Die wandernde Grenze Nordamerikas: Vom Exceptionalism zum Selbstverständnis - Die amerikanische Ausnahme der demokratischen Regel


Seminararbeit, 2004

17 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

0) Einleitung

1) Politische Expansion
1.1. Außenpolitik
1.2. Monroe–Doktrin
1.3. Innenpolitik am Beispiel Andrew Jackson
1.4. Indianerpolitik

2) Die andere Seite der Expansion am Beispiel der Indianer
2.1. Wirtschaftliche Grenze
2.2. Technischer Fortschritt
2.3. Bevor der weiße Mann kam
2.4. Christus vs. Wasserschildkröte
2.5. Der Widerstand der Indianer endet

3) Von der frontier zum Selbstverständnis
3.1. Manifest Destiny und die Wurzeln des exceptionalism
3.2. Die Turner These und ihre Erben
3.3. Neue Immigration in die Neue Welt

4) Amerikas exceptionalism setzt neue Grenzen - Konklusion

0) Einleitung

Die Vereinigten Staaten von Amerika wachsen stetig. Dieses Wachstum bringt eine wandernde Grenze mit sich. Um die heutigen USA in ihrem Handeln und Sein besser zu verstehen, müssen wir einen Blick auf die wandernde Grenze Nordamerikas mit seinen Auswirkungen – die bis heute präsent sind – werfen. Ich werde im folgenden Text versuchen die wandernde Grenze Nordamerikas aus verschiedenen Positionen zu betrachten, um die nationale und welthistorische Bedeutung zu verdeutlichen. Dabei gehe ich im Speziellen auf die Innen– und Außenpolitik, die Wirtschaft sowie den technologischen Fortschritt der USA seit dem Beginn des 19. Jahrhunderts ein. Das Verhältnis von Siedlern und Indianern ist als ethnologischer Teilaspekt nicht außer Acht zu lassen. Die Konklusion bietet schließlich Raum für die Synthese der genannten Untersuchungsfelder, deren Beitrag zum amerikanischen Selbstverständnis und exceptionalism ich somit belegen möchte.

1) Politische Expansion

1.1. Außenpolitik

Die US-Außenpolitik im ersten Drittel des 19. Jahrhunderts legte mit seinen Verträgen und Doktrinen den Grundstein für die Expansion der noch jungen Republik. Der Außenpolitik wurde damals schon eine große Bedeutung beigemessen, da diese seit der Unabhängigkeit von Großbritannien das wichtigste Mittel war, um sich selbst und den Rest der Welt zu definieren. Außenpolitik als solches bezog sich jedoch – im Gegensatz zu heute – nur auf den nordamerikanischen Kontinent, sowie im Fall der Monroe-Doktrin auch auf Südamerika. Die verschiedenen Verträge mit damaligen Anrainerstaaten wie Großbritannien oder Spanien sind auch Bestandteil der „Ära der guten Gefühle“ (1816 – 1824). Jedoch schon 1803 handelte James Monroe als damaliger Gesandter des Präsidenten Jefferson den so genannten Louisiana Purchase mit Napoleon aus. Durch den Kauf des Territoriums zwischen dem Mississippi und den Rocky Mountains für die Summe von 15 Millionen Dollar, waren nun die Wege für Siedler und Händler in Richtung Westen offen.[1] Der Vertrag von Gent (1814) zwischen Großbritannien und den Vereinigten Staaten von Amerika sicherte den Frieden und somit die Grenze in Richtung Norden für die USA ab und Großbritannien konnte sich voll und ganz dem Unruheherd Europa widmen. Monroe, inzwischen US-Präsident, sicherte durch den Rush-Bagot-Vertrag (1817) und der Britisch-Amerikanischen Konvention von 1818 die Nordgrenze der USA und widmete sich – zusammen mit John Quincy Adams – der Expansion nach Süden und Westen. Florida, damals noch in spanischem Besitz, wurde durch den Adams-Onis Vertrag den USA angegliedert. Im gleichen Vertrag wurde den USA der erste Zugang zum Pazifischen Ozean besiegelt.

