Die Sozialisationsforschung beschäftigt sich mit der Frage, wie sich Individuen entwickeln und welche Rolle dabei die Umwelt spielt, in der sie aufwachsen. Im Laufe der Persönlichkeitsentwicklung nehmen Kultur, Werte und Normen einer Gesellschaft auf das Individuum Einfluss. Während dieser Phase werden den Gesellschaftsmitgliedern grundlegende Kenntnisse vermittelt, welche später zum sozialen Handeln benötigt werden. Eine mögliche Definition von Sozialisation geht auf Geulen und Hurrelmann (1980:51) zurück. Sie beschreiben die Sozialisation als den „Prozess der Entstehung und Entwicklung der Persönlichkeit in wechselseitiger Abhängigkeit von der gesellschaftlich vermittelten sozialen und materiellen Umwelt. Vorrangig thematisch ist dabei die Frage, wie der Mensch sich zu einem gesellschaftlich handlungsfähigen Subjekt bildet.“
Vor diesem Hintergrund soll gezeigt werden, wie sich die Persönlichkeitsentwicklung in einem Sozialisationsmodell nach George Herbert Mead gestaltet. Dessen Hauptwerk ist eine Sozialtheorie, welche die Entstehung von „Geist, Identität und Gesellschaft“ (Mead 1968) durch einen symbolvermittelten Interaktionsprozess erklärt. Den Ausgangspunkt bilden dabei Gruppen aus sozial Handelnden und nicht die einzelnen Individuen selbst.
Im Verlauf der vorliegenden Arbeit soll systematisch dargestellt werden, wie sich die Identität im Rahmen der Sozialisation entwickelt. Hierfür wird zunächst auf den Punkt der Sprachlichkeit als Grundlage für eine symbolisch vermittelte Interaktion eingegangen. Auf dem Interaktionsprozess aufbauend wird dann dargestellt, wie während der Sozialisation eine stufenförmige Entwicklungslogik der Identitätsbildung durchlaufen wird. Nach G. H. Mead sind dabei in erster Linie kindliche Spielformen bedeutsam, um am Ende zu einem sozialisierten Individuum zu kommen. Dieses zeichnet sich durch eine eigenständige Persönlichkeit und der Fähigkeit zum sozialen Handeln aus. Inwiefern dieses Modell der Identitätsentwicklung heute noch plausibel ist, soll nach der Skizzierung der Persönlichkeitsstruktur in einer empirischen Analyse gezeigt werden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Sprachlichkeit
- Kommunikation und Interaktion
- Sozialisationsverlauf
- Die Spielform „Play“ und der signifikante Andere
- Die Spielform „Game“ und der generalisierte Andere
- „Me“, „I“ und „Self“
- Empirische Analyse
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit befasst sich mit der Frage, wie sich die Identität im Rahmen des Sozialisationsmodells nach G.H. Mead entwickelt. Das Ziel ist es, die Entstehung von Geist, Identität und Gesellschaft durch einen symbolvermittelten Interaktionsprozess im Sinne von Mead zu beleuchten. Dabei werden die Grundprinzipien dieses Modells analysiert und auf ihre empirische Relevanz untersucht.
- Die Rolle der Sprachlichkeit in der Interaktion
- Der Interaktionsprozess und die Bedeutung von Empathie
- Die stufenförmige Entwicklungslogik der Identitätsbildung nach Mead
- Die Bedeutung kindlicher Spielformen für die Sozialisation
- Die Entwicklung einer eigenständigen Persönlichkeit und der Fähigkeit zum sozialen Handeln
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung stellt die Frage nach der Entstehung der Identität im Rahmen des Sozialisationsmodells von G.H. Mead. Sie erläutert die Bedeutung der Sozialisationsforschung und definiert den Begriff der Sozialisation. Zudem werden die Herausforderungen bei der Rekonstruktion von Meads Sozialisationstheorie hervorgehoben.
- Sprachlichkeit: Dieses Kapitel legt die Grundlage für die Interaktion, indem es den Ansatz von Wilhelm Maximilian Wundt zur Sprachtheorie aufgreift. Es wird erläutert, wie die Sprachlichkeit dem Individuum ermöglicht, sich im Rahmen einer symbolvermittelten Interaktion mitzuteilen.
- Kommunikation und Interaktion: In diesem Kapitel wird der Interaktionsprozess im Detail beschrieben. Die Bedeutung der Grundqualifikationen der Sprache und der Empathie für die Interaktion wird herausgestellt.
- Sozialisationsverlauf: Dieses Kapitel beleuchtet die stufenförmige Entwicklungslogik der Identitätsbildung nach Mead. Es werden die Spielformen "Play" und "Game" sowie deren Bedeutung für die Entwicklung des signifikanten und des generalisierten Anderen erläutert. Zudem wird die Struktur des "Self" - bestehend aus "Me", "I" und "Self" - vorgestellt.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter in dieser Arbeit sind: Sozialisation, Identität, G.H. Mead, Interaktion, symbolvermittelte Interaktion, Sprachlichkeit, Empathie, signifikante Geste, Play, Game, generalisierter Anderer, Me, I, Self, empirische Analyse.
- Arbeit zitieren
- Kristian Stoye (Autor:in), 2006, Wie entsteht die Identität im Rahmen des Sozialisationsmodells nach G. H. Mead und ist dieses Modell empirisch belegbar?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/60842