Die Nordsee - Ein Ökosystem in Gefahr?


Hausarbeit (Hauptseminar), 2006

28 Seiten, Note: ohne


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Vorwort

1 Charakteristik und räumliche Einordnung der Nordsee

2 Überblick: Entstehung der Nordsee

3 Die Nordsee
3.1 Ein Ökosystem?!
3.2 Die ökologische Gliederung der Nordsee
3.3 Die deutsche Bucht – Ein Teilsystem der Nordsee
3.4 Die Watten-Insel-Systeme

4 Nutzung und Belastung der Nordsee sowie deren Folgen

5 Schutz der Nordsee

Fazit

Abbildungsverzeichnis

Quellenverzeichnis

Vorwort

Denkt man an Nordsee, so brachten wir dieses Fleckchen Erde vor wenigen Jahren noch mit Begriffen wie unendlichen Wassermassen, Fischreichtum, wunderschönen Sonnenuntergängen und weißen Stränden sowie klarem Wasser und gesunden Fischen in Verbindung. Und das, obgleich wir Menschen wissen, dass sich die, der Nordsee umgebenden, hoch industrialisierten Staaten wie Deutschland, England oder Norwegen das Meer durch diverse Nutzungsmöglichkeiten intensiv zu nutzen machen. Wen interessiert es auch? Solange es das Individuum nicht direkt beeinflusst, neigt es automatisch dazu, sich essenzielleren Problemen zu widmen. Doch das einst intakte Ökosystem Nordsee ist durch viele, vom Menschen verursachende, Faktoren von Jahr zu Jahr beschädigt worden. Ungerührt und teilweise unwissend von den Folgen zerstörte man durch die zunehmende Industrialisierung der letzten 35 Jahre und deren Abfälle die Umwelt in einem solchen Maße, dass ein sofortiges Eindämmen der Umweltbelastungen von Nöten wäre, um weit reichende Schäden für das einzigartige Ökosystem zu verhindern. Heute wissen wir, dass die Meere eine allgemein hohe Bedeutung für den ökologischen Kreislauf der Erde haben. Die Bedeutung für den Wasserhaushalt und Wärmehaushalt sowie den globalen Kohlenstoffdioxidkreislauf, aber auch die Bedeutung für den Menschen stehen hierbei wohl an vorderster Stelle. Um langfristig und nachhaltig die Nordsee nutzen zu können, bedarf es einem Umdenken in den Köpfen derjenigen, die bis heute verantwortungslos der Nordsee gegenüber getreten sind.

Das Ökosystem Nordsee in seiner vergangenen Form und dem status quo, auftretende Probleme, aber auch Potentiale für Mensch und Natur des ökologischen Systems sollen in dieser Arbeit dargelegt werden.

1 Charakteristik und räumliche Einordnung der Nordsee

Die Nordsee ist ein Randmeer des Atlantischen Ozeans in NW-Mitteleuropa. Es bewegt sich zwischen den britischen Inseln (einschließlich Shetland- und Orkney-Inseln) und dem europäischen Festland. Zusammen mit dem Ärmelkanal bildet die Straße von Dover die südliche Verbindung zum Atlantik. Anrainerstaaten sind Norwegen im Nordosten, im Osten Dänemark, Deutschland im Südosten. Im Südwesten liegen die Niederlande, Belgien und Frankreich sowie Großbritannien im Westen. Der Norden ist durch eine weite Öffnung in den Atlantik, der Osten durch den Übergang zur Ostsee markiert. Er wird durch den Skagerrak gebildet. Das flache Randmeer erstreckt sich an seiner längsten Stelle von Nord nach Süd über eine Länge von 965 km, von West nach Ost über maximal 645 km (vgl.: Microsoft Encarta Enzyklopädie Professionell 2004 – Stichwort: Nordsee). Somit weist das durchschnittlich 94m tiefe Schelfmeer eine Gesamtfläche von ca. 575 000 km² (vgl.: Buchwald/Engelhardt/Schlüter, S. 18) auf. Der Wasserkörper hat ein Volumen von ungefähr 43.000 km³ (vgl.: Machuletz, M., S.1). Ordnen wir die Nordsee nach Längen- und Breitengraden, so ergibt sich ein Raum zwischen dem 52° und 59° nördlicher Breite sowie 3° westlicher Länge und 10° östlicher Länge (vgl.: Aufzeichnungen: K. Richter). Gekennzeichnet wird das Schelfmeer durch das Abfallen des Meeresbodens von Süden nach Norden. Zahlreiche Flüsse münden in die Nordsee. Zu den längsten zählen unter anderem die Elbe, Weser, Ems, der Rhein, die Schelde und Themse. Besonderheiten hierbei treten in Form der Flussmündungsgebiete (Ästuare) auf. Durch die Entwicklung der Gezeiten sind die Unterläufe der in die Nordsee mündenden Flüsse trichterförmig erweitert. Süß- und Salzwasser treffen hierbei aufeinander und vermengen sich. Den Küsten lagern sich oftmals und gehäuft kleinere Inseln vor. Vor der niederländischen, deutschen und dänischen Küste breiten sich die Friesischen Inseln als lang gestreckte Inselkette aus. Die zum Teil aus Buntsandstein bestehende Insel Helgoland liegt am äußeren Rand der Deutschen Bucht. Der Nordküste Schottlands vorgelagert, sind die Orkney-Inseln sowie die nördlich liegenden Shetland-Inseln. Beide Inselgruppen umfassen zusammen rund 100 Inseln.

