Evolution und Verhalten


Hausarbeit, 1998

26 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Die Deszendenztheorie
2.1. Der Kampf ums Dasein („Struggle of life“)
2.2.1. Die natürliche Zuchtwahl oder das Überleben des Tüchtigsten („Survival of the fittest“)
2.2.2. Die Geschlechtliche Zuchtwahl
2.3. Welche Umstände begünstigen die Entstehung neuer Lebensformen und –varietäten durch natürliche Zuchtwahl?
2.4. Das Aussterben der Arten durch natürliche Zuchtwahl
2.5. Die Divergenz der Charaktere
2.6. Die wahrscheinlichen Wirkungen der natürliche Zuchtwahl auf die Nachkommen gemeinsamer Eltern
2.7. Über die Stufe, bis zu der sich die Organisation zu erheben versucht
2.8. Zusammenfassung

3. Evolution und Verhalten
3.1.1. Evolution: Methoden und derzeitiger Stand der Theorie (George Gaylord Simpson)
3.1.2. Die synthetische Theorie
3.2. William R. Thompson- soziales Verhalten
3.2.1. Der Prozeß der Kommunikation
3.2.2. Typen der sozialen Interaktion und der Gruppenstruktur
3.3. Resume

4. Schlußbemerkung

5. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Charles Robert Darwin (12.2.1809-19.4.1882) veröffentlichte 1859 sein wichtigstes und mehr als 10 Jahre geheimgehaltenes Werk „On the origin of species by means of natural selection, or preservation of favoured races in the struggle of life“[1], dessen Theorie über die Entstehung der Arten durch natürliche Zuchtwahl die allgemeine Deszendenztheorie fundamentierte und zu weltweiter Anerkennung verhalf. Die von J.B.de Lamarck begründete Deszendenztheorie steht im Gegensatz zur Vorstellung von der Unveränderlichkeit bzw. Konstanz der Arten, die von einem einmaligen oder mehrmaligen (göttlichen) Schöpfungsakt ausgeht. Gedanken über eine kontinuierliche Entwicklung und Abstammung der Lebewesen voneinander wurden historisch schon sehr früh artikuliert; bereits die griechischen Naturphilosophen (z.B. Empedokles, Anaximander von Milet) waren dieser Meinung. Auf diese Weise entthronte Darwin buchstäblich den Schöpfergott bzw. den bis dato vorherrschenden Glauben an ihn und die göttliche Genesis.

In der Wissenschaft wurde dieser Diskurs im Jahr 1830 bekannt, als in Paris die als Akademiestreit berühmt gewordene, große Diskussion zwischen E. Geoffroy Saint- Hilaire (1772-1844), dem Verfechter der Deszendenztheorie, und G. Baron de Cuvier (1769-1832) stattfand.[2]

Wirkungsgeschichtlich gewann die Selektionstheorie – deren Hauptaussage ist, daß die am besten angepaßten Individuen überleben werden - Einfluß auf die Kulturwissenschaften und philosophischen Denker des 19. Jahrhunderts, die sich an naturwissenschaftlichen Methoden und Denkmodellen orientierten. In diesem Zusammenhang sei der Sozialdarwinismus aus der zweiten Hälfte des 19.Jahrhunderts erwähnt, in welchem Analogien gezogen wurden zwischen Darwins Erkenntnissen und der Entwicklung von Gesellschaften. Dieser ist eng mit dem Evolutionismus, Biologismus und der Organisationstheorie verwoben. Die Hauptaussage ist folgende: da Gesellschaft Teil der Natur und somit ihren Gesetzen unterworfen ist, lassen sich aus den natürlichen Ungleichheiten soziale ableiten, welche gesellschaftliche Hierarchien bilden, indem sich die „Tauglichsten“ durchsetzen und die weniger Geeigneten unterordnen. Der Sozialdarwinismus - dessen Hauptvertreter W.G. Sumner, F.H. Giddings und W. Bagehot waren - diente zeitweise als Rechtfertigungsideologie für jeweils bestehende soziale Ungleichheiten und Ungerechtigkeiten, sowie für Theorien des Rassismus und Faschismus (z.B. die Eugenik und den völkischen Chauvinismus des Nationalsozialismus).

Der Einfluß und die immer noch zum größten Teil bestehende Gültigkeit der darwinschen Theorie auf die heutige Wissenschaft (u.a. auch auf die Sozialpsychologie hinsichtlich ihrer anthropologischen Grundlagen) sind unverkennbar evident.[3]

Darwins erkenntnisleitendes Interesse galt vor allem den Fragen:

- Wie entstehen in der Natur Arten?
- Was ist der Motor dieser Diversifikationen?
- Wie verwandeln sich Varietäten in Arten, welche häufig mehr voneinander abweichen als die Varietäten derselben Art?
- Wie entstehen Gruppen von Arten, welche verschiedene Gattungen bilden und mehr voneinander abweichen als die Arten dieser Gattungen?

Mein Interesse dient neben der Beantwortung dieser Fragen weiterhin den Fragen:

- Was bedeutet natürliche Zuchtwahl?
- Welche Bedeutung wird dabei der Selektion und Anpassung zugeschrieben?

Ich werde mich dabei in Punkt 2 ausschließlich auf Darwin beziehen.

In Abschnitt 3 werde ich den Fragen nachgehen;

- Welche Wirkung hatte die Evolution auf das soziale Verhalten und welche das soziale Verhalten auf die Evolution?
- Was bedeutet soziale Interaktion?

Dabei werde ich mich auf die Aufsätze von George Gaylord Simpson- Evolution und derzeitiger Stand der Theorie, und William R. Thompson- Soziales Verhalten[4] beziehen.

2. Die Deszendenztheorie

2.1. Der Kampf ums Dasein („Struggle of life“)

Der Kampf ums Dasein bedeutet die Abhängigkeit der Wesen voneinander, sowie neben dem Leben des Individuums selbst, seine Fähigkeit Nachkommen zu hinterlassen. Er erfolgt notwendigerweise aus dem ausgeprägten Streben aller Lebewesen sich in geometrischem Verhältnis zu vermehren - sowie der Neigung jedes irgendwie für sie geeignete Gebiet rasch zu bevölkern -, da die Individuen (bzw. die Eier oder Samen) in einem bestimmten Lebensabschnitt /Jahreszeit starken vernichtenden Einflüssen (entweder in jeder oder in wiederkehrenden Generationen) ausgesetzt sind und dient dem Zweck die Erhaltung der Art sicherzustellen. Es muß also ein Konkurrenzkampf, entweder zwischen den Individuen derselben oder verschiedener Arten, oder zwischen Individuen und den äußeren Lebensbedingungen stattfinden, da mehr Individuen ins Leben treten als bestehen bzw. ernährt werden können. Die wichtigsten Faktoren unter den artdezimierenden Umwelteinflüssen zur Bestimmung der Durchschnittspopulation sind die vorhandene Nahrungsmenge, die Beutegier anderer Tiere und das Klima, welches indirekt wirkt, indem es gewisse Arten begünstigt. Die Beseitigung dieser Hindernisse oder eine Verminderung würde eine unbegrenzte Vermehrung der Individuen der Arten zur Folge haben.

Obwohl Lebewesen – sowohl tierischer als auch pflanzlicher Art - auf der Stufenleiter der evolutorischen Entwicklung sehr weit auseinander stehen, stehen sie dennoch in enger Beziehung/Reziprozität bzw. teilweiser Abhängigkeit zueinander, sobald sie auf ein und demselben Gebiet miteinander konkurrieren. Die Kräfte halten sich gegenseitig so im Gleichgewicht, daß sich die Natur selbst über einen längeren Zeitraum nicht verändert, obwohl schon eine kleine Veränderung dieses Gleichgewicht stören und einer Art die Dominanz über eine andere ermöglichen würde. „Welcher Kampf muß hier jahrhundertelang zwischen den verschiedenen Baumarten gekämpft worden sein, deren jede ihre Samen alljährlich zu Tausenden ausstreut! Welch ein Krieg zwischen Insektenarten, Schnecken und anderem Getier auf der eine Seite und den Vögeln und Raubtieren auf der anderen! Sie alle suchen sich zu vermehren, und sie alle leben voneinander oder von Bäumen, deren Samen und Sämlinge, oder von anderen Pflanzen,(...).“(Siehe Darwin, a.a.O.; S.115).

