nur am Rande bzw. werden oft die Tourismusorganisationen nicht direkt in das Projekt involviert. Auf diese Projekte in Zusammenhang mit Tourismusorganisationen und -regionen wird in Kapitel 4 detaillierter eingegangen.
2.2.3.2 Die Komponenten eines Geographischen Informationssystems
Ein GIS besteht wie bereits oben angeführt aus vier Komponenten, auf die im Nachstehenden nur bedingt eingegangen werden kann. Nichtsdestotrotz soll eine Übersicht über diese Komponenten gegeben werden.[21]
Hardware
Hardware ist ein Sammelbegriff für alle physischen Bestandteile einer Datenverarbeitungsanlage. Zur Hardware gehören Ausgabegeräte (z.B. Drucker, Monitor), Eingabegeräte (z.B. Tastatur, Maus), Geräte zur Kommunikation (z.B. Netzwerkkarte), Speichermedien und die Grundbestandteile der Rechnerarchitektur wie Prozessor, Chipsatz und Arbeitsspeicher. Messbare und vergleichbare Größen sind die Speicherkapazität vom Primärspeicher bis zum Tertiärspeicher und die Geschwindigkeit des Prozessors und der Festplatten. Bill und Zehner nennen vier GIS-spezifische Peripherie-Devices: Digitalisiertisch, Analytischer Plotter, Scanner und Vermessungsgeräte (vgl. Bill & Zehner 2001, S. 125). Die für die Fragestellungen im Tourismus benötigte Hardware und anderen Komponenten sind Bestandteile des vierten Kapitels und werden hier nicht weiter behandelt.
Software
Software ist die Gesamtheit aller Programme, die auf einer Rechenanlage eingesetzt werden können. Software umfasst somit alle Anwendungen, Abläufe, Regeln, Dokumentationen und Daten und bildet somit die nichtapparativen Bestandteile eines Computers. Der GIS-Software-Markt ist gegenwärtig einer der dynamischsten Märkte im deutschsprachigen Raum. So errechnete der GIS-Report[22] eine Steigerung der GIS-Arbeitsplätze, den so genannten „Seats“, in Deutschland, Österreich und der Schweiz um 58,4 % im Zeitraum vom 01.01.2003 bis zum 01.07.2004. Dies bedeutet auf die Jahresfrist umgerechnet eine jährliche Steigerung der GIS-Lizenzen von fast 39 %. Insgesamt existieren laut GIS-Report im deutschsprachigen Raum 592.094 Arbeitsplätze mit registrierten Lizenzen (vgl. Buhmann & Wiesel 2004, S. 20). Differenziert man in die von Buhmann und Wiesel verwendeten Softwarekategorien, dann wird ersichtlich, dass die größten jährlichen prozentualen Steigerungsraten sich in den Kategorien GIS-Viewer[23] (204 %) und für Internet-GISe[24] (55 %) abspielten.[25] Die absolut bedeutendsten Softwarekategorien nach Arbeitsplätzen (Stand: 01.07.2004) sind GIS-Viewer (205.270), Desktop-GISe[26] (188.467) und Professional GISe[27] (100.054) Internet-GISe (87.417) deutlich vor Mobilen GISen[28] (6.085) und Geodatenbank-Servern[29] (4.801) (vgl. Buhmann & Wiesel 2004, S.20 f). Zusammenfassend bedeutet dies, dass sich die aktuelle Dynamik vor allem im Bereich der GIS-Viewer und der Internet-GISe abspielt und der GIS-Software-Markt in Zeiten der Stagnation insbesondere im deutschsprachigen Raum ein erfreulich gesundes Wachstum zeigt. Daten über den Einsatz von GIS-Software im Tourismusbereich liegen in dieser Quelle (Buhmann & Wiesel 2004) aber auch in anderen Quellen nicht vor. Allerdings kann davon ausgegangen werden, dass sich diese Tendenzen auf den Tourismusbereich übertragen lassen.
Anwendung
Die Anwendung, oder aus dem Lateinischen entlehnt Applikation, ist der Job oder die Aufgabe, die mit Hilfe eines Rechnersystems durchgeführt werden kann. Im allgemeinen Sprachgebrauch wird aber unter Anwendung die Verwendung, Nutzung und der Gebrauch verstanden. Der Begriff Applikation hingegen wird in der Geoinformatik meist synonym mit dem Begriff des anwendungsspezifischen Softwareprogramms verwendet. Die Anwendung von GISen an sich ist in den letzten Jahren sehr gestiegen, ihr Potenzial ist aber bei Weitem noch nicht ausgeschöpft. Generell kann man sagen, dass GISe überall dort eingesetzt werden können, wo Karten zur Planung, Dokumentation und Entscheidungsfindung genutzt und wo Daten durch einen gemeinsamen Raumbezug verknüpft werden. Charakteristisch für Anwendungen im GIS-Bereich ist das Ebenenprinzip (Layer principle). Es werden in einem GIS thematische Ebenen (Layer)[30] in Beziehung zueinander gestellt, wodurch ein GIS über eine klassische Datenbank hinausgeht und zu einem unverzichtbaren Werkzeug zur Erfassung, Verwaltung, Analyse und Präsentation raumbezogener Daten wird.
Daten
Geographische Informationssysteme erweitern bzw. lösen die bisher klassischen Kartenwerke und Methoden der Kartennutzung ab. Für diese GISe werden mittlerweile außer den topographischen Grundlagendaten (Geobasisdaten) weitere Geographische Informationen (z.B. Daten über Klima, Umwelt, Wirtschaft oder Bevölkerung) als Geofachdaten benötigt, die mit den Geobasisdaten in Beziehung gebracht (georeferenziert) werden, um Geodaten zu erzeugen. Die Kenntnis und Nutzung von raumbezogenen Informationen und entsprechenden Tools sind zwingend erforderlich, denn 80 % aller verwendeten Daten haben einen Raumbezug (vgl. Czeranka 2001, S. 8; Bernhardt 2002, S. 44). Diese Geodaten, als rechnerlesbare Geoinformationen, sind geeignet, in Form von digitalen Karten oder kartenverwandten Darstellungen visualisiert zu werden. Diese Geoinformationen bilden weltweit ein Wirtschaftsgut ersten Ranges mit zunehmender Bedeutung. Gegenwärtig ist ein effizienter, ressourcenschonender Umgang mit Geoinformationen noch nicht gewährleistet. Ursache ist zum einen eine unübersehbare Vielfalt an Datenquellen: Geodaten werden durch mangelnde Koordination oft mehrfach erhoben und andererseits bleiben vorhandene Datenquellen vielfach ungenutzt (vgl. DDGI 2000, S.1f). Es gibt aktuell allerdings in allen Ländern des deutschsprachigen Raums mehr oder weniger große Anstrengungen zur Errichtung einheitlicher landesweiter Geodateninfrastrukturen.[31] Deutschland zum Beispiel kam am 5.10.2005 mit der Freischaltung des GeoPortal.Bund (www.geoportal.bund.de) der Realisierung einer Geodateninfrastruktur für Deutschland (GDI-DE) im Internet ein deutliches Stück näher (vgl. Bundesamt für Kartographie und Geodäsie 2005b, S. 1). Buhmann und Wiesel nennen drei mögliche Anlaufstellen für die Beschaffung von Geoinformationen: öffentliche Verwaltung, freie Wirtschaft und europäische Einrichtungen (vgl. Buhmann & Wiesel 2004, S. 176ff). Der Erwerb und die Aufbereitung dieser Geodaten belastet fast jedes Projektbudget von GIS-Vorhaben entscheidend. Sie sind somit mitbestimmende Faktoren für den Einsatz von GISen in Tourismusorganisationen. Die Tourismusorganisationen an sich, ihre Aufgaben, Funktionen und Ziele bilden die Schwerpunkte des folgenden Kapitels.
