Max Webers Analyse der Bürokratie

Ein Überblick


Hausarbeit, 2006

18 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Biografie von Max Weber

3. Entstehungsgeschichte

4. Der Prozess der Rationalisierung

5. Rationalisierung auf der Ebene der Institutionen: Die Bürokratie

6. Die Effizienz der Bürokratie

7. Bürokratie als „stahlhartes Gehäuse“

8. Wege aus dem „stahlhartem Gehäuse“

9. Zur Würdigung an Webers Bürokratietheorie

10. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Einen Staat ohne Bürokratie kann man sich heute kaum noch vorstellen. Dabei gibt es diese Einrichtung noch gar nicht so lange. Max Weber stellte die Bürokratie in einen Zusammenhang mit dem Prozess der Rationalisierung. Rationalisierung bedeutet, dass im Laufe der Geschichte, die Fähigkeit des Menschen steigt, sich mit der natürlichen und sozialen Umwelt geistig auseinanderzusetzen und in sie gestaltend einzugreifen. Seine Analysen zur Bürokratie machten ihm zum Begründer der modernen Organisationstheorie. Die Begriffe Macht und Herrschaft haben in Webers Bürokratie-Ansatz eine zentrale Bedeutung und sie stehen in einem sehr engen Sinnzusammenhang. Weber unterscheidet Macht und Herrschaft indem er Macht als etwas definiert, dass innerhalb sozialer Beziehungen andauernd gegen den Willen eines Untergebenen ausgeübt wird. Herrschaft wird von ihm als Spezialfall von Macht gesehen. Sie ist für ihn mit einem gewissen Maß an Einverständnis seitens des Beherrschten verbunden und fordert ein "Gehorchenwollen" des Untergebenen.[1] Die bürokratische (rational-legale) Herrschaft ist Kern der Bürokratietheorie. Sie ist sozusagen "Keimzelle" des modernen Staates; denn es gilt: wer den Apparat beherrscht, beherrscht auch das System. Herrschaft ohne Bürokratie ist in modernen Gesellschaften undenkbar. Man sollte sich stets fragen, ob die Bürokratie ein neutrales Instrument ist, oder ob sie bereits eine Eigendynamik entfaltet hat, gegen die sich die Herrscher eines Staates nur schwer durchsetzen können. Regieren die Volksvertreter oder die Bürokraten? Und wer beherrscht den bestehenden bürokratischen Apparat?

Beginnen möchte ich mit einer kurzen Biografie Webers, gefolgt von der Entstehungsgeschichte. Der Hauptteil soll dann aus Webers Bürokratietheorie bestehen, mit dem Prozess der Rationalisierung und den Vor- und Nachteilen der Bürokratie. Schließen möchte ich mit einer der Würdigung an Webers These vom vor allem Alfred Kieser und einem eigenen Schlusswort.

2. Biografie von Max Weber

Max Weber wurde am 21. April 1864 in Erfurt in das Umfeld eines liberalen Groß- und Bildungsbürgertums hineingeboren, das ihn sein Leben lang prägen sollte. Sein Vater, ein Vertreter der Nationalliberalen, war unter anderem als Vertreter des politischen Liberalismus im Erfurter Stadtrat tätig und hatte zeitweilig auch ein Landtags- und Reichstagsmandat.

In Heidelberg, Göttingen und Berlin studierte der junge Weber von 1882 bis 1885 Rechtswissenschaften und hörte daneben auch nationalökonomische, historische, philosophische und theologische Vorlesungen. Weber entwickelte schon da ein Interesse für die "soziale Frage", die sich auf Grund der rasanten Entwicklung des Industriekapitalismus in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts immer drängender stellte. 1894 erlangte er die Berufung auf den nationalökonomischen Lehrstuhl der Universität Freiburg. Ein Jahr später erhielt Weber eine Professur an der Heidelberger Universität. Dieser galt mit Gelehrten wie dem Verfassungsrechtler Jellinek, dem Theologen Ernst Troeltsch oder dem Philosophen Windelband damals ein Mittelpunkt des Geisteslebens. Bis zur Übernahme eines Lehrstuhls für Nationalökonomie in Wien 1918 und dann in München ab dem Sommer 1919 blieb er Privatgelehrter in Heidelberg.

