Die New York Times formuliert: „all the news that fit to print“. Sie berichte also über alle Ereignisse, die es wert sind, gedruckt zu werden. Es stellt sich daher die Frage, was ein Ereignis zur Nachricht macht und wann sie es wert ist, in der Zeitung abgedruckt zu werden. In Deutschland liefert der dpa-Basisdienst täglich zwischen 300 und 500 Meldungen an die Redaktionen. Die Agentur Reuters schickt täglich etwa 450, die Associated Press etwa 250 Meldungen in die deutschen Redaktionen. Ergänzt wird dieses Angebot noch von Agence France Press mit durchschnittlich 220 bis 300 Meldungen am Tag, den Meldungen von ddp und kleineren Agenturen, sowie den Themendiensten für Sport, Religion und Wirtschaft. Diese Fülle von Meldungen ist bereits durch die Agenturen vorsortiert, es handelt sich also um eine Auswahl, nicht aber um das Abbild des Weltgeschehens. Anschließend wird das Material von den Tageszeitungs- und Rundfunkredakteuren erneut reduziert, wobei sich auch hier die Frage stellt, nach welchen Kriterien dies geschieht.
Bei der Informationsflut unserer Gesellschaft befinden sich Journalisten stets in der Zange zwischen ihrem öffentlichen Auftrag und den Zwängen ihres Metiers. Sie sollen also zum einen „[…] möglichst sachlich, umfassend und vollständig zu berichten […]“ [3. S.6f], zum anderen ist es aber auch ihre Aufgabe, aufgrund begrenzter Publikumsaufmerksamkeit und Sendekapazität die Nachrichtenvielfalt zu reduzieren.
Eine Erklärung, wann Journalisten ein Ereignis für berichtenswert halten, liefert die Nachrichtenwert – Theorie. Sie führt die Entscheidung zur Veröffentlichung auf bestimmte Eigenschaften des Ereignisses zurück. Quasi objektive, den Ereignissen inhärente Eigenschaften und nicht die subjektive Auswahl des Journalisten bestimmen demnach, was in der Zeitung steht und was nicht. Prominenz, Elite und Negativität sind dabei nur drei der benannten Eigenschaften, die ein Ereignis für den Journalisten interessant machen.
Im Folgenden soll anhand der Forschungsarbeit von Winfried Schulz zur „Konstruktion von Realität in den Nachrichtenmedien“, sowie dem zugrunde liegenden theoretischen und empirischen Arbeiten die Nachrichtenwert-Theorie näher erläutert werden, nicht aber ohne auch kritisch über den Stellenwert der Theoriekonstrukte zu reflektieren.
Inhaltsverzeichnis
- Forschungstradition
- Zentrale Annahmen innerhalb der Forschungstradition
- Der Forschungsarbeit zugrunde liegende theoretische bzw. empirische Arbeiten
- Walter Lippmann
- Charles Merz
- Einar Östgaard
- Galtung/Ruge
- Øystein Sande
- Karl-Eric Rosengren
- Die Forschungsarbeit
- Zugrundeliegender Forschungsansatz
- Zentrale Definitionen
- Abhängige und unabhängige Variable
- Mit welchen Forschungsmethoden im Rahmen des Forschungsansatzes üblicherweise gearbeitet wird
- Studie
- Forschungsleitende Fragestellung
- Zentrale Hypothesen
- Untersuchungsmethode
- Operationalisierung der zentralen theoretischen Konstrukte
- Zentrale Ergebnisse der Studie
- Fazit
- Kritische Reflektion
- Stellenwert der Forschungsarbeit in der Forschungstradition
- Weiterführung des theoretischen Ansatzes
- Joachim Friedrich Staab
- Christiane Eilders
- Literatur
- Abbildungsverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit befasst sich mit der Nachrichtenwert-Theorie und untersucht, wie sie die Selektion von Nachrichteninhalten durch Journalisten erklärt. Die Arbeit beleuchtet die theoretischen Grundlagen der Nachrichtenwert-Theorie und analysiert ihre Anwendung in einer empirischen Forschungsstudie.
- Entwicklung und Relevanz der Nachrichtenwert-Theorie
- Zentrale Annahmen und Konzepte der Theorie
- Analyse einer empirischen Forschungsstudie zum Thema Nachrichtenselektion
- Kritische Reflexion der Nachrichtenwert-Theorie
- Zusammenhänge zwischen Nachrichtenselektion und Medienrealität
Zusammenfassung der Kapitel
Der erste Teil der Hausarbeit beschäftigt sich mit der Forschungstradition der Nachrichtenwert-Theorie und stellt die zentralen Annahmen und Konzepte der Theorie vor. Dabei werden die Beiträge von wichtigen Forschern wie Walter Lippmann, Charles Merz, Einar Östgaard, Galtung/Ruge, Øystein Sande und Karl-Eric Rosengren beleuchtet.
Im zweiten Teil wird die Forschungsarbeit von Winfried Schulz zur „Konstruktion von Realität in den Nachrichtenmedien“ genauer betrachtet. Die Arbeit untersucht den Einfluss der Nachrichtenwert-Theorie auf die Auswahl von Nachrichteninhalten und analysiert die Ergebnisse einer empirischen Studie.
Der dritte Teil der Arbeit bietet eine kritische Reflexion der Nachrichtenwert-Theorie und beleuchtet ihre Bedeutung innerhalb der Forschungstradition. Zudem werden aktuelle Weiterentwicklungen des theoretischen Ansatzes durch Forscher wie Joachim Friedrich Staab und Christiane Eilders diskutiert.
Schlüsselwörter
Nachrichtenwert-Theorie, Nachrichtenselektion, Journalismus, Medienrealität, Gatekeeper-Forschung, Empirische Kommunikationsforschung, Medieninhalte, Wahrnehmungspsychologie, Konstruktion von Realität.
- Quote paper
- Stefan Zeidler (Author), Sylvana Specht (Author), 2005, Nachrichtenauswahl und Medienrealität, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/60930