3. Tourismus als Netzwerkgeschäft
3.1. Die Tourismusorganisation: Definition, Aufgaben und Funktionen
Die Tourismusorganisation (TO) ist ein über Jahrzehnte gewachsener Bestandteil des Systems Tourismus im deutschsprachigen Raum. Sie erstreckt sich über mehrere hierarchische Ebenen.[32] Wie bereits bei der Klärung des Untersuchungsobjekts angesprochen, bezieht sich diese Arbeit auf die regionale Ebene. Infolge dessen werden lediglich Definitionen für die regionale Ebene vorgestellt, auch wenn diese in vielen Fällen auch auf andere Ebenen übertragen werden könnten. So definiert Ullmann Tourismusorganisationen allgemein als Einrichtungen, „die für die Führung und Koordination von touristischen Gebietseinheiten (…) tätig sind“ (Ullmann 2000, S. 27). Es existieren daneben auch zahlreiche Definitionen mit unterschiedlichen thematischen und funktionalen Schwerpunkten.[33] Tourismusorganisationen (TOs) sind zum Beispiel nach Inskeep „notwendig, um den Tourismus (…) in einer Region zu planen, zu entwickeln, zu vermarkten und zu koordinieren“ (Inskeep 1991, S. 411). Nach Bieger ist die TO „der hauptsächliche Träger der übergreifenden und kooperativ zu erbringenden Funktionen im Tourismus“ (Bieger 1997, S. 90). Er unterscheidet ebenfalls zwischen öffentlich-rechtlich und privatrechtlich organisierten TOs, die mit anderen Zielsetzungen ihre Aufgaben und Funktionen wahrnehmen, da sie sich meist in der Profit-Orientierung unterscheiden. Generell weist er ungeachtet dessen einer Tourismusorganisationen vier grundsätzliche Aufgaben bzw. Funktionen zu: Leitbild- / Planungsfunktion, Angebotsfunktion, Marketingfunktion und Interessensvertretungsfunktion (vgl. Bieger 1997, S. 84f). In dieser Arbeit wird im Folgenden eine regionale Tourismusorganisation definiert werden, als „die im Tourismus auf regionaler Ebene kooperativ und qualitätssichernd wirkende Profit- oder Non Profit-Organisation mit Angebots-, Marketing-, Interessensvertretungs- und Leitbild- bzw. Planungsfunktion.“
Pechlaner et al. konkretisieren diesen Funktions- und Aufgabenbereich einer TO (vgl. Pechlaner et al. 2002, S. 12). Abbildung 4 gibt einen Überblick über dieses mögliche Leistungssystem entlang der touristischen Wertekette. Die Aufgaben haben sich, wie man erkennen kann, von den ursprünglich aus heutiger Sicht relativ einfach zu bewältigenden Aufgaben hin zu einem umfangreichen, komplexen Aufgabenspektrum entwickelt (vgl. Tschurtschenthaler et al. 2001, S. 118ff).
Abbildung 4: Aufgaben und Funktionen der Tourismusorganisationen
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: Pechlaner et al. 2002, S. 12 (geringfügig, nicht inhaltlich verändert)
Bei genauer Betrachtung werden bei den Aufgaben und Funktionen viele Einsatzmöglichkeiten von GISen ersichtlich, die detailliert in Kapitel 4 behandelt werden. Offen bleibt im Moment die Frage, ob diese komplexen Aufgaben und Funktionen in den heutigen TOs ohne GISe überhaupt noch zufrieden stellend bewältigt werden können.
Die grundlegende Aufgabe einer TO – den Raum, in dem sie agiert, optimal zu vertreten und zu repräsentieren – verlangt in jedem Fall den Einsatz neuer, auf GISe basierender Technologien. Gerade der Raumbegriff ist in viele Dimensionen verlängerbar, wofür die obige Definition nicht ausreicht: fiktive, künstliche, mentale, psychologische und virtuelle Räume[34] werden vernachlässigt bzw. nicht explizit erwähnt. Tourismusräume existieren nicht per se, sondern sie werden durch die unterschiedlichen Tourismusanbieter und Tourismusnachfrager erzeugt. Der Tourismus folgt also nicht der Raumwirklichkeit, sondern die Räume der Tourismuswirklichkeit (vgl. Wöhler 2004, S. 240f). Dies trifft ausdrücklich auf virtuelle Tourismusräume wie das Internet zu. In ihnen ist für TOs nicht die Repräsentation von Raumwirklichkeiten von Nöten, sondern die Vermittlung von Vorstellungen und Hypothesen und ihre Verankerung in den Köpfen der Touristen.[35] Dies bricht mit dem Anspruch der wahrheitsgetreuen Abbildung der Wirklichkeit in kartographischen Darstellungen. „It would (…) be unethical for a cartographer to intentionally falsify a map“ (Peterson 2003, S. 14). Allerdings ist auch klar, dass virtuelle kartographische Räume durch TOs abgedeckt werden müssen, da Touristen in ihnen Erkenntnisse über den realen Raum gewinnen können. Letztendlich bedeutet dies auch, dass die Tourismusorganisation den Raum abdecken muss, den der Gast, also die Tourismuswirklichkeit ihnen vorgibt. Der Weg der Tourismusorganisationen in Richtung Destinationsbildung ist somit unausweichlich.
3.2. Die Destination: Definition und neue Wertenetze
Der Gast konsumiert ein Bündel touristischer Leistungen, die sich in einem bestimmten Raum, d.h. in einer Destination, befinden. Bieger definiert die Destination als „Geographischen Raum (Ort, Region, Weiler), den der jeweilige Gast (oder ein Gästesegment) als Reiseziel auswählt. Sie enthält sämtliche, für einen Aufenthalt notwendigen Einrichtungen für Beherbergung, Verpflegung, Unterhaltung/ Beschäftigung. Sie ist damit das eigentliche Produkt und die Wettbewerbseinheit im Tourismus, die als strategische Geschäftseinheit definiert werden muss“ (Bieger 1997, S. 73). Wenn der Tourist ein Reiseziel auswählt, so stellt er die Räume und ihre Leistungsbündel einander gegenüber und wählt aus den im Wettbewerb stehenden Räumen denjenigen aus, der seine Bedürfnisse am besten erfüllt.
