Verfolgt man die aktuellen Berichte zur Entwicklung der Weltwirtschaft, dann scheint es nur ein Thema zu geben: Der unaufhaltsame Aufschwung Chinas. Seit den 80-iger Jahren ist das Wirtschaftswachstum Chinas ungebrochen hoch, was zu starker Abwanderung westlicher Industrien gen Osten führte. Dieser neue Markt bietet enorme Möglichkeiten für Industrie und Wirtschaft und ist dennoch ein wenig beängstigend. Sei es, dass China ein riesiges und schwer einschätzbares Land ist, welches eine völlig andere politische Gesinnung hat als der Westen. Oder auch wegen der von uns so verschiedenen Kultur und Tradition. „In China it is never easy, but it is always possible“ meinte ein britischer Diplomat und beschrieb damit äußerst realitätsnah den Alltag in China und die Mentalität seiner Menschen. Diese Seminararbeit handelt von den kulturellen Unterschieden und deren Einfluss in die alltäglichen Arbeiten zwischen zwei Welten: China und der Rest der Welt. Es ist bereits fast unmöglich die Briten oder Franzosen in ihrer Kultur und der damit verankerten Handlungsweise im Business zu verstehen. Wie sich das mit der Art und Weise im chinesischen Arbeitsalltag verhält, werde ich versuchen in dieser Hausarbeit darzustellen. „Those, who are married know that it is impossible ever completely to understand even people of your own culture.” Es gibt unzählige gut ausgebildete, international erfahrene Manager, die einen weltweit einheitlichen Wortschatz kreiert haben, um in allen Kulturen miteinander kommunizieren zu können. Aber reicht das als „Management solution“ um weltweit effektiv miteinander arbeiten zu können? Die Antwort ist schnell und einfach gesagt und bewiesen: Nein. Es hat sich schon zu häufig auch bei international erfahrenen Unternehmen herausgestellt, dass Mitarbeiter und Unternehmen im wirklichen Arbeitsalltag eben nicht mit nur einer Universal-Strategie wirtschaftlich und wettbewerbsorientiert arbeiten können. [...]
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Das Kulturkonzept von Trompenaars und Hampden-Turner
2.1 Einführung in den Kulturbegriff als Basis der kulturellen Differenzen
2.2 Fünf Dimensionen des Umganges untereinander nach Trompenaars und Hampden-Turner
2.2.1 Universalismus versus Partikularismus
2.2.2 Individualismus versus Kommunitarismus
2.2.3 Neutral versus Emotional
2.2.4 Spezifisch versus Diffus
2.2.5 Leistungsorientiert versus Askription
2.3 Unternehmenskulturen
2.3.1 Die Familie
2.3.2 Der Eiffelturm
2.3.3 Die Lenkwaffe
2.3.4 Der Brutkasten
3. Praktische Tipps bei der Geschäftsbeziehung
3.1 Beispiel sozialen Verhaltens in China
3.2 Verhaltensregeln nach dem Konzept von Hampden-Turner zusammengefasst am Beispiel zweier Extreme - China und GB
4. Mentale Internationalisierung
5. Fazit
6. Literaturnachweis
7. Versicherung
1. Einleitung
Verfolgt man die aktuellen Berichte zur Entwicklung der Weltwirtschaft, dann scheint es nur ein Thema zu geben: Der unaufhaltsame Aufschwung Chinas.
Seit den 80-iger Jahren ist das Wirtschaftswachstum Chinas ungebrochen hoch, was zu starker Abwanderung westlicher Industrien gen Osten führte. Dieser neue Markt bietet enorme Möglichkeiten für Industrie und Wirtschaft und ist dennoch ein wenig beängstigend. Sei es, dass China ein riesiges und schwer einschätzbares Land ist, welches eine völlig andere politische Gesinnung hat als der Westen. Oder auch wegen der von uns so verschiedenen Kultur und Tradition. „In China it is never easy, but it is always possible“[1] meinte ein britischer Diplomat und beschrieb damit äußerst realitätsnah den Alltag in China und die Mentalität seiner Menschen.
