Asymetrische Gewalt durch internationalen Terrorismus


Seminararbeit, 2005

20 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsübersicht

I. Einleitung

II. Internationaler Terrorismus gestern und heute
II.1. Was ist internationaler Terrorismus?
II.2. Umfeldvariablen
II.3. Internationaler Terrorismus im Wandel
II.4. Die Entwicklung der Internationalisierung
II.5. Traditionelle und neue Terrorgruppen
II.6. Ergänzung der Methoden
II.7. Der Nährboden für Extremismus und Terrorismus
II.8. Islam und Islamismus

III. Was war neu an den Anschlägen des 11. September?

IV. Das terroristische Kalkül und seine Erfolgsaussichten
IV.1. Die terroristische Strategie
IV.2. Erfolgsaussichten
IV.3. Grenzen des Kalküls

V. Neue Herausforderungen der Sicherheitspolitik
V.1. Streitkräfte und die Bekämpfung des Terrorismus
V.2. Asymmetrische Kriegsführung und deren Erfolgsaussichten

VII. Literaturverzeichnis

I. Einleitung

„In der nicht gerade schmalen Literatur über den Islam ist oft zu lesen, diese Religion sei wenig hierarchisch und daher besonders flexibel und anpassungsfähig. Der offenbar immer weiter um sich greifende Terrorismus von Dschihadisten (Protagonisten des sakralen Krieges mit dem Ziel der Herrschaft des Islam), die sich auf islamische Quellen wie Koran und Scharia berufen, lässt daran zweifeln. Denn ihre Schwierigkeiten mit der Moderne, die ein im wesentlichen westliches Phänomen ist, werden häufig gerade mit der mangelnden Anpassungsfähigkeit an den modernen Lebensstil erklärt. Hat im Fall etwa der Attentäter von London diese Flexibilität und Anpassungsfähigkeit versagt – oder gibt es diese so gar nicht?“[1]

„Muslime und westliche Autoren haben die lockere Struktur des Islams immer wieder als Vorteil dargestellt, nicht allein in bezug auf die Möglichkeiten einer Anpassung an gesellschaftliche Veränderungen, sondern auch im Hinblick auf dogmatische Verfestigungen. Als (negatives) Gegenbild musste da immer die katholische Kirche herhalten. Der Islam sei, da er keine Kirche und nicht zentralistisch sei, viel offener für moderne Entwicklungen als der Katholizismus und insgesamt weniger von Dogmen und auch Zensur durchsetzt.“[2]

In den vergangenen Jahren haben sich nun auf friedlicher wie aggressiv-terroristischer Ebene Anhaltspunkte dafür ergeben, dass die viel beredete „lockere Struktur“ des Islams sich als Nachteil erweist. In den europäischen Ländern mit hoher muslimischer Einwanderung ist es – von wenigen Ausnahmen abgesehen – schwierig geworden, eine Gruppe oder Organisation zu finden, die verbindlich für alle spricht und vorgibt, was islamisch sei und was nicht.

Dadurch ergeben sich erhebliche Schwierigkeiten im Kampf gegen den internationalen Terrorismus, da sich diese Asymmetrie nicht nur in der Form der Organisation und Gliederung darstellt, sondern auch die Akte der Gewalt und Kriegsführung prägt.

In dieser Seminararbeit möchte ich mich mit der „Asymmetrischen Gewalt durch Internationalen Terrorismus“ auseinandersetzen, Strukturen und Entwicklungen aufzeigen und Möglichkeiten darstellen, terroristische Islamisten erfolgreich zu bekämpfen. Dabei stelle ich mich im Fazit der These, das Internationaler Terrorismus eine neue Form des Krieges ist und deswegen nicht mit konventionellen Mitteln bekämpft werden kann!

II. Internationaler Terrorismus gestern und heute

„Terrorismus hat in den 1990er Jahren ein neues Gesicht erhalten. Die heutigen Terroristen machen sich die größere Offenheit und die explosionsartigen Entwicklungen in der Informations- und Waffentechnik zunutze. Die neuen Technologien des Terrors und ihre steigende Verfügbarkeit, gepaart mit einer steigenden Mobilität der Terroristen, schaffen beunruhigende Aussichten in Bezug auf die Verletzbarkeit gegenüber chemischen, biologischen und anderen Anschlägen und bringen so jeden von uns in die Rolle eines möglichen Opfers. Dies ist eine Bedrohung für die gesamte Menschheit.“[3]

II.1. Was ist internationaler Terrorismus?

