Pierre Bourdieu: Habitus – Feld


Hausarbeit, 2002

15 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1.Einleitung

2. Der soziale Raum
2.1. Das soziale Feld

3. Der Habitus

4. Habitus- Feld

5. Der physische Raum

6. Schlusswort

7. Bibliographie

1. Einleitung

Diese Hausarbeit soll Einblick in das Werk von Pierre Bourdieu verschaffen, wobei der Schwerpunkt meiner Ausarbeitung auf den Begriffen des „sozialen Raums“ und des „Habitus“ liegen wird. Zuerst werde versuchen, die beiden Begriffe unabhängig voneinander zu erläutern um anschließend auf die gegenseitige Bedingtheit dieser einzugehen.

Des weiteren werde ich versuchen, den Unterschied zwischen dem sozialen Raum und dem sozialen Feld zu erläutern, um so eventuelle Missverständnisse, die sich bei der Lektüre von Bourdieus Werk ergeben können, aus dem Weg zu räumen.

Ein weiteres Anliegen ist, Bourdieus gedankliche Umsetzung des sozialen Raums zu erläutern. Bourdieu tut dies mit den Begriffen des symbolischen Raums (oder dem „Raum der Lebensstile“) und dem des „physischen Raums“.

So ist die Hausarbeit ein Versuch, Überblick über das Werk Bourdieus zu schaffen um es so auch verständlicher und zugänglicher zu machen.

2. Der soziale Raum

Vorab ist zu sagen, dass für Bourdieu der soziale Raum ein „abstraktes Konstrukt“ ist; in den alltäglichen Kontext wird dieser in den „Raum der Lebensstile“ umgewandelt, worauf ich später näher eingehen werde.

Alle Individuen einer Gesellschaft sind im sozialen Raum verteilt. Dabei nehmen die Akteure unterschiedliche Positionen in diesem Raum ein. Diese objektiven Positionen stehen in einem relationalen Verhältnis zueinander, das heisst, dass die Individuen sich und die anderen immer unter dem Gesichtspunkt der Differenz sehen. Jede Position bringt unterschiedliche (Lebens-) Bedingungen mit sich, sodass auch jeder Einzelne von einer für ihn spezifischen Position Einblick in den sozialen Raum gewinnt. Angeknüpft an die verschiedenen Positionen sind folglich auch unterschiedliche Wertevorstellungen, die jedes Individuum sich im Laufe seines Existierens im sozialem Raum aneignet. Für Bourdieu ergibt die Gesamtheit der objektiven Positionen mit ihren unterschiedlichen Bedingungen demzufolge nach den sozialen Raum.

Bourdieu betont vor allem das Prinzip der Differenz: Würden die objektiven Bedingungen nicht in Relation zueinander stehen, würde der soziale Raum nicht existieren. Der ständige Vergleich zu den anderen Positionen ist raumbestimmend. Für Bourdieu kann die soziale Identität nur in der Differenz Kontur gewinnen und sich bestätigen.[1]

Die Verteilung der Akteure im sozialen Raum hängt wesentlich von ihrem Kapital ab. Dabei ist hier nicht nur das ökonomische Kapital in Form von materiellen Besitztümern ( Haus, Jacht, Auto etc.) entscheidend, sondern auch das kulturelle sowie das symbolische und soziale Kapital muss bei der „Einteilung“ beachtet werden. Diese vier Elemente fließen in die Definition des Kapitals mit ein. Es zählt in Bourdieus Theorie somit nicht nur die ökonomische Komponente (wie bei Marx z.b.), sondern auch geistiger Reichtum (kulturelles Kapital), sowie auch soziales Prestige (symbolisches Kapital) usw. Das symbolische und soziale Kapital kann jedoch hier vernachlässigt werden, ist dieses doch vom ökonomischen und kulturellen Kapital teilweise bedingt und von diesen ableitbar. Das kulturelle Kapital könnte man auch als „Bildungskapital“ bezeichnen. Je umfangreicher der Bildungsgrad – wobei Zertifikate und Titel auch eine besondere Rolle spielen- desto grösser das kulturelle Kapital.

Die Einteilung der Akteure im sozialen Raum erfolgt nach zwei Unterscheidungsprinzipien:

In der ersten Dimension nach dem Gesamtumfang des Kapitals, in der zweiten Dimension nach der Struktur des Kapitals bzw. nach der relativen Gewichtung der Kapitalarten.