Die Globalisierung als neue Form der Internationalisierung sowie die andauernde Entwicklung der Informations- und Telekommunikationstechnologien führen zu neuen Spielregeln im Wettbewerb der Destinationen, die mit dem Stichwort „Netzökonomie“ charakterisiert werden können (vgl. Bieger & Jäger 2001, S. 135). Das Angebot aller Destinationen ist weltweit transparent, was dem potenziellen Kunden die Möglichkeiten bietet, Angebote weltweit konsequent zu vergleichen. Ferner nimmt für einkommensstarke Bevölkerungsgruppen die für Urlaub oder Freizeit nutzbare Zeit ständig ab. Folglich steigert sich der Innovationsdruck auf die Angebote der touristischen Leistungsträger der Destination in Richtung Individualität, Qualität, Preisoptimalität und Zeiteffizienz. TOs sind somit gezwungen, integrierte Angebote mit optimierten Dienstleistungsketten zu bieten. Nicht mehr der einzelne Leistungserbringer, sondern das Leistungspaket der Destination steht im Vordergrund. „Auch im Tourismus bewegen wir uns damit von der Denkweise einer Value Chain immer mehr in Richtung eines Value-Net“ (Bieger & Jäger 2001, S. 136). Diesen Weg von der linearen Dienstleistungskette hin zum Dienstleistungsnetzwerk kann man in Abbildung 5 erkennen. Die Elemente der Werte- bzw. Dienstleistungskette werden entbündelt und dadurch virtuelle Unternehmen geschaffen.[36] Zusätzlich werden die Vernetzung und die dadurch entstehenden Effekte im Erstellungsprozess der Leistung betont.
Abbildung 5: Von der Dienstleistungskette zum Dienstleistungsnetz
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: eigene Darstellung
Dem Gast muss eine Vielzahl von Optionen in diesem Dienstleistungsnetzwerk angeboten werden. Diese Optionen müssen leicht und rasch zugänglich sein (vgl. Bieger & Jäger 2001, S. 136). Das Distributionsmonopol der Tourismusorganisation bricht zwar durch neue Informationstechnologien auf (vgl. Pechlaner et al. 2002, S. 13). Die geeignete Instanz für die Distribution dieser Optionen ist dennoch die Tourismusorganisation, auch wenn meist die Wahrnehmungsgröße der Destination durch den Touristen nicht mit der räumlichen Ausdehnung des Zuständigkeitsbereiches der TO übereinstimmt.
GI-Technologien verschaffen in diesem Zusammenhang die Möglichkeit, den Gästen diese Optionen in hervorragender Art und Weise zur Verfügung zu stellen bzw. sich über diese zu informieren. Deshalb müssen benachbarte Tourismusorganisationen bei GI-Technologien kooperieren um dem Gast aus verschiedenen „ehemaligen“ Werteketten ein perfektes Leistungsbündel anbieten zu können. Dies entspricht auch der Theorie des „Value Net“, bei der davon ausgegangen wird, dass im Sinne eines „cherry pickings“ Leistungen aus existierenden Werteketten oder -systemen genutzt werden, um das bestmögliche und kosteneffizienteste Produkt zu kreieren (vgl. Bieger & Lässer 2004, S. 80).
3.3. Netzeffekte, Kernkompetenzen und neue Geschäftsmodelle
Da die Leistungsträger in den Destination gezwungenermaßen ein Netzwerk darstellen, ergeben sich in diesem System Netzeffekte, die auch als Netzexternalitäten bezeichnet werden (vgl. Bieger & Jäger 2001, S. 138). Sind die Netze in den Destinationen ausgebaut und die notwendigen Investitionen in Konzepte, Aufbau und Betrieb des Netzwerkes, Marke und Vertrauen auf Absatzseite, etc. geleistet, so können mit relativ wenig zusätzlichen Kosten, d.h. bei geringeren Grenzkosten, mehr Leistung erbracht werden. Investiert also ein Leistungsträger in der Destination, bspw. die Tourismusorganisation in neue Technologien wie z.B. GISe, so profitieren alle anderen Leistungserbringer (z.B. Hotellerie, Bergbahnen, Attraktionen). Destinationsnetzwerke haben ein enormes Potenzial, die Spielregeln des Wettbewerbs zu ändern (vgl. Bieger& Jäger 2001, S. 138).
Für die TOs bedeutet dies, dass nur diejenigen überleben können, welche es verstehen, über ein effektives und effizientes Netzwerkmanagement positive Netzeffekte zu nutzen.
Zusätzlich werden die Tourismusorganisationen im Zuge des internationalen Wettbewerbs gezwungen, sich auf die Kernkompetenzen zu konzentrieren. Kernkompetenzen definiert Bieger als „Verbund von Fähigkeiten und Technologie, der auf explizitem und verborgenem Wissen beruht und sich durch zeitliche Stabilität und produkteübergreifenden Einfluss kennzeichnet. Kernkompetenzen generieren einen Nutzen beim Kunden, sind einzigartig unter Wettbewerbern, verschaffen Zugang zu neuen Märkten, sind nicht leicht imitierbar und transferierbar und sind synergetisch mit anderen Kompetenzen verbunden“ (Bieger 2002, S. 93). Interessant bei dieser Definition ist die Betonung der Technologie im Verbund mit organisationseigenen Fähigkeiten, die einen einzigartigen „Cocktail“ an Know-how in der TO bilden. Es ist zukünftig nur eine Konzentration der Geschäftstätigkeit auf Aktivitäten und Bereiche sinnvoll, in denen die Tourismusorganisationen in der Lage sind, aufgrund ihrer Kompetenzstärke herausragende Werte zu schaffen. Das kann auch heißen, dass Nebengeschäfte konsequent kommerzialisiert oder Umwegrenditen internalisiert werden, falls das eigentliche Kerngeschäft keinen monetären Nutzen mehr erbringt. Aufgabenfelder, die kompetenzschwach in Beziehung zur Aufwand-Nutzen-Relation sind, und somit potenziell externalisiert werden können, unterscheiden sich in den Organisationen und hängen von zahlreichen Faktoren ab. Für die Zusammenarbeit der Outsourcingpartner ist es grundlegend, Koordinationsmechanismen (explizite oder implizite Verträge) zu verhandeln und festzulegen. Hierzu bedarf es der detaillierten Formulierung des Geschäftsmodells der TO und der dafür notwendigen Kernkompetenzen.
Aus diesen obig genannten Faktoren ergibt sich ein Handlungsdruck auf die klassischen Geschäftsmodelle der traditionellen Tourismusorganisationen. Die Bewegung vom alten zum neuen Geschäftsmodell kann evolutiv aus dem bestehenden Geschäft heraus entwickelt werden. Möglich ist aber auch ein revolutionärer Ansatz, indem mit neuen Köpfen und einer neuen Organisation ein neues Geschäftsmodell aufgebaut wird. Bieger und Lässer definieren Geschäftsmodell als die „Darstellung der Art und Weise, wie ein Unternehmen, ein Unternehmenssystem oder eine Branche am Markt Werte schafft“ (Bieger & Lässer 2004, S. 77). Sie fordern in diesem Zusammenhang Antworten auf folgende Fragen:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Durch Geographische Informationssysteme lassen sich neue Werte am Markt kreieren. Im Leistungssystem können mit neuen Leistungen neue Zielgruppen angesprochen und das Dienstleistungsnetz optimiert werden. GI-Systeme betreffen direkt bzw. indirekt das Kommunikationskonzept und können somit auch direkt oder indirekt neue Einnahmen generieren (Ertragskonzept). Da die Kompetenzen für diese Technologien meist nicht in den Tourismusorganisationen vorhanden sind, müssen deshalb Kompetenzkonfiguration und Kooperationskonzept überdacht werden.