2 Überblick: Entstehung der Nordsee

Im Vergleich zur Ostsee ist die Nordsee ein relativ altes Meer, das mehrfach seine Gestalt änderte. Während des vor ca. 570 Mio. Jahren einsetzenden Paläozoikums, bestand zwischen den beiden Randmeeren eine direkte Verbindung über das heutige Norddeutschland hinweg. Der Bereich größter Tiefe verschob sich aufgrund Festlandgewinnender Prozesse, Regression genannt, mit der Zeit immer weiter nach Norden. Im mittleren Mesozoikum nahm das Becken in etwa seine heute bestehende Kontur an. Die gegenwärtige Synthese zum Atlantik entstand im Tertiär durch Landsenkung in den nördlichen Bereichen. Parallel dazu kam es im Süden zu einer Landhebung, was ferner dazu führte, dass während der Eiszeiten des Quartärs weite Teile der Nordsee nicht wasserbedeckt waren. Große Mengen von Sand und Schotter, welche durch einmündende Zuflüsse mitgebracht wurden, bedeckten die sich immer weiter verkleinernde Nordsee. Vor ca. 500 000 Jahren war das Nordseebecken fast vollständig mit Sedimenten gefüllt. Infolge mehrerer eiszeitlicher Phasen kam es zur Vergletscherung des Nordseebeckens und von Teilen des heutigen Norddeutschen Tieflandes. Isostatische Vorgänge waren mitunter die Konsequenz der Überlagerung der zum Teil 3 km mächtigen Eisschicht. Auch kam es zu Gletschererosionen. Vor letztlich 10 000 Jahren begrenzten die entstandenen Doggerbänke die Nordsee nach Süden. Seit Jahren suchen Forscher nach Spuren jüngster Nordsee-Trangressionen. Bis heute jedoch wurden keine als sicher geltenden Hinweise bzw. exakt bestimmbare Überflutungshorizonte von Sedimentensequenzen gefunden. Dennoch gibt es wage Schätzungen, wie der Küstenverlauf vor ca. 18 000, 12 000 und 10 300 Jahren aussah (vgl.: Machuletz, M., S. 2). Als markantes Ereignis der jüngsten Transgression sei die Flutung des Elbe-Urstromtales genannt. Diese setzte vor ca. 9850 Jahren ein und erreichte ein Meeresspiegelniveau von –72 m NN (vgl.: Machuletz, M., S. 2). Vor ungefähr 8000 bis 9000 Jahren vollzog sich ein Drängen der Nordsee zwischen Doggerbank und der britischen Ostküste, was dazu führte, dass ein Wattenmeer entstand. Mit der vollständigen Überflutung des Ärmelkanals kam es 8300 Jahre vor Beginn der Zeitrechnung zu marinen Sedimentationsbedingungen innerhalb der Nordsee. In der zweiten Phase der jüngsten Transgression der Nordsee, zwischen 9800 und 7100 Jahren vor heute, stieg der Wasserspiegel von o.g. 72 m unter NN auf 15 m NN (vgl.: Streif, 2002, S. 140). Weite Teile des Landes versumpften unter dem von Norden vordringenden Wasser der Nordsee. Später ertranken diese Areale völlig. Die vor ca. 8500 Jahren einsetzende jüngste Transgressionsphase der Nordsee beschreibt ein Ansteigen des Meeresspiegels um annähernd 30-35 cm/Jahrhundert bis zum rezenten Niveau (vgl.: Machuletz, M., S. 3). Die heutigen Watten, Inseln und Marschen entstanden aufgrund der damals von der Nordsee gebildeten keilförmigen Kontur. Dieser im Durchschnitt 10-20 km breite Saum reicht in den Ästuaren von Elbe und Weser bis zu 100 km in das heutige Landesinnere (vgl.: Machuletz, M., S. 3). Die Landoberfläche sowie die Oberfläche des Sedimentkeils entsprechen einander, was einer Gleichmäßigkeit zwischen –1 m NN und 2 m NN entspricht. Insgesamt ist eine Verringerung der marinen Überformung der jüngsten Transgression in Richtung Geestlandschaften festzustellen (vgl.: Machuletz, M., S. 3).