Von 1889 bis zu seinem Tod hat er jedes Jahr publiziert, das Jahr 1901 ausgenommen. Die berühmteste und vielleicht umstrittenste Abhandlung Webers ist die erstmals in den Jahren 1904/05 erschienene religionssoziologische Untersuchung "Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus". Zusammen mit Werner Sombart und Edgar Jaffé wurde Weber 1904 Herausgeber des Archivs für Sozialwissenschaft und Sozialpolitik. Auch war er einer der Initiatoren der 1909 gegründeten Deutschen Gesellschaft für Soziologie. Seit diesem Zeitpunkt hat er sich selbst als Soziologe verstanden.

Sein Hauptwerk "Wirtschaft und Gesellschaft" kam posthum zur Veröffentlichung. Es beschreibt den Entwicklungsprozess der Industriegesellschaft als zunehmende "Entzauberung der Welt". Die berühmten, kurz vor seinem Tod am 14. Juni 1920 in München gehaltenen Vorträge "Politik als Beruf" und "Wissenschaft als Beruf " gelten als sein persönliches Testament. Sie vermitteln einen Eindruck seiner politischen Leidenschaft und intellektuellen Redlichkeit.

3. Entstehungsgeschichte

Als in dem sich herausbildenden absolutistischen Zentralstaat Frankreichs ein Verwaltungsapparat herausbildete wurde dies als eine revolutionäre Neuerung angesehen. Dieser Verwaltungsapparat diente vor allem zum Eintreiben der Steuer. Jedoch setzte erst im 19. Jahrhundert eine starke Verbreitung des Verwaltungsapparats ein. Dieses konfrontierte die Zeitgenossen, mit einem grundlegenden Wandel der Herrschaft. Im Zuge der Industriellen Revolution entstanden auch die ersten größeren Industrieunternehmen, deren Verwaltung nach ähnlichen Prinzipien gestaltet wurde, wie die öffentlichen.

Die Angestellten dieser Unternehmen wurden auch Beamte genannt, und in vielen Fällen kamen sie auch aus dem Staatsdienst, dessen Organisationsprinzip sie auf die Unternehmensveraltung einfach übertrugen.

Doch schon sehr frühzeitig entstand Kritik an der Bürokratie. Freiherr vom Stein formulierte 1821 in einen Brief, dass „die geistlosen Regierungsmaschinen“ „in der Buchstabenwelt (leben) und nicht in der Wirklichkeit. Sie erheben ihren Gehalt aus der Staatskasse und schreiben, schreiben, schreiben im stillen mit wohlverschlossenen Thüren versehenen Bureau, unbekannt, unbemerkt, unberührt und ziehen ihre Kinder wieder zu gleich brauchbaren Schreibmaschinen heran.“ Der bereits erwähnte Mill sieht auch die Kehrseiten an der Bürokratie „ Die Krankheit, die Bürokratien befällt und an der sie zugrunde gehen, ist die Routine.“[2] Doch sieht Mill auch die Vorteile der Bürokratie, sie ist effizienter als die feudalistische Verwaltung, welche der Bürokratie voraus ging. Hierbei erben die Adeligen die Herrschaftsgewalt und führen diese meist unprofessionell und nach eigenen egoistischen Interessen aus. Hierzu eine Skizze welche die Unterschiede zwischen der Bürokratie und dem Feudalismus verdeutlichen soll.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Der englische Soziologe Spencer geißelte 1885 die Bürokratie in dem er meinte „ Je mehr die Macht einer wachsenden Verwaltungsorganisation zunimmt, um so mehr nimmt die Macht der restlichen Gesellschaft ab, deren weiteres Wachstum einzudämmen und unter Kontrolle zu halten.“[3]

Hervorheben möchte ich die Meinung des italienisches Staatsphilosophen Mocca, um die Macht des Bürokratieapparats einzudämmen, ohne seine Notwendigkeit zu beschneiden, schlug er vor, in der Verwaltung neben fest angestellten Beamten auch ehrenamtlich tätige Beamte aufzustellen, die eine Art direkte Kontrolle des Volkes über die Bürokraten ausüben sollen. Bereits 1896 entwickelte er diese Idee. Für Schmoller, einem der deutschen Wirtschaftshistoriker, ist ein solches Ämtersystem zu großen Leistungen fähig und für den modernen Staat schlicht unabdingbar, da die Beamten vertraglich und freiwillig zur Arbeit verpflichten und ihre ganze Energie im Dienst der Verwaltung stellen.[4]