Im allgemeinen ist der Kampf ums Dasein zwischen Individuen oder Varietäten derselben Art stärker als zwischen den Arten verschiedener Gattungen, da sie sich meist durch ähnliche Gewohnheiten, Bedürfnisse und physiologische Merkmale auszeichnen, welche in enger Korrelation zu den Lebewesen stehen, die mit ihm in Wettbewerb stehen; die es ausbeutet oder vor denen es fliehen muß.

Diesen „Kriegszustand der Natur“ ,indem der Kräftigste, Gesündeste und Glücklichste die anderen überlebt und sich fortpflanzt, bezeichnet Darwin als den „Kampf ums Dasein“, aus welchem wiederum das Prinzip der „natürlichen Zuchtwahl“ („Überleben des Tüchtigsten“/ „Survival of the fittest“) erwächst, eine „ Macht, die unaufhörlich wirkt und den schwachen Bemühungen des Menschen ebensosehr überlegen ist wie das Wirken der Natur dem der Kunst.“(Darwin, a.a.O.; S.100). Darunter wird im allgemeinen die Konservierung und Weitervererbung jeder geringfügigen aber nützlichen Veränderung, innerhalb einer Gattungsart bzw. Artvarietät , auf die Nachkommen verstanden, deren Zieles es ist zur Erhaltung der Art beizutragen.

2.2.1. Die natürliche Zuchtwahl oder das Überleben des Tüchtigsten

(„Survival of the fittest“)

- Inwiefern beeinflußt der Kampf ums Dasein die Variationen?
- Manifestieren sich nützliche Veränderungen bei Lebewesen im Kampf ums Dasein?
- Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, daß Individuen mit geringen Vorteilen gegenüber anderen diese überleben und verdrängen werden (obwohl viel mehr Individuen erzeugt werden, als fortbestehen können)?
- Was geschieht mit den geringfügigen schädlichen und unnützen Veränderungen? Werden diese vernichtet oder bestehen sie fort?

Die natürliche Zuchtwahl muß von der künstlichen des Menschen differenziert werden, bei welcher der Mensch die Veränderungen der Arten vornimmt, um sie seinen eigenen Zwecken und Bedürfnissen anzupassen (Domestikation).Der Mensch schafft keine Varietäten noch verhindert er ihr Auftreten, er kann sie lediglich dort konservieren und akkumulieren wo sie auftreten. Er setzt das organische Leben lediglich unbewußt neuen veränderten Lebens -bedingungen aus, aus denen die Variation erfolgt und wirkt somit nur auf die äußeren sichtbaren Merkmale.

Da die Lebewesen eines bestimmten Gebietes in einem engen Abhängigkeitsverhältnis zueinander stehen, bedeutet jegliche Änderung der Lebensverhältnisse (z.B. Klimawechsel, Populationsveränderung oder Einwanderung anderer Arten) notwendigerweise eine Neigung zur Variabilität.[5] Diese Variationen beziehen sich auf einfache individuelle Unterschiede, deren Häufung die notwendige Bedingung der natürlichen Zuchtwahl ist. Oft genügt schon die geringste Änderung im Körperbau, der Konstitution oder der Gewohnheiten, um einer Art Vorteile gegenüber anderen zu verschaffen, das herrschende Gleichgewicht im Kampf ums Dasein aufzuheben und damit ihre Erhaltung zu ermöglichen. Das Prinzip der natürliche Zuchtwahl impliziert sowohl die Erhaltung vorteilhafter individueller Unterschiede und Veränderungen, als auch die Vernichtung nachteiliger Strukturvariationen. „Man kann im bildlichen Sinne sagen, die natürliche Zuchtwahl sei stündlich und täglich dabei, allüberall in der Welt die geringsten Veränderungen aufzuspüren und sie zu verwerfen, sobald sie schlecht sind, zu erhalten und zu vermehren, sobald sie gut sind; still und unsichtbar wirkt sie, wann und wo immer sich eine Gelegenheit bietet, an der Verbesserung der organischen Wesen und ihrer organische und anorganischen Lebensbedingungen.“ (cf. Darwin, a.a.O.; S.125 f.).

Um Modifikationen zu gewährleisten, müssen die Variationen abermals variieren um durch natürliche Zuchtwahl gehäuft und vererbt zu werden. Dies gilt auch für Variationen die nur für bestimmte Lebensabschnitte der Individuen nützlich sind und betrifft auch Eigenschaften und Strukturen den wir nur geringe Bedeutung zuschreiben (z.B. Tarnfärbung), oder welche nur einmal im Leben eines Tieres benutzt werden (z.B. die harte Schnabelspitze junger Vögel zum Aufbrechen der Eischale).Aus ihnen erfolgen wiederum Abänderungen häufig ganz anderer Art.

Auch wenn alle Lebewesen temporär destruktiven Einflüssen ausgesetzt sind, durch Vernichtung einer beträchtliche Anzahl von Eiern oder Samen, oder einer großen Anzahl von Tieren oder Pflanzen durch zufällige Ereignisse, so hat dies keinen Einfluß auf die natürliche Zuchtwahl: “mag die Zerstörung der Eier und Samen so groß sein, daß nur der hundertste oder gar der tausendste Teil sich entwickeln kann, es werden doch von den Überlebenden die bestangepaßten Individuen (vorausgesetzt, daß eine Variabilität in günstiger Richtung vorhanden ist) die Neigung habe, ihrer Art in größere Anzahl fortzupflanzen als die weniger gut angepaßten.“(Darwin, a.a.O.; S.130).

Abänderungen, die weder nützen noch schaden, bleiben von der natürlichen Zuchtwahl unberührt. Verändert werden kann auch die Struktur der Jungen im Verhältnis zu den Eltern bzw. die der Eltern im Verhältnis zu den Jungen.

2.2.2. Die Geschlechtliche Zuchtwahl

Die natürliche wird von der geschlechtlichen Zuchtwahl unterstützt:

Üblicherweise werden die Männchen die meisten Nachkommen hinterlassen, welche am kräftigsten und ihrem Platz in der Natur am besten angepaßt sind. In manchen Fällen scheint es primär nicht die Körperkraft, als vielmehr die Ausbildung besondere Waffen (z.B. Geweih) oder Verteidigungsmittel zu sein, welche über den Sieg bestimmen und somit entscheiden wessen Gene weiter vererbt werden und welche nicht.

Diese Form der Zuchtwahl ist geprägt vom Kampf der Individuen eines Geschlechtes untereinander - gewöhnlich des männlichen - und ist unabhängig vom Kampf ums Dasein mit externen Umständen oder anderen Lebewesen.[6] Obwohl dieser Kampf zwischen den Männchen polygamer Spezies am heftigsten tobt, ist das Ergebnis in den seltensten Fällen letal für eine der beiden Parteien.

Viele - nicht alle - geschlechtlichen Unterschiede können als Folge der geschlechtlichen Zuchtwahl abgeleitet werden; weisen beide Geschlechter derselben Art im allgemeinen die selben Lebensgewohnheiten auf, so unterscheiden sie sich meist in ihrer Physiologie, Färbung oder Verzierung. Manifest werden diese individuellen Unterschiede durch die Vererbung dieses geringen Übergewichtes von Merkmalen in aufeinanderfolgenden Generationen.