Infolgedessen können Geographische Informationssysteme die Triebfeder hin zu einem neuen nachhaltigen Geschäftsmodell für regionale Tourismusorganisationen darstellen.
Auf entsprechende Geographische Informationssysteme, deren Entwicklung, Technologie und Einsatzmöglichkeiten wird im folgenden Kapitel 4 ausführlich eingegangen.
4. GI-Technologien in Destinationen
Wie bereits in der Abgrenzung des Untersuchungsthemas angesprochen, beschränkt sich die empirische Arbeit nicht auf die Geographischen Informationssysteme im klassischen, in Abschnitt 2.2.3 definierten Sinn. Auf Geoinformationen (GI) basierende Technologien werden mit in die Betrachtung einbezogen, um die GISe einerseits in ein Verhältnis mit anderen Dienstleistungen oder Aufgaben setzen zu können und um andererseits die Potenziale der GISe aufzeigen zu können. Zudem ist den TOs oft nicht ersichtlich, ob die Karten, die sie zum Beispiel im internen Management einsetzen, in klassischen GISen generiert wurden. Folglich ist diese indirekte Nutzung im Fragebogen nicht abfragbar und demgemäß in der Arbeit nicht abschätzbar. Dies trifft auch auf die im Hintergrund agierende GISe in gastorientierten Informationssystemen zu, die für den Benutzer und oft auch für die TOs nur schwer identifizierbar sind.
Im Folgenden werden deshalb die drei auf Geoinformation basierende Technologien definiert, ihre Entwicklung vorgestellt und die Einsatzmöglichkeiten in TOs unter besonderer Betrachtung der klassischen GISen aufgezeigt.
4.1. Web Mapping
Die erste und wichtigste Phase für einen Konsumenten bei der Wahl einer Destination ist die Informationsphase. Hier wächst die Nutzung elektronischer Medien, vor allem die des Internets, besonders schnell: „Bei 19 % aller Haupturlaubsreisen 2004 informierte man sich dort, mehr als dreimal so häufig wie vier Jahre zuvor“ (Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen e.V. 2005, S. 6). In unterschiedlichen Studien wird davon ausgegangen, dass diese Prozentzahl in den nächsten Jahren noch deutlich steigen wird, infolge der ständigen Zunahme der generellen Internetnutzung und des wachsenden Informationsbedürfnisses des Gastes. Die Bedeutung des Tourismus im Internet ist mit nur einer Zahl plakativ zu verdeutlichen. Bei Eingabe des Begriffs „Tourismus“ in die Internet-Suchmaschine Google ergeben sich 12,8 Millionen Seiten, die den Begriff Tourismus beinhalten[37]. Kartographische Darstellungen sind mittlerweile ein wichtiger Bestandteil dieser Internetseiten und somit Web Mapping eine unerlässliche Technologie im Online-Tourismus. Eine Serie von Studien seit 1996 zeigt, dass die Kartennutzung im Internet schneller wächst als die Nutzung des Internets an sich. Dies ist nicht überraschend, da es für einen Nicht-Internet-Nutzer deutlich schwieriger ist, das benötigte Equipment zu bekommen, als für einen Internetnutzer, auf Homepages mit Karten zuzugreifen (vgl. Peterson 2003, S. 9f).
4.1.1 Entwicklung und Definition
Die Entwicklung des Web Mappings ist schon aufgrund der Namensgebung sehr eng mit der Entwicklung des Internet verbunden. Deshalb soll zunächst kurz auf die Entwicklung des Internets eingegangen werden (vgl. Peterson 2003, S. 4f). Das Internet wurde 1969 aus Angst vor einem potenziellen Nuklearschlag der Sowjetunion von einer Arbeitsgruppe des US-Verteidigungsministeriums unter dem Namen ARPANET entwickelt. Aus diesen und anderen, später angeknüpften Netzen ist das im Jahr 2004 von 838 Millionen Menschen weltweit genutzte (vgl. Bitkom 2005, S. 4), heutige Internet entstanden. Wichtige Eckdaten in dieser Evolution sind die Programmierung des ersten Codes (HTML) des World Wide Web (WWW) am CERN im Jahr 1991 und der Start des öffentlich zugänglichen WWW im Jahr 1992. Auch die Entwicklung des ersten graphikbasierten Web-Browsers (Mosaic) im Jahr 1993 sowie die Veröffentlichung des Microsoft Internet Explorers im Jahr 1996 sind Meilensteine in der Entstehung des heutigen „Netz der Netze“. Obwohl das Web (WWW) aufgrund der überragenden Bedeutung oft mit dem Internet insgesamt gleichgesetzt wird, handelt es sich im Grunde nur um einen unter mehreren Internetdiensten (Datenübertragung (FTPs), Chats (IRCs) und Emails). Für das Web Mapping kommt zweifelsohne nur das World Wide Web als Internetanwendung in Frage.
Obgleich es sich beim Web Mapping um eine sehr junge Disziplin handelt, ist bei den angebotenen Karten oder Systemen in funktionaler Hinsicht eine interessante und zudem rasch vor sich gehende Weiterentwicklung in den vergangenen Jahren festzustellen. Die zu Beginn des Internetzeitalters unternommenen Versuche mittels des ASCII-Zeichensatzes kleinere Graphiken zu übermitteln, muten aus heutiger Sicht hilflos an. Im Vergleich zu diesen Abbildungen bedeutete die standardmäßige Möglichkeit (HTML 2.0) der Einbindung von Rasterbildern in Websites im Jahr 1994 einen revolutionären Schritt. 1995 erschienen die ersten interaktiven Map Server und im darauf folgenden Jahr begannen die großen GIS-Firmen geeignete Softwareaufsätze zu entwickeln, um eine Verbindung ihrer Systeme zum Internet zu ermöglichen (vgl. Dickmann 2001, S. 26ff). Herkt nennt als wichtigste Voraussetzung für den Einsatz von GIS-Technologien im Internet die Veröffentlichung von GML im Jahr 2000 als Erweiterung der Metasprache XML (vgl. Herkt 2003, S. 69). Mit ihr wird es möglich, sowohl geometrische als auch semantische Inhalte einer Datei interoperabel zu halten und im Web transport- und lesefähig zu strukturieren (vgl. Joos 2003, S.187). Zudem versetzte der in diesem Jahr veröffentlichte WMS (Web Map Service Implementation Spezifikation)-Standard[38] erstmalig Web Map Server (WMS), die auch als Internet Map Server (IMS) bezeichnet werden, in die Lage, das Web nach vorhandenen Geodaten zu durchsuchen, sowie mehrere Datensätzen aus unterschiedlichen Quellen zusammenzuführen.