Kaum ein anderer Begriff wird variantenreicher und kontroverser definiert als Terrorismus. Häufig hängt die Sichtweise vom politischen Standpunkt des Betrachters ab. Eine international einheitliche Definition von Terrorismus konnte noch nicht gefunden werden.[4]

Der Begriff Terrorismus geht auf die Zeit der Französischen Revolution zurück. Die Gewaltherrschaft Robespierres und des Direktoriums wurde damit charakterisiert.[5]

Seither wird Terrorismus umgangssprachlich als ein System bezeichnet, das auf Angst basiert. Im Folgenden möchte ich verschiedene Definitionen des Begriffes darstellen, um somit Gemeinsamkeiten und Unterschiede aufzuzeigen.

Waldmann definiert Terrorismus als planmäßig vorbereitete, schockierende Gewaltanschläge gegen eine politische Ordnung aus dem Untergrund, die allgemeine Unsicherheit und Schrecken, daneben aber auch Sympathie und Unterstützungsbereitschaft erzeugen soll.[6] Hoffmann rückt die bewusste Erzeugung von Angst in den Mittelpunkt: „Wir können daher Terrorismus nun versuchsweise als bewusste Erzeugung und Ausbeutung von Angst durch Gewalt oder die Drohung von Gewalt zum Zweck der Erreichung politischer Veränderungen definieren“.[7]

Laquer erklärt Terrorismus als die Anwendung von Gewalt oder die Androhung von Gewalt, beabsichtigt, um Panik in einer Gesellschaft zu säen, die Regierenden zu schwächen oder zu stürzen, oder einen politischen Wechsel herbeizuführen.[8]

Eine synoptische Betrachtung von über hundert verschiedenen Definitionsansätzen erbrachte nur in drei von 22 ermittelten Schlüsselpunkten einen mehrheitlichen Befund. 83,5 % der Definitionen verwiesen auf Gewalt und Zwang, 65% auf den politischen Hintergrund und 51% betonten Furcht und Schrecken.[9]

Bei der Betrachtung von terroristischer Gewalt ergeben sich folgende Charakteristika: Erstens ist sie vorsätzlich, systematisch geplant und zielt auf extreme Emotionen, wie z.B. Angst und Verunsicherung in der Bevölkerung. Zweitens verfolgt sie eine psychologische Wirkung und richtet sich deshalb an eine breite Öffentlichkeit. Drittens verübt sie Angriffe auf willkürlich gewählte symbolische Ziele – auch Personen. Viertens bricht der terroristische Gewaltakt soziale Normen, wird folglich als Gräueltat wahrgenommen und zielt fünftens auf eine Beeinflussung des (politischen) Gegners.[10]

Seit Ende der 1960er Jahre erkennen wir eine deutliche und zunehmende Tendenz zur Internationalisierung terroristischer Aktivitäten. Von Internationalen Terrorismus kann dann gesprochen werden, wenn eine der drei nachfolgenden Bedingungen erfüllt ist.

Die Zielsetzung und Begründungen der Terroristen für ihre Anschläge beziehen sich nicht auf eine begrenzte Region, sondern sind überregional bzw. global angelegt. Der Aktionsraum der Terroristen ist nicht auf eine bestimmte Region beschränkt, sondern sie operieren überregional bzw. global. Die Mitglieder der Terrorgruppe stammen aus vielen unterschiedlichen Ländern, so dass mit der Ausweitung ihrer Aktivitäten in dieses Umfeld gerechnet werden muss.[11]

II.2. Umfeldvariablen

Die Entwicklung des Internationalen Terrorismus wurde neben Faktoren, die ich unten genauer darstellen werde, auch durch veränderte Umfeldvariablen in der post-modernen Gesellschaft, und damit ihrer gestiegenen Verletzbarkeit, beeinflusst.

Nach dem Ende des Kalten Krieges ist die Legitimität einer ganzen Reihe von Staaten in Osteuropa, Asien und Afrika von sub- und transnationalen Forderungen ethnischer und religiöser Bewegungen (Gruppen) nach Selbstbestimmung in Frage gestellt worden. Hinzu kommt, dass zunehmend nicht-staatliche Akteure das Gewaltmonopol von Staaten in Frage stellen.[12]

Durch die umfangreichen Entwicklungen im Rahmen der Informationstechnologie ist der Zugang zu und die Verfügbarkeit von Informationen sehr stark angestiegen. Ein Informationsaustausch ist schnell möglich. Dies betrifft natürlich auch Informationen im Rahmen terroristischer Aktivitäten (Waffentechnologie und –verfügbarkeit, Taktiken, Koordination etc.). Durch technische Entwicklungen vergrößert sich auch die Bandbreite einsetzbarer Waffen.[13]

Im Informationszeitalter wird die Öffentlichkeit ohne Zeitverzögerung mit einer Vielzahl von Nachrichten konfrontiert. Terroristen betrachten ihre Aktionen aber vornehmlich als Kommunikationsstrategie mit der Öffentlichkeit und entwickelten zunehmend eine symbiotische Beziehung zu den internationalen Medien. Denn: Um in diesem veränderten Umfeld aufzufallen und Öffentlichkeitswirkung zu erzielen, müssen Terroristen ihre Anschläge sensationeller gestalten.[14]

[...]


[1] Lerch, Wolfgang Günter: Vom „wilden“ Islam, in: Frankfurter Allgemeine v. 19.07.2005, S.10.

[2] Vgl. ebd., S.10.

[3] Rede des ehemaligen Präsidenten der Vereinigten Staaten Bill Clinton zur Eröffnungssitzung der 53. Vollversammlung der Vereinten Nationen, New York, 21. September 1998.

[4] Vgl. Hirschmann, Kai: „Internationaler Terrorismus gestern und heute: Entwicklungen, Ausrichtungen, Ziele“, S.31.

[5] Vgl. Heintze, H.-J. (2000): Völkerecht und Terrorismus; in: Hirschmann, K./P. Gerhard, Hrsg. (2000): Terrorismus als weltweites Phänomen, Berlin, S.220.

[6] Vgl. Hirschmann, Kai: „Internationaler Terrorismus gestern und heute“, S. 31.

[7] Vgl. Hoffmann, B. (2001): Terrorismus – Der unerklärte Krieg. Neue Gefahren politischer Gewalt, 2. aktualisierte Auflage, Frankfurt a.M., S.56.

[8] Vgl. Laquer, W. (1996): Postmodern Terrorism; in: Foreign Affairs, September/October 1996, S. 24.

[9] Vgl. Hirschmann, Kai: „Internationaler Terrorismus gestern und heute“, S. 31.

[10] Vgl. Hirschmann, Kai (2001): Das Phänomen ´Terrorismus`: Entwicklungen und neue Herausforderungen; in: Bundesakademie für Sicherheitspolitik, Hrsg. (2001) Sicherheitspolitik in neuen Dimensionen - Kompendium zum erweiterten Sicherheitsbegriff, Hamburg, S. 454.

[11] Vgl. Hirschmann, Kai: „Internationaler Terrorismus gestern und heute“, S. 32.

[12] Hirschmann, Kai: „Internationaler Terrorismus gestern und heute“, S. 29.

[13] Vgl. ebd., S. 29.

[14] Vgl. ebd., S. 29.

Ende der Leseprobe aus 20 Seiten

Details

Titel
Asymetrische Gewalt durch internationalen Terrorismus
Hochschule
Universität der Bundeswehr München, Neubiberg  (Fakultät für Sozialwissenschaften)
Veranstaltung
Seminar 'Krieg, Konflikt und Gesellschaft'
Note
1,3
Autor
Jahr
2005
Seiten
20
Katalognummer
V59889
ISBN (eBook)
9783638537001
ISBN (Buch)
9783656785729
Dateigröße
491 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Asymetrische, Gewalt, Terrorismus, Seminar, Konflikt, Gesellschaft“
Arbeit zitieren
Gerald Rabe (Autor:in), 2005, Asymetrische Gewalt durch internationalen Terrorismus, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/59889

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