- Wie ist es möglich, daß sich bestimmte Varietäten als siegreich gegenüber anderen erweisen und sich die hervorgetretenen individuellen Merkmale etablieren, angesichts der Tatsache, daß die nominale Wahrscheinlichkeit der Eigenschaftsübertragung durch Vererbung eher gering ist?

Selbst wenn die neu erworbenen Eigenschaften nicht auf die Nachkommen übertragen werden, so wird - solange sich die Verhältnisse nicht ändern - die Neigung, in derselben Weise zu variieren, vererbt.[7]

Die Ausbreitung einer neuen nützlichen Varietät geschieht von einem lokalen Mittel- oder Ballungspunkt aus. „Infolgedessen wird auch jede neugebildete Varietät anfangs nur lokalen Charakter haben, was auch bei Varietäten im Naturzustand allgemein der Fall zu sein scheint, so daß sich ähnlich abgeänderte Individuen bald in kleiner Anzahl zusammenfinden und sich zusammen fortpflanzen. Ist die neue Variation siegreich aus dem Kampf ums Dasein hervorgegangen, so wird sie sich von einem Zentralpunkt aus langsam verbreiten, mit den unveränderten Individuen in Wettbewerb treten, an der Peripherie des immer größer werden Kreises mit den unveränderten Individuen kämpfen und sie besiegen.“ (Vgl. Darwin, a.a.O.;S.137).

Die natürliche Zuchtwahl fördert die physiologische Arbeitsteilung - die geschlechtliche Trennung der Individuen einer Art -, aus welcher wiederum folgt, daß sich die Tiere und Pflanzen mit getrennten Geschlechtern zur Fortpflanzung immer paaren müssen. Aus-genommen sind die Fälle der Parthenogenesis; der Jungfernzeugung bzw. Fortpflanzung durch unbefruchtete Keimzellen. Obwohl bei Hermaphroditen (Zwitter), wie es die Mehrzahl der Pflanzen sind, die Paarung zweier Individuen nicht erforderlich ist, vereinigen sich auch bei ihnen regelmäßig zwei Individuen zur Fortpflanzung. Warum? Zur Erklärung formuliert Darwin ein nicht allgemein gültiges und dennoch weit verbreitetes Naturgesetz, das besagt, daß sich kein organisches Wesen über Generationen selbst befruchten soll, sondern daß die Kreuzung mit anderen Individuen unerläßlich sei; „daß bei Tieren und Pflanzen eine Kreuzung zwischen verschiedenen Varietäten oder zwischen Individuen verschiedener Stämme der gleichen Varietät den Nachkommen Kraft und Fruchtbarkeit verleiht, während eine enge Inzucht diese Eigenschaften mindert.“(Siehe Darwin, a.a.O.; S.143.).So verfügen Pflanzen über besondere Mechanismen, um sich vor einer permanenten Selbstbefruchtung zu schützen und somit (wenn auch nur gelegentliche) Kreuzungen zu ermöglichen.

2.3. Welche Umstände begünstigen die Entstehung neuer Lebensformen und –varietäten durch natürliche Zuchtwahl?

Die Vorbedingung für den Erfolg der natürliche Zuchtwahl ist eine große Anzahl von Individuen, durch welche sich größere Aussichten auf die Manifestation nützlicher Variationen in einem bestimmten Zeitraum ergeben und dadurch die geringe Möglichkeit der Veränderung beim einzelnen Individuum kompensieren. Hermaphroditischen Organismen, die sich zur Fortpflanzung paaren und eine niedrige Generationsfolge aufweisen und nicht nomadisch sind, ist die günstige Eigenschaft inhärent nützliche Variationen an irgendwelchen Orten zu bilden, zu akkumulieren und sich von dort zu verbreiten, so daß Kreuzungen nur zwischen Individuen derselben Varietät vorkommen und sie sich dadurch rein erhält.

Isolation und damit verbunden der Ausschluß der Migration besser angepaßter Arten innerhalb eines bestimmten Gebietes, begünstigen in mancher Hinsicht ebenfalls die Entstehung neuer Arten, allerdings wird aufgrund der niedrige Population das Auftreten günstiger Abänderungen vermindert. So ist beispielsweise auf einer kleinen Insel der Kampf ums Dasein weniger heftig und das Aussterben geringer, dafür nehmen die Veränderungen mehr Zeit in Anspruch und führen meist zur Evolution spezifisch endemischer Spezies.

Am Meisten fördert ein großes zusammenhängendes Gebiet die Entstehung vieler neuer Lebensformen, denen es adäquat gelungen ist sich den Umweltbedingungen anzupassen, sich Umweltnischen eigen zu machen und die somit für ein langes Bestehen und weite Verbreitung prädestiniert sind. Da diese Formen im Wettbewerb über viele Mitbewerber gesiegt haben, sind sie es, die sich am meisten ausbreiten und die größte Zahl an Varietäten und Arten hervorbringen.

Der Faktor Zeit spielt dabei nur eine untergeordnete Rolle, da sie lediglich bessere Aussichten auf die Entstehung nützlicher Variationen, deren Auswahl, Ansammlung und Fixierung schafft.

2.4. Das Aussterben der Arten durch natürliche Zuchtwahl

„Wenn infolge der geometrischen Vermehrung aller organischen Wesen ein Gebiet bereits voll besetzt ist, so folgt daraus, daß in demselben Maße, wie die begünstigten Formen zunehmen, die minder begünstigten seltener werden müssen. Niedergang, ist wie die Geologie lehrt, der Vorläufer der Aussterbens.“(cf. Darwin, a.a.O.; S.157). Da seltene Arten weniger abgeändert werden, werden diese im Kampf ums Dasein von den modifizierten und verbesserten Nachkommen der häufigeren Art besiegt. In dem Maße, wie im Zuge der Zeit neue Arten entstehen, werden andere seltener und aussterben.

2.5. Die Divergenz der Charaktere

- Wie geht es von statten, daß sich die geringen Differenzen zwischen Varietäten zu jene großen zwischen Arten herausprägen?

Die Prämisse der nächsten Überlegung Darwins ist, daß Varietäten nichts anderes sind als im Entstehen begriffene Arten: weichen Varietäten stark voneinander ab, so nehmen sie Artcharakter an. Der Zufall mag geeignet sein graduelle Abweichungen von Eigenschaften der Nachkommen von den Eltern ursächlich zu erklären, jedoch nicht einen so hohen Grad von Unterschieden, wie zwischen Arten derselben Gattung besteht. Vielmehr ist die Antwort auf diese Frage in der Wirkung des, über mehrere Generationen wirkenden, sogenannten Divergenzprinzips (s.o.) zu suchen, „dem zufolge anfangs kaum merkliche Unterschiede hervorgebracht werden, die langsam zunehmen und die Rassen immer mehr voneinander und von den Stammeltern abweichend machen.“(Darwin, a.a.O.; S.160). Dies geschieht, da der Grad der Strukturvariation (Körperbeschaffenheit, Lebenswiese oder Gewohnheit) der Nachkommen einer Art, sie mehr befähigt viele unterschiedliche Stellen im Naturhaushalt einzunehmen und sich überproportional zu vermehren. Für die Organismen des gleichen Territoriums bedeutet eine Mannigfaltigkeit der Struktur dieselben Vorteile, wie die physiologische Arbeitsteilung (Spezialisierung) unter den Organen ein und desselben Individuums; der Erhalt einer großen Zahl von Individuen durch bessere Funktions-verrichtung.

2.6. Die wahrscheinlichen Wirkungen der natürliche Zuchtwahl auf die Nachkommen gemeinsamer Eltern

- In welcher Verbindung steht der von der Divergenz der Charaktere abgeleitete Vorteil mit den Prinzipien der natürlichen Zuchtwahl und des Aussterbens?

Wie bereits geschildert, ist ein günstiger Umstand für die Erzeugung neuer Varietäten und somit für eine nominale Zunahme der Divergenz der Charaktere, die Zugehörigkeit zu einer großen Gattung, in welcher in der Regel mehr Arten variieren und deren Angehörige alle als abgeänderte Nachkommen von den Vorteilen ihrer einstigen Stammeltern profitieren, die deren einstigen Erfolg begründeten.

