Die Juniorenfirma - Ein Konzept zur Stimulierung unternehmerischen Denkens


Seminararbeit, 2005

18 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

B. Hausarbeit
1. Problemstellung
2. Ansätze zur Stimulierung unternehmerischen Denkens
3. Die Juniorenfirma
3.1. Zur geschichtlichen Entwicklung der Juniorenfirma
3.2. Beschreibung des Lehr-Lern-Settings
3.3. Ziele der Juniorenfirma
3.4. Die „typische Juniorenfirma“
4. Aspekte zur Beurteilung der Juniorenfirma
4.1. Erwerb von beruflicher Handlungskompetenz
4.2. Voraussetzungen des Trägers
4.3. Voraussetzungen des Lernenden
4.4. Der Lernende als Kollege
4.5. Der Lernende als Entscheider
4.6. Die Realität der Lernumgebung
5. Fazit

C. Literaturverzeichnis

D. Ehrenwörtliche Erklärung

1. Problemstellung

Auch nach der Jahrtausendwende ist die Arbeitswelt weiterhin im Wandel. Beinahe täglich kann man in den Wirtschaftsteilen der Tageszeitungen von Fusionierungen großer Unternehmen lesen. Durch die Unternehmensfusionen entstehen immer größere „Branchenriesen“, in denen die Mitarbeiter im zunehmenden Maße speziellere Arbeiten zu erledigen haben. Durch diese Spezialisierung der Arbeitsschritte verliert der einzelne Arbeitnehmer leicht den Überblick über den Wertschöpfungsprozess der Unternehmung. Junge Menschen, die heute in Unternehmen ein Ausbildungsverhältnis beginnen, konnten kleinere Betriebe nicht kennen lernen und stehen in einem viel größeren Maße vor dem Problem aus den einzelnen Arbeitsschritten, die sie während der Ausbildung kennen lernen ein Gesamtbild einer Unternehmung zu entwickeln. Zwar erkennen sie während der Ausbildung die Ziele der einzelnen Abteilungen, das eigentliche Unternehmensziel, welches sich aus den einzelnen Zielen der Abteilungen, ergibt, können sie jedoch nicht erkennen.

Erschwert wird dies insbesondere dann, wenn durch Fusionierungen an Standorten Abteilungen geschlossen werden und daher eine Ausbildung in allen Abteilungen aufgrund der örtlichen Struktur gar nicht mehr möglich ist. So gibt es in der Versicherungsbranche Zweigniederlassungen, die Versicherungskaufleute ausbilden, aber vor Ort nur über eine Schadensabteilung verfügen. In der Schadensabteilung lernen die Auszubildenden, dass sie als Hüter der eingezahlten Prämien der Versicherungsnehmer nur Entschädigungen für versicherte Schäden an den Kunden auszuzahlen haben. Der Argumentationen der örtlich weit entfernten Verkaufsabteilungen, bzgl. der immensen Kosten, die bei der Akquisition von neuen Kunden entstehen, können die Auszubildenden nur schwer folgen, da sie nicht selbst direkt den direkten Verkauf von Versicherungen erleben durften. Auszubildende, die allein in der Schadensabteilung ausgebildet wurden, werden daher nicht angeleitet unternehmerisch zu denken und die Kundenzufriedenheit in die Bearbeitung des Schadenfalls mit einzubeziehen. Sie werden lediglich angeleitet aufgrund der Vertragsbedingungen Entscheidungen zu fällen und diese dem Kunden gegenüber durchzusetzen. Wenn Auszubildende aus den einzelnen speziellen Vorgängen nicht ein Gesamtpuzzle entwickeln können, wird es schwerer ein unternehmerisches Denken zu stimulieren.

Durch den Siegeszug der EDV in den Unternehmen sind einzelne unternehmerische Handlungen für den Auszubildenden nicht mehr nachvollziehbar, da ein Großteil der Handlungen durch die EDV abgenommen wird.