Auch heute noch wird die Küstenlinie durch Seegangsbelastungen und Flussakkumulationen, d.h. exogene Einflussnahme, ständig verändert.

3 Die Nordsee

3.1 Ein Ökosystem ?!

Um einen Einstieg in die Thematik Ökosystem Nordsee zu geben, vorab eine Definition des Begriffs Ökosystem: Es bezeichnet das…

„…Wirkungsgefüge zwischen Lebewesen verschiedener Arten und ihrem Lebensraum, das aus den Produzenten (v.a. grüne Pflanzen), den Reduzenten oder Destruenten (z.B. Bakterien) und eventuell zwischen diesen eingeschalteten Konsumenten (Pflanzenfresser, Räuber) besteht. Ökosysteme (z.B. Laubwald, Wattenmeer, Sandwüsten) sind offene Systeme. Die natürlichen Stoffkreisläufe in einem Ökosystem sind ausgeglichen, sodass sich ein dynamisches Gleichgewicht, ein so genanntes Fließgleichgewicht, einstellt. Die Änderung einzelner Komponenten eines Ökosystems kann dessen Balance empfindlich stören (z.B. Überdüngung von Gewässern) und, da Ökosysteme immer in Beziehung zueinander stehen, auch das Gleichgewicht benachbarter Ökosysteme beeinflussen“ (vgl.: 2004 Bibliographisches Institut & F. A. Brockhaus AG, Stichwort: Ökosystem).

Ergänzend hierzu möchte ich auf die Wechselwirkungen, auch zwischen geologischem Bau, Klima, Wasserhaushalt, Boden sowie dem Relief, hinweisen. Auch wirtschaftliche Eingriffe des Menschen im Landschaftsraum spielen eine wesentliche Rolle im Ökosystem Nordsee. Das Zusammenspiel ökologischer Faktoren bedingt die Entwicklung der Lebensgemeinschaft. Das Ökosystem ist, allgemein betrachtet, an keinen Maßstab gebunden. Spezifisch für den Naturraum Nordsee sei angefügt, dass es eine gesonderte Wechselwirkung zwischen dem Wasser und der Atmosphäre, dem Meeresboden und den Küsten gibt. Hierbei treten vor allem Wechselwirkungen zwischen dem Salzgehalt, der Verdunstung und dem Niederschlag, dem Wärmehaushalt sowie der Eisbildung auf.

3.2 Die ökologische Gliederung der Nordsee

Die Landschaftsräume der deutschen Bucht, einschließlich des ihrem Einfluss unterliegenden Küstenraumes, bestehen aus folgenden Landschaftstypen:

1. Flachsee der deutschen Bucht
2. Flussmündungen (Ästuare) und Buchten
3. Wattenmeer mit Nord- und Ostfriesischen Inseln
4. Marschengürtel
5. Küstennahe Geest

Die Flachsee, Ästuare und Buchten sowie das Wattenmeer müssen für eine systematische Betrachtung in die verschiedenen Ökosysteme des Litorals (Sub-, Eu-, Supra- und Epilitoral) untergliedert werden (siehe Abb.1). In Verbindung mit dem schematischen Querschnitt durch das ostfriesische Watten-Insel-System (siehe Abb.2) wird das Gefüge der Landschaftsräume als Ökosystemkomplexe im Nordseeküstenraum deutlich.

Die anschließende, nähere Beleuchtung der Deutschen Bucht wird aus dem Grund der bescheidenen Untersuchung anderer Gebiete der Nordsee geführt (mit Ausnahme des Wattenmeeres).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb.1 : Landschaftsräume des deutschen Nordsee-Küstengebietes und der Deutschen Bucht

Quelle : Buchwald/Engelhardt/Schlüter, S. 24

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Ende der Leseprobe aus 28 Seiten

Details

Titel
Die Nordsee - Ein Ökosystem in Gefahr?
Hochschule
Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald  (Geographisches Institut)
Veranstaltung
Fachdidaktik Geographie
Note
ohne
Autor
Jahr
2006
Seiten
28
Katalognummer
V60293
ISBN (eBook)
9783638540032
ISBN (Buch)
9783638667265
Dateigröße
919 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Nordsee, Gefahr, Fachdidaktik, Geographie
Arbeit zitieren
Alexander Schmidt (Autor:in), 2006, Die Nordsee - Ein Ökosystem in Gefahr?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/60293

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