Diese Seminararbeit handelt von den kulturellen Unterschieden und deren Einfluss in die alltäglichen Arbeiten zwischen zwei Welten: China und der Rest der Welt. Es ist bereits fast unmöglich die Briten oder Franzosen in ihrer Kultur und der damit verankerten Handlungsweise im Business zu verstehen. Wie sich das mit der Art und Weise im chinesischen Arbeitsalltag verhält, werde ich versuchen in dieser Hausarbeit darzustellen.[2] „Those, who are married know that it is impossible ever completely to understand even people of your own culture.”[3] Es gibt unzählige gut ausgebildete, international erfahrene Manager, die einen weltweit einheitlichen Wortschatz kreiert haben, um in allen Kulturen miteinander kommunizieren zu können. Aber reicht das als „Management solution“ um weltweit effektiv miteinander arbeiten zu können? Die Antwort ist schnell und einfach gesagt und bewiesen: Nein. Es hat sich schon zu häufig auch bei international erfahrenen Unternehmen herausgestellt, dass Mitarbeiter und Unternehmen im wirklichen Arbeitsalltag eben nicht mit nur einer Universal-Strategie wirtschaftlich und wettbewerbsorientiert arbeiten können. „Pay-for-performance“ mag in den USA ein motivierendes Mittel sein, in Afrika blieb es allerdings ein völliger Reinfall, da es unausgesprochene Regeln über den Zeitpunkt der Vergütung gibt. Ähnlich verhielt es sich in multinationalen Unternehmen in Südeuropa mit „Management-by-objetives“, dem sich die Manager nicht stellen wollten. Die nationale Geschäftsleitung kritisierte diese Methode und unterwarf sich den vorher festgelegten Politikrichtlinien nicht. So gibt es unzählige Beispiele, von denen ich im Laufe dieser Seminararbeit noch einige anführen werde, die verdeutlichen, dass eine einheitliche Sichtweise und Strategie im Geschäftsleben, auch wenn sie mit gut klingenden englischen Bezeichnungen tituliert werden und im Grundsatz verstanden, einfach nicht funktionieren. Kulturelle Unterschiede, die Politik des Landes, eine angemessene Kommunikation und vieles mehr spielen eine wichtige Rolle, um auch nur ansatzweise erfolgreich in das internationale Geschäft einsteigen zu können. Die Problematik dieses Themas möchte ich nun in den folgenden Seiten behandeln und versuchen, am Beispiel Chinas mögliche Gründe für Verständnisprobleme und Komplikationen in geschäftlichen Beziehungen herauszufinden. Meine eigenen vor kurzem erlangten Erfahrungen in der Zusammenarbeit mit Chinesen werde ich einfließen lassen und hoffe, dass es dem Leser Freude macht auf sich mit dieser Thematik zu beschäftigen.
Bevor ich nach Asien gegangen bin, um dort für kurze Zeit zu arbeiten, habe ich schon viel von den Problemen gelesen, mit denen sich expandierende Unternehmen aus dem Westen konfrontiert sehen. Sie springen in einen riesigen Markt mit enormen Möglichkeiten aber auch ungeahnten Risiken politischer Art zum Beispiel. Bestechung und Produktpiraterie tauchen in unseren Medien immer wieder auf, genauso wie mangelnde gesetzliche Absicherungen bei zum Beispiel vertraglichen Vereinbarungen und wenig Unterstützung von der Regierung. Diese bevorzugt scheinbar