In einer Seminararbeit des Seminars „Kommunikation - kulturwissenschaftlich“ bin ich zum ersten Mal auf die sog. Spiegelneuronen aufmerksam geworden. Im Anschluss an meine Beschäftigung mit diesem Modell Neuronaler Resonanz haben sich viele Fragen aufgetan. In dieser Arbeit möchte ich mich einem Aspekt annähern, der aus diesen Fragen erwachsen ist. Ich möchte versuchen das neurowissenschaftliche Kommunikationsmodell „Neuronale Resonanz“ mit dem soziologischen Habitusmodell Bourdieus als Modell der Kommunikation in Verbindung zu bringen. Dabei möchte ich zeigen, wie Spiegelneurone und der Habitus zusammenhängen. Zu klären ist, inwieweit die vorgeschlagenen Modelle als Kommunikationsmodelle gedacht werden können. Zunächst ist es dazu erforderlich, eine für diese Betrachtung relevante Definition von Kommunikation zu Verfügung zu stellen. Dazu werden nach einer etymologischen Herleitung des Begriffs u.a. Watzlawick und Mead herangezogen. Des Weiteren ist es erforderlich, den Begriff Resonanz nach einer ähnlichen Herangehensweise herzuleiten, um dann Neuronale Resonanz mit ihrer Implikation eines Kommunikationsmodells erklären zu können. Die etymologische und naturwissenschaftliche Definition legen die Grundlage für das Verständnis von Resonanz in autopoietischen Systemen (Luhmann, Maturana/Varela). Im Rahmen dieser Arbeit kann nicht näher ergründet werden, wie sich ein System, wie Luhmann es versteht, und der sozialen Raum mit seinen Feldern bei Bourdieu, in Verdingung gebracht werden kann, wenngleich die Möglichkeit einer Verbindung angenommen wird. Danach werden die neurobiologischen Forschungsergebnisse, die die Spiegelneuronen entdeckt haben, nachgezeichnet, die Neuronale Resonanz als Mechanismus identifiziert haben, mit dem der Beobachter das Handeln anderer erkennt. Bevor Neuronale Resonanz und Habitus in Verbindung gebracht werden können, ist es erforderlich, das Habitusmodell Bourdieus nachzuzeichnen und das Medium Körper in diesem Zusammenhang zu erläutern. Das Modell der Verkörperten Kognition bei Maturana und Varela verortert Kognition nicht in einem übergeordneten Bewusstsein, das losgelöst vom Körper funktioniert, sondern verortet Kognition in Zusammenhang mit Wahrnehmung im und am Körper. Dieses Modell soll im Rahmen dieser Arbeit nachgezeichnet werden und mit den beiden vorherigen Aspekten in Zusammenhang gebraucht werden. [...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Definition: Kommunikation
- Etymologische Wurzeln
- Kommunikationstechnische Definition
- Vorschlag einer Definition für den Zusammenhang dieser Arbeit
- Definition: Resonanz
- Etymologische Wurzeln
- Naturwissenschaftliche Definition
- Resonanz in autopoietischen Systemen
- Neuronale Resonanz
- Spiegelneurone - ein neurowissenschaftliches Kommunikationsmodell
- Handlungserkennen durch Spiegelneurone
- Vokale Gesten und Spiegelneurone
- Spiegelneurone und das Erkennen
- Habitus als generative Grammatik der Handlungen
- Habitus – Erkenntnisinstrument zwischen Subjekt und Objekt
- Körper als Erkenntnisinstrument im Habitusmodell
- Spiegelneurone und Habitus
- Verkörperte Kognition
- Inszenierung einer nicht vorhandenen Welt
- Farbe als Wahrnehmungsproblem
- Farbe als Problem der Kognition
- Verkörpertes Handeln als Basis der Kognition
- Körperlichkeit der Wahrnehmung und Kognition
- Inszenierung einer nicht vorhandenen Welt
- Spiegelneurone, Habitus und verkörpertes Handeln
- Autopoietische Systeme, Neuronale Resonanz und Habitus
- Literatur
- Bemerkung zur neuen Rechtschreibung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit der Verbindung von neurowissenschaftlichen und soziologischen Kommunikationsmodellen. Sie untersucht das neurowissenschaftliche Modell der Neuronalen Resonanz im Kontext des Habitusmodells Bourdieus. Ziel ist es, die Interaktion von Spiegelneuronen und dem Habitus zu beleuchten und ein gemeinsames Kommunikationsmodell zu entwickeln, das beide Ansätze integriert.
- Definition von Kommunikation aus unterschiedlichen Perspektiven
- Analyse des Begriffs Resonanz in naturwissenschaftlichen und systemischen Kontexten
- Exploration der Rolle von Spiegelneuronen im Kommunikationsmodell der Neuronalen Resonanz
- Analyse des Habitusmodells Bourdieus und die Bedeutung des Körpers als Erkenntnisinstrument
- Verbindung der Modelle der Neuronalen Resonanz, des Habitus und der Verkörperten Kognition zu einem umfassenden Kommunikationsmodell
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Definition von Kommunikation, die sowohl etymologische als auch kommunikationstechnische Aspekte berücksichtigt. Anschließend wird der Begriff Resonanz in naturwissenschaftlichen und systemischen Kontexten beleuchtet. Die Kapitel 3 und 4 untersuchen Spiegelneurone als neurowissenschaftliches Kommunikationsmodell und den Habitus als soziologisches Modell. Kapitel 5 beleuchtet die Verkörperte Kognition als Verbindung von Wahrnehmung und Kognition. Die Arbeit gipfelt in der Diskussion über die Zusammenhänge von Spiegelneuronen, Habitus und der Verkörperten Kognition und entwickelt ein gemeinsames Kommunikationsmodell, das diese drei Ansätze integriert.
Schlüsselwörter
Kommunikation, Neuronale Resonanz, Spiegelneurone, Habitus, Verkörperte Kognition, Soziologie, Neurowissenschaft, Kommunikationstheorie, Kulturwissenschaft, Modell, System, Körper, Wahrnehmung, Handeln.
- Arbeit zitieren
- BA Michael Kempmann (Autor:in), 2006, Neuronale Resonanz und Habitus: Probleme des Verhältnisses zwischen neuro- und kultur-wissenschaftlichen Kommunikationsmodellen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/60921