Gisela von Schwaben und das Problem der Königinnenkrönung


Seminararbeit, 2006

16 Seiten, Note: 1,1


Leseprobe


Gliederung

1. Gisela von Schwaben

2. Das Problem der Königinnenkrönung
2.1 Vorwurf der unkanonischen Ehe
2.1.1 Giselas und Konrads
2.1.2 Der Eltern Giselas
2.2 Unregelmäßigkeiten bei der 2. Ehe Giselas

3. Die Konsequenzen für Aribo von Mainz

1. Gisela von Schwaben

Gisela von Schwaben war wohl eine der herausragendsten Herrscherinnenpersönlichkeiten des Hochmittelalters.

Vor allem ihrem Zeitgenossen, dem Hofkaplan und Geschichtsschreiber, Wipo ist es zu verdanken, dass man von ihrer Persönlichkeit mehr weiß, als von den meisten Königinnen ihrer Zeit. Allein 25 Verse des Tetralogus[1], mehrere Bemerkungen und ein Kapitel seiner Gesta Chuonradi[2] widmete er ihrer Person.

Am Ende seiner Ausführungen lobt er Gisela als ihres Mannes, Kaiser Konrads II., notwendige Gefährtin, necessaria comes.[3] Zahlreiche Interventionsformeln und Itinerarangaben in den Diplomen Konrads II. bestätigen die Aussage.

Doch obwohl so viel über sie bekannt ist, ranken sich doch einige Geheimnisse um Gisela. Das wohl rätselhafteste hängt mit ihrer Königinnenkrönung im Jahre 1024 zusammen.

Geboren wurde Gisela von Schwaben entweder am 11.November 989 oder am 13.November 990.[4] Ihre Eltern waren der angesehene Herzog Hermann II. von Schwaben und Gerberga von Burgund.[5]

Kindheit und Jugend verbrachte Gisela im elterlichen Schwaben, bis sie

um etwa 1004 in erster Ehe mit dem sächsischen Grafen Brun von Braunschweig verheiratet worden war, und diesem den Erbsohn

Liudolf gebar.

Nach dem frühen Tode Bruns vermählte sich die junge Witwe um 1010 mit dem Babenberger Ernst I., dem 1012 durch Giselas Hand das Herzogtum Schwaben verleihen worden war. Aus dieser zweiten Ehe Giselas gehen zwei Söhne, Ernst II., späterer Herzog von Schwaben, und Hermann IV. hervor.

Aber auch Ernst I. starb schon sehr bald am 31. Mai 1015 auf einer Jagd, „als er rechtswidrig in einem Forst jagte“, und mehr aus Versehen als aus Vorsatz von einem seiner Ritter erschossen wurde[6].

Nach Einhaltung des vorgeschriebenen Trauerjahres vollzog die nun zweimalige Witwe Gisela 1016 die Ehe mit dem Salier Konrad II.[7]

Nachdem Kaiser Heinrich II. ohne Nachkommen im Jahre 1024 verstarb, konnte sich Konrad II. auf der Versammlung von Kamba durchsetzen und wurde von der Mehrheit der Fürsten zum König gewählt.[8] Bereits vier Tage nach seiner Wahl wurde Konrad II. am 8.September durch Aribo im Mainzer Dom gesalbt.[9]

Ebenso erwartete man die Krönung und Salbung Giselas durch den Erzbischof von Mainz.

Doch es gab einen Skandal: Aribo verweigerte die Krönung der zukünftigen Königin und so fand die Weihe Giselas um einige Tage verzögert am 21. September in Köln statt. Als Coronator in Köln fungierte Erzbischof Pilgrim.[10]

2. Gisela und das Problem der Königinnenkrönung

Doch was veranlasste den „Königsmacher von Mainz“ dazu, öffentlich Stellung gegen die zukünftige Königin zu beziehen und somit den Zorn des Königs auf sich zu ziehen?

Der königliche Hofschreiber Wipo berichtet über diesen Vorfall ganz allgemein und nennt in seinem Werk keinen genauen Grund für das Verhalten des Mainzer Metropoliten.

Seine Worte - „Missgunst gewisser Leute verzögerten ihre [der Königin] Weihe um einige Tage“[11] - lassen der Spekulation über die Hintergründe dieses Skandals weiten Raum.

Viele angesehene Forscher versuchten, das Mysterium zu enthüllen und eine Antwort auf die Frage zu finden, was Aribo zu diesem - wie wir sehen werden - weitreichenden Schritt bewogen haben mag.

In Folgendem sollen nun die populärsten Antworten auf die Frage nach dem Warum erläutert und diskutiert werden.