Vergleicht man die Märkte im Allgemeinen zu Beginn des letzten Jahrhunderts mit Heute, stellt man fest, dass sich die Märkte von Verkäufer- zu Käufermärkten entwickelt haben. Während in Verkäufermärkten ein Fehler des Verkäufers keine unmittelbare Änderung des Käuferverhaltens zur Folge hatte, werden in Käufermärkten Fehler des Verkäufers durch unmittelbare Veränderungen des Kaufverhaltens bestraft. Durch die verschärfte wirtschaftliche Lage können Fehlentscheidungen deshalb nicht von den Unternehmen getragen werden. Aus diesem Grund übertragen Ausbilder den Auszubildenden in einem immer geringeren Umfang verantwortungsbewusste Aufgaben, da eine mögliche Fehlentscheidung des Auszubildenden eine unmittelbare Veränderung des Kaufverhaltens bedeutet und damit eine Umsatzeinbuße zur Folge hat. Das Verhalten der Ausbilder kann nicht nur zur Demotivation der Auszubildenden und zu einem Kreativitätsverslust führen, sondern eine wichtige Aufgabe der kaufmännischen Ausbildung verhindern: Die Stimulierung unternehmerischen Denkens.

Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage mit welchen Methoden unternehmerisches Denken stimuliert werden kann? Um diese Frage zu beantworten, stelle ich im zweiten Abschnitt dieser Hausarbeit Ansätze zur Stimulierung unternehmerischen Denkens anhand der Übungsfirma, dem Lernbüro und der Juniorenfirma, vor. Aufgrund der starken Realitätsnähe der Juniorenfirma stellt diese in den Lehr-Lern-Settings, die ein unternehmerisches Denken ermöglichen können, eine besonders hervorzuhebende Form dar. Daher soll ab dem dritten Kapitel die Juniorenfirma unter der folgenden Fragestellung beleuchtet werden:

Wie und ob und trägt die Juniorenfirma zur Stimulierung

unternehmerischen Denkens bei?

Im dritten Kapitel soll das Konzept „Juniorenfirma“ zunächst beschrieben werden. Ausgehend von verschiedenen Aspekten, unter den die Juniorenfirma gesehen werden kann, sollen im vierten Kapitel dieser Hausarbeit sowohl Gefahren als auch Probleme erörtert werden. Das fünfte Kapitel rundet mit einem Fazit die Hausarbeit ab.

Als Untersuchungsmethode wurde das inhaltliche Auswerten der vorhandenen wissenschaftlichen Literatur gewählt.

2. Ansätze zur Stimulierung unternehmerischen Denkens

Mittlerweile haben sich in der beruflichen Aus- und Weiterbildung drei Ansätze, die zur Stimulierung unternehmerischen Denkens besonders geeignet sind, herausgebildet. Alle drei Ansätze bauen auf der konstruktivistischen Unterrichtsphilosphie auf und möchten Lernenden die Möglichkeit geben selbst unternehmerisch zu denken und zu handeln. Die Schülerinnen und Schüler haben in den Unterrichtsmodellen die Aufgabe ein eigenes Unternehmen zu führen. Dabei unterscheiden sich die einzelnen Unterrichtsformen durch ihren Realitätsgrad: Im Lernbüro sind sämtliche Vorgänge fiktiv, d.h. dass sowohl die Produkt- und Güterströme, wie auch die Außenkontakte fiktiv sind. In der Übungsfirma sind zwar weiterhin die Produkt- und Güterströme fiktiv, es bestehen jedoch reale Außenkontakte. Diese realen Außenkontakte entstehen durch eine Mitgliedschaft in einem Übungsfirmenring, in dem die Übungsfirmen untereinander reale Beziehungen pflegen. So verkaufen andere Übungsfirmen Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe an eine Übungsfirma, die diese nach dem Wertschöpfungsprozess an andere Unternehmen weiter vertreibt. Festzuhalten ist jedoch, dass die gekauften und verkauften Gegenstände real nicht existieren, sondern diese nur fiktiv unter den Übungsfirmen transferiert werden. Die Juniorenfirma ist dadurch gekennzeichnet, dass sowohl Geld- und Güterströme als auch die Außenkontakte real sind, was im nächsten Abschnitt näher beschrieben wird. (Voll (1999), S. 52; Baur (1997), S. 6)

