Die wesentlichen Erfolgsfaktoren des IPO-Meisters AIM als Denkanstoß für die Wiener Börse


Studienarbeit, 2006

35 Seiten, Note: 2


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

1 Einführung:

2 Die Finanzierungsstruktur in Österreich

3 Darstellung der Märkte
3.1 Die Wiener Börse
3.2 Der AIM

4 Steuerliche Förderungen
4.1 Situation in Österreich
4.2 Steuerliche Vergünstigungen am AIM
4.2.1 The tax benefits
4.2.2 Qualifizierte Unternehmen

5 Qualitätssicherung
5.1 Der NOMAD am AIM
5.2 Berater an anderen börsenregulierten Märkten

6 Schlussbetrachtung

Anhang

Literaturverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Finanzierungsaufteilung im Vergleich

Abbildung 2: Börsengänge und aufgenommenes Kapital am AIM

Abbildung 3: Anzahl der IPOs und SEOs am AIM

Abbildung 4: Beispiele für Steuererleichterungen nach dem EIS

1 Einführung

Bis zur Mitte des vergangen Jahres hatten die Emittenten in Deutschland nur die Wahl zwischen dem beim Investorenpublikum wenig geschätzten Freiverkehr und den stark regulierten und damit – für kleine und mittelgroße Unternehmen – unter dem Kosten/Nutzen Aspekt ungünstigen Segmenten Amtlicher Handel und Geregelter Markt.[1] Dies änderte sich mit der Schaffung des neuen Marktsegmentes Entry Standard am 25. Okt. 2005 durch die Deutsche Börse AG. Seit diesem Zeitpunkt ist der privatrechtlich geregelte Freiverkehr – der gleichzeitig in Open Market umbenannt wurde – wieder in aller Munde. Wie bereits der im Juli 2005 gestartete M:access in München, welcher aber zusätzlich noch die Emittenten in den Organisierten Segmenten ansprechen soll, visieren diese neuen Teilbereiche des Freiverkehrs die kleine und mittelständische Klientel unter den Börsenaspiranten an.[2] Mit diesen Segmenten soll auf der einen Seite durch die geringere Regelungsdichte des Freiverkehrs die Markteintritts- und Marktbleibekosten für die Unternehmen reduziert werden, auf der anderen Seite sollen die notierten Unternehmen durch ein gewisses Grundmaß – anders als im herkömmlichen Freiverkehr – an Transparenz- und Publizitätsanforderungen vom Schmuddelimage der vielen teils sogar unfreiwillig gelisteten Freiverkehrswerte abgehoben werden. Unfreiwillig, da im Freiverkehr auch Werte notieren, die teils ohne Zustimmung des betreffenden Emittenten auf Initiative von Handelsteilnehmern einbezogen werden.[3]

Sowohl der alte Freiverkehr als auch diese neuen Teilbereiche des Freiverkehrs in Deutschland gehören zusammen mit dem im Mai 2005 in Paris gestarteten Alternext der Euronext und dem Alternative Investment Market (AIM) der London Stock Exchange (LSE) zu den so genannten „Exchange Regulated Markets“. Es handelt sich hierbei um keine regulierten Märkte bzw. Börsen im Sinne der EU-Regeln. Hierdurch erklärt sich, dass an diesen Märkten viele im Rahmen der EU-Richtlinien in nationale Gesetze transformierte oder noch zu transformierende Normen keine Anwendung finden.[4]

Generell lässt sich feststellen, dass die Vorstöße in Kontinentaleuropa im vergangen Jahr sich am bereits etablierten und mittlerweile auch sehr erfolgreichen AIM orientieren, obwohl dieser auf Grund seiner Steuereinflüsse international nur schwer zu vergleichen ist. Grund genug, sich eingehender mit den wesentlichen Erfolgsfaktoren des AIM zu befassen und diese darzustellen um auf diese Weise vielleicht eine Ideengrundlage für eine Neupositionierung des Dritten Marktes der Wiener Börse bereitzustellen.

Die vorliegende Arbeit wird mit einem Überblick über die Finanzierungsstruktur in Österreich beginnen. Danach erfolgt eine kurze Vorstellung der Wiener Börse und des Alternative Investment Markets. Nach einer Zusammenfassung über steuerliche Behandlung von Einkünften aus Kapitalvermögen in Österreich erfolgt eine Darstellung der Vergünstigungen für Anlagen am AIM. Abschließend wird auf die Funktionen des Nominated Adviser (NOMAD) eingegangen, da steuerliche Vergünstigungen für ein Börsensegment nicht erfolgswirksam werden können, wenn nicht für die gelisteten Unternehmen ein gewisser Qualitätsstandard gefordert wird.

