Unsere Gesellschaft ist augenscheinlich in zwei „Arten“ von Menschen getrennt: Frauen und Männer. Der Unterschied der beiden Geschlechter wird rigoros aufrechterhalten und in vielen Situationen bestätigt. Fakt ist jedoch, dass- da die biologischen Unterschiede nicht sichtbar sind- das Geschlecht auf andere Weise dargestellt wird und unsere sozialen Situationen dominiert. Somit ist interessant zu hinterfragen, warum man von der Dichotomizität der Geschlechter bestimmt ist und auf was die Ungleichheit zurückzuführen ist. Die soziologische Perspektive nimmt an, dass die Wahrheit, die wir als objektiv annehmen, subjektiver Natur ist. Geschlecht als solches, als natürlicher Fakt, gibt es nicht an sich, sondern das System der Zweigeschlechtlichkeit ist sozial konstruiert, d.h. die Menschen sind es, die sich in zwei „Arten“ aufteilen und nicht die Natur. Die Kultur legt fest, was typisch männlich bzw. weiblich ist, so dass Geschlecht als ein von der Menschheit erschafftes Phänomen zu betrachten ist. Somit muss das sozial konstruierte Geschlecht auch durch bestimmte Prozesse aufrechterhalten und gestützt werden (institutionell von der Sozialstruktur, aber auch vor allem in der kleinsten soziologischen Einheit der face- to- face- Interaktion).
Auch Goffman bearbeitet dieses Phänomen ausführlich in seiner Abhandlung „Das Arrangement der Geschlechter“, indem er vor allem auf die interaktionelle Darstellung von Geschlecht eingeht. Er untersucht, wie die geläufigen Vorstellungen der Geschlechter in Interaktionen zum Ausdruck kommen, sich gegenseitig bestätigen und reproduzieren. Im folgenden werde ich versuchen, seine Ergebnisse näher herauszuarbeiten, stütze mich dabei auch auf weitere Soziologen des Faches wie Hirschauer, West/ Fenstermaker und Tyrell. Zuerst werde ich auf die interaktive Darstellung von Geschlecht eingehen, worauf dann der Goffman’sche Begriff der institutionellen Reflexivität zu erläutern sein wird. Am Schluss des theoretischen Teils werde ich mich noch mit dem Regelwerk des Hofierens auseinandersetzen. Darauf wird der empirische Teil folgen, indem ich versuche, die Ergebnisse auf eine andere Ebene der Kommunikation zu übertragen: den Chat im Internet. Es wird zu untersuchen sein, ob das sozial konstruierte Geschlecht auch im Internet die Handlungen der Akteure beherrscht und wie dies zum Ausdruck kommt.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Interaktive Praxis der Darstellung und Attribution
- institutionelle Reflexivität
- Das Regelwerk des Hofierens und das System des höflichen Umgangs
- Geschlechtsdarstellung in der virtuellen Interaktion
- Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die interaktive Konstruktion von Geschlecht, insbesondere in Bezug auf virtuelle Interaktionen. Sie analysiert, wie Geschlechtsidentitäten in sozialen Interaktionen dargestellt und wahrgenommen werden, und wie diese Prozesse durch soziale Normen und kulturelle Erwartungen geprägt sind.
- Die interaktive Praxis der Darstellung und Attribution von Geschlecht
- Die Rolle der institutionellen Reflexivität bei der Geschlechtskonstruktion
- Das Regelwerk des Hofierens und die Bedeutung von Höflichkeit im Kontext der Geschlechtsdarstellung
- Die Übertragung der Geschlechtsdarstellung auf die virtuelle Interaktion
- Die Auswirkungen der sozialen Konstruktion von Geschlecht auf die Interaktion im Internet
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung stellt das Thema der Arbeit vor und beleuchtet die Dichotomie der Geschlechter in unserer Gesellschaft. Sie führt den Begriff der sozialen Konstruktion von Geschlecht ein und stellt die zentrale Rolle der Interaktion bei der Konstruktion und Reproduktion von Geschlechterrollen heraus.
- Interaktive Praxis der Darstellung und Attribution: Dieses Kapitel analysiert, wie Geschlecht in Interaktionen sichtbar wird, welche Verhaltensweisen und Merkmale als geschlechtsbedeutend wahrgenommen werden und wie dieser Prozess von Darsteller und Betrachter vollzogen wird. Es wird Goffmans Konzept des „gender display“ vorgestellt und die Bedeutung der Sozialisation bei der Vermittlung geschlechtsspezifischer Verhaltensweisen hervorgehoben.
- Institutionelle Reflexivität: Dieses Kapitel erklärt den Begriff der institutionellen Reflexivität, der die Rolle gesellschaftlicher Institutionen bei der Konstruktion und Aufrechterhaltung von Geschlechterrollen beleuchtet.
- Das Regelwerk des Hofierens und das System des höflichen Umgangs: Dieses Kapitel untersucht, wie die Regeln des Hofierens und die Normen des höflichen Umgangs die Geschlechtsdarstellung in Interaktionen beeinflussen.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den Schlüsselbegriffen: Soziale Konstruktion von Geschlecht, Interaktive Praxis, Geschlechtsdarstellung, Attribution, Institutionelle Reflexivität, Hofieren, Höflichkeit, Virtuelle Interaktion.
- Arbeit zitieren
- Karoline Lazaj (Autor:in), 2004, Die interaktive Konstruktion von Geschlecht übertragen auf die virtuelle Interaktion, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/59824