Die Varietäten oder divergenten Nachkommen der ursprünglichen gemeinsamen Stammform werden daher im allgemeinen zahlreicher und streben in ihren Merkmalen immer weiter auseinander, die dann durch natürliche Zuchtwahl eventuell erhalten und angehäuft werden. Da dieser Prozeß - bei dem das Prinzip der Nützlichkeit das ausschlaggebende für den Erhalt der Veränderung ist – über eine große Generationszahl hinaus wirksam ist, besteht nach Darwin die Möglichkeit der Artenvervielfältigung und der (Unter-) Gattungsbildung. Kohärent damit wirkt das Prinzip des Aussterbens: „Da auf jedem stark bewohnten Gebiet die natürliche Zuchtwahl durch Auslese jener Formen wirkt, die im Kampf ums Dasein einen Vorteil vor anderen Formen voraushaben, so wird in den verbesserten Nachkommen jeder Art die Tendenz wohnen, auf jeder Abstammungsstufe ihre Vorgänger und Stammesvorfahren zu ersetzen und auszurotten. Denn man darf nicht vergessen, daß der Wettbewerb in der Regel am heftigsten zwischen jenen Formen stattfindet, die in Lebensweise, Konstitution und Körperbau am nächsten verwandt sind.“(Vgl. Darwin, a.a.O.; S.170). Neben der Ahnenverdrängung und der einiger Urarten, die mit den elterlichen eng verwandt waren, ist ein weiteres Resultat - neben der größeren Summe der Charakterunterschiede - das der ungleichen Verwandtschaft der neuen Arten miteinander. Natürlich bleibt es möglich, daß sich einige Arten in dem selben Zeitraum so gut wie gar nicht verändern.

Für die Zukunft bedeutet dies notwendigerweise das Aussterben kleiner Gruppen, ohne das diese veränderte Nachkommen hinterlassen werden. Der Grund hierfür liegt in der Dominanz größerer Gruppen, sowie in der Tatsache, daß alle zu irgendeiner Zeit lebenden Arten irgendwann nur sehr wenige Nachkommen haben bzw. aussterben werden.

Dieses Modell des Änderungsprozesses besitzt allgemeinen Gültigkeitscharakter, d.h. es kann auf die Phylogenese der gesamten Evolution angewandt werden und somit die ursprüngliche Verbindung von Klassen, Ordnungen, Familien und Gattungen veranschaulichen, welche ihrerseits wiederum Nachkommen einer noch älteren, unbekannteren Form sind.[8]

2.7. Über die Stufe, bis zu der sich die Organisation zu erheben versucht

Die natürliche Zuchtwahl führt also bei der Majorität der Lebewesen zu einem stufenweisen Fortschritt der Organisation, verstanden im Sinne v. Baers, als „die Summe der Differenzierung der Teile eines organischen Wesen (im Reifezustand,...) und ihre Anpassung an verschiedene Verrichtungen“, oder im Sinne Milne Edwards, als „die Vollkommenheit der physiologischen Arbeitsteilung“ (Darwin, a.a.O.; S.176) verstanden werden kann und somit auch den Fortschritt der Gehirnentwicklung für intellektuelle Leistungen mit einschließt. Nimmt man dies nun als Maßstab für hohe Entwicklung, so scheint die natürliche Zuchtwahl zur Erhöhung oder Vervollkommnung zu tendieren, wenngleich Rückschritte auf der Stufenleiter der Organisation möglich bleiben.[9]

An diese Überlegung anknüpfend könnte man folgende Fragen formulieren:

- Warum sind auf der Erde noch eine beträchtliche Anzahl niederer Formen existent?
- Weshalb sind in jeder großen Klasse einige Arten höherentwickelt, als andere?
- Aus welchen Gründen haben die höher entwickelten Formen nicht überall die niedrigeren ersetzt und vernichtet?

Zum Einen bedeutet die natürliche Zuchtwahl oder das Überleben des Tüchtigsten nicht zwingend einen Fortschritt der Entwicklung. Auch muß die evolutorische Stufenleiter immer verschiedene Grade der Vervollkommenheit aufweisen, da es Formen gibt, die gar keine Vorteile erlangen, sobald sie sich verändern würden. Desweiteren muß das Voranschreiten ganzer Klassen - oder einzelner ihrer Glieder - nicht notwendigerweise das Aussterben jener Gruppen bedeuten, mit denen sie im Wettbewerb stehen. „In einigen Fällen mögen niemals vorteilhafte Abänderungen oder individuelle Unterschiede entstanden sein, die die natürliche Zuchtwahl hätte verwerten und anhäufen können, und wahrscheinlich genügte in keinem Falle die Zeit, um den höchstmöglichen Entwicklungsgrad zu erreichen. In einigen Fällen mag auch eingetreten sein, was wir >>rückschreitende Entwicklung<< nennen. Aber der Hauptgrund liegt in der Tatsache, daß hohe Organisation unter sehr einfachen Lebensbedingungen nicht von Nutzen sein kann, vielleicht sogar schädlich sein muß, weil sie empfindlicher ist und leichter zerstört werden kann.“(Siehe Darwin, a.a.O.; S.180).

2.8. Zusammenfassung

Darwins Prinzip der natürlichen Zuchtwahl, die Erhaltung oder das Überleben des Tüchtigsten, entstammt dem Kampf ums Dasein und führt zur Verbesserung eines jeden organischen Lebewesens gegenüber seinen organischen und physikalischen Lebensbedingungen, und somit in den meisten Fällen zu einem Fortschritt der Organisation.

Dieser, in irgendeinem bestimmten Lebensabschnitt oder zu irgendeiner Jahreszeit, stattfindende Kampf ums Dasein ist ein Resultat der angestrebten geometrischen Vermehrung der Individuen und tobt in der Regel am heftigsten unter Mitgliedern derselben Varietät. Individuelle Variationen, im Rahmen der Divergenz der Charaktere, werden durch die verwickelten Wechselbeziehungen sowohl zwischen den Lebewesen als auch den externen Lebensbedingungen hervorgerufen. Durch zufällige - nicht teleologische - genetische Mutationen werden Veränderungen der Struktur, Konstitution oder Gewohnheit erreicht, die sich für das Gedeihen dieser Lebewesen möglicherweise als nützlich erweisen und es ihnen erlauben, sich adäquat an gegebene Umweltbedingungen zu assimilieren. (Dabei müßte bewertet werden, ob die natürliche Zuchtwahl tatsächlich die differenten Lebensformen an die mannigfaltigen externen Bedingungen und Aufenthaltsorte angepaßt hat). Je pluraler nun diese Veränderungen bei den Nachkommen ausfallen, desto deutlicher erhöht sich die Aussicht auf Erfolg im Kampf ums Dasein. Von besonderem Vorteil erweist sich hierbei die Zugehörigkeit zu einer weitreichenden und stark verbreiteten Art einer großen Gattung jeder Klasse, sowie die Tatsache, daß sich die Überlegenheit der Eigenschaften, welche sie in irgendeiner Region hegemonisch werden ließ, auch auf die abgeänderten Nachkommen vererbt.

Bei vielen Tieren wird die gewöhnliche Zuchtwahl von der geschlechtlichen insofern unterstützt, daß diese den tüchtigsten und kräftigsten Männchen die größte Nachkommen-schaft sichert.

Im Laufe von vielen Generationen werden die Unterschiede, zwischen den Varietäten derselben Art, immer größer bis sich irgendwann die größeren Unterschiede zwischen Arten derselben oder verschiedener Gattungen aufheben.