Die relative Gewichtung des Kapitals ist besonders hervorzuheben, da man, auch wenn man das gleiche Volumen an Kapital besitzt, doch auf ganz unterschiedliche Art und Weise leben kann.[2] Somit kann man von einem zweidimensionalen Raum sprechen, der vor allem durch diese „Einteilung“ des Kapitals geprägt ist.

Dieses Kapital ist folglich umworbenes Gut in einer Gesellschaft. Wer es besitzt, hat Zugang zu den begehrten Gütern und Praktiken, „mit deren Hilfe relevante Unterschiede zwischen sozialen Gruppen & Positionen aufrechterhalten werden“[3].

Deswegen ist es auch nicht verwunderlich, dass das Kapital Gegenstand gesellschaftlicher Kämpfe ist. Da die Kapitalverteilung durch diese Kämpfe neu bestimmt werden kann, sind die Positionen nicht endgültig festgelegt, sondern können sich auch innerhalb des sozialen Raums „verschieben“. Die soziale Stellungen der Akteure sind somit veränderbar, da sie „Produkt von Geschichte“[4] sind.

Das Ergebnis der ungleichen Verteilung (des Gesamtumfangs des Kapitals) führt zu einem Gegensatz, der den sozialen Raum bestimmt und welcher allgegenwärtig ist: das Verhältnis der Herrschenden ( mit einem großen Anteil an kulturellem und ökonomischen Kapital) und der Beherrschten (mit einem geringfügigem Kapital). Dieser Zusammenhang zwischen dominierender und dominierter „Fraktion“ ist „Grundkategorie der herrschenden Wahrnehmung von sozialer Welt“[5]. So ist alles im sozialen Raum nach diesem fundamentalen Prinzip ausgerichtet. Die sozialen Wechselwirkungen kommen vor allem in adjektivistischen Gegensatzpaaren zum Ausdruck wie z.b. reich- arm; oben- unten etc.

Nicht gänzlich außer acht zu lassen ist, dass es zwischen diesen beiden „Klassen“ noch die Klasse dazwischen gibt: die Klasse des Mittelstandes, welcher aufstiegsorientiert ist.

Aufgrund von unterschiedlich hohem Kapital & dessen Kapitalarten führen die Akteure ein unterschiedliches Leben, welches in den unterschiedlichen Lebensstilen zum Ausdruck kommt. Nach Bourdieu kann man die abstrakten Positionen im sozialen Raum in die Alltagswelt übersetzen, indem man die Praktiken der Akteure untersucht, die die Akteure aufgrund bestimmten Kapitals betreiben können und diese in einen weiteren Raum „überträgt“: in den „Raum der Lebensstile, der die soziale Welt repräsentiert“.[6] Der Raum der Lebensstile korrespondiert sozusagen mit dem sozialen Raum und gibt die differentiellen Abstände der Positionen adäquat wider.

[...]


[1] Die feinen Unterschiede, S. 279

[2] Hier wäre ein beliebtes Beispiel Bourdieus anzuführen: die unterschiedliche Lebensart von Intellektuellen und Unternehmern. Obwohl der Umfang ihres Gesamtkapitals fast gleich gross ist, kommt die unterschiedliche Gewichtung der beiden Kapitalarten (hohes kulturelles Kapital beim Intellektuellen, hohes ökonomisches Kapital beim Unternehmer) in den unterschiedlichen Lebensweisen zum Ausdruck.

[3] Ballock, S. 184

[4] Wittpoth, S. 103

[5] Die feinen Unterschiede, S. 731

[6] ebenda, S.277

Ende der Leseprobe aus 15 Seiten

Details

Titel
Pierre Bourdieu: Habitus – Feld
Hochschule
Johannes Gutenberg-Universität Mainz  (Institut für Soziologie)
Veranstaltung
Theorien der allgemeinen Soziologie
Note
2,0
Autor
Jahr
2002
Seiten
15
Katalognummer
V60259
ISBN (eBook)
9783638539807
ISBN (Buch)
9783638766647
Dateigröße
489 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Pierre, Bourdieu, Habitus, Feld, Theorien, Soziologie
Arbeit zitieren
Karoline Lazaj (Autor:in), 2002, Pierre Bourdieu: Habitus – Feld , München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/60259

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Titel: Pierre Bourdieu: Habitus – Feld



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