Dadurch ergeben sich neue Optionen und Chancen für das Web Mapping, die sich ebenfalls in den grundsätzlichen Definitionen und Abgrenzungen des Web Mappings niederschlagen. Bill und Zehner definieren Web Mapping verhältnismäßig eng als die „Verbindung von GIS- und kartographischen Funktionalitäten mit dem Internet“ (Bill & Zehner 2001, S. 263), da sie GIS-Funktionalitäten als auszeichnendes Element des Web Mappings bezeichnen. Dickmann hingegen lehnt eine Festlegung auf die Funktionalitäten eines GISes aufgrund von Abgrenzungsproblemen infolge zunehmender Funktionalitäten klassischer Bildschirmkarten ab und bezeichnet Web Maps als „kartengestützte Online-Systeme“ (Dickmann 2001, S. 19). Er weist daneben auf die oft nur schwer zu realisierende begriffliche Unterscheidung zwischen der, sich stärker auf den Herstellungsprozess beziehenden, Bezeichnung Web Mapping und dem analyseorientierten Terminus Web-GIS hin. Im Folgenden soll für diese Arbeit jedoch deutlich zwischen beiden Begriffen differenziert werden. Web Mapping wird hier als „Verbindung von kartographischen und / oder GIS-Funktionalitäten mit dem Internet“ definiert. Der Begriff Web-GIS dagegen ist in diesem Rahmen lediglich als einer der Kartentypen des Web Mappings im Sinne von statischen und interaktiven Karten als Ergebnis von online erfolgenden GIS-Analysen zu verstehen.
4.1.2 Typisierung und Technologie
„There is great variety in the use of maps on tourist websites” (Kraak 2003, S. 23). Dies bedeutet, dass zur Präsentation einer Region und ihrer Produkte auf der Homepage der entsprechenden Destination sehr unterschiedliche Web Mapping-Verfahren und -Typen eingesetzt werden, die über eine Vielzahl an Datentypen und auch -qualitäten verfügen. Neben Satelliten- und Luftbildern werden auch GIS-Datenmodelle, Karten oder auch nur einzelne Kartenschichten auf den Homepages der TOs angeboten. Die Übertragung von „Rohdaten“, die sich nur mithilfe besonderer Software verarbeiten und visualisieren lassen, ist dabei nur eine Möglichkeit. Die Spannweite der netzbasierten elektronischen Karten reicht von der bloßen Ansicht von Karten (static maps) bis hin zu online erfolgenden Raumanalysen mithilfe kartengestützter Informationssysteme (Web-GIS) (vgl. Dickmann 2001, S. 34f), wie folgende Typisierung zeigt:
- Statische Karten
static maps oder view only maps: vorgefertigte Karten, die sich mit den gängigen Browsern unmittelbar auf dem Bildschirm darstellen lassen.
- Interaktive Karten
- Sensitive Karten (clickable maps oder image maps):
mit („klick“-) sensitiven Flächen (hot spots) versehene oder insgesamt als Link fungierende Karten, die bei Bedarf dem Aufruf neuer Seiten mit weiteren Informationsschichten dienen
- Individuell generierbare Karten (maps on demand):
individuell generierbare Karten, deren Informationsschichten vor der Visualisierung vom Nutzer ausgewählt werden können
- Animierte Karten (animated maps):
animierte Karten, mit denen sich dynamische Prozesse (Bewegung) visualisieren lassen (Animationen, Filme) sowie Karten, die automatisch aktualisiert werden
- 3D-Karten (3D maps):
Perspektivisch beeinflussbare 3D-Darstellungen, Panoramadarstellungen
- Web-GIS – statische und interaktive Karten als Ergebnis von GIS-Analysen:
Darstellung von Abfrage- und Analyseergebnissen, die interaktiv mithilfe eines online arbeitenden GISes gewonnen werden und aufgrund ihrer interaktiven Struktur analytische Funktionen besitzen.
Diese Einteilung bzw. Typisierung von Dickmann ist nicht die einzige in der Literatur dargestellte Möglichkeit der Differenzierung. Asche teilt zum Beispiel Web Mapping lediglich in vier Kartentypen ein (vgl. Asche 2001, S. 6ff): Betrachtungskarten (online view maps), Interaktive Karten (interactive maps), Raumanalysekarten (spatial analysis maps), GIS-Karten (geoprocessing maps), während Kraak (1999) eine Unterscheidung in zwei Haupttypen (static und dynamic maps) vornimmt, die er jeweils weiter in „view only“ und „interactice interface and / or contents“ untergliedert (vgl. Kraak 2001, S. 35). Dennoch wurde die Typisierung in sechs Kategorien von Dickmann für diese Arbeit gewählt, da sie Auswahlmöglichkeiten aufweist, die speziell im Tourismus von Interesse sind.
Diese Karten bieten je nach Typ und Anwendungsgebiet in ihren Benutzeroberflächen unterschiedliche Interaktionsmöglichkeiten (vgl. Dickmann 2001, S. 45):
- Präsentationsfunktion: graphisch-textliche Ergebnisanzeige mit Legende und Hilfsgraphiken; dynamisch / interaktiv / multimedial
- Navigationsfunktion: Vergrößern, Verkleinern, Verschieben
- Abfragefunktion: Eingabefelder für raum- und themenbezogene Abfragen
- Analytische Funktion: Messung, Buffering, Umkreis-Selektion, Routing
- Klassifizierungsfunktion: statistische Angaben; Klassengrenzen-Bestimmung
- Gestaltungsfunktion: Einflussnahme auf Kartengraphik; 2D / 3D
- Rahmenfunktionen: Browserangaben; Cursor-Positionsanzeige
Vor allem bei den analytischen und den Abfragefunktionen grenzen sich Web-GISe von den anderen Typen ab. Individuell generierbare Karten (maps on demand) bieten mit ihren interaktiven Möglichkeiten teilweise GIS-ähnliche Funktionen, allerdings sind ihre Fähigkeiten zur Datenabfrage und -analyse nur wenig bis gar nicht ausgeprägt. Ein wesentlicher Vorzug eines Web-GISes ist es, räumliche Beziehungen zwischen einzelnen Kartenelementen identifizieren zu können. Der Umfang geographischer Informationen, die auf diese Weise im Netz zur Verfügung gestellt werden, ist jedoch bei allen frei zugänglichen Systemen beschränkt. Die Daten beziehen sich vor allem im Tourismus auf eine bestimmte Region oder Thematik.
Der limitierende Faktor aus technologischer Sicht für die Qualität und den Umfang der Karten ist die Bandbreite des Internetzugangs der Nutzer. In diesem Bereich werden allerdings zum Beispiel für Deutschland zweistellige Wachstumsraten in den nächsten Jahren prognostiziert. Man geht davon aus, dass im Jahr 2007 bereits 34 % der deutschen Haushalte über einen Breitbandanschluss (DSL, Kabelmodem, Glasfaser) verfügen werden (vgl. Bitkom 2005, S. 8). Auch in Österreich, Italien und der Schweiz sind ähnliche Entwicklungen zu erwarten. Somit nimmt der Einfluss dieses limitierenden Faktors auf das Web Mapping stetig ab.