2 Die Finanzierungsstruktur in Österreich

Es könnte ganz vernünftig sein, über eine Neugestaltung des Dritten Marktes in Wien nachzudenken, da auch dieser ein ungeregelter Markt oder besser „Exchange Regulated Market“ ist. Auch in Österreich gilt nämlich, dass die stark regulierten Segmente Amtlicher Handel und Geregelter Freiverkehr unter dem Kosten/Nutzen Aspekt gerade für die vielen kleinen einheimischen Betriebe ungünstig sind oder besser formuliert, dass die dort Anforderungen einfach zu kostenintensiv sind.

Die Themenstellung der Unternehmensfinanzierung über die Börse wird nämlich durch Basel II und der dünnen Eigenkapitaldecke der österreichischen Betriebe als Alternative zur Finanzierung über Kredite immer wichtiger. Durch eine verbesserte Eigenkapital-ausstattung, die durch ein Going Public erreicht werden kann, kommt es zu einer Verbesserung des Ratings bei der Bank was dann wiederum in Zukunft die Kreditaufnahme für wichtige Investitionen erleichtert.[5]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Finanzierungsaufteilung im Vergleich[6]

Wie aus Abbildung 1 ersichtlich ist, bedienten sich im Jahre 2002 noch 70 Prozent der Firmen in Österreich einer Fremdfinanzierung in Form von Bankkrediten und nur 30 Prozent beschafften sich finanzielle Mittel über Aktien oder Anleihen. Zwar kann man im Vergleich zu 1995 eine langsame Entwicklung in Richtung Aktien und damit einer höheren Eigenkapitalstruktur erkennen, trotzdem liegt Österreich mit dieser Finanzierungsstruktur noch weit unter dem EU-Durchschnitt, der sich 2002 bei 44 Prozent der Finanzierung über Aktien befand. In den USA dagegen laufen nur 25 Prozent der Finanzierungen über Bankkredite und der Rest über Aktien und Anleihen, auch wenn sich der prozentuelle Anteil von Finanzierungen über Aktien im Vergleichszeitraum etwas zugunsten von Anleihen verschlechtert hat.[7]

3 Darstellung der Märkte

3.1 Die Wiener Börse

Die Wiener Börse wurde 1771 zur Zeit von Kaiserin Maria Theresia gegründet. Der österreichische Aktienmarkt, der vor dem Ersten Weltkrieg eine wichtige Rolle spielte, war nach dem Zweiten Weltkrieg für viele Jahre hindurch relativ bedeutungslos. Erst in den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts trat ein Umschwung ein.[8]

Der Trend zur Finanzierung über die Wiener Börse kann schön über die Zahl der Beträge Der Neuemissionen nachvollzogen werden. Mit zwei Milliarden Euro an Neuemissionen im Jahr 2003 wurde bis zu jenem Zeitpunkt der Rekordwert erreicht.[9] Dieser wurde in den Folgejahren jeweils wieder überboten. Auch entstand in den ersten 4 Monaten dieses Jahres durch Kapitalerhöhungen und Secondary Offerings (SEOs) € 4,4 Milliarden an neuem Kapital. Ebenso erweitern im heurigen Jahr bereits zwei Neunotierungen mit einem Gesamtwert von rund € 1 Milliarde den Kurszettel in Wien. Damit gehört die Wiener Börse in den letzten Jahren zu den am stärksten wachsenden Kapitalmärkten, wenngleich sie mit einer Marktkapitalisierung von € 125,5 Milliarden per April 2006 – Ende 2004 lag sie dagegen bei nur € 64,6 Milliarden – im internationalen Vergleich nach wie vor auf den hinteren Plätzen rangiert.[10]

An der Wiener Börse finden sich drei gesetzliche Marktsegmente: Der Amtliche Handel, der Geregelte Freiverkehr und der Dritte Markt. Sie unterscheiden sich durch unterschiedliche gesetzliche Anforderungen an die Emittenten bezüglich Zulassungs-vorraussetzungen und laufende Verpflichtungen. Der Amtliche Handel und der Geregelte Freiverkehr sind in der EU Liste der geregelten Märkte eingetragen und zählen daher zu den geregelten Märkten nach § 2 Z 37 BWG. Der Dritte Markt dagegen ist – wie bereits erwähnt – ein ungeregelter bzw. von der Börse geregelter Markt, der jedoch von der FMA überwacht wird. Börsenrechtliche Vorraussetzungen für den Dritten Markt sind lediglich ein Zulassungsantrag durch ein Börsenmitglied und die Verpflichtung des Antragstellers zur Mitteilung aller wichtigen Informationen über den Emittenten und dessen Wertpapiere.[11] Aus diesen unbedeutenden Anforderungen und der geringeren Transparenz entsteht für die Investoren im Gegensatz zu den jüngsten Initiativen auf dem Gebiet der „Exchange Regulated Markets“ ein noch wesentlich höheres Risikoprofil, wodurch potentielle Investoren von Vermögensanlagen abgehalten werden. So notierten mit Ende 2005 auch lediglich 23 Aktien an diesem Marktsegment in Wien.