häufig lokale Unternehmen und verlangt den westlichen Unternehmen völlig überhöhte Zulassungsgebühren ab. Ist eine Firma dann tatsächlich ansässig geworden fehlen qualifizierte Arbeitskräfte. Einheimische Manager sind anscheinend inkonsequent in ihrer Vorgehensweise und ändern häufig ihre Strategie. Schlagworte wie Verletzung der Menschenrechte, Kinderarbeit und Zwangsarbeit von Vollzugsinsassen sowie Frauendiskriminierung kommen immer wieder vor. All diese Punkte schwirrten in meinem Kopf bevor ich nach Asien ging. Nun stehe ich vor dem Thema meiner Seminararbeit und ich lese genau dies wieder in Zeitungen, Internet usw. Zu beweisen, ob dies alles wahr ist, würde den Rahmen meiner Arbeit wahrscheinlich sprengen, aber es zeigt wie schwierig es ist, sich gerade in einem Markt wie China zu etablieren. In meiner Arbeit werde ich mich daher auf die kulturellen Unterschiede nach dem Konzept von Hampden-Turner beschränken. Im ersten Teil werde ich den Begriff der Kultur erklären. Anhand von Hampden-Turners „Fünf Dimensionen“ des Umganges untereinander werde ich die Unterschiede im Verhalten der Menschen darstellen und nachfolgend die daraus entstehenden Unternehmenskulturen. Zur Veranschaulichung der kulturellen Differenzen und als eine Art Leitlinien für Geschäftsleute, zeige ich am Ende der Arbeit einige allgemeine Beispiele zu sozialem Verhalten in China auf und verdeutliche anschließend Hampden-Turners Untergliederung durch Beispiele. Ich wünsche dem Leser bei diesem spannenden Thema viel Spaß und gebe als kurze Einleitung noch ein sehr passendes Zitat von Konfuzius mit:
„Von Natur aus, sind die Menschen gleich, durch die Gewohnheit werden sie verschieden.“ (Konfuzius, chinesischer Philosoph, Lunyü 17.2)
2. Das Kulturkonzept von Trompenaars und Hampden-Turner
2.1 Einführung in den Kulturbegriff als Basis der kulturellen Differenzen
„A fish only discovers its needs for water when it is no longer in it.“[4] Genauso habe ich mich gefühlt, als ich in Singapur angekommen bin und so viele unterschiedliche, neue Eindrücke erfahren habe. Unsere eigene Kultur umgibt uns wie das Wasser den Fisch. Wir leben in ihm und sehen vieles als selbstverständlich an, ohne darüber nachzudenken. Erst wenn es weg ist verinnerlichen wir, was uns fehlt, wie wir gelebt haben und was für uns als normal und notwendig angesehen wird. Ein bestimmtes Level an Wohlstand zum Beispiel. Für mich, als Deutscher, ist ein Auto und Laptop für mein Studien- und Arbeitsleben unbedingt Grundlage und scheinbar unabdingbar. Für einen einfachen Bauern in Afrika ist etwas ganz anderes wichtig, vielleicht eine kräftige Nahrung, um am nächsten Tag für die körperlich schwere Arbeit wieder fit zu sein. Andere Kulturen wollen materiellen „Reichtum“ überhaupt nicht haben. Buddhisten zum Beispiel verzichten auf jegliche Art von Luxus. Sie besitzen, im Einklang mit ihrer Philosophie, nur das, was ihnen gegeben wurde. Ihnen ist ihr Gedankengut und Ethik[5] das wichtigste. So setzt sinnvolle Kommunikation einen beiderseits bekannten Weg der Informationsweitergabe voraus und dementsprechend gleiche Erwartungen.