4. Der Prozess der Rationalisierung

Ein Zentrales Interesse Webers galt dem Prozess der Rationalisierung. Er sah in der Rationalisierung eine übergreifende, universalhistorische Entwicklung, die in verschiedenen Teilprozessen modernen Lebens auftrat. Zu diesen Teilprozessen zählten die Intellektisierung, Industrialisierung und nicht zu vergessen die Bürokratisierung. Dabei existieren drei Ebenen:

1. Auf der Ebene der Institutionen bezeichnet sie die zunehmende Berechenbarkeit und Beherrschbarkeit der Probleme der natürlichen und sozialen Welt durch Wissenschaft, Technik und Organisation z.B. Organe der Rechtssprechung, kapitalistische Unternehmen oder auch die moderne Staatsverwaltung.
2. Auf der zweiten Ebene, der Ebene der Weltbilder oder Glaubenssysteme, kennzeichnet Trationalismus einen Prozess, in dessen Verlauf magische Elemente zugunsten religiöser zurückgedrängt werden.
3. Die dritte Ebene ist die der praktischen Lebensführung: Auf ihr bedeutet Rationalisierung, dass die Lebensführung des Individuums zunehmend methodisch und konsistent nach eigenen Wertorientierungen gestalten wird.

Eine der grundlegendsten Funktion von Weltbildern ist die Erklärung des als ungerecht wahrgenommenen Leidens. Ein Magisches Weltbild verhindert Weltherrschaft. So kann ein Mensch z.B. keinen Baum fällen, weil dieses einem Baumgott entzürnen würde.

Indem das Judentum das Christentum ermöglicht und ihm den Charakter einer im Wesentlichen magiefremden Religion mit auf den Weg gegeben hat, vollbrachte es gleichzeitig eine große wirtschaftliche Leistung. Denn die Herrschaft der Magie außerhalb des Geltungsbereiches des Christentums ist eine der schwersten Hemmungen für die Rationalisierung des Wirtschaftslebens gewesen.“[5]

Im calvinistischen Weltbild waren Gott und Welt durch eine ungeheuere Kluft getrennt- die Welt war somit restlos entzaubert. Der Puritanismus erhob die Tätigkeit des Unternehmers zum religiösen Beruf und befreite sie damit vom Makel der Minderwertigkeit, der ihr nach katholischer und auch lutherischer Auffassung anhaftete. Im 18. Jahrhundert begann der Puritanismus zu verbürgerlichen. Viele seiner Vorschriften wurden zu allgemein gültigen Normen. Dieses hatte zur Folge, dass sich die Wirtschaft aus der religiösen Bindung, wie schon oben erwähnt lösen konnte und sich als eigengesetzlicher, nicht mehr gottgewollter menschlicher Kulturbereich etablierte. Dieses machte den Weg frei für größere Industriebetriebe und deren Verwaltungsapparat mit der Bürokratie.

[...]


[1] Mensch und Gesellschaft – Soziologie aus der Perspektive des methodischen Individualismus, 1992, S. 170

[2] Organisationstheorien, 1993, S. 38

[3] Organisationstheorien, 1993, S. 38

[4] Organisationstheorien, 1993, S. 39

[5] Organisationstheorien, 1993, S. 41.

Ende der Leseprobe aus 18 Seiten

Details

Titel
Max Webers Analyse der Bürokratie
Untertitel
Ein Überblick
Hochschule
Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt
Veranstaltung
Organisationssoziologie
Note
1,0
Autor
Jahr
2006
Seiten
18
Katalognummer
V59761
ISBN (eBook)
9783638536080
ISBN (Buch)
9783640319343
Dateigröße
494 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Webers, Analyse, Bürokratie, Organisationssoziologie
Arbeit zitieren
Ellen Ziegler (Autor:in), 2006, Max Webers Analyse der Bürokratie, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/59761

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