Eine weitere Folge der natürlichen Zuchtwahl ist das Aussterben der minder verbesserten Lebensformen. Diese Art der natürlichen Auslese (Selektion) beruht auf dem Kriterium der Nützlichkeit von divergenten Eigenschaften hinsichtlich der Befähigung zur Anpassung an gegebene Lebensbedingungen bzw. die adäquate Besetzung von Umweltnischen.

3. Evolution und Verhalten

3.1.1. Evolution: Methoden und derzeitiger Stand der Theorie (George Gaylord Simpson)

- Welche Rolle spielt das soziale Verhalten in der Evolution, oder anders formuliert; welche Wirkung hat das soziale Verhalten auf die Evolution?

Betrachtet man historisch die naturalistischen Evolutionstheorien, so läßt sich feststellen, daß der Rolle des Verhaltens ein unterschiedlich großer Stellenwert zugestanden wurde. Im 19. Jahrhundert basierten die Theorien zum größten Teil darauf, während das Verhalten im 20. Jahrhundert von den genetische Evolutionstheoretikern nur als nebensächlich erachtet wurde.

Der erste große Diskurs innerhalb der naturalistischen Deszendenztheorie entstand zwischen den Darwinisten und dem Neo-Lamarckisten, die beide eine Korrelation zwischen Verhalten und Evolution unterstellten. Lamarck war der Auffassung, daß das Verhalten vererbbar und die einzig wirksame Ursache der Evolution - der Modifikation der Morphologie, welche im Laufe von Generationen akkumuliert wird - sei. Im Gegensatz zu diesen Glauben an einen direkten Einfluß des Verhaltens auf die Evolution durch die Induktion vererbbarer Modifikationen, erkannte Darwin in seiner Theorie der natürlichen Selektion, daß das Verhalten der Tiere oft durch ihre Gene festgelegt ist und eine entscheidende Rolle bei der Erhaltung und dem Reproduktionsprozeß spielt.

Ab 1900 wurde das Verhalten, als wesentlichem Faktor der Evolution, aus der Diskussion ausgeklammert; es erfolgte die Reduktion auf die Vorgänge in den Keimzellen der Gameten und bei der Vereinigung der Gameten zur Zygote.

Die allgemein anerkannte moderne Evolutionstheorie[10] betrachtet das Verhalten wieder als eine der wesentlichen Determinanten der Evolution und nicht als etwas, dem Evolution einfach widerfahren sei. Im Verlauf dieser theoretischen Synthese erwies sich die natürliche Selektion als um einiges weitreichender und verschiedener als in Darwins Konzept.

Methoden der Evolutionsforschung:

Die Evolutionsforschung erster Ordnung impliziert die historische Untersuchung von Ereignissen und führt zur Deskription von Merkmalen der Organismen oder ihrer Teile, ihrer Tätigkeiten, der Bedingungen, die sie umgaben und beeinflußten, sowie der zeitlichen Reihenfolge der beobachteten Punkte. Auf diese Weise kann eine Evolution des Verhaltens nicht beobachtet werden. Extrapolationen basieren auf der Morphologie der Fossilien und der Analogie zu lebenden Tieren oder Pflanzen.

Die Evolutionsforschung des Verhaltens zweiter Ordnung ist die wichtigere und interessantere, da die zu untersuchenden Organismen leben und diese Methode die Prozesse und Mechanismen untersucht, die sie bedingen. Sie ist auch jene, mit welcher sich die Evolutionspsychologen hauptsächlich beschäftigen.

3.1.2. Die synthetische Theorie

- Wie konstituiert sich die aktuelle Evolutionstheorie?
- Wie werden die Diversifikationen erklärt?
- Welche Rolle spielt hierbei das soziale Verhalten?
- Inwiefern fließen Darwins Erkenntnisse mit hinein?

Unter den zahlreichen Evolutionstheorien (z.B. Neo-Lamarckismus, Darwinismus, Vitalismus, Finalismus, Orthogenismus, Hologenismus, Mutationiamus und Spiritualismus), wird heute (1958!) die synthetische Theorie als die allgemein gültige anerkannt, da sie nicht nur der Nachfolger einer der zahlreichen vorausgegangenen Theorien ist, sondern eine alle Gebiete der Biologie berücksichtigende Synthese ist, in welcher vor allem Darwins Selektionsprinzip eine bedeutende Rolle zukommt:

Die evolutorischen Vorgänge zeigen sich in der Entwicklung der Population einer Gruppe, deren Mitglieder untereinander gleich sind, sich aber von den anderen Organismen, mit denen sie leben, unterscheiden. Aufgrund der biparentalen Kreuzung ihrer Mitglieder wird die Population charakterisiert und vereinheitlicht. Durch die Interaktion des genetischen Materials mit der Umwelt werden die Merkmale eines jeden Individuums determiniert. Das Erbgut wiederum wird durch die Chromosomen im Zellkern bestimmt, deren kleinste Untereinheit die Gene sind. Da das Erbgut verantwortlich für die Reaktionsnorm des Wesens ist, innerhalb derer die sich entwickelnden Merkmale liegen müssen, bedeutet evolutionäre Diversifikation die umfassende Veränderung der genetischen Materials einer Population.

Im Gegensatz zum asexuellen Reproduktionsprozeß, bei dem der parentale Chromosomensatz unverändert weitergegeben wird, findet beim sexuellen, biparentalen insofern eine Mischung statt, als das die Auswahl der, bei der Gametenbildung zu einem einfachen (haploiden) Chromosomensatz reduzierten, elterlich diploiden Chromosomen zufällig geschieht. Während der Meiose kommt es zum gelegentlichen „crossing-over“ (cf. Simpson, a.a.O.; S.18) zwischen zwei elterlichen Chromosomen, was zu unterschiedlichen Genkombinationen auf den Chromosomen der Nachkommen führt. Daraus folgt die nachhaltige Wirkung des Zuchtverhaltens auf die Evolution. Desweiteren ist die Mutation, die vor allem bei asexuellen Wesen eine bedeutende Rolle einnimmt, ein weiterer Faktor für Veränderungen in der Anzahl der Chromosomen, deren innerer Struktur und der Gene.

Der Schlüssel für eine nicht zufällige Evolution liegt im Reproduktionsprozeß (wie bereits Darwin erkannte, obwohl er die Bedeutung und Dominanz der zufälligen Veränderung durch Mutation als das ausschlaggebende Kriterium betonte), in welchem das Verhalten, als Element der Selektion, eine außerordentliche Rolle spielt. Ein Erfolg der Reproduktion konstituiert sich dadurch, daß 1. männliche und weibliche Organismen benachbart zueinander auftreten und einander finden müssen. „2. Bei vielen, vor allem bei den komplexeren Organismen müssen sich die Partner gegenseitig sexuell akzeptieren und begatten. 3. Es muß zu einer Befruchtung kommen. 4. Die Gameten müssen miteinander verträglich sein. 5.Es muß eine normale embryonale Entwicklung stattfinden. 6. Die Nachkommen müssen bis zum Fortpflanzungsalter überleben und sich ihrerseits erfolgreich reproduzieren.“ (Vgl. Simpson, a.a.O.; S.24 f.). Darwin hatte eine andere Auffassung von den wirkenden Mechanismen und bewertete Punkt 6 stärker als die anderen, ebenso grenzte er die sexuelle von der natürlichen Selektion ab. Seine Theorie basierte im wesentlichen auf der unterschiedlichen Mortalität, d.h. er begriff diesen Vorgang nicht als einen der unterschiedlichen Reproduktion.

Es gilt heute als common sense, daß die Selektion den Reproduktionserfolg der gesamten Population begünstigt und nicht unbedingt den einzelner Individuen.

Die synthetische Theorie bezieht somit das Verhalten als einen der Faktoren mit ein, welcher die Evolution bewirkt oder bestimmt, da die Aspekte des Zeugens, der Sorge für die Jungen und der Erhalt, vor allem Fragen des Verhaltens betreffen.