Zum Begriff Kultur gehören nach Hampden-Turner auch bestimmte Sinnbilder. Es entstehen beim Hören eines Begriffs wie zum Beispiel China, ganz bestimmte Gedanken. Symbole wie Reis, schäbige Häuser, Schreine und Fahrräder schießen uns durch den Kopf. Dies bezeichnet Hampden-Turner in seinem Kulturmodell als „Äußere Kulturschicht“. Er Unterteilt das Empfinden von Kultur in drei Schichten. Die äußere Schicht enthält Symbole wie Essen, Sprache, Häuser, Kunst etc., welche meist auf Vorurteilen basieren. Geht man etwas tiefer in die Kulturschichten, trifft man auf Normen und Werte. Unter ersterem versteht man das gemeinsame Empfinden über „richtig“ oder „falsch“. Es gibt sie als Gesetze oder auch in unausgesprochenen Regeln. Werte dagegen definiert man als „Gut“ oder „Schlecht“. Man kann sie auch als Ideale bezeichnen. Sind diese beiden Punkte der mittleren Kulturschicht im Einklang, so gilt die Kultur der Gruppe als stabil. Osteuropa ist ein Beispiel bei dem die Normen nicht die Werte der Kultur widergespiegelt haben. Wie wir zu der heutigen Zeit sehen, hat die Kultur „Kommunismus“ nicht funktioniert, es war instabil, und löste sich auf. Implizit entstehen Kulturen auch durch Umwelteinflüsse und Naturgegebenheiten, denn grundsätzlich sind alle Menschen gleich - sie wollen überleben. Nun gibt es aber verschiedene Regionen, wie Berge, Wüste oder Wälder. Die Einheimischen finden mit diesen Gegebenheiten ihren eigenen Weg, um am besten mit der Situation umgehen zu können. Sie passen sich an und entwickeln ihre eigene Kultur. Diese drei Schichten formen unsere Handlungen, welche innerhalb der Gemeinschaft verstanden, außerhalb aber möglicherweise falsch gedeutet oder gar nicht verstanden werden.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: „A model of culture“ Hampden-Turner
2.2 Fünf Dimensionen des Umganges untereinander nach Trompenaars und Hampden-Turner
Im vorherigen Abschnitt habe ich beschrieben, was Kultur nach Hampden-Turner ist und wie sie möglicherweise entsteht. Aber wie verhält es sich nun mit dem Umgang untereinander? Was passiert, wenn zwei unterschiedliche Kulturen aufeinanderprallen? Schon seit Urzeiten erobern Menschen fremde Gebiete und treffen auf andere, fremdartige Kulturen. Was gibt es für Unterschiede und wieso sind sie so anders? Immer gab es Versuche, andere zur „richtigen“ Lebensweise zu „bekehren“. Betrachtet man das ganze unter dem heutigen Gesichtspunkt, so kann man das gleiche bei der fortschreitenden Globalisierung beobachten. Unternehmen expandieren in entfernte Länder und sehen sich anderen Sitten gegenüber. Im eigenen Land war es klar, wie man sich gegenüber Freunden, Geschäftspartnern, Vorgesetzten, Kunden oder auch Älteren Menschen verhält. Wie ist das nun aber in einer anderen Kultur? Muss ich in Südamerika generell 15 Minuten zu spät kommen und in Asien viel eher? Erwarten meine Mitarbeiter in China diktatorische Ansätze von mir oder sollte ich in Schweden jeden einzelnen Punkt ausdiskutieren? Es entstehen im Laufe der Zeit immer mehr Fragen, wie man mit der fremden Kultur umgeht. Daher unterteile ich mit Hilfe von Trompenaars´ Kulturkonzept Menschen in bestimmte Verhaltensmuster. Trompenaars unterscheidet in fünf Dimensionen:
2.2.1 Universalismus versus Partikularismus:
Ein Universalist ist ein Mensch, der sich auf Regeln bezieht und Beziehungen und Vertrauen dahinter einordnet. „Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser.“ So könnte das Motto eines Universalisten knapp beschrieben werden, denn er fixiert sein Vertrauen durch Verträge. Partikularisten glauben, dass die Vorgehensweise durch aktuelle Umstände beeinflusst wird, wohingegen Universalisten an die Allgemeingültigkeit ihrer Vorgehensweise weltweit glauben. Beziehungen, Freunde sind für erstere wichtiger als Regeln. Bezogen auf Probleme bei der gemeinsamen Arbeit, wir der Universalist dem Partikularisten nicht vertrauen, da dieser wohl immer nur seinen Freunden helfen wird und er selber sich nicht als solchen ansieht. Umgekehrt wird der Partikularist vom Universalisten behaupten, dass dieser niemals einem Freund helfen wird und man ihm daher nicht vertrauen kann[6]. Um diesen Punkt des Konzeptes zu verdeutlichen und bestätigen, führten Trompenaars