Grundsätzlich kann ebenfalls die allgemeine PC-Verbreitung in privaten Haushalten als limitierender Faktor angesehen werden. Die Verbreitung unterscheidet sich im Untersuchungsgebiet zum Teil sehr stark. In der Schweiz verfügen im Jahr 2004 51 % der Bevölkerung über einen PC, wohingegen in Deutschland nur 39 %, in Österreich nur 34 % und in Italien nur 21 % (keine Vergleichswerte für Südtirol ausgliedert) einen PC besitzen (vgl. Bitkom 2005, S. 10). Allerdings wird auch in diesem Sektor ein stetiges Wachstum erwartet. Von Interesse sind die Zahlen, da diese Länder die Hauptquellmärkte für die Destinationen und somit das Gros der potenziellen Nutzer der Web Mapping-Systeme im deutschsprachigen Raum darstellen. Aktuell übliche PCs erfüllen durchweg die Hardwarevoraussetzungen (Prozessorleistung, Arbeitspeicher, Modem, usw.) für die Nutzung der unterschiedlichen Kartentypen, wodurch eine Betrachtung der Hardware aus Sicht der Nutzer vernachlässigt werden kann. Die Hardwarevoraussetzungen aus Sicht der Hersteller der Web Mapping-Systeme variieren sehr stark abhängig vom Kartentyp, der Verfügbarkeit der Datengrundlage und der Thematik der Karten. Eine Thematisierung dieser Hardwarevoraussetzungen sowie auch der für das Web Mapping benötigten Softwarekomponenten würde in diesem Rahmen deutlich zu weit führen und keinesfalls zielführend sein. Notwendiger und von höherer Priorität für diese Arbeit sind eindeutig die potenziellen Einsatzmöglichkeiten des Web Mappings in Destinationen als Bestandteil des folgenden Abschnitts.
4.1.3 Einsatzmöglichkeiten in Destinationen
Die Einsatzmöglichkeiten und -notwendigkeiten der unterschiedlichen Web Mapping-Systeme differieren je nach den Funktionalitäten des jeweiligen Kartentyps. So genügen für einfache Thematiken wie z.B. einfache Anfahrtsskizzen statische Karten vollkommen, wohingegen für komplexe Thematiken mit verschiedenen Informationsschichten nur individuell generierbare Kartentypen oder Web-GISe als Optionen in Frage kommen. Infolge dessen bleibt offen, ob ein Web-GIS für die Darstellung der Anfahrt von Nöten ist, oder ob ein Link zu einem der im Internet kostenlos zur Verfügung gestellten Routenplaner ausreicht. Insofern enthält die nachstehende Auflistung nur typische Einsatzfelder allerdings keine durchgängig gültigen Aussagen:
- Statische Karten: Anfahrtsskizzen, eingescannte Karten,
- sensitive Karten: komplexere Anfahrtsdarstellungen, als Link fungierende Karten
- individuell generierbare Karten: u.a. Wander-, Radweg-, Mountainbike-, Loipen- und Nordic Walking-Karten, Darstellungen mit Sehenswürdigkeiten (points of interest = POIs),
- animierte Karten: Wetterkarten, Rundflüge,
- 3D-Karten: Panoramadarstellungen,
- Web-GISe: u.a. Wander-, Radweg-, Mountainbike- und Nordic Walking-Karten, Darstellungen mit Sehenswürdigkeiten (POIs), Tourenplanung (Routing), Unterkunfts- und Attraktionsabfragen sowie -lokalisierungen, usw.
Grundsätzlich „kann man beim Web Mapping spinnen wie man will und der Phantasie freien Lauf lassen“ (d). Die Einsatzmöglichkeiten vor allem im Bereich der Web-GISe sind häufiger von der fehlenden Kreativität und Innovationsfreude der Tourismusverantwortlichen als von den technischen Hemmnissen beschränkt. „Wir sind nicht beschränkt auf klassische Wegführung, sondern wir können im Prinzip Freizeit komplett darstellen und müssen das auch tun in Zukunft“ (d). Generell wäre es sehr wünschenswert, dass die TOs heute übliche Einsatzmöglichkeiten des Web Mappings realisieren würden, was leider in vielen Fällen nicht der Fall ist. Diese Systeme „erlauben dem Gast einfach verschiedene touristische Produkte und Dienstleistungen im regionalen Kontext miteinander zu verknüpfen. Vereinfacht gesagt: Er kann sich sein Hotel danach aussuchen, ob es jetzt an der Loipe, an der Bahn oder beim Skigebiet liegt“ (e). Wie in Abschnitt 3.2 bereits angesprochen, verschaffen allerdings nur GISe die Möglichkeit, den Gästen diese Komponenten des Wertenetzes in exzellenter Art und Weise zur Verfügung zu stellen bzw. sich über diese Komponenten umfassend zu informieren. Zu beachten bleibt jedoch, dass Web Mapping-Systeme fast ausschließlich für die Information und Reservierung vor der Reise von Bedeutung sind.
4.2. Location Based Services
Touristische Informationen werden nicht nur vor, sondern auch während der Reise benötigt. „This is important because no matter how well planned a trip is in advance unexpected events or new needs will occur during the trip.” (Eriksson 2002, S. 260) „Es ist natürlich wichtig, dass sich der Gast vor Ort wohl fühlt“ (e). Neben Infoterminals und den klassischen Touristinformationen ermöglichen dies Dienstleistungen und Anwendungen für mobile Endgeräte (Devices). „Wurde vor kurzem noch die mobile Informationsgesellschaft praktisch als Faktum postuliert, werden die Entwicklungen und Perspektiven im Bereich mobile Dienste heute viel nüchterner betrachtet“ (Zipf 2002a, S. 2). Nichtsdestotrotz nimmt der Einsatz der Technologie nicht nur im Tourismussektor ständig zu. Diese Zunahme ist sehr eng mit der fortschreitenden Entwicklung und Verbreitung mobiler Engeräte verbunden.
4.2.1 Entwicklung und Definition
Als Entwicklung mobiler Endgeräte wird exemplarisch[39] die der Mobilfunktechnik[40] vorgestellt. Die Geburtsstunde der drahtlosen Kommunikation im Jahr 1897 ist Guglielmo Marconi, dem „Vater der Funktechnik“, zu verdanken, dem die erste drahtlose Übertragung von telegraphischen Nachrichten gelang. Der Startschuss für die mobile Telephonie fiel im Jahr 1926. Reisende auf der Zugstrecke Berlin-Hamburg konnten mit dem weltweit ersten Zugtelefon mobil telefonieren. Im Jahr 1982 nimmt jedoch erst die GSM-Revolution mit der Entwicklung eines einheitlichen Standards für die Mobilkommunikation in Westeuropa ihren Anfang, was den Ausgangspunkt für den Mobilfunkdurchbruch in den 90er Jahren des letzten Jahrhunderts darstellte. Ein Ende dieses Handy-Booms ist noch nicht abzusehen, allerdings wird sich das Wachstum in den kommenden Jahren infolge einer Marktsättigung vor allem im deutschsprachigen Raum abschwächen.[41] Neue Dynamik in diesem Markt bringt die Mobilfunktechnik UMTS. Im Jahr 2001 ging das weltweit erste UMTS-Netz in Japan an den Start, der Beginn der breitbandigen multimedialen Nutzung des Mobilfunks. Das erste europäische UMTS-Netz wurde im Oktober 2002 in Österreich aktiviert (vgl. Herkt 2003, S. 46). Im Jahr 2004 war die Verbreitung dieser Technologie im europäischen Raum sehr unterschiedlich. Waren in Italien bereits drei Millionen UMTS-Nutzer statistisch erfasst, so wurde die Nutzeranzahl zum Jahreswechsel 04 / 05 in Deutschland auf nur 250.000 geschätzt (vgl. Bitkom 2005, S. 13). „Die Entwicklung mobiler GIS-Lösungen und ortsbezogener Dienste profitiert vom Boom um UMTS“ (Zipf 2002a, S. 2). Die Nutzung von GISen auf mobilen Endgeräten hat bereits im Mai 2002 begonnen, als die erste Windows CE kompatible Software vorgestellt wurde (vgl. Trimble Navigation Ltd 2002, S. 1). Im Informations- und Kommunikationssektor trat im Jahr 2005 eine weitere Revolution ein. Durch die Verschmelzung von Internet und Mobilfunk entstanden und entstehen aktuell neue Anwendungen und Systeme, durch die sich völlig neue wirtschaftliche Potenziale erschließen. T-Mobile Deutschland und Österreich starteten als erste Netzbetreiber in Europa das offene mobile Internet (web´n´walk) (vgl. T-Mobile 2005, S. 1).
