Einleitung
„Demokratie ist die Herrschaft des Volkes, das den von Minderheiten bestimmten Mehrheitsentscheidungen gehorcht.“ Mit diesen Worten kritisiert Lothar Schmidt die elitäre repräsentative Demokratie. Im Gegensatz dazu sieht Theodor Heuss in der direkten Partizipation des Bürgers „die Prämie für jeden Demagogen“ und damit das Ende der Demokratie überhaupt.
Aber sind repräsentative und direkte Demokratie so untrennbar, so antagonistisch, wie es in diesen durchaus hitzigen Diskussionen immer behauptet wird? Kann ein repräsentatives Basissystem durch direktdemokratische Verfahren konstruktiv ergänzt werden oder würde dies nur nachteilig für das Basissystem sein?
Diese Frage soll in dieser Arbeit in zwei Teilen bearbeitet werden. Der erste Teil widmet sich den theoretischen Grundlagen und idealtypischen Annahmen. Zuerst werden die gängigen Begrifflichkeiten geklärt und Arbeitsdefinitionen erstellt. Danach werden Formen und Verfahren direktdemokratischer Elemente und Analysekriterien zur genaueren Betrachtung dieser Institutionen vorgestellt. Als Abschluß des theoretischen Teils sollen die kontrahierenden Ansichten zur Vereinbarkeit von direkter und repräsentativer Demokratie verglichen werden. Es werden dafür verschiedene Demokratietheorien vorgestellt, die teilweise ganz unterschiedliche Herangehensweisen und Interpretationen aufweisen, und es wird ein Überblick über die aktuellen Argumente der laufenden Debatte gegeben. Im zweiten Teil werden repräsentative Demokratien, die durch direktdemokratische Verfahren ergänzt werden, betrachtet. Hierbei werden die Schweiz mit ihrer direktdemokratischen Tradition und die junge Republik Polen mit ihren eher vorsichtig errichteten Elementen direkter Bürgerbeteiligung untersucht. Bei diesem Vergleich werden jedoch nur Verfahren auf der obersten Staatsebene betrachtet, um dem Umfang dieser Arbeit gerecht zu werden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Theoretischer und idealtypischer Teil
- Arbeitsdefinition und Begriffsbestimmung
- Formen direktdemokratischer Verfahren und Analysekriterien
- Direkte Demokratie im repräsentativem System
- Ansichten der verschiedenen Demokratietheorien
- Streitpunkte und Argumente der aktuellen Diskussion
- Empirischer Teil anhand der Schweiz und Polen
- Direktdemokratische Tradition
- Formen und Verfahren
- Akteure, Interessengruppen und Propaganda
- Anwendung und Partizipation
- Wirkung und Intensität
- Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Beziehung zwischen repräsentativer und direkter Demokratie und beleuchtet die Frage, ob diese Formen der Demokratie unvereinbar sind oder sich sinnvoll ergänzen lassen. Es wird sowohl ein theoretischer als auch ein empirischer Ansatz verfolgt, um die komplexe Interaktion zwischen diesen beiden Systemen zu analysieren.
- Definition von Demokratie, repräsentativer Demokratie und direkter Demokratie sowie direktdemokratischen Verfahren
- Analyse der verschiedenen Formen direktdemokratischer Verfahren und ihrer Relevanz für das repräsentative System
- Vergleich verschiedener Demokratietheorien hinsichtlich der Vereinbarkeit von repräsentativer und direkter Demokratie
- Empirische Analyse der Schweiz und Polens als Beispiele für repräsentative Demokratien mit direktdemokratischen Elementen
- Bewertung der Wirkung und Intensität direkter Bürgerbeteiligung auf die Funktionsweise des repräsentativen Systems
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Einleitung stellt die Ausgangsthese der Arbeit vor, dass die Beziehung zwischen repräsentativer und direkter Demokratie komplex und umstritten ist. Es werden verschiedene Standpunkte und Argumente aus der Literatur zitiert, um die Debatte um die Vereinbarkeit dieser beiden Formen der Demokratie aufzuzeigen.
Theoretischer und idealtypischer Teil
Arbeitsdefinition und Begriffsbestimmung
Dieses Kapitel definiert die zentralen Begriffe der Arbeit, darunter Demokratie, repräsentative Demokratie, direkte Demokratie und direktdemokratische Verfahren. Es werden die jeweiligen Merkmale und Unterschiede dieser Konzepte dargestellt, um eine klare Basis für die weitere Analyse zu schaffen.
Formen direktdemokratischer Verfahren und Analysekriterien
Hier werden verschiedene Formen direktdemokratischer Verfahren wie das Referendum, die Initiative, das Plebiszit sowie die direkten Wahlen von politischen Ämtern vorgestellt. Die Analyse konzentriert sich auf die unterschiedlichen Arten der Bürgerbeteiligung und die jeweiligen Merkmale und Möglichkeiten dieser Verfahren.
Direkte Demokratie im repräsentativem System
Dieses Kapitel untersucht die Ansichten verschiedener Demokratietheorien zur Vereinbarkeit von direkter und repräsentativer Demokratie. Es werden die unterschiedlichen Argumente und Herangehensweisen der verschiedenen Denkschulen beleuchtet und ein Überblick über die aktuelle Debatte gegeben.
Empirischer Teil anhand der Schweiz und Polen
Dieser Teil der Arbeit analysiert die Schweiz und Polen als Beispiele für repräsentative Demokratien mit unterschiedlichen Formen und Intensitäten der direkten Bürgerbeteiligung. Es werden die direktdemokratischen Traditionen, Verfahren, Akteure, Interessengruppen, die Anwendung der Verfahren und die Wirkung auf die politischen Systeme der beiden Länder untersucht.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den Schlüsselbegriffen repräsentative Demokratie, direkte Demokratie, direktdemokratische Verfahren, Volkssouveränität, Bürgerbeteiligung, Referendum, Initiative, Plebiszit, politische Systeme, Demokratietheorien, Schweiz, Polen.
- Arbeit zitieren
- Willem gr. Darrelmann (Autor:in), 2004, Repräsentative und direkte Demokratie – unvereinbar oder nützliche Ergänzungen?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/59851