und Hampden-Turner eine Studie durch in der eine Frage wie folgt lautete: Sie fahren in einem Auto, welches ein guter Freund steuert. Er fährt zu schnell und erwischt dabei den Fußweg. Sie wussten, dass er zu schnell war und müssen nun gegenüber einem Richter bestätigen, dass ihr Freund die vorgeschriebene Geschwindigkeit fuhr, damit dieser straffrei bleibt. Wie viel Recht hat ihr Freund zu erwarten, dass sie ihn schützen? Es kamen interessante Ergebnisse dabei heraus. Deutschland, als europäisches Beispiel, wird als recht universalistisch eingeordnet. Gründe sind unter anderem eine stabile Demokratie und in manchen Ländern auch eine Mehrheit an Protestanten. Das zweit-universalistischste Land dieser Studie, hinter der Schweiz, ist die USA. China hingegen ist völlig partikularistisch eingestellt, was an den vorherrschenden Religionen aber auch an dem Vertrauen in das dortige System liegen könnte[7]. Ohne Anerkennung des nationalen Regulierungssystems ist es schwierig, Gesetze und Regeln vor das Vertrauen in Freunde und Bekannte zu stellen. Ein anderer Grund ist, dass Freundschaft für die Chinesen eine andere Bedeutung hat, als für westliche Völker. Sie kann beglückend und erfüllend sein, birgt aber auch eine Reihe zusätzlicher Verpflichtungen, die bei uns nicht üblich sind. Zum Beispiel wird ein Händler seine Waren an einen Freund mit einem erheblichen Rabatt verkaufen oder sogar unter dem Einkaufspreis. Oder bei einer ausgedehnten Reise kümmert sich ein Freund, auf eigene Kosten, um dessen Kinder. Genauso, wie er eben in dieser Studie für ihn lügen würde.
Ein anderes Beispiel: Ein universalistischer Geschäftsmann (Amerikaner, Skandinavier oder Deutscher) würde seine Dienstreise normalerweise so kurz wie möglich machen, denn „Zeit ist Geld“. Er fliegt folglich zu seinem Termin, setzt sich mit den Partnern zusammen und verhandelt so schnell und effektiv wie möglich. Partikularisten dagegen werden argwöhnisch bei solcher Eile. Sie brauchen mindestens die doppelte Zeit um eine engere Beziehung zu dem Verhandlungspartner zu bekommen. Diese Basis ist, wie bereits beschrieben, für Partikularisten unbedingt notwendig, wenn ein Vertragsabschluß zustande kommen soll.
Bereits an diesen Beispielen kann man sehen wie unterschiedlich Werte sein können. Partikularisten schweifen bei Gesprächen gern auf das Private ab, um sich besser kennen zu lernen, Universalisten sehen dies als irrelevant an und lenken wieder zu dem „eigentlichen“ Thema. Sie halten dies für rational und professionell, wohingegen die andere Partei dies als barsch und nicht vertrauenswürdig empfinden wird. Sie streben nach Beziehungen, nicht nach Regel, wollen keine Verträge, sondern verlassen sich auf ihre „Freundschaft“ und erwarten vor allem Gefälligkeiten[8].
2.2.2 Individualismus versus Kommunitarismus:
Trompenaars und Hampden-Turner unterscheiden weiterhin in ihrer Theorie zwischen Individualismus und Kommunitarismus. Es handelt sich um einen Konflikt in den Kulturen bei denen sich eine einzelne Person als Individuum bzw. als Teil einer Gruppe wahrnimmt[9]. Selbstbestimmte Entscheidungsprozesse prallen auf gruppenbestimmte und unterschiedlich gesteckte Ziele finden nicht zueinander. Individualisten wird oft eigenständiges und scharfsinniges Denken zugeschrieben, andererseits aber auch Eigensinnigkeit und geringe Teamfähigkeit. Teilweise wird es auch als Selbstverwirklichung sowie emanzipatorische und zivilisatorische Weiterentwicklung interpretiert. Dies führt zu Irritationen bei der Zusammenarbeit mit den Kommunitaristen. Sie haben zum Beispiel eine ganz andere Vorgehensweise im Business: Sie präsentieren im Team, was bei Individualisten zu Irritationen führt. Es wird doch schließlich nur einer vorgeschickt?! Alles andere bringt Unruhe! Entscheidungen werden ausdiskutiert bis ein Konsens zustande kommt und das gemeinschaftliche Ziel erreicht ist. Jeder Individualist würde daran verzweifeln. Es dauert ja schließlich viel zu lang und ist nicht effektiv. Andererseits kann eine schnelle Entscheidung eines Individualisten auch zu signifikanten Problemen führen, da „Vier Augen mehr sehen als zwei“. Entscheidung und Umsetzung sind folglich bei Kommunitaristen einfacher als bei Individualisten.
