Kommunikation wird oftmals spontan mit Sprache assoziert. Doch verbale Interaktion ist nur ein Aspekt der alltäglichen Kommunikation. Ein ebenso oft verwendeter Informationsaustauschkanal ist der nonverbale, denn Informationen können nicht nur auditiv, sondern auch (1) visuell, (2) olfaktorisch oder auch (3) haptisch erschlossen werden: (1) Die sogenannteKörpersprache(Gestik, Körperhaltung, usw.) liefert aufschlussreiche Informationen zum Gemütszustand der beobachteten Person. Einen Überblick zum Thema liefert zum Beispiel Poyatos (1983, S. 54ff). (2) Experimente belegen, dass das Geschlecht eines Menschen anhand seines natürlichenKörpergeruchesidentifiziert werden kann (Ellgring, 1984, S. 127). Der Körpergeruch liefert also nicht nur Informationen bezüglich Hygienegewohntheiten eines Menschen. (3) Wie wichtig derTastsinnsein kann ist bei blinden Menschen erschliessbar: Mit Hilfe des Braille-Alphabetes sind sie in der Lage, die hervorgehobenen Schriftzeichen aktiv zu ertasten und dadurch relativ problemlos zu Lesen (Goldstein, 1997, S. 451f). Ein weiterer, sehr effektiver nonverbaler Informationsbeschaffungsweg umfasst das Erkennen von Emotionen anderer Personen anhand ihrer Mimik: Sobald Gefühle einen bestimmten Grad an Intensität erreicht haben, drücken sie sich in emotionstypischen Gesichtszügen aus (Rosenberg & Ekman, 1997, S. 80). Auf den folgenden Seiten werden wir uns vor allem mit dieser gefühlsgebundenen Facette der visuellen Interaktion beschäftigen, denn dem Thema Mimik kann man nur gerecht werden, wenn man sich ebenso mit Emotionen beschäftigt: Obwohl gewisse Forschungsbereiche durch Analyse der Gesichtszüge konstant bleibende charakteristische Dispositionen zu erschliessen versuchen, kann man diesen eigentlich nur das aktuelle seelische Geschehen entnehmen (Argyle, 1975; zit. nach Häcker & Stapf, 2004, S. 603). Mimische Interaktion beschränkt sich praktisch ausschliesslich auf den Austausch von gefühlsgebundenen Informationen. Die Mimik des Interaktionspartners korrekt interpretieren zu können, ist somit eine wichtige Voraussetzung für die angemessene Interpretation seiner Gemütslage. Mimik ist hingegen nicht geeignet, um komplexe Wegbeschreibungen oder mathematische Axiome zu übermitteln. Sachliche mimische Interaktion ist nur auf der Ebene der Ablehnung, bzw. Zustimmung möglich. [...]
Inhaltsverzeichnis
- Einführender Überblick
- Formen der sozialen Interaktion
- Verunmöglichte Interaktion: Neurologische Korrelate
- Erfolgreiche Interaktion:
- Universalität der Mimik
- Social referencing
- Unterdrückte Interaktion: Social Disply Rules
- Abschliessendes theoretisches Experiment
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Der Text befasst sich mit der visuellen Kommunikation, insbesondere der Bedeutung von Mimik in sozialen Interaktionen. Das Hauptziel ist es, die verschiedenen Formen der mimischen Kommunikation zu untersuchen und die Rolle von Emotionen in diesem Kontext zu beleuchten.
- Verunmöglichte Interaktion durch neurologische Defizite
- Erfolgreiche Interaktion und die Universalität der Mimik, insbesondere des Lächelns
- Unterdrückte Interaktion und die Bedeutung sozialer Regeln
- Die Verbindung von Mimik und Emotionen
- Die Bedeutung von Mimik für das Verständnis von Gemütszuständen anderer Personen
Zusammenfassung der Kapitel
- Das erste Kapitel bietet einen einführenden Überblick über das Thema Kommunikation, wobei der Fokus auf nonverbalen Kommunikationsformen liegt, insbesondere auf der Mimik. Es wird hervorgehoben, dass die Interpretation von Mimik eine wichtige Voraussetzung für das Verstehen von Emotionen ist.
- Kapitel 2 untersucht verschiedene Formen der sozialen Interaktion. Es wird zwischen verunmöglichter, erfolgreicher und unterdrückter mimischer Kommunikation unterschieden. Im Fokus stehen die neurologischen Korrelate von Mimik und Emotionen sowie die Universalität der Mimik, insbesondere des Lächelns.
Schlüsselwörter
Mimik, soziale Interaktion, Emotionen, Neurologie, Universalität, Lächeln, soziale Regeln, Körpersprache, nonverbale Kommunikation, Gesichtsausdruck, Gefühlsinterpretation, soziale Disply Rules.
- Arbeit zitieren
- Marcello Indino (Autor:in), 2005, Weltsprache Lächeln - Die visuellen Aspekte der sozialen Kommunikation, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/60637