2.1 Vorwurf der unkanonischen Ehe

Den Grund für Aribos Verhalten hat man vor allem in der Nah-Ehe zwischen Gisela und Konrad II. gesehen.[12] Beide Eheleute fanden nämlich in dem Liudolfinger Heinrich I. einen gemeinsamen Vorfahren.[13]

Abbildung in ieser Leseprobe nicht enthalten

Schon früher hatte sich Aribo als unermüdlicher Verfechter der kirchenrechtlichen Ehevorschriften erwiesen.[14] Auf der Synode von Seligenstadt im Jahre 1023 ist eine besonders strenge Zählweise als verpflichtend erklärt worden.

Demnach werden nicht die Kinder, sondern erst die Enkel als erste

Generation betrachtet.[15]

Gisela und Konrad standen somit zu Heinrich I. im dritten bzw. vierten Verwandtschaftsgrad.

Dass über diese kirchenrechtlich unrechtmäßige Ehe geredet wurde, bezeugt der schon 1018 verstorbene Thietmar von Merseburg, der in seiner Chronik angibt, Konrad habe sich rechtswidrig mit seiner Base verheiratet.[16]

Gestützt wird diese These anscheinend durch einen Bericht des cluniazensischen Mönches Rodulf Glaber. Dieser behauptet, Konrad II. habe den Bischöfen während der Verhandlungen um die Nachfolge Heinrichs II. versprochen, sich im Falle seiner Wahl von Gisela zu trennen.[17]

[...]


[1] Wipo, Tetralogus S.80 f.

[2] Wipo, Gesta Chuonradi II. c.4 S.24 f.

[3] Ebd. c.4 S.25.

[4] WOLFRAM, Konrad II. S.49.

[5] Wipo, Gesta Chuonradi II. c.4 S.24: Gisela…cui pater erat Herimannus dux Alemmaniae,

mater eius Kerbirga filia Chuonradi regis de Burgundia fuit.

[6] Thietmar von Merseburg, Chronicon, lib. VII c.14 S.414: Ernost…cum in silva quadam

Illicite venaretu, ab uno militum suimet plus ignorantia quam voluntate spontanea, ut

cervam sagittare debuit, pro dolor ! vulneratur.

[7] THOMA, Kaiserin Gisela S.91 f.

[8] FößEL, Königin im mittelalterlichen Reich S.21.

[9] Hermann von Reichenau, Chronicon a.1024 S.120: senior counradus rex promotus, et ab

Aribone archiepiscopo Moguntiaci unctus est 6.Idus Septembr.

[10] Wipo, Gesta Chuonradi II. c.4 S.24: et archiepiscopus Pilegrinus…in ecclesia Coloniensi

reginam consacrare.

Hermann von Reichenau, Chronicon a.1024 S.120: Nec multo post uxor eius

Gisela a Piligrino archiepiscopo Coloniae regina nihilominus benedicta 11.Kal Octobr.

[11] Wipo, Gesta Chuonradi II. c.4 S.25: Haec quorundam hominum invidia, quae saepe ab

inferioribus ad superiores, per aliquot dies a consecratione sua impediebatur.

[12] So z.Bsp. STRUVE, Gisela

[13] ERKENS, Konrad II. S.33

[14] GERLICH, Hammersteiner Ehe

[15] Concilium Seligenstadense c.11 S.638 : Quidam generationem consanguinitatis ita

volunt numerare, ut frater et soror sint primi. Statuit autem sancta synodus, sicut etiam

ab antiquis patribus decretum est, ut ita non sit, sed ut nepos et neptis vel filius fratris

ac filia sororis primi habeantur.

[16] Thietmar von Merseburg, Chronik, lib. VII c.62 S.476: sauciatus est ibi Cono, cui iam

inlicite nupsit neptis sua, Ernasti ducis vidua.

[17] Glaber, Historiarum libris V. S.66: preterea innotuerunt ei pontifices quid potissimum

vellet, aut tale coniugium, quod manifestissime sacrae auctoritati nimium repugnabat,

tenere, seu eo dimesso coronam imperii su mere. Qui protinus dimittendum promisit

talis incesti coniugium, seque parere diligentissime illorum dictis et obbedire consilis.

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Gisela von Schwaben und das Problem der Königinnenkrönung
Hochschule
Ludwig-Maximilians-Universität München
Veranstaltung
Proseminar Königin im Mittelalter
Note
1,1
Autor
Jahr
2006
Seiten
16
Katalognummer
V60584
ISBN (eBook)
9783638542265
ISBN (Buch)
9783638825535
Dateigröße
471 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Gisela, Schwaben, Problem, Königinnenkrönung, Proseminar, Königin, Mittelalter
Arbeit zitieren
Sabrina Bittner (Autor:in), 2006, Gisela von Schwaben und das Problem der Königinnenkrönung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/60584

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.
Blick ins Buch
Titel: Gisela von Schwaben und das Problem der Königinnenkrönung



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden