Das Vierkaiserjahr 68/69 n. Chr. - Der Aufstand des Vindex


Hausarbeit (Hauptseminar), 2005

18 Seiten, Note: 2


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

I. Einleitung

II. Das Leben des Vindex

III. Der Aufstand des Vindex
A) Die Vorbereitung des Aufstandes
B) Beteiligung Galbas am Aufstand
C) Vorgehen Neros
D) Die Schlacht bei Vesontio
E) Propaganda des Vindex

IV. Warum macht Vindex diesen Aufstand?

V. Das Verhalten des Verginius Rufus
A) Zeitraume bis zum Eingreifen des obergermanischen Heeres
B) Beurteilung der Schlacht von Vesontio

VI. Zusammenfassung

VII. Literaturverzeichnis
A) Quellen
B) Literatur

I. Einleitung

Der Aufstand des C. Julius Vindex wird gemeinhin als der Anfang vom Ende der Regentschaft Neros angesehen und dies auch zu Recht. Doch schon immer hat dieser Aufstand in der Forschung Grund zu vielfältigen Meinungen und Spekulationen gegeben. Die Quellenlage ist schwierig und einige Ereignisse scheinen schwer erklärbar zu sein.

Diese Arbeit wird versuchen, so weit es aus den Quellen heraus möglich ist, das Geschehen des Vindex-Aufstandes darzulegen. Wie man sehen wird, wird die Arbeit auf einige interessante Ereignisse stoßen, die im Anschluss an die allgemeine Darstellung näher beleuchtet werden sollen.

Hierbei wird einerseits auf die Frage eingegangen, welche Ziele Vindex mit dem Aufstand verbunden haben könnte. Andererseits wird erläutert, wie das zunächst zögerlich wirkende Eingreifen des Verginius Rufus zu bewerten ist und welche Schlussfolgerungen sich aus den verschiedenen Interpretationsversuchen ziehen lassen. Dabei wird auch die Haltung Neros in diesem Konflikt mit berücksichtigt und die angebliche Verbündung Vindex mit Verginius besprochen. Für diese Fragen wird die einschlägige Literatur zu Hilfe genommen und an Hand dieser die Veränderungen in der Forschung zum Vindex-Aufstand nachgezeichnet.

Als Quellengrundlage dienen vier Werke, die aber alle eher knapp über den Aufstand berichten. Als erstes wird Cassius Dio und seine „Römische Geschichte“ herangezogen, wobei bei diesem Autor sich das Problem darstellt, dass er nur noch in mittelalterlichen Abschriften auf uns gekommen ist. „Cäsarenleben“ von Sueton und „Große Griechen und Römer“ von Plutarch berichten auch in Ansätzen von den Geschehnissen. Dagegen sind die „Historien“ des Tacitus eher unergiebig für diese Zwecke und werden daher nahezu nicht beachtet.

Als Literatur werden vor allem die Monographien von Egon Flaig „Den Kaiser herausfordern“ und von Charles Murison „Galba, Otho an Vitellius. Careers an Controversies“ und die Dissertation von Herbert Graßl „Untersuchungen zum Vierkaiserjahr“ herangezogen. Äußerst aufschlussreich sind auch die Aufsätze von Hainsworth „Verginius and Vindex“ und von Syme „Partisans of Galba“.

II. Das Leben des Vindex

Über das Leben des Vindex ist äußerst wenig bekannt. Er wurde um das Jahr 25 n. Chr. in ein aquitanisches Königsgeschlecht geboren. Sein Vater wurde römischer Senator, nachdem das Geschlecht zu Caesars Lebzeiten das römische Bürgerrecht erhalten hat[1]. Er war im römischen Senat im Vergleich zu den alt eingesessenen Familien eher eine Randfigur, da er als Gallier nicht das höchste Ansehen in der Führungsschicht genoss. Aus der Sicht der alten römischen Familien waren neue Senatoren aus derartigen Provinzen nicht auf derselben politischen Ebene wie sie selbst, sondern hatten den Status eines Senators „zweiter Klasse“ inne.

Bei Cassius Dio wird er als starker und schlauer Mann beschrieben, der mutig war und sich im Kriegswesen auskannte. Außerdem besaß er große Begierde nach Freiheit und war in politischen Dingen ehrgeizig[2].

Ab dem Jahr 67 n. Chr. war er als Proprätor in Gallien, wahrscheinlich als Statthalter in Gallia Lugdunensis. Gestorben ist er 68 n. Chr., worauf später noch genauer eingegangen wird[3]. Ansonsten weisen die Quellen keine Anhaltspunkte für das Leben des Vindex auf und daher kann es nicht tiefer gehender erschlossen werden.

III. Der Aufstand des Vindex

A) Die Vorbereitung des Aufstandes

Ende des Jahres 67 n. Chr. hatte sich Vindex entschlossen, einen Aufstand gegen Nero in Angriff zu nehmen. Vindex wusste, dass dieses Vorhaben gegen den Kaiser nur eine realistische Chance auf Erfolg haben würde, wenn er genügend Verbündete um sich sammeln könne. Darum begann er Anfang 68 n. Chr. anderen römischen Statthaltern Briefe zu schreiben, um sie für einen Aufstand gegen Nero zu gewinnen. Viele dieser Statthalter gingen nicht auf die Briefe ein, andere zeigten Vindex wegen der Briefe bei Nero an[4]. Galba, der zu der damaligen Zeit Statthalter in Hispania Citerior war, erhielt von Vindex wiederholte Aufforderungen, sich an dem Aufstand zu beteiligen. Galba ließ, laut Plutarch, die Briefe zunächst unbeantwortet, konnte sich nicht zu einer Teilnahme entschließen, aber meldete den Erhalt auch nicht bei Nero[5]. Sueton schrieb im Gegensatz dazu, dass Galba ohne lange Bedenkzeit sofort das Vorhaben unterstützte[6], was aber auf Grund der Umstände als unwahrscheinlich bezeichnet werden muss. Neben den Statthaltern versuchte Vindex von Nero ins Exil geschickte Senatoren auf seine Seite zu bringen[7].

Es war Vindex klar, dass er mit den Briefen an die Legaten sich selbst in eine Lage gebracht hatte, aus der es keinen Weg zurück mehr gab[8]. Allerdings ließ Nero, so weit dies aus den Quellen ersichtlich ist, die Anzeigen gegen Vindex ohne unmittelbare Folgen für den gallischen Statthalter.

Des Weiteren versuchte Vindex die Gallier zu einer Teilnahme am Aufstand zu bewegen. Auf einer Versammlung, die vermutlich in Lugdunum stattfand, trat er für einen Abfall von Nero ein und zeigte den Anwesenden die Missetaten des Kaisers auf[9]. Obwohl ihm die Hauptstadt seiner Provinz, Lugdunum, zunächst die Unterstützung versagte[10], verbündeten sich andere Gallier mit ihm. So sind die Stämme der Arverner[11], der Vienner[12], der Häduer und Sequaner[13] zu den Aufständischen übergelaufen, also die Provinzen, die in unmittelbarer Nähe zu der Provinz Gallia Lugdunensis lagen. Die Gallier am Rhein, unter anderem die Lingonen[14], Belger und Treverer[15] dagegen haben das Unternehmen nicht unterstützt. Diese Regionen sind weiter entfernt vom Zentrum des Aufstandes und dafür direkt am Rhein gelegen. An diesem Fluss befanden sich insgesamt sieben römische Legionen mit jeweils um die 6000 Soldaten, die drei obergermanischen Legionen unter der Führung des Verginius Rufus[16] und die vier niedergermanischen unter Fontius Capito. Die gallischen Stämme dieser Gegend hatten wohl Angst, dass sie im Falle ihrer Beteiligung als erstes vom römischen Heer angegriffen worden wären.

B) Beteiligung Galbas am Aufstand

Vindex baute neben der Unterstützung der nahe gelegenen Stämme darauf, dass die römischen Truppen am Rhein nicht gegen ihn eingreifen und ebenfalls vom Kaiser abfallen würden[17]. Als Galba von der Beteiligung der gallischen Stämme hörte und eine realistische Chance für den Erfolg des Vorhabens sah, folgte er Mitte März des Jahres 68 n. Chr. den Aufforderungsschreiben des Vindex und stellte sich an die Spitze der aufständischen Truppen[18]. Jedoch gab er sich nicht den Titel eines Cäsars oder Imperators, sondern er nannte sich lediglich „Legat des Senats und des Volkes“. Er zeigte dadurch, dass er seine Herrschaft durchaus auf die Stützen des Senats und Roms aufbauen möchte[19]. Das war eine politisch geschickte Handlung Galbas, der genau wusste, dass die angestrebte Kaisermacht nur mit Unterstützung des Senats und des römischen Volkes durchsetzbar war.

Zu dieser Zeit zählten die aufständischen Truppen, laut Plutarch, 100000 Mann[20]. Es ist nicht klar wie Plutarch auf eine so große Zahl kommen konnte, weshalb sie weder bestätigt noch dementiert werden kann. Möglich wäre auch, dass in diese Menschenmenge die Soldaten der Rheinarmeen mit einberechnet wurden, auf deren Abfall von Rom man hoffte[21] oder dass die Zahl lediglich eine für damalige Geschichtsschreibung durchaus übliche Übertreibung war[22]. Klar ist, dass durch die Beteiligung Galbas aus dem zunächst kleinen Aufstand einer gallischen Provinz eine Art Bürgerkrieg geworden war[23], der auch von Nero ernst genommen werden musste. Die Truppen wurden auf den Senat und auf Rom vereidigt, ein symbolischer Akt, der aber für die Soldaten selbst von äußerster Bedeutung war[24].

[...]


[1] Vgl. Dio 63, 22 (Xiph.); vgl. Fluss, Vindex, S. 879.

[2] Vgl. Dio 63, 22 (Xiph.).

[3] Vgl. Sueton, Nero, 40; vgl. Fluss, Vindex, S. 879; vgl. Flaig, Kaiser herausfordern, S. 243.

[4] Vgl. Plutarch, Galba, 4.

[5] Vgl. ebd, 4.

[6] Vgl. Sueton, Galba, 9.

[7] Vgl. Dio 63, 24 (Joann. Antioch).

[8] Vgl. Flaig, Kaiser herausfordern, S. 243.

[9] Vgl. Dio 63, 22 (Xiph.).

[10] Vgl. Tacitus, Buch I, 65.

[11] Vgl. Sueton, Galba, 9; vgl. Tacitus, Buch IV, 17.

[12] Vgl. Tacitus, Buch I, 65.

[13] Vgl. ebd., Buch IV, 17.

[14] Vgl. ebd., Buch IV, 17.

[15] Vgl. ebd., Buch I, 51 und Buch IV, 69.

[16] Vgl. ebd., Buch I, 53.

[17] Vgl. Flaig, Kaiser herausfordern, S. 243.

[18] Vgl. Plutarch, Galba, 4.

[19] Vgl. ebd., 5.

[20] Vgl. ebd., 4; zur Propaganda des Vindex siehe III.E)

[21] Vgl. Hainsworth, Verginius and Vindex, S. 91f.

[22] Vgl. Graßl, Vierkaiserjahr, S. 57.

[23] Vgl. Plutarch, Galba, 29.

[24] Vgl. Flaig, Kaiser herausfordern, S. 244f.

Ende der Leseprobe aus 18 Seiten

Details

Titel
Das Vierkaiserjahr 68/69 n. Chr. - Der Aufstand des Vindex
Hochschule
Ludwig-Maximilians-Universität München
Note
2
Autor
Jahr
2005
Seiten
18
Katalognummer
V60053
ISBN (eBook)
9783638538176
ISBN (Buch)
9783638843997
Dateigröße
513 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
In einer der großen Umbruchphasen des röm. Reiches 68/69 n. Chr. gab es viele Aufstände. Einer der bedeutsamsten und interessantesten ist der des Vindex.
Schlagworte
Vierkaiserjahr, Aufstand, Vindex
Arbeit zitieren
Hans-Peter Schneider (Autor:in), 2005, Das Vierkaiserjahr 68/69 n. Chr. - Der Aufstand des Vindex, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/60053

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