3. Die Juniorenfirma

3.1. Zur geschichtlichen Entwicklung der Juniorenfirma

Schon in der bereits 1796 oder 1797 gegründeten Erfurter kaufmännischen Erziehungsanstalt G.H. Buse, wurde bereits eine Vorform der heutigen Juniorenfirma entwickelt. „Zöglinge der zweiten Klasse“ führten einen kleinen Handel, in dem sie z.B. Schreib- und Zeichenmaterialien verkauften. Der Eintritt in die Juniorenfirma geschah durch Zahlung eines Beitrags zur Aufstockung des Eigenkapitals. Beim Austritt wurde ein etwaiger anteiliger Gewinn an den Zögling ausgezahlt. (Voll (1999), S. 37)

Konkretere Formen bekam die Juniorenfirma allerdings über 100 Jahre später mit der Gründung der Vereinigung „Junior Achievement“ in den Vereinigten Staaten, die derzeit rund 8000 Junior Achievement Companies umfasst. Nach dem amerikanischen Vorbild entstanden in Europa Jahrzehnte später Schülerfirmen unter anderem in Deutschland, Großbritanien, Frankreich und Schweden. In der Zahnradfabrik Friedrichshaven wurde im Jahr 1975 die erste deutsche Juniorenfirma gegründet. Erst fast 60 Jahre nach der Gründung einer Juniorenfirmen-Vereinigung in den USA wurde ein entsprechendes europäisches Pendant, die European Federation of Young Enterprises, im Jahr 1977 geschaffen. Die Einrichtung einer Vielzahl von Juniorenfirmen in Deutschland entstand allerdings erst aufgrund des zwischen 1983 und 1986 durchgeführten Modellversuches von Wolfgang Fix, der in acht Betrieben Juniorenfirmen untersuchte. (Ebner / Voll (2000), S.3) Der von Fix angeregte Dachverband der Juniorenfirmen wurde jedoch nicht realisiert, so dass es zu einer Gründung einer eher informellen Arbeitsgruppe kam, die regelmäßig die seit 1984 jährlich stattfindenden Juniorenfirmenmessen veranstaltet. Nach der Studie des BMBF hat sich die „Anzahl der Juniorenfirmen in Unternehmen, berufsbildenden Schulen sowie außer- und überbetrieblichen Bildungseinrichtungen von den ursprünglich 8 auf 111 erhöht“. (BMBF (2001), S. 43) Ein wesentlicher Anteil der Juniorenfirmen stellt die Deutsche Bahn AG mit 38 von 71 betrieblichen Juniorenfirmen. Anzumerken bleibt jedoch, dass sich die Angaben sich auf das Jahr 2001 beziehen und bei einer erneuten Zählung die Anzahl der Juniorenfirmen vermutlich größer sein würde. (BMBF (2001), S. 43)

3.2. Beschreibung des Lehr-Lern-Settings

Da die einzelnen Juniorenfirmen, wie im Kapitel 3.4. beschrieben wird, sich deutlich unterscheiden ist es schwer von einer „typischen Juniorenfirma“ zu sprechen. Dennoch ist es möglich allgemeine Grundsätze zu identifzieren, die eine Juniorenfirma ausmachen: So baut das Konzept einer Juniorenfirma auf dem Abbild eines real existierenden Unternehmens auf:

[...]

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Details

Titel
Die Juniorenfirma - Ein Konzept zur Stimulierung unternehmerischen Denkens
Hochschule
Universität Mannheim
Note
1,3
Autor
Jahr
2005
Seiten
18
Katalognummer
V59660
ISBN (eBook)
9783638535373
ISBN (Buch)
9783638842297
Dateigröße
501 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Juniorenfirma, Konzept, Stimulierung, Denkens
Arbeit zitieren
E. Böttcher (Autor:in), 2005, Die Juniorenfirma - Ein Konzept zur Stimulierung unternehmerischen Denkens, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/59660

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