[...]
[1] Theoretisch wären auch andere Zugänge denkbar, die ebenso die Relevanz der Thematik aus wissenschaftlicher Sicht aufzeigen würden. Diese werden nicht explizit aufgeführt, jedoch kontextabhängig in die Arbeit integriert.
[2] Fragebogen aufgeführt im Anhang II.
[3] Gewählt wurde die Methode des „Zwei-Phasen-Pretesting“, wobei bei Organisationen der lokalen Ebene nur die erste Phase, d.h. die Verwendung kognitiver Techniken zur gezielten Überprüfung von Antwortreaktionen, der inhaltlichen und begrifflichen Abklärung von Aspekten und Begriffen, angewandt wurde. Regionale TOs hingegen waren alleiniges Untersuchungsobjekt beider, auch der zweite Phase, des klassischen Standard-Pretests (Zufallsstichprobe) zur Identifizierung von Problemen im Ablauf der Befragung.
[4] Expertenzitate werden in kursive Anführungszeichen gesetzt und mit den jeweiligen Buchstaben gekennzeichnet. Die Experten wurden über die fehlende Anonymität dieser Methode informiert. Alle Experten erklärten sich daraufhin trotzdem einverstanden mit der Aufzeichnung und Integration ihrer Interviews in die Arbeit.
[5] Im Befragungszeitraum wurden 85 Besuche (Visits) auf der Homepage registriert (Zufallsbesuche wurden durch Entfernung der Adresse aus Suchmaschinen-Indizes ausgeschlossen).
[6] Weiterführende Informationen liefern Schertler 1994, S. 9-42 oder Sheldon 1997, S. 1-14.
[7] Die Kunden haben laut Steinecke die früheren Rollen als konsistente, hybride und multioptionale Konsumenten abgelegt und sind auf dem Weg zum unberechenbaren Hyperkonsumenten: anspruchsvoll und preisbewusst, erlebnishungrig und umweltbewusst, verwöhnt und smart, flexibel und individualistisch, marktorientiert und eklektizisitsch, materalisitsch und sinnsuchend. (vgl. Steinecke 2000, S. 85).
[8] Eine digitale Karte ist eine „maschinenlesbare Repräsentation eines räumlichen Phänomens in einer Form, die den Werten ihrer Attribute erlaubt, gespeichert, manipuliert und von einem Computersystem ausgegeben zu werden“ (Bill & Zehner 2001, S. 65).
[9] Eine thematische Karte gibt raumbezogene Themen oder Fachaussagen unterschiedlichster Art wieder, ohne als Abbildung der Erdoberfläche verstanden werden zu müssen. Aufgabe thematischer Karten ist es, „ausgewählte Zahlen von Erscheinungen oder Erscheinungsreigen in räumlicher Verbreitung übersichtlich kartographisch darzustellen, quantitativ und qualitativ ausgewertet, meist durch Denkprozesse erschlossene Gehalte geographisch bedeutsamer Erscheinungen bei gleichzeitiger Sichtbarmachung räumlicher Beziehungen wiederzugeben“ (Bill & Zehner 2001, S. 244).
[10] Weiterführende Informationen liefert zum Beispiel Werthner & Klein 1999 oder Steinbach 2003, S. 194ff.
[11] Gluchowski et al. z.B. systematisieren MISe in Kategorien mit verschiedenen Einsatzschwerpunkten und Zielgruppen sowie unterschiedlicher Flexibilität und Aktualität der Informationen: klassische Management Informationssysteme (MIS), Decision Support Systeme (DSS), Executive Information Systeme (EIS) und Analytische Informationssysteme (AIS) (vgl. Gluchowski et al. 1997, S. 20ff).
[12] Partner und Sponsoren sind unter anderem die European Travel Commission (ETC), der Europäische Städtetourismusverband (ECT), alle Landestourismusorganisationen Österreichs und das österreichische Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit.
[13] In diesem Kontext soll nicht verschwiegen werden, dass einige Autoren wie z.B. Schüssler die Modellierung als eigenen fünften Prozess ausgliedern (vgl. Schüssler 2000, S. 43). In dieser Arbeit wird die Modellierung in den Prozess Analyse integriert, da der Aufgabe Modellierungen im touristischen Bereich im Vergleich zu den anderen Prozessen eine eher untergeordnete Rolle zukommt.
[14] Die Forschungsschwerpunkte der vier Prozesse ergaben sich nach Sichtung der aktuellen Literatur sowie nach der Auflistung des Lehrstuhls Kartographie der Universität Bonn (vgl. Geoinformation.net 2003, S. 4f).
[15] Interoperabilität bezeichnet „die Möglichkeit, verschiedenartige Daten in einen einzelnen Arbeitsablauf zu integrieren. Dies setzt voraus, dass Syntax und Semantik der Daten dem Anwender in einheitlicher Form zur Verfügung gestellt werden“ (Bill & Zehner 2001, S. 141).
[16] Geodaten sind „Daten über Gegenstände, Geländeformen und Infrastrukturen an der Erdoberfläche, wobei als wesentliches Element ein Raumbezug vorliegen muss. (…) Geodaten lassen sich über den Raumbezug verknüpfen, woraus insbesondere unter Nutzung von GIS-Funktionalitäten wieder neue Informationen abgeleitet werden können“ (Bill & Zehner 2001, S. 106).
[17] Eine Geodateninfrastruktur ist eine aus technischen, organisatorischen und rechtlichen Regelungen bestehende Bündelung von Geoinformationsressourcen, in der Anbieter von Geodatendiensten mit Nachfragern solcher Dienste kooperieren (Greve 2002, S. 124).
[18] In einem Geodatenwarenhaus werden „analog zur elektronischen Bestellung im klassischen Versandhandel (…) für jedermann analoge und digitale Karten angeboten. (…) Das Geodatenwarenhaus stellt hierzu die Dateninfrastruktur bereit. Die Daten im Geodatenwarenhaus sind nach einheitlichen Regeln zu strukturieren, können aber durchaus über verschiedene Datenbanken verteilt sein (Bill & Zehner 2001, S. 108f).