- Besteht die Möglichkeit einer Regression auf eine ancestrale, frühevolutorische Stufe?
- Wie lange wirken evolutionäre Trends?
- Gibt es so etwas wie ein Endziel der Evolution, was Darwin die Tendenz zu Erhöhung oder Vervollkommnung nannte?

Analog dem Axiom, daß alle Untersuchungen und Kenntnisse der Natur in Prozesse (immanente und unveränderliche Merkmale des Universums) und Konfigurationen (vorübergehende und sich historisch akkumulierende Umstände des Universums) eingeteilt werden können, welche aus den Prozessen entstehen, bedeutet dies für die Evolution, daß deren Verlauf nicht nur durch ihre Prozesse, sondern auch durch die Gesamtsumme aller vorausgegangener Ereignisse determiniert ist. Daraus folgt das Gesetz der Nichtwiederholba-keit und Irreversibilität der Evolution; kein Organismus, keine Population oder Gemeinschaft kann zu irgendeiner vorausgegangenen Struktur oder einem früheren Zustand zurückkehren.

Diversifikationen sind lediglich Modifikationen von bereits Vorhandenem und somit keine Formen gänzlich neuer Konstruktionen (Prinzip der Transformation).

Evolutionäre Trends sind zeitlich determiniert, d.h. sie besitzen einen definierten Beginn, eine begrenzte Dauer und wirken nur so lange sie adaptiv sind. Eine wichtige Schlußfolgerung daraus ist, „daß keine mysteriöse der Evolution inhärente Tendenz gibt, unbegrenzt in einer Linie fortzufahren.“(Siehe Simpson, a.a.O.; S.31).

Oberhalb des Reproduktionsprozesses sind die wichtigsten Faktoren für die Phylogenese die Segregation und Sukzession. Die Bedeutung evolutionärer Segregation im Verlauf der gesamten Evolutionsgeschichte liegt in der Speziesbildung, dem Entstehen mehrerer Spezies aus einer einzigen. Dies bedeutet die Fähigkeit zur Okkupation neuer Regionen und Umwelten und innerhalb eines jeden Gebietes eine Parzellierung in immer mehr und immer engere ökologische Nischen, deren jede von einer speziellen Spezies in Besitz genommen wird. Obwohl mit der vollständigen Expansion und Diversifikation die Evolution beendet wäre, hören die meisten Varietäten nicht auf sich zu verändern, obwohl sie sich bereits gut in eine Nische oder adaptive Zone assimiliert haben. Dies kann dadurch erklärt werden, daß bereits eine geringfügige Änderung z.B. der Gemeinschaftsangehörigen eine derartige Umweltveränderung darstellt, daß auf sie reagiert werden muß. Dies wiederum ist bedingt durch die enge Dependenz der Organismen untereinander[11]. Man könnte sagen, daß es nicht zwangsläufig notwendig ist, daß die Evolution zielgerichtet verläuft - abgesehen von der adäquaten Anpassung an die Umwelt -, da es einen großen Anteil an zufälligen Prozessen gibt, die ebenso sehr die Evolution beeinflussen.[12]

3.2. William R. Thompson- soziales Verhalten

- Welche Wirkung hatte die Evolution auf das soziale Verhalten?
- Ist soziale Interaktion konstitutiv für Gruppenstrukturen?
- Ist es möglich soziales Verhalten zu analysieren?
- Welche Arten sozialen Handelns gibt es?
- Welche Bedeutung ist dabei der Sprache inhärent und was unterscheidet den Menschen vom Tier?

Wie bereits geschildert, wird Evolution bedingt durch Änderungen der Genfrequenzen in den Populationen, welche von den Faktoren Selektion, Migration und Mutation abhängig sind. Das soziale Verhalten beeinflußt ebenso die genetischen Veränderungen und ist mitver-antwortlich für eine außerordentliche Mannigfaltigkeit der Organismusformen.

3.2.1. Der Prozeß der Kommunikation

- Was bedeutet eigentlich soziales Verhalten?

Soziales Verhalten beschreibt einen Reziprozitätsprozeß, der zwischen den Individuen stattfindet und in der Regel zu einem Ergebnis führt. Dies wiederum führt zum Einen zu dem Problem der Kommunikation und zum Anderen zu den auftretenden Kommunikationsarten und den daraus entstehenden Gruppenstrukturen.

Der Prozeß der Interaktion - die Art und Weise, mit denen ein Individuum einem anderen Informationen übermitteln kann - ist gekennzeichnet durch eine bestimmte Form oder Struktur und der teleologischen Ausrichtung an ein Auditorium oder Empfänger.

- Was bedeutet dies für den Menschen bzw. die menschliche Sprache?

Die hochentwickelte menschliche Sprache unterscheidet sich insofern von der tierischen, daß sie eine syntaktische Form (Algorithmus) besitzt, d.h. daß die Kombination mehrerer repräsentativer Gebärden in unterschiedlicher Kombination verschiedenen Zwecken (differente Bedeutungskonstitution) dienen kann. Dies geschieht in Sätzen durch Nomen und Prädikate. Desweiteren gestattet die Grammatik Aussagen, welche über das Hier und Jetzt der Gegenwart hinausgehen und dadurch die Zukunft oder Vergangenheit betreffen. Durch die Verschriftlichung der Sprache wird die Überwindung der räumlich- zeitlichen Dimension ermöglicht. „Erst beim Menschen wird die Sprache vollständig in gewisse Konventionen gepaßt und wird weitgehend unabhängig von Umweltsituationen und Emotionen.“ (Siehe Thompson, a.a.O.; S.104).

Als zweite Besonderheit der Sprache wird ihre soziale Funktion angesehen, die sich beim Menschen durch Zweckgebundenheit und Intentionalität auszeichnet. In diesem Zusammenhang wurde die Kooperation oder Fähigkeit zur Vergesellschaftung als allgemeine Prämisse der Sprache diskutiert. Eine bedeutende Beziehung der Sprache besteht - wie G.H. Mead ausdrücklich betonte - zum sozialen Bewußtsein, der Tendenz sich der anderen Individuen, welche in der Beziehung der Tiere oder Menschen eine Rolle spielen, sozial bewußt zu werden. Empathie - die eng verwandt mit Freundschaft und Altruismus ist, und diese möglicherweise sogar voraussetzt - setzt die Fähigkeit voraus, sich von einer unmittelbaren Umwelt zu distanzieren und auf eine nicht vorhandene oder hypothetische zu reagieren. Mead nannte die verschiedenen Rollen, die ein Mensch annehmen kann und deren Attribute nur im Menschen vereint sind, den „generalisierten Anderen“.

Phylogenetisch hat sich die Sprache höchstwahrscheinlich in Korrelation mit der Intelligenz entwickelt.

3.2.2. Typen der sozialen Interaktion und der Gruppenstruktur

Es bedarf methodologisch der Klassifikationsmodelle, um adäquate Analysen sozialer Interaktion zu gewährleisten und Beziehungen zu den Dimensionen der Gruppenstruktur aufzuzeigen, welche von der Art der Interaktion, sowie den agierenden und reagierenden Individuen abhängen.

Scott kodifizierte 8 Kategorien sozialen Handelns bei Tieren:

1. allelomimetisch - gegenseitige Imitation und Förderung;
2. epimeletisch - Fürsorge und Aufmerksamkeit schenkend;
3. et- epimeletisch – nach Aufmerksamkeit und Fürsorge verlangend;
4. sexuell;
5. kämpfend;
6. schutzsuchend;
7. fressend;
8. erkundend

Von diesen Kategorien sind lediglich die ersten 5 direkt sozial; positiv oder negativ, je nachdem ob sie einen stärkeren Gruppenzusammenhalt bewirken oder nicht, während es bei den letzten drei auf die Umstände ankommt, um sie als sozial bezeichnen zu können. Dieses Modell kann ebenfalls auf den Menschen angewandt werden, dessen Reaktionen man in sozial- emotional positive, neutrale oder aufgabenorientierte und sozial- emotional negative Reaktionen aufteilen kann. Weiterhin müßte differenziert werde, welcher Typ von Organismus (männlich, weiblich oder Junges) die Interaktion hervorruft oder rezipiert, ob der Initiator oder Empfänger ein Mitglied der Eigen- oder einer Außengruppe ist, sowie welche Art von Antrieb vorliegt (Futter, Sex, Flucht), die bei der Interaktion eine Rolle spielt.

