Schon seit der Geburtsstunde des Kinos vor ca. 100 Jahren haben sich die Filmemacher immer wieder dem Mittelalter als Stoff für ihre Filme zugewandt. Und im Gegensatz zur Antike, die vor allem im Monumental- oder dem sogenannten Sandalenfilm umgesetzt und erst durch Ridley Scotts Gladiator (2000) wiederbelebt wurde, war das Mittelalter in Film und Fernsehen über die Jahrzehnte hinweg allgegenwärtig.
Aber woran liegt es, dass gerade dieses Zeitalter eine so große Wirkung und Faszination auf die Menschen ausübt? Vielleicht liegt es daran, dass das Leben der Menschen damals überschaubarer war. Ritterkult, Minnedienst, Burgen, Könige usw. erwecken in uns ganz unbewusst romantische Gefühle, an eine vermeintlich bessere Welt, die noch von Idealen geprägt war. Gerade in unserem hektischen und globalen Kommunikationszeitalter ist es daher allzu verständlich, dass wir uns gerne in eine solch idealisierte Welt entführen lassen. Andererseits stellt sich uns das Mittelalter aber auch als eine ziemlich düstere Zeit dar. Man denke an die Inquisition, die Pest oder die Allmacht der katholischen Kirche. Umberto Eco, der Autor von Der Name der Rose, drückte es so aus: „people simply seem to like the Middle Ages. We see in the medieval a world at once distant from, yet related to, our own.”1 Nicht zu vergessen die Popularität der mittelalterlichen Mystik, wie Schwarze Magie, Alchemie oder Astrologie. Denn sie belebte in nicht unerheblichem Maße die moderne Fantasy-Literatur. Und man darf mit Fug und Recht behaupten, dass sich auch der Regisseur Peter Jackson und seine Crew für The Lord of the Rings (2001-2003) mystischer und mittelalterlicher Elemente bedienten.
Im mittelalterlichen Film spiegeln sich aber auch unterschiedliche zeitgenössische Geschichtsbilder wider. D.h. weltgeschichtliche Ereignisse und Debatten innerhalb der Forschung hatten und haben auf die Filmproduktion und das damit vermittelte Bild vom Mittelalter durchaus erheblichen Einfluss. Mittelalterliche Figuren wie König Artus, Johanna von Orleans oder auch Robin Hood können dabei beispielhaft herangezogen werden. In diesem Essay soll jedoch lediglich am Beispiel des Films The Adventures of Robin Hood (1938) die Figur des Robin Hood und das durch ihn vermittelte Geschichtsbild analysiert werden. Dabei sollen die Entstehungsumstände, die zeitliche Einordnung und die damalige, wie auch gegenwärtige, Wirkung des Films auf den Zuschauer berücksichtigt werden.
Inhaltsverzeichnis
- Robin Hood – „legendärer Balladenheld, Räuberhauptmann, ausgezeichneter Bogenschütze, Wildschütz, Verehrer der Jungfrau Maria, Freund der Armen [...] “²
- Die zahlreichen Veränderungen machen es um so schwerer, den historischen Kern der Robin-Hood-Legende herauszuschälen. Filmproduzenten, Drehbuchautoren und Regisseure dagegen bot und bietet die unglaubliche Anzahl an Quellen geradezu ein El Dorado an Inspiration.
- The Adventures of Robin Hood blieb von der Fairbanks-Version nicht unbeeinflusst. Die beiden Drehbuchautoren Norman Reilly Raine und Seton I. Miller stützten sich ganz bewusst auf das Drehbuch von Allan Dwan und Douglas Fairbanks, obwohl sie die erste Hälfte des früheren Filmes entfernten, um sich mehr auf die Abenteuer Robin Hoods im Sherwood Forest zu konzentrieren.
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Der Text analysiert die Figur des Robin Hood und das durch ihn vermittelte Geschichtsbild am Beispiel des Films The Adventures of Robin Hood (1938). Dabei werden die Entstehungsumstände, die zeitliche Einordnung und die damalige sowie gegenwärtige Wirkung des Films auf den Zuschauer berücksichtigt.
- Die Entwicklung der Robin-Hood-Legende
- Die Darstellung des Mittelalters im Film
- Die Bedeutung von The Adventures of Robin Hood für die Filmgeschichte
- Die Rezeption des Films
- Die zeitlose Anziehungskraft der Robin-Hood-Figur
Zusammenfassung der Kapitel
- Kapitel 1: Der Text stellt die Figur des Robin Hood vor und beleuchtet die verschiedenen Interpretationen seiner Geschichte.
- Kapitel 2: Der Text behandelt die historische Entwicklung der Robin-Hood-Legende und ihre Verfilmung.
- Kapitel 3: Der Text fokussiert auf The Adventures of Robin Hood (1938) als Schlüsselwerk der Robin-Hood-Filmgeschichte und analysiert die Entstehung und Bedeutung des Films.
Schlüsselwörter
Robin Hood, Mittelalter, Film, The Adventures of Robin Hood, Hollywood, Geschichtsbild, Legende, Mythos, Popularkultur, Freiheit, Gleichberechtigung, Tyrannei.
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- Klaus Genschmar (Author), 2005, Robin Hood und Hollywood – Rekonstruktion eines cineastischen Mittelalterbildes am Beispiel "The adventures of Robin Hood", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/59705