1.2. Monroe-Doktrin

Das bedeutendste Dokument US-Amerikanischer Außenpolitik seiner Zeit und darüber hinaus sollte die Monroe-Doktrin (1823) werden. Weitestgehend von Adams verfasst, ist dieses Dokument in erster Linie als Reaktion auf die spanische Kolonialpolitik zu sehen. Jedoch ist die Monroe-Doktrin auch ein Paradebeispiel für das politische Selbstverständnis, mit dem sich die USA in eine Vormachtsstellung bringen, deren Effekte bis heute in der US-Südamerikapolitik gesehen werden können. Dieses Selbstverständnis baut auf Adams Auffassung auf, dass Gott und Natur die USA dazu bestimmt hätten, sich über den ganzen Kontinent zu erstrecken.[2]

Adams griff den Gedanken des Britischen Außenministers auf, der zu einer US-Britischen Allianz aufrief, jegliche Anektion revoltierender spanischer Kolonien in Südamerika durch Dritte (Nationen) zu unterbinden. Jedoch wollte Adams sich und den USA die Tür der Expansion nach Süden hin offen halten, ohne einen Allianzpartner, der im Zweifelsfall auch hätte sich dieses Interventionsvorrecht zu Nutze machen können. Mit der Monroe-Doktrin wurde auf der einen Seite Europa garantiert, dass die USA nicht an einem Krieg teilnehmen würde, bei dem nicht US-Interessen involviert wären. Allerdings würde auf der anderen Seite jeglicher zukünftige Versuch einer Europäischen Nation Kolonien in den Amerikas aufzubauen, von den USA als „unfreundlicher Akt“ gesehen. Der offiziell unilaterale Charakter der Doktrin muss jedoch unter dem Aspekt der Furcht vor der Britischen Über(-See)macht gesehen werden, die jegliche europäische Intervention in Südamerika unterband. Seit 1823 haben die USA in der Hälfte der Staaten Süd- und Mittelamerikas militärisch interveniert – ein Vorgehen, was von der Monroe-Doktrin gestützt wurde und wird. Es gibt kein Europäisches Land, das dieser globalen Vormachtsstellung auch nur nahe kommt.

1.3. Innenpolitik am Beispiel Andrew Jackson

Für die Innenpolitik – wozu unter anderem auch die Politik gegenüber den Indianern gehört – war die wandernde Grenze gleichermaßen bedeutsam. Das 19. Jahrhundert war geprägt von einem Zyklus in dem Kulturen aufeinander prallten. Der weiße, angelsächsische Protestant,[3] in seiner Rolle als Siedler sah sich an der frontier (Grenze der Zivilisation) der rauen Natur und dem wilden, unzähmbaren Indianer gegenüber. Zwischen dem Mythos vom stolzen Wilden und den alltäglichen, realen und oft auch konfliktvollen Aufeinandertreffen von Siedlern und Indianern herrscht eine Diskrepanz, die Vorurteilen auf beiden Seiten Raum gab. Indianerstämme wie die Cherokee, oder Creek sind aufgrund ihrer Vertreibung ein gutes Beispiel für Indianerpolitik in den USA. Obwohl sich die Cherokee am meisten von allen Indianerstämmen auf die Siedler eingelassen haben – durch Mischehen, Missionierung und ökonomische Integration – litten sie nicht weniger als alle anderen Stämme unter der staatlichen Gewalt.