Als Dimensionen sozialen Handelns benennt Thompson folgende:

1. Größe und Dichte der Gruppe; die abhängig von genetischen, physischen oder umweltbedingten Einflüssen ist.
2. Zusammenhalt; der durch Antagonismen innerhalb der Gruppe und der Natur des Lebensraumes, sowie durch sexuelle Attraktion und Familienbande bewirkt wird. Er bietet den jüngeren und älteren Gesellschaftsmitgliedern Schutz und dient dem biologischen Konditionieren des Territoriums.
3. „Syntality“; bedeutet das Ausmaß, bis zu dem die Mitglieder einer Gruppe als Einheit oder im Einvernehmen, d.h. kooperativ und koordiniert, handeln, um ein bestimmtes Gruppenziel zu erreichen. Dabei wirken in jeder biologische Gruppe verschiedene Faktoren, wie der physische Lebensraum, die Nahrungsversorgung und die sensomotorische Ausstattung, auf die Gruppenstruktur.
4. Stabilität; das Ausmaß in dem die sozialen Interaktionen innerhalb einer Gruppe über eine gewissen Zeitraum konstant bleiben. Die Hauptwirkung der aus ihr entstammenden evolutiven Konsequenzen ist die der Reduzierung der aggressiven Begegnungen zwischen den Individuen. Mit den steigenden intellektuellen und pezipierenden Fähigkeiten, erhöht sich die Mannig-faltigkeit der emotionalen Interaktion zwischen bestimmten Individuen. Es kommt zu einem Wettbewerb um den sozialen Rang und den damit verbundenen Privilegien. Dies impliziert auch die Fähigkeit der Kontrolle oder Verzögerung von Aggressivität in emotional provozierenden Situationen. Je eindeutiger die Dominanzhierarchie und territorialen Rechte ausfallen, desto größer ist die Stabilität der Gruppe.
5. Permeabilität; bedeutet das Ausmaß, „bis zu dem die Mitglieder einer Gruppe das Eindringen fremder Individuen erlauben, und konstituiert sich durch die Anzahl der negativen Interaktionen mir einem Individuum der Außengruppe.“ (cf. Scott, a.a.O.; S.122). Dieses Phänomen steht in enger Beziehung zur sexuellen Dominanz; der aktive Ausschluß von Individuen derselben Spezies ist genetisch determiniert.

Alle Dimensionen stehen in unmittelbarer Korrelation zueinander.

3.3. Resümee

Zusammenfassend läßt sich sagen, daß es sich als problematisch erweist die Evolution des sozialen Verhaltens zu analysieren. Zwar ist es möglich eventuelle evolutionäre Wirkungen des sozialen Verhaltens abzusehen, bezüglich der Gruppenstruktur oder der Art der Interaktion die in ihr auftreten, aber eindeutige phylogenetische Trends zu erkennen ist äußerst schwierig.

Die anthropomorphisierende Analogienbildung der Komplexität der Organisation zwischen Insekten und Menschen beispielsweise, welche tatsächlich am höchsten entwickelt sind, ist künstlich, da sie bei beiden auf unterschiedlichen Mechanismen basieren. Bei Menschen entstammen sie indirekt der Entwicklung der abstrakten Intelligenz und des Lernvermögens. Aus dieser Fähigkeit entwickelten sich Merkmale (Sprache , Altruismus...), die ein sehr viel intellektuelleres Verhalten ermöglichten. Simultan wird mit der steigenden Abstraktionsfähigkeit ein Potential für komplexes Gruppenverhalten geschaffen, welches im Menschen kulminiert.

4. Schlußbemerkung

Der heutigen Molekularbiologie ist es gelungen die Gene, die sowohl beim Menschen als auch bei allen anderen organischen Lebewesen für die Bildung derselben Organe (z.B. Augen) und anatomischen Merkmale verantwortlich sind, zu lokalisieren. Diese „Hox“- Gene stellen den Motor der Entwicklung aller Organismen dar und begrenzen den Spielraum (Reaktionsnorm) der dabei auftretenden Diversifikationen. Schon eine geringe Veränderung der Erbstränge kann die Ausbildung völlig neuer Formen bedeuten, ohne das dabei der Grundbauplan überschritten wird. Seit dem kambrischen Erdzeitalter sind die Hox-Gene dieselben geblieben, was bedeutet, daß sich die Lebewesen genetisch ähnlicher sind als bisher angenommen wurde, und daß unsere Physiologie bereits in den Genen unserer Urahnen angelegt war: zu den damals entstandenen 37 Grundbauplänen der Tiere ist bis heute kein einziger mehr dazugekommen. Eine Schlußfolgerung aus diesen Erkenntnissen ist die, daß die Natur die Organismen keineswegs nach Belieben verändern kann und daß der Evolution Grenzen gesetzt sind, sobald alle Kombinationsmöglichkeiten ausgeschöpft sind.

Eine zu rigide Focusierung auf die Genetik birgt das Risiko in sich, den Menschen als ein von seinen Genen determiniertes Wesen aufzufassen und bestimmte Persönlichkeitsmerkmale oder Verhaltensweisen (z.B. Aggressivität oder sexuelle Orientierung) darauf zurückzuführen. Dabei wird vergessen, daß Gene lediglich Veranlagungen darstellen, die man zu kontrollieren erlernen kann.

Diese neue Sicht der Evolution wirft nun Fragen auf, die das menschliche Selbstverständnis, wie kaum ein anderes Problem der Wissenschaft berührt. Schließlich beschäftigt die Frage nach dem Ursprung und dem Sinn des Lebens seit Angedenken die Menschheit. Befriedigt wurden diese Bedürfnisse in den unterschiedlichen Kulturen durch verschiedene religiöse, theologische und esoterische Dogmen und Kodexe.

Vertreter radikaler Positionen neigen dazu dem Menschen philosophisch jeglichen Anspruch auf Berechtigung zur Herrschaft über die Natur abzuerkennen, indem sie den Menschen nicht als (vorläufigen) Höhepunkt einer evolutionären Entwicklung, sondern als vergänglich ansehen und ihn damit auf eine Stufe mit den anderen Lebewesen stellen.[13]

- Worin liegt nun die Bedeutung für die Sozialpsychologie bzw. die Soziologie?

Der Bezug der Evolution zur Sozialpsychologie liegt darin, daß die theoretischen Ansätze, die der Sozialpsychologie zugrunde liegen, mit bestimmten Vorstellungen der Ausstattung der Menschen operieren[14], in denen sich zum Teil elaborierte anthropologische Konzepte über die Gattung Mensch, deren Verwandtschaft mit subhumanen Spezies ebenso wie der Abgrenzung der menschlichen Gattung gegenüber diesen verbergen.

Die Sozialpsychologie ist eine wissenschaftliche Disziplin, die sowohl zur Soziologie, als auch zur Psychologie gehört, aber auch als eigenständige Disziplin aufgefaßt wird. Dennoch ist es, aufgrund der zugrundegelegten theoretischen Konzeptionen, problematisch eine genaue Definition und Abgrenzung von anderen sozialwissenschaftlichen Disziplinen vorzunehmen.