[19] Vektordaten sind geometrische Daten, die üblicherweise aus Punkten, Verbindungen zwischen Punkten (Linien, Geraden und Kurven) und geschlossenen Linienpolygonen (Flächen) bestehen.
[20] Rasterdaten sind spalten- und zeilenweise in einzelne Bildpunkte bzw. -zellen eingeteilte, geometrische Daten. Sie gelten im Vergleich zu Vektordaten als "dumme" Daten, da keine Objekte mit logischen Verbindungen existieren. Gängige Formate für Daten im Rasterformat sind zum Beispiel .tif, .jpg, .gif.
[21] Bei Recherchen lassen sich viele Artikel und Monographien zu den Komponenten im Allgemeinen und aber auch zu einzelnen Projekten im Speziellen finden. Der Herbert Wichmann Verlag (Heidelberg) verlegt das Gros dieser deutschsprachigen Fachliteratur.
[22] Der GIS-Report gibt eine Marktübersicht über den deutschsprachigen GIS-Markt. Die Softwareübersicht in dieser Initiative der Hochschule Anhalt (FH) ist aufgrund der mittlerweile hohen Bedeutung dieses Berichts mit 800 Produkten und 150 Softwareanbietern relativ komplett. Der GIS-Report hat den Anspruch, eine vollständige und vergleichende Übersicht über das Angebot an GIS-Programmen, digitalen Karten und über GIS-Dienstleistungs-unternehmen zu liefern. Der aktuelle GIS-Report ist sowohl in gebundener Form als auch im Internet als kostenloser Download unter dem Link: www.gis-report.de erhältlich.
[23] GIS-Viewer: Standalone-GIS-Programm zur visuellen Darstellung von GIS-Daten und / oder Kartenbildern. Nur einfache Darstellungsanpassungen werden durch das Desktop-GIS unterstützt.
[24] Internet-GIS oder Web-GIS: GIS-Programm für Client-Server GIS-Anwendung, die mit einem Web-Browser als Benutzer-Frontend über Internet-Protokolle auf einen Applikationsserver zugreift.
[25] Zum Vergleich die jährlichen prozentualen Steigerungsraten der zusätzlich aufgeführten Kategorien: Professional GIS (11 %), Desktop-GIS (4 %), Mobile GIS (9 %) und Geodatenbank-Server (38 %).
[26] Desktop-GIS: GIS-Programm mit interaktiver graphischer Benutzeroberfläche und reduzierter GIS-Funktionalität, vorwiegend zur Visualisierung von GIS-Daten oder nur für spezielle Anwendungen gedacht, teilweise auch nur zur Verarbeitung lokaler Datenbestände konzipiert.
[27] Professional GIS: Unter Professional GIS werden GIS-Programme mit voller GIS-Funktionalität verstanden.
[28] Mobile GIS: Für den mobilen Einsatz auf einem mobilen Engeräten entwickelte GIS-Software.
[29] Geodatenbank-Server: Verwaltet Geoobjekte in einem System und stellt Geooperatoren über eine dokumentierte und von Anwendungsentwicklern nutzbare Schnittstelle zur Verfügung.
[30] Ein Layer ist eine nutzbare bzw. sinnvolle Unterteilung eines Datensatzes, die allgemein Elemente eines bestimmten Themas enthält. Die Unterteilungen werden bezogen auf ein gemeinsames Koordinatensystem und ermöglichen so die Analyse und Integration quer durch die unterschiedlichen Ebenen. Dies sorgt für eine logische, themenbezogene Trennung von kartierten Informationen und ist somit die Basis für das Ebenenprinzip (vgl. Bill & Zehner 2001, S. 164).
[31] Weiterführende Informationen liefern zum Beispiel Angst & Schneider 2004, Ebert 2004, Buhmann & Wiesel 2004, Bundesamt für Kartographie und Geodäsie 2005a und Wickel 2004.
[32] In der Literatur finden sich verschiedene Möglichkeiten der Einteilung der Ebenen. May zum Beispiel gliedert in drei Ebenen für Deutschland: Bundes-, Landes- und Regionale bzw. Örtliche Ebene (vgl. May 2003, S.397ff). Bieger nennt auch drei Ebenen, jedoch unterteilt er die Ebenen in Ort, Region und Land (vgl. Bieger 1997, S.91). Ullmann hingegen differenziert für die Betrachtung Österreichs und Deutschlands in vier Ebenen: Örtliche Ebene, Regionale Ebene, Landesebene und Nationale Ebene (vgl. Ullmann 2000, S.30ff). In dieser Arbeit wird auch von der Einteilung in vier Ebenen im deutschsprachigen Raum ausgegangen.
[33] Eine Übersicht liefert Bieger 1997.
[34] Ein virtueller Tourismusraum definiert sich über „die touristische Infrastruktur als konstitutives Merkmal. (…); Raumeigenschaften, die gemeinhin mit dem virtualisierenden Raum verbunden werden, sind nicht mehr vorhanden; Spezifikationen (Wohlfühlen), also Medien, die den von Eigenschaften entleerten Raum wieder anreichern, sind für die virtuelle Realisierung unabdingbar und Nutzenvorteile, die sich durch den Wegfall von Raumeigenschaften ergeben“(Wöhler 2004, S. 241).
[35] Die Frage, ob tatsächliches Reisen durch virtuelles Reisen im Internet oder Cyberspace ersetzt werden kann, ist umstritten. Eine weiterführende Diskussion dieser Problematik führt zum Beispiel Kreisel 2003.
[36] Weiterführende Informationen liefern Bieger & Lässer 2004, S. 81ff.
[37] Analyse vom 1.11.05 (www.google.de): Im Vergleich ergeben sich bei Eingabe des Begriffs „tourism“ 135 Millionen Treffer.
[38] Weiterführende Informationen liefert Kolodziej 2003.
[39] Auf die Aufführung der Evolution anderer mobiler Devices (PDAs, Tablet PC´s, GPS-Empfänger, usw.) wird bewusst verzichtet, da dies zum einen den Rahmen der Arbeit sprengen würde und zum anderen diese im Begriff sind mit Mobiltelefonen zu verschmelzen.
[40] Mobilfunk ist nach Bill und Zehner der „Oberbegriff für drahtlose Kommunikation im weiteren Sinne und drahtlose Telephonie im engeren Sinne. (…) Allgemein wird beim Mobilfunk im engeren Sinne zwischen Systemen der ersten Generation (analoge zellulare Systeme), der zweiten Generation (digitale zellulare Systeme), der so genannten 2,5 Generation (PCN-Systeme) und denen der dritten Generation (UMTS) unterschieden“ (Bill & Zehner 2001, S. 179).
[41] Im Jahr 2007 wird zum Beispiel davon ausgegangen, dass in Deutschland 98 Mobilfunkverträge auf 100 Einwohner existieren, wobei ein offensichtlicher Trend zum Zweithandyvertrag besteht (vgl. Bitkom 2005, S. 11).
- Arbeit zitieren
- Dipl. Geograph Florian Bauhuber (Autor:in), 2006, Geographische Informationssysteme in Destinationen. Web Mapping, Location Based Services und Business Mapping, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/59651
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