Andrew Jackson – siebter Präsident der Vereinigten Staaten, aber auch selbst Siedler an der Grenze zur Wildnis – vereinigt in sich den Konflikt zwischen „Rothäuten“ und weißen Siedlern, aber auch die kriegerische Auseinandersetzung zwischen dem Staat und den Indianerstämmen. Auch als ein Mann des Volkes gesehen, hatte Jackson für seine zwei Amtszeiten das Volk hinter sich. Jackson nahm sich im Namen der USA 100 Millionen Morgen Indianerland und gab im Gegenzug 32 Millionen an die Indianer.[4] Das manche Indianerstämme nicht freiwillig gingen, war für Jacksons Politik der „harten Hand“ kein Problem. Er, der er selbst schon als General die Invasion in 1818 Florida leitete, führte Kriege gegen die Creek und Seminole. Auf politischer Ebene führte er diesen Krieg mit dem Indian Removal Act von 1830 fort, der die Indianer aus ihrer östlichen Heimatregion Richtung Westen gen Mississippi vertrieb, um dem Land– und Goldhunger der Siedler zu stillen. Obwohl die Cherokee vor dem Bundesgerichtshof dagegen klagten und Recht bekamen, setzte sich Jackson über die Entscheidung des Präsidenten des Bundesgerichtshofs, Marshall, hinweg.[5] Der Weg, den die Indianer bei ihrem drei Jahre dauernden „Umzug“ zurücklegten, kostete 4000 Indianern aufgrund der harten Lebensverhältnisse das Leben und wird deshalb auch treffenderweise Trail of Tears genannt. Jacksons Vorgehen – im Namen von Expansion, Zivilisierung und Demokratie – gegen die Indianer zeigt abermals, mit welchem Selbstverständnis sich eine US-Amerikanische Regierung über die sogar selbst gesetzten demokratischen Grenzen hinwegsetzt.

1.4. Indianerpolitik

Jedoch haben sich die Indianer nicht immer der Reservationspolitik gebeugt. Das Beispiel Custer’s last stand und seine Folgen zeigen das Kräfteverhältnis zwischen US-Armee und Indianerkriegern. 1876 handelte Oberst Custer im Staatsauftrag, als er versuchte am Fluss Little Big Horn ein Camp der Sioux anzugreifen. Seine Taktik schlug fehl und führte zu einer vernichtenden Niederlage seiner Truppe. Der Tod Custers und seiner Soldaten war Anlass genug für die Regierung den Widerstand der Indianer ein für alle mal zu brechen, was auch in vielen Teilen der Gesellschaft Anklang fand.[6] In folgenden Angriffen der US-Armee auf Indianer-Camps wurde umgesetzt, was im Sinne der Freiheit begonnen wurde.

[...]


[1] Boyer, Paul S., et al. The Enduring Vision: A History of the American People. Ed. Pat Coryell. 4th ed. Boston: Houghton Mifflin Company, 2002. 156.

[2] Ibid. 168.

[3] White Anglo-Saxon Protestant (WASP)

[4] Boyer, Paul S., et al. The Enduring Vision: A History of the American People. Ed. Pat Coryell. 4th ed. Boston: Houghton Mifflin Company, 2002. 174.

[5] Boyer, Paul S., et al. The Enduring Vision: A History of the American People. Ed. Pat Coryell. 4th ed. Boston: Houghton Mifflin Company, 2002. 174.

[6] Ibid. 337. “It is inconsistent with our civilization and with common sense,” trumpeted the New York Herald, “to allow the Indian to roam over a country as fine as that around the Black Hills, preventing its development in order that he may shoot game and scalp his neighbors…. This region must be taken from the Indian.”

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Details

Titel
Die wandernde Grenze Nordamerikas: Vom Exceptionalism zum Selbstverständnis - Die amerikanische Ausnahme der demokratischen Regel
Hochschule
Freie Universität Berlin  (Latein-Amerika-Institut - Institut für Ethnologie)
Veranstaltung
Die Wandernde Grenze Nordamerikas
Note
1,0
Autor
Jahr
2004
Seiten
17
Katalognummer
V60923
ISBN (eBook)
9783638544870
ISBN (Buch)
9783638766708
Dateigröße
464 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Grenze, Nordamerikas, Exceptionalism, Selbstverständnis, Ausnahme, Regel, Wandernde, Grenze, Nordamerikas
Arbeit zitieren
Paul Vierkant (Autor:in), 2004, Die wandernde Grenze Nordamerikas: Vom Exceptionalism zum Selbstverständnis - Die amerikanische Ausnahme der demokratischen Regel, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/60923

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