3.2 Der AIM

Die Geschichte der Börse in London lässt sich über 300 Jahre bis in das Jahr 1698 zurückverfolgen. Im Jahre 1991 erhielt sie den auch heute noch gültigen Namen „The London Stock Exchange“. Sie ist gemessen am Umsatzvolumen die bedeutendste Börse in Europa. Am 19. Juni 1995 startete die LSE den AIM als börsenreguliertes Marktsegment. Der AIM ist für kleinere und mittelgroße Unternehmen gedacht und ist neben dem Main Market – für größere etablierte Unternehmen – das zweite Aktienmarktsegment der LSE.[12]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2: Börsengänge und aufgenommenes Kapital am AIM[13]

Wie Abbildung 2 illustriert, kam es am AIM seit seiner Gründung in jedem Jahr zu zahlreichen Börsenzulassungen (Admissions). Insgesamt erhielten bis zum 28. April dieses Jahres 2.360 (2.045 englische und 315 ausländische) Aktiengesellschaften eine Zulassung an diese Plattform der LSE. Von diesen Unternehmen waren zum selben Zeitpunkt noch 1.501 (1.249 englische und 252 ausländische) gelistet. Deren Marktkapitalisierung beträgt £ 78,8 Milliarden, wobei lediglich 19 Gesellschaften eine solche von über £ 500 Millionen aufweisen.[14]

Abbildung 2 zeigt auch das von den Aktiengesellschaften an diesem Marktsegment der Londoner Börse beschaffte Kapital. Von Juni 1995 bis Ende April 2006 erhielten die Gesellschaften von den Investoren durch die Kapitalmaßnahmen, die in den AIM market statistics unter dem Punkt „Total Money raised“ subsumiert sind, insgesamt £ 29,1 Milliarden. Bei diesen Maßnahmen wurde im vergangen Jahr mit knapp 9 Milliarden der bisher höchste Jahreswert erzielt.[15]

Die Zugänge am AIM lassen sich danach unterscheiden, ob ein Unternehmen entweder nur eingeführt wird (Introduction) oder ob zusätzlich noch Aktien platziert werden (Placing). Dabei fällt auf, dass der AIM von ca. einem Drittel der Unternehmen zumindest in einem ersten Schritt tatsächlich nur dazu genutzt wurde, um eine Notierung an der Börse zu erhalten.[16] Bei den übrigen 1.647 Börsengängen wurden gleichzeitig auch Aktien platziert. Während die Statistiken der LSE vor dem Jahr 1998 für den AIM keine IPOs sondern nur SEOs verzeichnen, entwickelte sich der Markt später rasant, wie in Abbildung 3 veranschaulicht wird.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 3: Anzahl der IPOs und SEOs am AIM[17]

[...]


[1] Vgl. Schnattinger (2005), S. 12.

[2] Vgl. Holzborn (2005), S. 60.

[3] Vgl. Holzborn (2005), S. 60 und Schnattinger (2005), S. 12.

[4] Vgl. Holzborn (2005), S. 61 und Schnattinger (2005), S. 12.

[5] Vgl. Derfler (2004), S. 1.

[6] Eigene Darstellung in Anlehnung an Derfler (2004), S. 4.

[7] Vgl. Derfler (2004), S. 4.

[8] Vgl. Edelmann (1990), S. 17.

[9] Vgl. Derfler (2004), S. 4.

[10] Vgl. Wiener Börse (2006), S. 1f..

[11] Vgl. Vanek (2006), S. 8.

[12] Vgl. Bartl (2005), S. 4f..

[13] Eigene Darstellung in Anlehnung an o.V. (2005), S. 21; Quelle: The LSE – AIM market statistics,

Tabellenblatt „AIM since launch“.

[14] Quelle: The LSE – AIM market statistics, Tabellenblätter „AIM since launch“ und „top mkt cap“.

[15] Quelle: The LSE – AIM market statistics, Tabellenblatt „AIM since launch“.

[16] Vgl. Schiereck/Ahnefeld/Mentz (2005), S. 49 und Bartl (2005), S. 9f..

[17] Eigene Darstellung in Anlehnung an Schiereck/Ahnefeld/Mentz (2005), S. 50; Quellen: The LSE – New

issues summary, Tabellenblätter „AIM new issues“ u. „IPOs only“.

Ende der Leseprobe aus 35 Seiten

Details

Titel
Die wesentlichen Erfolgsfaktoren des IPO-Meisters AIM als Denkanstoß für die Wiener Börse
Hochschule
Leopold-Franzens-Universität Innsbruck  (Institut für betriebliche Finanzwirtschaft)
Note
2
Autor
Jahr
2006
Seiten
35
Katalognummer
V60857
ISBN (eBook)
9783638544290
ISBN (Buch)
9783638709668
Dateigröße
657 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Erfolgsfaktoren, IPO-Meisters, Denkanstoß, Wiener, Börse
Arbeit zitieren
Mag. Johannes Bartl (Autor:in), 2006, Die wesentlichen Erfolgsfaktoren des IPO-Meisters AIM als Denkanstoß für die Wiener Börse, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/60857

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