Auch im alltäglichen Arbeitsleben entstehen Missverständnisse: Kommt ein amerikanischer Geschäftsreisender (Individualist) nach China (Kommunitarist) wird sein Status und seine Kompetenz unterschätzt, da er allein ist, keinen Kofferträger etc. hat. Folglich sollte derjenige, der etwas verkaufen möchte, solche und ähnliche Statussymbole (gutes Auto, großes Haus) kennen und sich mit der anderen Mentalität beschäftigt haben. Genauso gelten Übersetzer im Angelsächsischen (Individualist) Raum als neutrale Person und bei den Kommunitaristen meist als Entscheider denn als Dolmetscher. Weiß dies ein Individualist nicht, kann es zu Problemen in der Kommunikation kommen. Die Verhandlungen scheitern möglicherweise nur daran, dass der Dolmetscher nicht als Verhandlungspartner anerkannt wird, sein Status also nicht „erkannt“ wird. All diese Kleinigkeiten, die doch normalerweise im Business des eigenen Kulturkreises ohne weiteres funktionieren, müssen nun beachtet werden und führen nicht selten zu Komplikationen. Ein anderes Beispiel aus dem Geschäftsalltag ist die Mitarbeitervergütung und damit verbundenen Bonifikation überdurchschnittlicher Leistungen. „Pay-for-Performance“, eine allgemein übliche Methode in den Vereinigten Staaten und in einigen Teilen Europas, scheiterte an Menschen mit unterschiedlichen Zielvorstellungen. Chinesische Manager versuchten bei einem Experiment ihr bestes diese Gratifikation nicht zu bekommen, da ihr Team davon nicht profitiert, wohingegen das System in den Niederlanden herausragende Erfolge generierte. Grundsätzlich spornt zusätzliche Vergütung natürlich an, man sollte aber die unterschiedlichen Kulturkonzepte beachten und diese mit einbeziehen. Es ist ohne weiteres möglich Bonifikationen für das gesamte Team auszusetzen, wenn die Arbeit zufrieden stellend erledigt wurde, sodass im Einklang mit der Kultur trotzdem effektiv gearbeitet werden kann. Es kann aber zum Teil auch auf Gratifikation bei Kommunitaristen verzichtet werden, da diese nicht unbedingt durch Geld motiviert werden (was bei Individualisten oft der Fall ist), sondern durch einen bestimmten Status. Das Ansehen spielt bei Kommunitaristen eine viel wichtigere Rolle als bei Individualisten. So beeinflusst Prestige diesen Kulturkreis sehr viel mehr und könnte damit gut für Motivationszwecke genutzt werden[10].
[...]
[1] Siehe http://www.eurasischesmagazin.de/artikel/?artikelID=20050916&marker=shanghai Abs.
“Schwierigkeiten im Alltag…“
[2] Vgl. „Riding the Waves of Culture“ S.1
[3] Siehe „Riding the Waves of Culture“ S.1
[4] siehe „Riding the waves of culture“ S. 20, Abs.1
[5] Die Ethik des Buddhismus ist geprägt von der Grundhaltung der liebevollen Güte (Maitri) und der
heilenden Hinwendung (Karuna) zu allen lebenden Lebewesen. Siehe Microsoft Encarta
Enzyklopädie 2005
[6] Vgl. Skript “Interkulturelles Management” Folie 33
[7] Vgl. „Building Cross-Culture Competence“ S. 13
[8] Vgl. „China-Knigge für Manager“ S. 17-33
[9] Vgl. Skript „Interkulturelles Management“ Folie 34
[10] Vgl. „China-Knigge für Manager“ S. 17-33
- Arbeit zitieren
- Sabine Schmohl (Autor:in), 2006, Kulturelle Besonderheiten der Arbeit in China, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/59734
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