Sie befaßt sich mit der Analyse des individuellen Verhaltens (Interaktionen zwischen Individuen, zwischen Gruppen, sowie zwischen Individuen und Gruppen) unter dem Einfluß sozialer Faktoren. Die Sozialpsychologie wird überwiegend als Gebiet von grundlegender theoretischer Bedeutung für die Soziologie betrachtet, da sie für bestimmte Richtungen dieser Wissenschaft (z.B. den Symbolischen Interaktionismus) weitgehend identisch mit Soziologie selbst ist. Neben den Wirkungsweisen aller sozial relevanten psychischen Grundfunktionen (Wahrnehmung, Motivation, Verhalten, Intelligenz) und deren Beeinflußung durch soziale Faktoren, untersucht die Sozialpsychologie vor allem: die Sozialisation des Individuums und seiner Persönlichkeit; die Wirkung und Entstehung von Einstellungen, Motiven, Bedürfnissen und Meinungen; einfache und komplizierte Interaktionsprozesse zwischen Individuen und Gruppen; Gruppenstrukturen und -prozesse (Gruppendynamik); explizit die Bildung und Wirkung von Vorurteilen und das Verhalten gegenüber Minoritäten; Mechanismen der interpersonellen (wechselseitigen) Wahrnehmung von Individuen und Gruppen; Kommumikationsprozesse (u.a. die Bedeutung und Entwicklung der sprachlichen Kommunikation) und schließlich die Wechselbeziehungen zwischen Individuen einerseits und Kultur, Gesellschaft, Institutionen und Organisationen andererseits.

5. Literaturverzeichnis

- Augstein Rudolf (Hrsg.); Der Spiegel, Der göttliche Funke/ welches Ziel hat die Evolution?; Nr. 10/ 2.3.1998; Spiegel- Verlag Rudolf Augstein , Hamburg 1998.
- Darwin, Charles (1859); Die Entstehung der Arten durch natürliche Zuchtwahl; Stuttgart: Reclam 1963; Kap. 3 und 4.
- Drosdowski, Günther (Hrsg.); Duden, „Fremdwörterbuch“ (Bd. 5); Bibliographisches Institut; Mannheim 1982.
- Fuchs-Heinritz, Werner et alt. (Hrsg.); Lexikon zur Soziologie (3 Aufl.); Westdeutscher Verlag; Opladen 1994 (1973).
- Grolle, Johann und Klein, Stefan; „Wir sehnen uns nach einem Sinn“; In: Der Spiegel; a.a.O.; S. 190-195.
- Horkheimer u. Adorno (1944); Dialektik der Aufklärung; Fischer Verlag; Frankfurt/M. 1969.
- Klein, Stefan; Lotterie im Garten Eden; In: Der Spiegel; a.a.O.; S.184-189.
- Meyers Lexikonredaktion (Hrsg.); Meyers großes Taschenlexikon; Bibliographisches Institut und F.A. Brockhaus; Mannheim 1996.
- Redaktion für Naturwissenschaft und Medizin d. Bibliographischen Institutes unter Leitung von Karl Heinz Ahlheim (Hrsg.); Schülerduden „die Biologie“; Bibliographisches Institut; Mannheim 1976.
- Roe, Anna und Simpson, George Gaylord (Hrsg.); Evolution und Verhalten; Frankfurt/M.: Suhrkamp 1969 (1958).
- Simpson, George Gaylord (1958); Evolution: Methoden und derzeitiger Stand der Theorie; In: Roe und Simpson; a.a.O.; S. 7-35.
- Thompson, William R. (1958); Soziales Verhalten; In: Roe und Simpson; a.a.O.; S. 100-127.

[...]


[1] Charles Darwin- Die Entstehung der Arten; Reclam Stuttgart 1963.

[2] Dieser Streit wird auch heute noch fortgesetzt. Die Protagonisten sind, auf der einen Seite der Biologe Dawkin, welcher ein Vertreter des darwinschen Prinzips ist und die Evolution als Triumphzug des Fortschritts bezeichnet, und auf der anderen Seite der Paläontologe Stephen Jay Gould, der die Auffassung vertritt, daß der Zufall bestimmt, ob eine Spezies kulminiere oder nicht und das es keine bestimmte Marschrichtung und keinen Fortschritt in der Evolution gibt.

[3] Vergleiche z.B. Horkheimer und Adorno (1944)- die Dialektik der Aufklärung; Fischer Verlag, Frankfurt/M. 1969; S.175.

[4] George Gaylord Simpson (1958)- Evolution und derzeitiger Stand der Theorie; In: Anne Roe & George Simpson- Evolution und Verhalten; Suhrkamp Verlag; Frankfurt/M. 1969; S.7-35. William R. Thompson(1958)- Soziales Verhalten; In: Anne Roe & George Simpson- Evolution und Verhalten; Suhrkamp Verlag; Frankfurt/M. 1969; S.100-127.

[5] Der heutige Stand (1998) der Wissenschaft geht sogar davon aus, daß bereits im Kambrium (vor 500-570 Mio. Jahren) die Verflechtungen und gegenseitigen Abhängigkeiten der Tiere bereits so ausgeprägt waren, daß schon der Niedergang oder das Verschwinden einer einzigen Spezies das Aufleben - oder den Untergang - einer ganzen Reihe von Arten auslösen konnte.

[6] Dieser Standpunkt steht im Gegensatz zu der aktuellen Theorie, bei der diesem Aspekt ein gänzlich anderer Stellenwert zugeschrieben wird (vgl. S. 12f.).

[7] Was mir dabei unverständlich bleibt, ist die Art und Weise, wie die Weitervererbung dieser Neigung, in bestimmter Weise zu variieren, von Statten geht (Anm. d. Verfassers).

[8] Wissenschaftler vertreten heute die Ansicht, daß der letzte gemeinsame Vorfahr von Insekten und Wirbeltieren ein einfacher Organismus ohne Organe, Blutkreislauf und Gesichtssinn gewesen sein muß. Vor etwa einer Milliarde Jahren hat dieser wahrscheinlich kugelförmige Organismus existiert, aus welchem sich die verschiedenen Ahnenreihen abgespalten haben, die sich zunächst nur in der genetischen Struktur und nicht äußerlich unterschieden.

[9] Dieser für das 19. Jahrhundert typische positive Glaube an den allgemeinen Fortschritt wird hier außerordentlich evident.

[10] Der aktuelle Stand der Dinge bezieht sich hierbei auf das Erscheinungsjahr (1958) dieses Aufsatzes. Inwiefern sich die Erkenntnisse bis heute möglicherweise verändert haben ist mir leider nicht bekannt.

[11] Zur wechselseitigen Abhängigkeit vergleiche auch Punkt 2.2.1., Seite 5.

[12] Auch hier stehen sich erneut Dawkin, „einmal in Gang gekommen, mußte das Leben unweigerlich irgendwann diese >>entscheidenden Schwellen<< - Vielzeller, Nerven, Bewußtsein- überschreiten“, und Gould „nichts berechtige dazu, die Leistungen des menschlichen Hirns höher zu schätzen als zum Beispiel die Netzbaukunst der Spinne oder die Ultraschall- Navigation der Fledermäuse“( Stefan Klein- Lotterie im Garten Eden; In: Der Spiegel; S.187).

[13] In dieser „pessimistischen“ Haltung wird der für das 20. Jahrhundert signifikante Zweifel am allgemeinen Fortschritt, explizit des technischen evident.

[14] Dies sind Annahmen von Trieben, Antrieben, organischer Ausstattung oder gattungsspezifischen Anlagen.

Ende der Leseprobe aus 26 Seiten

Details

Titel
Evolution und Verhalten
Hochschule
Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main  (Gesellschaftswissenschaften)
Veranstaltung
Grundkurs: Anthropologische Grundlagen in der Sozialpsychologie
Note
1,0
Autor
Jahr
1998
Seiten
26
Katalognummer
V6021
ISBN (eBook)
9783638137164
Dateigröße
579 KB
Sprache
Deutsch
Arbeit zitieren
Sebastian Muthig (Autor:in), 1998, Evolution und Verhalten, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/6021

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